Hasserfüllte Liebe
"Hasserfüllte Liebe"
Am Morgen des 21.05.05 stand Alexandra Rietz vor der Tür des K11. Von einem gewissen Staatsanwalt Sewarion Kirkitadse hat sie erfahren, dass ihre neuen Kollegen Michael Naseband und Branco Vukovic heißen und dass sie die „Nachfolgerin“ von Jenny Müller ist. Alex war nicht gerade bester Laune, da sie ihren geliebten Arbeitsplatz im K9 verlassen musste und nun hierher versetzt wurde. Sie atmete noch mal tief ein und klopfte an. Dann trat sie in den Raum, schaute in drei Gesichter und sagte höflich: „Guten Tag, ich bin Alexandra Rietz.“ „Hallo, ich bin Sewarion Kirkitadse. Das hier ist Michael Naseband und das Branco Vukovic.“ Der Staatsanwalt ging lächelnd auf Alex zu und schüttelte ihr kräftig die Hand. Dann sagte er noch: „Tut mir leid,
ich muss noch zum Gericht. Ihre neuen Kollegen erklären ihnen alles Weitere. Auf Wiedersehen!“ Auf diese Erklärungen hätte Alex scheißen können! Warum konnte sie nicht zurück zum K9 Micha stand auf und schüttelte Alex ebenfalls die Hand: „Hallo! Also das dort ist dein Schreibtisch.“ „Danke für diese umfassende Erklärung, Herr Naseband!“, sagte Alex mürrisch als sie zu ihrem Schreibtisch ging. Erstaunt über die Laune seiner neuen Kollegin machte Branco Alex Platz und setzte sich auf die Couch. Micha setzte sich auf seinen Stuhl und wendete sich an Alex: „Wir duzen uns immer. Wenn du nichts dagegen hast, nennen wir dich Alex.“ Genervt antwortete Alex: „Von mir aus! Tut was ihr nicht lassen könnt! Was gibsts für mich zu tun, außer mich zu langweilen?“ „Endschuldigung wenn wir dich langweilen. Außerdem: Wenn du schlechte Laune hast, dann lass das nicht an uns aus. Wir, jedenfalls ich, versuche vernünftig mit dir zu reden, aber wenn das zu viel verlangt ist, dann lass ich dich in Zukunft in Ruhe! So, da drüben liegt ein Ordner, den du überarbeiten kannst, falls du dir nicht dafür zu schade bist!“ Geschockt über diese klare Ansage konnte Alex nicht mehr kontern und nahm sich den Ordner. >Was bildet der sich eigentlich ein, mich so anzuschnauzen?<, fragte sich Alex. Sie konnte doch nun wirklich nichts dafür, dass sie unbedingt hierher versetzt wurde. Sie wollte auch nicht hierhin. Micha war ihr von Anfang an unsymphatisch. Und Branco sagte eh nie ein Wort. Auf solche blöden Kollegen hätte sie echt verzichten können.
Wenn Micha und Branco sich über einen Tatort unterhielten, hielte Alex sich raus. Sie machte den Papierkram, so musste sie nicht mit Micha reden. Jeden Tag kam sie pünktlich und machte auch pünktlich Schluss. An einem Tag war Branco überraschend krank geworden und musste zu Hause bleiben. Als Micha an diesem Tag ins Büro kam, war Alex wie immer schon da. Dass sie ihn nicht begrüßte, daran war er schon gewohnt. Micha setzte sich an seinen Schreibtisch und sagte zu Alex: „Branco wird
heute nicht kommen. Er ist krank geworden. Wahrscheinlich Angina.“ Alex antwortete ihm nicht. „AAALEEX, ich rede mit dir! Warum kannst du nicht mal ein Wort sagen? Ich kann auch nichts dafür, dass du versetzt wurdest!“ Alex blickte nicht hoch. „Es hat wirklich keinen Sinn mit dir zu reden. Du bist so verschlossen. Warum ist Jenny nicht mehr da?“ Dies sagte er, um Alex ein Bisschen zu necken. Alex antwortete: „Es tut mir Leid, dass ich unbedingt hierher versetzt worden bin! Ich würde mich auch freuen, wenn diese Jenny wieder hierher zurück kommt und ich wieder zum K9 kann! Wohin und warum ist sie eigentlich versetzt worden?“ Traurig aber erstaunt darüber, dass Alex mit ihm gesprochen hatte, sagte er: „Jenny ist nirgendwo hin versetzt worden und sie wird auch nie wieder zurück kommen.“ „Warum?“ „Jenny ist erschossen worden. Wahrscheinlich von Melli.“ „Wer ist Melli?“ „Melli ist meine Ex. Als ich mit Jenny zusammenkam, hat sie mir und meiner gesamten Familie Rache geschworen.“ Michas Augen füllten sich mit Tränen und eine rollte ihm übers Gesicht. Alex sah das zwar, sagte aber nur „Aha!“ und arbeitete weiter. Micha bemerkte, dass Alex dies gesehen hatte und dachte: >Es hat wahrscheinlich doch keinen Sinn mit ihr zu reden. Warum ist sie nur so kaltherzig?