Fortsetzung von Seite 1 "Rache" vom 31.08.09
Michael, Branco und Alex waren mittlerweile an dem Fabrikgelände angekommen. Michael war wie ein Wahnsinniger gerannt und er raste nun über das ganze Gelände - ohne wirklich etwas erkennen zu können. Auch Alex und Branco sahen auf den ersten Blick nicht viel. “MIKE!!! Mike bist du hier??” brüllte Michael durch die Gegend und Branco fragte sich, wen er nicht aufgescheucht hatte. `Vermutlich kommen jetzt alle “Mikes” aus ihren Löchern´ dachte er, sagte es aber nicht laut. Er konnte Michael ja verstehen, aber das brachte ja auch nichts.. “Michael”, sagte er schließlich, “Mike scheint nicht hier zu sein; jedenfalls nicht auf dem Gelände…” Das hatte Michael mittlerweile auch bemerkt. Er war völlig fertig. “Ich schwöre euch, wenn dieser Bastard ihm irgend etwas angetan hat, drehe ich ihm den Hals um!” Alex schluckte. Ihr schlug das Herz bis zum Hals und sie sah sich ebenfalls auf dem Gelände um. “Jungs, seht mal, das Fabrikgelände, vielleicht ist Mike ja da rein gelaufen?” Ein wenig Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit, aber auch Angst. Michael wartete nicht lange, sondern stürzte sofort hinein und Branco und Alex folgten ihm auf dem Fuße. Auch Branco war es nicht geheuer. Im Fabrikgebäude war es dunkel. Auf den ersten Blick konnte man nicht viel sehen. Dann gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie sahen sich um. “Irgend etwas müssen wir doch finden! Eine kleine Spur, wenigstens!” fluchte Michael. Dann kickte er etwas mit dem Fuß weg und als er sich danach bückte, sah er, dass es ein zerknüllter Zettel war. Er hob ihn auf und als er ihn las, brüllte er auf. Alex und Branco stürzten zu ihm: “Was ist los, Michael?” fragten beide beinahe gleichzeitig. Michael gab ihnen den Zettel und als sie ihn gelesen hatten, war ihnen alles klar. “Also hat er Mike definitiv in seiner Gewalt..” Bis jetzt konnten sie sich noch einreden, dass Mike es irgendwie geschafft hatte, sich hier zu verstecken; aber der Zettel machte alle Hoffnung zunichte. Und dann registrierte Alex Schleifspuren; sie machte die anderen darauf aufmerksam und sie informierte die Spusi. Michael suchte nach weiteren Spuren, doch aus ihm beinahe schier unerklärlichen Gründen war es nicht möglich, welche zu finden. Branco nickte Alex zu sich. Als diese bei ihm war, zog er sie ein wenig zur Seite und sagte: “Hör mal, ich kann verstehen, dass Michael wohl jetzt hier bleiben will und wohl auch auf die Spusi wartet. Aber ich würde gerne zurück zum Gefängnis fahren um endlich die Insassenbefragung durchzuführen; wir brauchen endlich einen Anhaltspunkt! Ich würde vorschlagen, ihr bleibt hier und sucht weiter und ich hol mir das Auto und fahr dann zum Gefängnis; wenn wir irgendwelche Infos haben, informieren wir uns gegenseitig.” Alex nickte nur. Für sie war es selbstverständlich, dass sie bei Michael bleiben würde, aber es war gut, wenn Branco die Befragung durchführen würde. Eigentlich wollten sie ja schon seit Ewigkeiten damit durch sein.. Branco verabschiedete sich kurz und dann lief er los um das Auto zu holen. Wenig später war er auf dem Weg zum Gefängnis und Alex lief zurück zu Michael. Die Spurensicherung traf kurz danach ebenfalls ein.
Es dauerte nicht lange und Branco war wieder im Gefängnis eingetroffen. Er traf sich erneut mit dem Direktor und dann wurden ihm die Insassen gegenübergestellt, mit dem Heiser eine direkte Verbindung hatte - seien es nun direkte Zellenkumpel oder ähnliches. Der erste, mit dem Heiser redete hieß Wietz und war sein Zellenkumpan. “Hey, was soll der Driss?? Warum willst du das alles wissen?” herrschte er Branco an, doch dieser reagierte nicht wirklich darauf. “Hör zu, ich stell hier die Fragen, okay? Und im Übrigen erinnere ich mich nicht daran, Ihnen das “Du” angeboten zu haben!” stellte Branco erstmal klar. Wietz nickte nur. “Von mir aus, dann eben “Sie”” knurrte er nur. “Und was wollen SIE wissen?” Branco überhörte den spitzen Ton in der Stimme. “Ich will alles über Leo Heiser wissen. Was war er für ein Typ? Sie saßen mit ihm in einer Zelle? Hat er Ihnen gegenüber schon einmal von einem Plan gesprochen, einen Polizisten zu entführen?” Wietz sah ihn nur verständnislos an. “Einen Bullen entführen? Nee, wie kommen Sie denn auf diese Idee?” Branco sah ihn nur an. “Antworten Sie einfach auf die Fragen - und ich hab nicht ewig Zeit! Also?” “Nein”, antwortete Wietz schließlich, “habe ich nicht! Wir haben nicht viel miteinander geredet - meistens war der Typ sowieso in Einzelhaft, weil er hier randaliert hat.” Das mit der Einzelhaft hatten sie ja auch schon erfahren; doch in dem dortigen Trakt hatten sie nicht viel herausfinden können. Branco MUSSTE einfach erfolgreich sein! “Über irgend etwas MÜSSEN Sie sich doch miteinander unterhalten haben; jeden - oder meinetwegen fast jeden - Tag in einer Zelle und kein Wort miteinander geredet? Das glaube ich Ihnen nicht!” Branco ahnte tatsächlich dass Wietz ihm irgend etwas verschwieg. Dieser schwieg jedoch erstmal beharrlich. “Noch mal, ich weiß nichts. Wir haben nicht viel geredet! Auch, wenn Sie sich das nicht vorstellen können, aber es war so! Es ist echt nicht wirklich toll, mit einem Typen in einer Zelle verbringen zu müssen, den man nicht leiden kann! Zustände sind das, da sollte man sich mal beschweren!” Branco sah ihn nur kurz an und antwortete knapp: “Tun Sie das, es hält Sie niemand davon ab. So, und nun noch mal: Gerade in den letzten Wochen oder Tagen MUSS Heiser doch irgend etwas gesagt oder getan haben? Ist Ihnen denn wenigstens etwas an ihm aufgefallen? Hat er sich irgendwie verändert?” “Meine Güte, wie oft denn noch.. Ich weiß es nicht! Gesagt hat er jedenfalls nichts! Und na ja, was weiß ich, was er geplant hat? Aber.. Haben Sie mal seine Seite unserer Zelle durchsucht?” Natürlich hatten sie auch daran gedacht, direkt bei ihrem ersten “Besuch” hier - sie hatten nichts Verdächtiges gefunden. Branco nickte. “Ja, warum?” “Na, da haben Sie doch bestimmt auch sein kleines Geheimversteck gefunden? In einem losen Brett in einer Schublade - erste von oben - direkt neben dem Bett.” Branco sah ihn an. Wollte er ihn auf den Arm nehmen? Doch dann sagte er knapp: “Danke, das war es erstmal”, nickte dem Wärter zu, der Wietz wieder mitnahm, und ging dann hastig zum Direktor. “Ich muss noch mal in Heisers Zelle! Es gibt einen begründeten Verdacht, dass wir dort etwas übersehen haben!” Neumann seufzte. “Hört das denn nie auf??” “Erst, wenn wir eine Spur gefunden haben!” antwortete Branco. Neumann nickte und führte Branco dann zu Heisers Zelle. Dort ging er direkt zu der