< Alex bereute es sofort, sich mit Micha unterhalten zu haben. Sie konnte ihn immer noch nicht leiden. Wäre Branco da gewesen, hätte sie ihn gefragt. Sie tauchte wieder völlig in ihre Gedanken und Erinnerungen an ihre alte Arbeit ein, sodass sie nicht bemerkte, wie die Tür aufging und Branco hereinkam. Erst als dieser laut hustete, blickte sie auf: „Hey Branco, was machst du denn hier? Ich denke, du bist krank?“ „Bin ich auch! Grippe. Ich hab´s zu Hause nicht mehr ausgehalten.“ Micha sagte: „Grippe? Wie lange biste denn krank geschrieben?“ „Na ja, zwei Wochen müsst ihr wohl ohne mich auskommen.“ Alex murmelte leise: „Na danke, viel Spaß mit Micha, Alex“. Micha hatte es trotzdem gehört und hätte schon wieder losheulen können. „Du willst doch
aber nicht arbeiten, Branco?“, fragte Micha. „Nein, natürlich nicht! Ich wollt bloß mal vorbeischauen, weil es auf die Dauer keinen Spaß macht die Decke anzustarren.“ „Sag nicht, dass du im Bett bleiben solltest!“ Branco schaute auf den Boden: „Eigentlich schon.“ „Branco! Du fährst jetzt sofort nach Hause und legst dich dort ins Bett!“, bestimmte Micha. Da schaltete sich Alex ein: „Micha, musst du ihn so anschnauzen? Ihm war doch nur langweilig!“ Micha hätte Alex am liebsten angeschrieen, aber er hielt sich zurück. Branco, der immer noch den Boden anstarrte, sagte: „Da gibt es nur ein Problem, Micha. Mein Bruder hat mich hierher gebracht und holt mich erst ca. in zwei Stunden ab.“ „Ist doch kein Problem! Alex fährt dich nach Hause und wenn sie will, leistet sie dir noch ein Bisschen Gesellschaft. Stell dir vor! Sie hat heute mal sechs Sätze mit mir gesprochen!“ Alex explodierte innerlich. Warum musste Micha seine Klappe immer so weit aufreisen? Damit sie aber aus diesem Büro rauskommt, sagte sie zu und fuhr Branco nach
Hause. Dort blieb sie noch eine halbe Stunde und fuhr dann wieder zum K11. Micha war nicht da. Sie setzte sich und fand einen Zettel: >Bin Obduktionsbericht holen. Bringe Pizza mit. LG Michael< Alex wunderte sich, seit wann Micha Obduktionsberichte holte. Dann fiel ihr ein das Branco ja krank war. Sie schaltete ihren Computer an und stürzte sich in ihre Arbeit.
Als Mich mit Pizza wieder kam, machte sie Pause. Sie öffnete die Schachtel und verzog das Gesicht: „Igitt! Tomaten! Die hasse ich.“, sagte Alex leise. Micha hörte dies und jetzt sprudelte die Wut aus ihm heraus: „ENDSCHULDIGUNG! ICH WUSSTE NICHT, DASS DU KEINE TOMATEN ISST. DA WILL MAN DIR MAL ´NE FREUDE MACHEN UND DU? INZUKUNFT HOLST DU DIR DEIN ESSEN SELBST!!!“ Er schmiss seine Pizzaschachtel auf den Boden und ging wütend aus dem Büro. Als er gerade in sein Auto steigen wollte, drückte ihm jemand ein Tuch ins Gesicht und er wurde bewusstlos. Alex saß immer noch da und starrte Löcher in die Luft. Was war das denn grade? Sie hatte doch
nur gesagt, dass sie keine Tomaten isst. >Der wird sich schon wieder erholen.<, dachte sie. Im Büro herrschte Totenstille. Da nichts mehr zu tun war, schnappte sie ihre Jacke und wollte ebenfalls gehen. Sie nahm die zwei Pizzaschachteln mit. Sie wollte noch zu ihrer Freundin. Die Pizzen könnten sie ja noch mal warm machen. Also schickte Alex ihrer Freundin eine SMS, dass sie jetzt gleich kommt. Als Alex dass Büro verlies, wurde sie niedergeschlagen und in den selben Lieferwagen, in dem sich auch Micha befand, geschleppt. Als Micha aufwachte, lag er in einem dunklen Raum. Zum Glück war er nicht gefesselt und so konnte er sein Feuerzeug aus der Hosetasche holen. Als er es anmachte, lag Alex neben ihm. Sie hatte eine Platzwunde am Kopf und war immer noch bewusstlos. Er rüttelte sie und sie schlug die Augen langsam auf: „Ooooh mein Kopf! Was ist passiert? Wo bin ich?“ „Ich weiß nicht wo wir sind. Als ich zu meinem Auto ging, drückte man mir ein Tuch ins Gesicht und ich bin bewusstlos geworden. Du wurdest wahrscheinlich niedergeschlagen. Alex