Schublade, von der Wietz gesprochen hatte. Sie hatten diese zwar schon durchsucht, aber nur oberflächlich. Nach einem “Geheimversteck” hatte niemand gesucht. Branco schmiss die Sachen - die einem anderen Insassen gehörte, der gerade auf Ausgang war - heraus, und zog und zerrte an dem Boden der Schublade herum. Der Direktor wollte protestieren: “Was machen Sie da?? Das ist Sachbeschädigung, was soll das??” Doch Branco hörte gar nicht auf ihn. Schließlich hatte er den Boden gelöst - und sah einen doppelten Boden darunter. Es war tatsächlich ein Geheimfach! Und darin befanden sich alle möglichen Papierseiten. Langsam nahm Branco alles an Schriftverkehr heraus, der anscheinend von Heiser stammte, und begann zu lesen. Was er las, schockierte ihn zutiefst. Er konnte es kaum fassen Währenddessen war Gerrit immer noch verzweifelt dabei, an seinen Fesseln zu zerren und zu reißen. Die Schmerzen, die er dabei verspürte, interessierten ihn gar nicht. Seine Hände waren durchgescheuert und bluteten immer stärker, doch auch das ignorierte er. Er biss die Zähne zusammen, und dann - nach gefühlten Stunden - riss plötzlich eine der Seile, an die er gebunden war. Gerrit heulte auf, so ein Schmerz durchzuckte ihn. Sein Arm fiel herunter und dieser war einige Sekunden lang taub. Gerrit schwitzte. Mit Mühe hob er den Arm und versuchte nun, mit dessen Hilfe auch das zweite Seil zu lösen; was ihm schließlich gelang. Dann war er schließlich befreit. Er konnte es kaum fassen. Er hatte es geschafft! Die Schmerzen ließen ihn erst einmal auf den Boden sinken, als er versuchte, aufzustehen. Dann riss er sich zusammen. Langsam ging er auf Mike zu, der immer noch zusammengekauert in der anderen Ecke des Raumes lag. “Mike?” fragte er vorsichtig und kniete sich zu ihm. Mike reagierte nicht. “Mike” fragte Gerrit erneut und ein eisiger Schauer rieselte seinen Rücken herunter. “Ich hol uns hier raus! Du brauchst keine Angst mehr zu haben, hörst du? Ich werde uns hier rausholen..” Dann versuchte er, ebenfalls Mikes Fesseln zu lösen; doch während er sich an dem Seil zu schaffen machte, hörte er plötzlich die Stahltür aufgehen. Gerrit schnellte hoch. Er dachte nicht lange nach, sondern stürzte sich auf den Bastard, der in den Raum eingetreten war, denn er wusste, dass es sich nur um IHN handeln konnte.
Heiser war völlig überrumpelt. Er hatte sich alles so schön ausgedacht. Nun startete die letzte Runde. Er hatte ein letztes Requisit mitgebracht und wollte es eigentlich genießen. Sein Plan war gewesen, es vor Grass´ Augen an dem Jungen auszulassen; dann wäre sein Vergnügen noch um einiges größer gewesen. Doch mit einem Angriff hatte er nicht gerechnet. Wo kam dieser Typ plötzlich her?? Doch dann erholte er sich von seinem ersten Schock und wehrte Gerrits´ Angriff ab und schmetterte ihn an die nächste Wand. Gerrit war so geschwächt, dass er die Abwehrreaktion nicht vorhersehen, geschweige denn verhindern konnte. Dann trat Heiser auf ihn zu und knallte seinen Kopf gegen die Wand. Gerrit ächzte auf. “Das tust du NIE wieder, das schwöre ich dir!” knurrte Heiser. Gerrit sah, wie er etwas aus seiner Tasche holte. Mit Schrecken registrierte er, dass es eine Peitsche war. Ohne ein weiteres Wort holte Heiser aus und Gerrit bekam einen Schlag auf seinen Oberkörper. Er schrie auf. Gleichzeitig hörte er Mike aufschreien. “Eigentlich wollte ich den Spaß ja zwischen