rappelte sich auf und hielt sich den Kopf. Als sie die Hand wieder wegnahm, war diese voller Blut. Sie erschrak. In diesem Moment ging das Feuerzeug aus. Micha versuchte es wieder anzumachen. Vergeblich! „Scheiß Feuerzeug! Warum jetzt?“, schimpfte er. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein kräftiger Mann kam herein. Er schleppte Alex nach draußen und Micha hörte nur noch laute Schreie. Von Alex. Er zitterte am ganzen Körper. Was machte dieser Kerl mit Alex? Nach ca. 20 Minuten wurde Alex wieder reingestoßen und landete unsanft auf dem harten Boden. Sie setzte sich in eine Ecke und schluchzte. Anhand des Schluchzens konnte Micha peilen, wo sich Alex befand. Er ging hin und nahm sie in den Arm. Alex lies sich alles gefallen. Mit ruhiger Stimme fragte er: „Was haben sie mit dir gemacht?“ Alex fing laut an zu weinen. Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, sagte leise: „Sie haben mich mehrmals vergewaltigt. Jeder von ihnen!“ „Wie viele waren es?“ „Fünf. Ich glaub, einen kenn ich. Sie hatten zwar Masken auf, aber ich
denke, es ist mein Ex. Ich hab ihn an seiner Gangart erkannt. Außerdem war noch eine Frau dabei.“ „Hatte sie blonde Haare und war sie klein?“ „Ja. Hast du einen Verdacht?“ „Das kann Melli sein.“ Alex vergaß völlig, dass sie Micha nicht leiden konnte. Sie rückte immer näher an ihn heran. Diese Nähe brauchte sie jetzt. Micha flüsterte ihr ins Ohr: „Alex, wenn wir hier rauskommen, bring ich die für immer in den Knast, für das was sie dir angetan haben. Das versprech ich dir! Alex, ich glaub, ich hab mich in dich verliebt.“ Alex schaute in sein Gesicht. Auch wenn Micha das in dieser Dunkelheit nicht sah, wusste er, dass sie ihn anschaute. Da wurde die Tür ein weiteres Mal aufgerissen und Micha rausgeschleppt. Diesmal war es Alex, die laute Schreie hörte. Sie dachte nach. Was hatte Micha da grad gesagt? Er liebte sie?! Jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie Micha nie leiden konnte. Nie! Und das wird sich auch nicht ändern! Doch was sollte sie ihm sagen?
Zur selben Zeit bei Alex Freundin:
Wo blieb Alex nur. Sie wollte doch schon vor
zwei Stunden da sein. Langsam machte sich Rike (Alex Freundin) Sorgen. Sie rief erst im Kommissariat an, dann bei Alex zu Hause und schließlich auf Alex´ Handy.
Micha befand sich schon wieder in seinem „Gefängnis“, als ein Handy klingelte. Es war Alex´. Schnell reagierte Alex und nahm ab. Leise sagte sie: „Hi Rike. Micha und ich sind entführt worden. Bis jetzt geht es uns noch einigermaßen gut. Geh morgen ins K11. Dort ist der Staatsanwalt. Er soll mein Handy orten lassen. Verstanden?“ „Verstanden. Tschau und haltet durch!“, sagte Rike und legte auf. Alex überlegte, warum sie nicht schon längst irgendwo angerufen hatte. Micha hatte denselben Gedanken. „Alex, warum hast du da nicht schon längst dran gedacht?“, fragte Micha stöhnend. „Weiß ich nicht. Was ist mit dir los?“ „Sie haben mich windelweich geprügelt. Mir tut alles weh.“ „Wegen vorhin noch mal. Es tut mir leid. Ich kann deine Gefühle nicht erwidern. Sorry!“ „Dafür kannst du ja nichts!“
Diese Nacht passierte nichts mehr. Am nächsten Morgen waren die Frau, von der Micha dachte, sie wäre Melli, und der Mann, den Alex als ihren Ex erkannt hatte, nicht im Haus. Sie waren einkaufen. Micha wurde von einer Polizeisirene geweckt. Er rüttelte Alex wach und beide hofften, dass es die Kollegen waren. Tatsächlich wurde die Stille durch laute Schreie der Polizei unterbrochen und das SEK stürmte den Raum, in dem sich Alex und Micha befanden. Beide wurden sofort ins Krankenhaus gebracht. Alex´ Platzwunde musste mit 8 Stichen genäht worden und Michas Arm wurde vergipst, weil er gebrochen war. Als der Staatsanwalt die beiden besuchen kam, war die erste Frage, die die zwei stellten: „Haben sie alle fünf festgenommen?“ Der Staatsanwalt fragte verwundert: „Alle fünf? Wir haben nur drei festgenommen und die behaupten, nur sie waren an der Entführung beteiligt.“ In diesem Moment kam der Arzt ins Zimmer: „Gute Nahrichten Frau Rietz und Herr Naseband! Sie können noch heute das Krankenhaus verlassen. Allerdings müssten sie Frau Rietz in zwei Wochen zum Fäden ziehen und sie Herr Naseband in sechs Wochen, um den Gips zu öffnen, wiederkommen.“ Micha freute sich. Endlich nicht mehr im Bett liegen! Beide zogen sich um und verließen das Krankenhaus getrennt. Für Alex war klar, dass jetzt die Probleme erst recht anfangen. Sie wollte wieder nur eine Kollegin sein und keine Freundin oder Angebetete! Sie wollte nicht von Micha geliebt werden. Am liebsten würde sie mit ihm wieder so kalt umgehen, wie vor der Entführung.
Eineinhalb Monate später saßen alle wieder gesund im K11. Als Branco den Raum kurzzeitig verlassen hatte um Gummibärchen zu holen, fragte Micha Alex: „Hast du heute Zeit? Wir könnten ja mal ins Restaurant gehen.“ „Micha, es tut mir leid. Ich werde nie mit dir essen gehen! Ich möchte nicht deine Freundin sein oder von dir geliebt werden. Ich konnte dich nicht leiden und das kann ich auch jetzt nicht. Akzeptier das und lass mich bitte in Ruhe.“ Micha sagte nichts mehr. Er war einfach nur
traurig. Wenn sie ihn nicht leiden konnte, warum hat sie es dann zugelassen, dass er sie in den Arm nehmen durfte? Hat sie ihn nur ausgenutzt? Für diesen Moment? Da kam Branco wieder mit drei Tüten Gummibärchen rein und setzte sich auf die Couch. Als die Stille durch Klingeln des Telefons unterbrochen wurde, schreckte Micha hoch, als ob er ahnte, dass etwas Schlimmes passiert war. Alex ging ran: „Rietz, K11.“ „Hallo, hier ist Ellen Ritter. Ich hab zwei Laichen gefunden. Meine Nachbarn.“, sagte eine völlig verstörte Frau. Michas Kiefer klappte runter. Hysterisch und voller Angst rief er: „Ellen, wo bist du? In welchem Haus genau?“ „Micha? Bist du es?“ „Ja! Wo bist du?“ „Im Haus deiner Eltern.“ „All…lles k..kl…klar.“, stotterte Micha. Alex legte auf und schnappte sich ihre Jacke. Alle drei fuhren sie in die Straße, in der Michas Eltern wohnten. Als Micha auf Ellen traf, fragte er sie gleich: „Wo sind sie?“ Mit Tränen in den Augen sagte Ellen: „Im Wohnzimmer.“ Micha rannte ins Haus, Branco hinterher. Als Micha im Wohnzimmer
angekommen war, blieb er stocksteif stehen. Seine Eltern lagen nebeneinander auf dem Boden. Beide hatten einen Kopfdurchschuss und ihre Pulsadern waren aufgeschnitten. Als er auf die gegenüberliegende Wand blickte, war er noch geschockter. Mit Blut stand auf dieser Wand geschrieben: >Du bist zu spät, Micha! Viel zu spät! Sie sind tot!< Micha rastete vollkommen aus, schlug um sich, trat in alle Richtungen und schrie. Dann fiel er in sich zusammen und weinte nur noch. Branco hockte sich neben ihn und versuchte ihn zu trösten, was jedoch nichts nützte. Alex vernahm in der Zeit Ellen Ritter, die Nachbarin von Michas Eltern. Ellen wollte zum Kaffeetrinken vorbeikommen. Sie hatte einen Zweitschlüssel zum Haus. Als sie die beiden Laichen gesehen hatte, hatte sie sofort im K11 angerufen. Alex schrieb alles auf. Sie lies die ganze Sache kalt.
Fortsetzung folgt!
-LG, Julia-
2.Teil Neue Forsetzung vom 22.4
Als der Staatsanwalt von dieser Sache erfuhr, gab er Micha sofort zwei Wochen Sonderurlaub. Alex sollte dies Micha ausrichten. Genervt über den Extraweg am
Abend fuhr sie zu Micha und klingelte. Als er Alex aufmachte, war sie geschockt: Micha hatte verquollene Augen und viele Schrammen im Gesicht. Er trug einen schwarzen Pullover. Am linken Arm war ein dunkler Fleck. Als Alex genauer hinsah wusste sie, dass es Blut war: „Micha,“, rief sie entsetzt, „was machst du? Warum willst du dich umbringen?“ Micha fragte: „Hä? Warum umbringen?“ Er bat Alex erstmal herein. Sie hätte nie gedacht, dass sie je einen Fuß über diese Schwelle setzen würde. Im Wohnzimmer staunte sie: eine graue Couch, schwarze Schränke, hellgraue gestrichene Wände, rote Vorhänge, Parkettfußboden und alles farblich aufeinander abgestimmt. Sie setzte sich hin, deutete auf Michas linken Unterarm und sagte: „Deswegen.“ Micha striff den Pullover hoch und zeigte ihr eine Schnittwunde an der Hand: „Hab mich vorhin beim Brotschneiden verletzt“ Aber deswegen bist du nicht hier.“ „Stimmt! Ich sollte dir vom Staatsanwalt ausrichten, dass du zwei Wochen Sonderurlaub bekommst.“ „Da hätte er auch
selber anrufen können!“ Alex wurde innerlich traurig. Micha freute sich nicht mal über ihren Besuch. Sofort verscheuchte sie diese Gedanken wieder. Sie wollte nichts von Micha! Sie liebte ihn nicht und hatte ihn damals bei der Entführung und gestern im Büro abgewiesen und damit basta. Damit sie nicht wieder in Versuchung gerät, ihren Gedanken nachzuhängen, verabschiedete sie sich und fuhr nach Hause. Im Auto hörte sie Jump. Es lief ein Lied von Oomph!: >Wenn du weinst<. Irgendwie kannte sie das Lied. Beim zweiten mal (Refrain) sang sie mit: „Wie viele Tränen hast du? Warum bist du so schön wenn du weinst? Wie viele Seelen hast du? Warum will ich dich nur wenn du weinst?“ Das Lied passte voll zu Alex. Wenn Micha traurig ist und nicht weiter weis, dann mag sie ihn. Sie beschloss, sich die CD am nächsten Tag zu kaufen. So geschah es auch. Weil Alex auch noch Geld von ihrem Geburtstag übrig hatte, kaufte sie sich noch einen MP3-Player. Das Lied spielte sie drauf und hörte es den ganzen Tag auch während der Arbeit. Als