dir und dem Kleinen aufteilen; aber wenn ich es mir so überlege…” Er ließ von Gerrit ab und ging auf Mike zu. Gerrit schrie auf: “Nein! Nein… Bitte.. Lass, lass ihn in Ruhe.. Er hat mit damit nichts zu tun! Nimm mich, wenn du es an mir auslassen willst!” Er konnte kaum sprechen. Aber es durfte nicht sein, dass Mike noch mehr leiden musste, als er es schon getan hatte. Heiser drehte sich wieder um. In seinen Augen blitzte der Wahn. “Okay, wenn du das so willst…” Ohne ein weiteres Wort nahm er das Objekt, das er in den Händen hielt und schlug erneut auf Gerrit ein. Dieser ächzte auf. Die Schmerzen waren unerträglich. Gerrit bäumte sich auf und schrie, doch das störte Heiser nicht. Unbeeindruckt dreschte er weiter auf ihn ein. Gerrit spürte, wie er aus diversen Wunden blutete. Auch das Nasenbluten setzte wieder ein. Und er hörte Mike rufen, doch was, das registrierte er nicht mehr. Langsam setzte die Ohnmacht ein, während Heiser weiter schlug.
Als Heiser merkte, dass Gerrit ohnmächtig geworden war, ließ er von ihm ab. Er schwitze. Doch es hatte ihm andererseits auch gut getan und geholfen, etwas von seinen Aggressionen abzubauen. Nun drehte er sich zu dem Jungen um. Er musste ihn loswerden. Eigentlich hatte er schon lange überlegt, ob er ihn dabehalten sollte oder nicht. Er hatte seinen Spaß mit ihm gehabt, aber zu mehr war er nicht gedacht, geschweige denn geplant gewesen. Mike sah ihn mit großen Augen panisch an. Er drängte sich näher an die Wand, als er auf ihn zukam; doch das nutzte natürlich nichts. Heiser kniete sich zu ihm und löste seine Fesseln. Amüsiert sah er, wie Mike versuchte aufzustehen um entweder zu fliehen, oder zu Gerrit zu gehen, doch beides würde ihm nicht gelingen. Heiser schlug ihm mit der Peitsche gegen die Beine und diese knickten ihm weg. Mike stürzte mit einem Schrei auf den Boden und Heiser trat ihm zuerst in die Seite. Dann nahm er erneut seinen Kopf und rammte ihn auf den Boden. Mike wurde ebenfalls ohnmächtig.
Heiser drehte sich noch einmal zu Gerrit um, der reglos auf dem Boden lag und aus sämtlichen Wunden blutete. Er hob ihn hoch und schleifte ihn zu seinem Stuhl; dann holte er etwas aus seiner Tasche. Eigentlich war das für den Jungen gedacht gewesen… Aber nun hielt er es für sinnvoller, Gerrit zu “sichern”. Er holte Handschellen heraus und klinkte Gerrits Hände an die Stangen fest. Nun war es garantiert unmöglich für ihn, sich zu befreien. Nachdem er das erledigt hatte, ging Heiser zu Mike zurück und nahm ihn hoch. Dann verließ er mit dem Jungen auf dem Arm den Raum. Die Stahltür fiel ins Schloss, und Gerrit, der ohnmächtig auf dem Stuhl saß, war wieder alleine…
Branco hatte genug gelesen. Er nahm den Schriftverkehr, den er immer noch in der Hand hielt, und steckte ihn in seine Tasche. Neumann sah ihn an und protestierte lautstark: “Moment! Was machen Sie da?? Sie können doch nicht einfach Sachen aus dem Gefängnis entwenden..” “Doch, kann ich” antwortete Branco kühl “das ist konfisziert.” Dann lief er ohne ein weiteres Wort an dem Direktor vorbei und ließ ihn einfach stehen. “Das wird ein Nachspiel haben; ich werde mich beschweren!” brüllte ihm Neumann hinterher, doch das hörte Branco gar nicht mehr. Er musste sich beeilen. Er sprang in sein Auto und fuhr zum Fabrikgelände, auf dem Michael und Alex immer noch nach Spuren suchten um Mike und endlich auch Gerrit zu finden.
Dann war er angekommen. Die Spurensicherung war in der Zwischenzeit auch da und fieberhaft dabei, das ganze Gelände abzusuchen. Michael war mindestens genauso rasend wie in der Situation in der Schule, in der er erfahren hatte, dass Mike etwas zugestoßen war. Um genau zu sein, er war beinahe dabei, völlig auszurasten. Sie hatten wenig Spuren gefunden und keine davon half ihnen, herauszufinden, wohin Mike verschleppt worden war. Dann sah Alex Branco auf sie zukommen und sie trennte sich von Michael und lief zu ihm. “Branco, hast du was?” kam sie direkt auf den Punkt. Branco nickte. “Ja, ich denke schon. Was ist mit euch? Habt ihr was neues?” Alex schüttelte den Kopf: “Nicht allzu viel.. Also, was kannst du uns sagen?” Mittlerweile hatte auch Michael ihn gesehen und war zu ihm gekommen. Branco erschrak, als er ihn sah. Er kannte seinen Gesichtsausdruck; Michael war kurz davor zu zerbersten. Er beeilte sich zu sagen: “Also, ich hab von einem Insassen - Heisers ehemaliger Zellengenosse - den Tipp bekommen, mich noch mal in der Zelle umzusehen; da habe ich was wirklich sehr interessantes - und auch schockierendes entdeckt.” “Machs nicht so spannend, was hast du entdeckt?” grummelte Michael. Branco holte den Schriftverkehr aus der Tasche und reichte ihn an seine Kollegen weiter. “Lest selbst! Die Seiten waren in einem Geheimfach in Heisers Schublade. Konnte selbst kaum fassen, was ich da gelesen habe; aber da er es versteckt hatte, nehme ich an, dass es wahr ist. Und es ist seine Handschrift!” Alex und Michael nahmen den Schriftverkehr an sich und begannen zu lesen. Alex´ Augen wurden groß. Auch Michael brummte. “Das kann doch wohl nicht wahr sein!” brüllte Michael und Alex sagte: “Wenn das wirklich stimmt, dann hat Heiser ein Motiv sich an Gerrit zu rächen. Jedenfalls würde er das so sehen” fügte sie noch hinzu. “Die Frage ist, ob das so stimmt…” grunzte Michael. “Micha, ich sagte schon mal, dass ich das nicht in Frage stelle; er hat die Seiten versteckt! Es sind sozusagen Tagebücher; und da schreibt man in der Regel keinen Schwachsinn rein, sondern Dinge, die wahr sind!” antwortete Branco und Alex nickte. “Ich denke, Branco hat recht. Wir müssen die Seiten noch einmal durchgehen, da muss doch irgend etwas über seinen Plan drin stehen, Gerrit zu entführen… Hast du da irgend etwas gefunden, Branco?” Branco schüttelte den Kopf. “Nein, hab ich nicht. Aber irgend etwas sagt mir, dass wir noch einmal zum Ausgangspunkt zurück gehen sollten. Zu Heisers früherer Unterkunft.” Alex und Michael sahen ihn an. “Da waren wir doch schon!” antwortete Michael genervt. “Ich weiß, Micha; aber trotzdem.. Es schien nur eine leere Fläche zu sein; aber mal ganz ehrlich, wenn jemand eine - oder mehrere - Geiseln verstecken wollte, wo würde er das wohl machen? Irgendwo, wo man doch wohl kaum darauf kommen würde.. Und es ist unser einziger Anhaltspunkt, wenn wir nicht davon ausgehen, dass er mit Gerrit und Mike das Land verlassen hat…” Michael und Alex sahen ihn an. Wirklich Hoffnung hatten sie nicht, aber es stimmte was er sagte. Sie waren zwar schon dort gewesen, und hatten rein gar nichts entdecken können außer einer baufälligen Ruine; aber es war tatsächlich ihr einziger Anhaltspunkt.. Vielleicht gab es ja doch neue Spuren, oder Spuren, die sie beim ersten Besuch übersehen hatten? Alex gab kurz eine Info an die Spusi, die noch den Tatort untersuchten, weiter und dann stiegen sie und die Jungs in den Wagen und fuhren los..