Branco mal hören wollte, gab sie ihn ihm. Branco versuchte krampfhaft ein anderes Lied „einzuschalten“, dies konnte aber nicht gehen, weil Alex nur dieses eine Lied drauf hatte. Genervt Fragte Branco: „Sag mal Alex, hast du auch noch andere Lieder drauf?“ „Nee warum? Is doch cool!“ Weil im Moment nichts zu tun war, hörte er mal ganz genau auf den Text. Alex konnte doch solche Musik nie leiden? Jetzt wurde ihm klar: Der Refrain! Micha hatte ihm doch von der Umarmung bei der Entführung und der Abfuhr im Büro neulich erzählt. Vielleicht konnte Alex Micha auch nur leiden, wenn er weint, was nicht sehr oft vorkam. Sie will ihn nur, wenn er weint. Deswegen hatte sie sich nicht aus der Umarmung befreit. Deswegen hat sie ihn bei der Entführung nicht angegiftet. Plötzlich fiel ein Schuss und Branco wurde aus den Gedanken gerissen. Er und Alex nahmen ihre Waffen und rannten auf den Flur. Da lag der Staatsanwalt mit einem glatten Durchschuss im Hals. Branco fühlte seinen Puls. Schnell lies er vom Staatsanwalt ab und ging zu
Alex. Leise sagte er: „Er ist tot.“ Alex konnte es nicht fassen. Da kamen auch schon die Kollegen um die Ecke. Branco stand stocksteif da. Beide wurden ins Büro gelotst und vernommen. Die ganze Zeit dachte Branco an Micha. Wie sollte er es ihm sagen? Micha würde sich schrecklich Vorwürfe machen. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und zwei Personen wurden reingeführt. Entsetzt rief Branco: „Melanie! Sag nicht, du hast das alles gemacht nur um dich an Micha zu rächen.“ „Schlaues Kerlchen, Branco. Micha hat´s nicht anders verdient.“ Alex stotterte nur: „Ich wusste es! Warum tust du uns das alles an Marc? Warum bringst du unschuldige Leute um nur weil ich dich verlassen hab?“ „Du miese Schlampe! Ich würde er so fragen: Warum hast du mich damals verpfiffen? Wär ich nich in Knast gekommen, wär das alles nich passiert. Zumindest hätte ich nicht mitgemacht.“ „Führt die beiden ab!“, bestimmte Alex.
Fortsetzung folgt!
-LG, Julia-
Fortsetzung vom 28.4
Teil 3
Nach einigen Minuten voller Stille fragte Branco: „Und was machen wir jetzt. Ich glaub ich kann jetzt nicht arbeiten.“
„Ich auch nicht.“, entgegnete Alex. „Wer überbringt Micha die Nachicht?“ „Ich nicht! Ich musste neulichs schon dahin. In diesem Jahrzehnt nicht noch mal!“, antwortete Alex pampig. „Alex! Der Staatsanwalt ist gerade von deinem Ex ermordet worden und du denkst darüber nach, nie wieder zu Micha zu fahren! Sag mal geht’s noch?!“ „Ich hab nicht gesagt, dass ich Nie wieder zu Micha fahre.“ „ALEX!!!“ „Is ja schon gut. Aber fahr du zu Micha.“ „Na gut.“, sagte Branco und ging aus dem Büro. Im Flur machte er einen großen Bogen um die Stelle, an der der Staatsanwalt gelegen hatte. Alles war ruhig. Alle waren geschockt über diesen Vorfall. Als Branco am Vernehmungszimmer vorbei kam, blieb er stehen und horchte. Ein paar Wortfetzen drangen durch die Tür: „…Spaß…hat es nicht anders verdient…zu Recht tot…Micha…könnt mich mal.“ Branco wär am liebsten ins Zimmer gestürmt und hätte Melanie den Hals umdrehen können aber er hielt sich zurück und ging zu seinem Auto um zu Micha zu fahren. Dort angekommen drückte er zaghaft die Klingel. Micha öffnete und lies Branco eintreten. Als beide im Wohnzimmer saßen find Branco mit zittriger Stimme an zu reden: „Micha, ich weiß nicht, wie ich’s dir sagen soll. Also heute saßen Alex und ich im Büro und redeten miteinander. Auf einmal fiel ein Schuss und wir rannten raus. Und…und…und.“ „Sag’s mir! Mich kann nicht mehr erschüttern.“ „Na gut. Der Staatsanwalt wurde umgebracht. Von deiner Ex.“ „Waaaas??? Der Staatsanwalt? Nein! Nein das kann nicht sein!“ „Doch leider! Aber Micha, mach dir jetzt bitte keine Vorwürfe. Du hättest es auch nicht ändern können! Melanie und Marc wurden gefasst und soviel ich gehört hab, haben sie gestanden. Sie können dir und uns jetzt nicht mehr schaden.“ „Und dafür mussten drei Menschen sterben, eine Frau mehrmals vergewaltigt und ich verprügelt werden? Und wie ich mir Vorwürfe mache Branco. Der Staatsanwalt war wie ein guter Freund für mich