Während sie fuhren schwiegen sie erst einmal, doch dann brach Alex das Schweigen und sagte: “Glaubt ihr wirklich, dass das wahr ist, was Heiser geschrieben hat? Das wäre ja wirklich Wahnsinn!!” Michael schwieg doch Branco antwortete: “Ich sagte schon, ich glaube es.. So etwas kommt zwar nicht oft vor, aber unmöglich ist es wohl nicht. Ist nur die Frage, ob der Direktor etwas davon mitbekommen hat..” Alex runzelte die Stirn. “Mir kam er direkt etwas merkwürdig wortkarg vor.. Und es würde passen, dass Heiser so oft in Einzelhaft war; wir haben in dem Trakt ja nicht viel erfahren können; da sich der Leiter dort sehr bedeckt gehalten hat..” “Wir wissen ja wohl jetzt, warum..” antwortete Branco. Er dachte mit Schaudern daran, was dort geschrieben stand. Wenn es wirklich der Wahrheit entsprach, woran er wie gesagt nicht zweifelte, dann war Heiser jahrelang, als er in der so genannten “Einzelhaft” gewesen war, kontinuierlich misshandelt und missbraucht worden! Ihm war klar, dass sie auch gegen den Gefängnisdirektor und seine Mitarbeiter ermitteln mussten, aber das würde warten müssen. Jetzt ging es erst einmal darum, ihren Kollegen und Michaels Sohn zu finden. Dann waren sie auf dem Gelände angekommen, das einmal Heisers Zuhause gewesen war. Sie stiegen aus dem Wagen aus, um sich auf dem Gelände und in der Baracke einmal genauer umzusehen…
Gerrit wurde langsam wieder wach. Zuerst wusste er nicht mehr, was passiert war, doch dann fiel es ihm schlagartig wieder ein. Gerrits Herz schlug schneller und der Schmerz, den er fast verdrängt hatte, setzte schlagartig wieder ein. Sein ganzer Körper brannte und er fühlte die Schmerzen der Misshandlung, die durch die Peitschenhiebe hervorgerufen worden waren. Tränen schossen ihm in die Augen. Dann versuchte er erneut, seine Hände zu befreien und bemerkte, dass er nicht mehr nur mit Seilen gefesselt war, sondern mit Handschellen! `Dieser Bastard´ dachte er. Er hatte wirklich an alles gedacht um ihn auszuschalten! Plötzlich fiel ihm Mike wieder ein. Ein Brennen durchzuckte seinen Körper. `Großer Gott, Mike!´ wie hatte er den Jungen nur vergessen können?? “MIKE?? MIKE???” schrie er und sah in die Ecke, in der der Sohn seines besten Freundes vor einiger Zeit noch gelegen hatte. Doch da war er nicht mehr. “Wo hast du ihn hingebracht, du Mistkerl?? WO IST ER??? Was hast du mit ihm gemacht???” schrie er in die Stille hinein, ohne wirklich Hoffnung zu haben, dass dieser ihn hören, geschweige denn reagieren würde. Dann sah er etwas anderes, was ihm bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Mitten im Raum stand etwas - Gerrit musste die Augen zusammen kneifen. Was war das? Ein Fernseher?? Er verstand erst einmal gar nichts. Anscheinend hatte der Typ ihm, als er ohnmächtig gewesen war, diesen Fernseher hier hereingestellt, doch zu welchem Zweck? Gerrit musste sich anstrengen um etwas erkennen zu können und erstmal sah er gar nichts. Er bemühte sich, mit dem Stuhl, auf dem er saß, so weit es ihm möglich war nach vorne zu rücken, doch dann ging es, “dank” seiner Handschellen, nicht weiter. Langsam begann sich ein Bild in seinem Gehirn zu verfestigen; doch es war so unglaublich, dass er nicht glauben konnte, was er da sah. Völlig geschockt starrte er auf den Bildschirm und nur langsam nahm die fürchterliche Wahrheit in seinem Gehirn Gestalt an…
Mike wurde langsam wach. Um ihn herum war es dunkel und es roch modrig. Was war passiert? Wo war er? Dann kam die Erinnerung auch in ihm hoch. Er war ebenfalls in der Gewalt dieses Wahnsinnigen gelandet. Und er war bei Gerrit gewesen… Dieser Bastard hatte Gerrit geschlagen, ihn mit einer Peitsche halb tot geprügelt.. Und auch das, was er mit ihm gemacht hatte, fiel ihm wieder ein, denn die Schmerzen überkamen ihn wieder.. Mike krümmte sich zusammen - und fühlte einen Widerstand, gegen den er prallte. Wo in Teufels Namen war er hier?? Er war definitiv nicht mehr in der Halle, in die der Typ ihn gebracht hatte und in der auch Gerrit gefangen gehalten wurde… Langsam tastete Mike mit der Hand herum - und traf auf Widerstand. Er tastete weiter. Neben ihm fühlte es sich an wie Wände und als er nach oben glitt, konnte er so etwas wie eine Decke fühlen… Etwas rieselte auf ihn. Mike musste husten, als etwas in seinen Mund rieselte. “Erde??? Großer Gott”.. Mike riss die Augen auf. Mit einem Ruck setzte er sich auf und stieß mit dem Kopf gegen eine Decke. Jetzt ahnte er langsam, wo er sich befand und Panik machte sich in ihm breit. Das konnte nur ein Albraum sein! So wahnsinnig konnte doch noch nicht mal dieser Verrückte sein! Er klopfte noch fester an den Wänden und an der Decke, die er um sich spürte, mit dem Ergebnis, dass noch mehr Sand bzw. Erde herunter fiel. Jetzt hatte Mike keinen Zweifel mehr, wo er sich befand: In einem Grab!
Mike ließ sich nach unten fallen und schrie sich die Seele aus dem Leib. Er schrie um Hilfe, doch er ahnte, dass niemand ihn hören würde.. Und er hatte Recht. Er war tief unten, unter der Erde und das Grab, in dem er sich befand, bzw. die meterdicke Erdschicht, die über ihm lag, erstickten jeden Laut, der aus seiner Kehle drang…
Was er nicht wusste war, dass es einen Menschen gab, der ihn zwar nicht hören, jedoch sehen konnte: Gerrit! Mit wachsendem Entsetzen musste Gerrit beobachten, wie Mike erwachte und sich in Panik wie wild gebärdete. Auch Gerrit wurde beinahe wahnsinnig. Einerseits wollte er nicht mehr hinsehen, doch andererseits konnte er nicht anders. “Mike” schrie er immer wieder, obwohl es ihm beinahe klar war, dass dieser ihn nicht hören konnte, doch er schrie es immer wieder. Und, dann schrie er ebenfalls um Hilfe. Wieso fanden ihn seine Kollegen denn nicht? Sie mussten doch irgendeine Spur haben! Wenn schon nicht seinetwillen, dann doch wenigstens um Mikes Leben! Mike war seinetwegen in Todesgefahr geraten, und es durfte nicht sein, dass er starb und das vor seinen Augen! Nein, das durfte nicht sein! Doch, selbst wenn Michael und Alex ihn finden würden, wie sollten sie dann Mike finden? Wo war nur dieses Versteck, in das der Bastard Mike gebracht hatte? “Mike, halte durch, bitte! Sie finden dich! Oh Gott, ihr müsst Mike finden; es ist egal, was mit mir passiert, findet Mike!!” Es war beinahe, als bete er, während er wie gebannt auf den Fernseher starrte und beobachtete, was weiter mit Mike geschah…