und nun ist er tot! Ich hätte alles verhindern können. Wenn ich Melli damals nicht sitzen gelassen hätte, würden Jenny, meine Eltern und der Staatsanwalt noch leben. Ich hab sie auf dem Gewissen. Ich, und kein anderer!“ „Micha hör auf! Du hast damals das Richtige getan. Du liebtest Jenny und nicht Melanie. Dass sie über Laichen gehen würde, wusstest du nicht. Bitte! Du kannst nichts dafür!“ „Würdest du mich jetzt bitte alleine lassen?!“ „OK! Aber mach dir bitte keine Vorwürfe! Du kannst wirklich nichts dafür!“ „Jaja.“ „Achso: Falls du jemanden zum Reden brauchst, ich bin immer für dich da, um jede Uhrzeit.“ „Danke. Tschüss!“ „Tschau!“
-LG, Julia-
In dieser Nacht schlief Micha sehr schlecht. Er hatte mehrere Albträume. Gegen 2.00 Uhr gab er das Schlafen auf und dachte nach. Er dachte nach über alles, sein ganzes Leben. Es hatte doch alles keinen Sinn mehr. Der Tod von Jenny, seiner Eltern und der des Staatsanwalts und seine nie in Erfüllung gehenden Wünsche, mit Alex zusammen zu sein. >Wie viel Leid kann ein Mensch eigentlich ertragen?<, fragte er sich.Diese Nacht traf er einen Entschluss. Dieser Entschluss war zwar hart, aber nur so konnte Micha mit seinem vergangenen Leben abschließen.
Am nächsten Tag im K11:
Alex war schon da und wartete auf Branco. Trotz des Todes des Staatsanwalts trug sie ihre rote Bluse und ihren orangenen Rock. Als Branco rein kam und Alex sah, blieb er wie angewurzelt stehen. Warum war Alex denn so herzlos? Ein Spruch sagt ja:
Schenk dein Herz für keine Krone.
Gib es keinem, der dich liebt.
Schenk es einem nur zum Lohne,
der für dich sein Leben gibt.
Und Kirkitadse hat ja nicht sein Leben für sie gegeben. Eher hatte er ihrs zerstört. Sie mochte ja ihren Arbeitsplatz hier nie und wird ihn auch nie mögen. Ohne Guten Tag zu sagen setzte Branco sich auf Michas Platz und rauchte. Er rauchte Zigarette nach Zigarette bis die Schachtel leer war. Alex schaute besorgt zu ihm: „Du hast doch sonst noch nie geraucht.“ „Na und? Jetzt rauch ich halt mal.“ „Warum?“ „Mir geht das alles sehr nahe. Im Gegensatz zu dir, wie man ja sieht!“ „Nur weil ich mich nicht vermumme wie jemand, der grade seinen besten Freund verloren hat, heißt das nicht, dass mir das nicht nahe geht.“ „Is ja schon gut.“ Mürrisch über den Streit am frühen Morgen schaltete Branco den Computer an. Plötzlich ging die Tür auf und Micha kam rein. Branco machte sofort Platz und setzte sich auf die Couch. Verwundert fragte er: „Du hast doch Urlaub.“ „Ich weiß aber mir fällt zu Hause die Decke auf den Kopf. Eigentlich wollt ich euch nur was sagen. In dieser Nacht hab ich lange wach gelegen und einen Entschluss gefasst.“ „Welchen.“ „Lass mich doch ausreden!“ „schon gut. Seid ihr heute alle schlecht gelaunt? Die Alex hat mich vorhin auch schon angemault.“ „Is doch egal! Jedenfalls…ich weiß nicht wie ich es sagen soll......ich werde auswandern. nach Amerika. Ich hab dort eine Bekannte, bei der ich auch wohnen werde. Ihr seid jetzt vielleicht traurig aber nur so kann ich mit meinem vergangenem Leben abschließen.“ Stille erfüllte den Raum. Totenstille. Keiner sagte etwas, keiner wollte etwas sagen. Alex blickte auf das leere Blatt Papier, das vor ihr lag. Branco schaute auf den Boden. Jetzt verlor er auch noch seinen besten Freund. >War das das Leben? Ein Leben, in dem man alles geben musste, was man mochte?< Diese Fragen schossen Branco durch den Kopf. Nach ein Paar Minuten fand Alex ihre Stimme wieder und sagte: „Ich bin nicht traurig. Du bist erwachsen und musst wissen was für dich das Beste ist.“ „Na gut. Dann geh ich mal wieder. Tschau.“ „Tschüss!“, antwortete Branco wie in Trance und setzte sich wieder auf Michas Stuhl. Entsetzt fragte Branco: „Was hast du da gerade gesagt?! Du bist nicht traurig?! Das seh ich aber anders! Was ist mit dem Lied auf deinem MP3?“„Nichts. Was soll damit sein?“ „Das weißt du ganz genau! Wie war das: >>Warum will ich dich nur wenn du weinst?<<. Du willst doch Micha auch nur wenn er weint, wenn er traurig ist. Stimmts?“ „Ja Mensch. Was kann ich denn dafür?“ „Hätte das eben dann sein müssen?“ „Ja. Nein. Ach lass mich doch.“ Alex rannte weinend zu ihrem Auto und fuhr nach Hause. „Na super! Und ich darf das alles hier alleine machen. Nein Branco. Du fährst jetzt schön nach Hause und ruhst dich auch aus. Ich kann mich wegen Micha sowieso nicht konzentrieren“, dachte Branco und fuhr auch heim.
Fortsetzung folgt!
-LG, Julia-
Alex schmiss sich zu Hause aufs Bett und weinte. Sie weinte ihren ganzen Kummer aus sich raus. Warum hatte sie ES Micha nie gesagt? Jetzt wanderte er aus und sie kann nie mit ihm zusammensein, kann ihn nie umarmen, kann ihn nie küssen. Plötzlich sehnte sie sich nach Micha. Das hätte sie sich nie träumen lassen. Eben hasste sie ihn doch noch abgrundtief und jetzt? Nachdem sie aufgehört hatte zu weinen, ging sie ins Bad. Als sie in den Spiegel guckte, erschrak sie vor sich selber. Die ganze Schminke war verlaufen und ihre Augen verquollen. „So geht’s nicht Alex! Du kannst hier nicht heulen wie ein kleines Kind!“, sagte Alex zu sich selber und fing an, sich neu zu schminken.
Dann zog sie sich die Jacke über, schaute noch mal kurz auf die Uhr, ging dann zu ihrem Auto und fuhr zu Micha. Sie musste durch die ganze Stadt fahren, was aber um diese Uhrzeit (es war inzwischen 23.00 Uhr) kein Problem war, denn die Straßen waren fast wie leer gefegt. Als sie ausstieg, fürchtete sie sich ein bisschen. Der Garten lag dunkel vor ihr. Neulichs, als sie ihm das mit dem Sonderurlaub ausrichten sollte, war es noch leicht hell gewesen, doch jetzt? Jetzt ging sie ganz langsam zum Haus und dachte, jeden Moment würde etwas aus den Büschen springen. Sie atmete erst wieder auf, als sie an der Tür angekommen war. Ca. 10 Minuten stand sie davor. Es war kalt geworden und sie zitterte. Aber nicht nur wegen der Kälte! Sie hatte Angst, Angst vor Micha, Angst vor Michas Reaktion. Zaghaft drückte sie auf die Klingel und kurz darauf öffnete Micha: „Hey Alex. Was ist denn?“ „Darf ich reinkommen?“ „Ja natürlich! Du zitterst ja richtig.“ „Is ja auch kalt!“ Nun betrat Alex dieses Heus zum zweiten Mal, aber diesmal nicht weil sie muss, sondern weil sie selber wollte. Beide gingen ins Wohnzimmer und setzten sich gegenüber. Micha wollte wissen, warum Alex noch so spät gekommen war. „Mir ist es halt doch nicht egal, ob du auswanderst oder nicht, Micha. Ich kann dich doch leiden, aber nie werde ich es so, wie du es möchtest.“ „Versteh ich.“ Alex schaute weg. Sie wollte nicht, dass er ihr in die Augen sah. Sie wollte nicht, dass er sah, dass sie gelogen hatte. Am liebsten hätte sie wieder angefangen zu weinen und sich von Micha in den Arm nehmen lassen und sich trösten lassen. Zu gerne hätte sie die Worte „Ich bleibe doch hier. Bei dir!“ gehört. Doch das alles war nur ein Traum und nicht das wahre Leben. Nach einigen Minuten Stille fragte Alex: „Wann ungefähr wirst du eigentlich fliegen und von wo aus?“ „Ich wollte so ca. in 4 Monaten fliegen und auf jeden Fall nicht von München aus. Vielleicht von Berlin.“ „Warum nicht von München?“ „Weil ich den Abschied nicht am Flughafen will. Ich weiß, dass klingt komisch, aber ich hab mir das so in den Kopf gesetzt.“ „Und wie willst du nach Berlin kommen? Ich meine, du musst ja dein Auto verkaufen.“ „Ich werde mit dem Zug fahren.“ „Sollen wir dich nicht bringen?“ „Nein! Ich fahre mit dem Zug!“ „Du musst es ja wissen. Vier Monate sind aber verdammt knapp! Wie
willst du es schaffen, dass alles zu verkaufen?“ „Das Haus und die Einrichtung werde ich nicht verkaufen. Ich schenke es dir. Natürlich nur wenn du willst.“ Alex wollte nein sagen, weil das alles an Micha erinnern würde. „Ja gerne.“, sagte sie und hätte wieder weinen können, doch sie hielte sich zurück. Eine Träne rollte ihr trotzdem übers Gesicht. Alex schaute wieder weg. Micha sollte nichts merken! Er sollte ihre Tränen nicht sehen! „OK, Alex! Sei bitte wirklich nicht traurig. Es gibt halt Momente im Leben, da muss man die Notbremse ziehen.“ „Schon gut! Trotzdem: Danke! Ich muss jetzt gehen.“ „Willst du heute Nacht nicht hier schlafen. Es ist schließlich schon spät!“ „Nein ich fahr nach Hause.“ „Dein Entscheidung! Tschau!“ „Ja tschau!“ Alex verlies Michas Haus und stand wieder in dem dunklen Garten. Diesmal ging sie nicht langsam sondern rannte. Am Auto angekommen fuhr sie wieder zu sich. In dieser Nacht schlief sie schlecht, wachte mehrmals unter Tränen auf. Warum tat Micha ihr das an?
Teil 6
Die vier Monate gingen schnell vorbei und der „Auswanderungstermin“ stand fest. Es waren nur noch zwei Tage, bis Micha nach Amerika fliegen würde. Alex ging es sehr schlecht. Jeden Abend (oder besser Morgen) der vier Monate ist sie erst ein Uhr eingeschlafen und auf Arbeit konnte sie sich nie konzentrieren. Der neue Kollege der Micha ersetzen sollte hieß Gerrit Grass, konnte aber erst in ¼ Jahr ins K11 kommen. Alex mochte gar nicht daran denken. Inzwischen war sie schon bei Micha eingezogen, „wohnte“ aber im Gästezimmer.
22.06.05, Alex Geburtstag, der Tag an dem Micha auswandern wollte oder zumindest mit dem Zug nach Berlin fahren wollte: Am Bahnhof herrschte ein einziges Durcheinader. Alle Leute wirbelten herum. Nur zwischen den drei Ex-Kollegen herrschte Stille. >Gleich fährt Micha ab und ich seh ihn wahrscheinlich nie wieder!<, dachte Alex. Da ertönte eine Stimme aus den Lautsprechern: „Der ICE aus Stuttgart Richtung Berlin wird gleich einfahren. Die Aufenthaltsdauer beträgt 15 Minuten. Bitte halten sie Abstand zu den Gleisen!“ Kurz nach der Durchsage fuhr der ICE ein und hielt an. Micha umarmte erst Branco und klopfte ihm auf die Schulter: „Machs gut alter Junge! Ich vermiss dich jetzt schon!“ „Ich auch, Micha! Ich auch.“ Dann wandte Micha sich Alex zu: „Du warst zwar oft zickig zu mir doch ich mag dich trotzdem! Es tut mir sehr weh, euch hier alleine zu lassen, aber es muss sein! Tschau Alex!“ „Warte Micha! Ich hab noch was.“ Alex zog ihren MP3-Player aus der Tasche: „Damit dir nicht langweilig wird. Aber ich hab noch eine Bitte.“ „Ja?“ „Wenn du im Zug sitzt, dann schalt ihn sofort an und hör bei dem Lied GENAU auf den Text. Wenn das Lied zu Ende ist, dann lies das, was auf diesem Zettel steht. Bitte!“ Alex gab Micha einen kleinen Zettel.“ „Werd’ ich machen. Tschau ihr Beiden!“ „Tschau!“, antworteten Alex und Branco mit traurigen Stimmen. Micha verschwand im Zug und setzte sich in ein leeres Abteil. Der Zug war fast ganz leer. Dann schaltete er den MP3 an und hörte, wie Alex es wollte, genau auf den Text. Das Lied hieß „Ich liebe dich“ von Nathalie Tineo. Wollte Alex genau das ausdrücken? Liebte sie ihn? Als das Lied zu Ende war, faltete Micha den Zettel auseinander und las: >Es gibt Momente im Leben, da muss man die Notbremse ziehen! Machs gut, Alex!!!< Jetzt begriff Micha was das alles sollte. Der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Alex rollten Tränen übers Gesicht. Sie legte den Kopf auf Branco´s Schultern und schluchzte. >Jetzt gab es wirklich keine Rettung mehr. Micha hatte nichts verstanden.< Alex schloss die Augen und weinte jetzt richtig. Plötzlich ertönte ein schrilles Quietschen und der Zug hielt an. Sofort öffnete Alex ihre Augen wieder. Jemand stieg wieder aus dem Zug aus. Alex konnte nichts Richtiges erkennen, weil sie genau in die Sonne schaute. Erst als der Schrei „ALEX!“ ertönte, wusste sie wer es war. Sie rannte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war und fiel einem großen, starken Mann in die Arme. Das hatte sie sich gewünscht! Einmal in Michas Armen zu liegen. Zwei Minuten verweilten sie in dieser Haltung, bis sie der Schaffner aus den Gedanken riss: „Haben sie die Notbremse gezogen?“ „Ja und ich bereue es nicht. Lassen sie mein Gepäck hier und fahren sie weiter!“ „Von mir aus! Ihre Sache“, antwortete der Schaffner muffig und lud Michas Gepäck wieder aus. Dann fuhr der Zug weiter und Alex und Micha gingen zu Branco. Dieser fragte verdutzt: „Wanderst du doch nicht aus?“ „Nein Branco! Mir ist grad was klar geworden. Weißt du, es gibt Momente im Leben, da muss man die Notbremse ziehen!“, antwortete Micha und Alex und er fingen an zu lachen.
Ende
-LG, Julia-
Gratis Website erstellt mit Web-Gear
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