Währenddessen waren Michael, Alex und Branco auf dem Gelände angekommen und dabei, es zu durchsuchen. Sie hatten auch die Spurensicherung verständigt, doch solange wollten sie nicht warten. “Wir müssen sie finden!” knurrte Michael schon die ganze Zeit. Alex´ und Brancos Sorgen verstärkten sich. Alex´ Gedanken kreisten nicht nur um Gerrit und Mike sondern auch um Robert. `Wie es ihm jetzt wohl geht?´ fragte sie sich bestimmt schon zum 100. Mal. ´Und ob er immer noch im Koma liegt?´ Sie nahm sich vor, im Krankenhaus anzurufen, sobald sie hier etwas neues heraus gefunden hatten. Doch nun hatte erst einmal die Suche nach Gerrit und Mike Vorrang. Sie nahmen sich jeden Zentimeter des Grundstückes vor, durchsuchten und untersuchten wirklich alles nach irgend einer Spur. Doch zuerst konnten sie nichts Verdächtiges erkennen. “Man, wir hatten die Gegend doch schon..” murmelte Michael in sich hinein. Eigentlich, so dachte er, leise genug, dass es niemand hörte, doch Alex hatte gehört, was er gesagt hatte. “Wir waren doch nur kurz hier” erinnerte sie ihn. “So wahnsinnig viel haben wir hier doch nicht gesehen und wenn wir ehrlich sind, haben wir auch nicht wirklich gesucht, oder?” Die anderen nickten. “Dann lasst uns mal alles hier auf den Kopf stellen…” sagte Branco schließlich und schlug die Hände zusammen. Sein Tatendrang steckte auch die anderen an und Michael klang auch nicht mehr so hoffnungslos. Und so taten sie es: Sie stellten die ganze Gegend auf den Kopf. Viel zu sehen gab es zwar in dem Gelände nicht, es war, wie sie schon einmal bemerkt hatten, eine leere Baracke, die nur aus Staub und kaputten Wänden bestand. Trotzdem liefen sie nun in jede Ecke, die noch begehbar war, und sahen sich zehnmal um, ob dort irgend etwas lag oder stand, mit dem sie etwas anfangen konnten. Zuerst sahen sie absolut nichts, was ihnen aufgefallen wäre. Vor allem Michael war frustriert und ihm war die Frustration anzusehen. Doch dann stieß Branco plötzlich mit dem Fuß gegen etwas. Es hörte sich hohl an… Branco bückte sich. Zuerst konnte er nichts ungewöhnliches erkennen.. Doch dann erkannte er schlagartig, dass dieser Boden, auf den er da gestoßen war, kein normaler Boden war, wie der, auf dem sie liefen. Er begann, die Erde vom Boden zu räumen und Alex, die ihren früheren Kollegen schon gesucht hatte, kam zu ihm. “Hast du was?” fragte sie ihn. Branco machte weiter und nickte leicht. “Ich weiß nicht, glaub schon. Irgendwie hört sich der Boden hier anders an als an den anderen Stellen. So hohl irgendwie… Da, siehst du das??” Er hatte etwas frei geräumt. Es sah aus wie eine versteckte Tür… “Eine Geheimtür??” Alex bekam ein flaues Gefühl im Magen. Gleichzeitig rief sie nach Michael, der sofort angerannt kam. Auch er ahnte, was sie da gefunden haben könnten. Doch anders als seine Kollegen zögerte er nicht, sondern versuchte, die Tür aufzustemmen. Nach wenigen Minuten gelang es ihm. Unter ihnen befand sich ein Gang, der zuerst in die Tiefe führte und dann nach einigen Metern nach rechts abzubiegen schien. Langsam begannen Michael, Alex und Branco, den Weg hindurchzugehen…
Dann standen sie vor einer grünen Stahltür. Irgend etwas sagte Alex, dass sie gefunden hatten, wonach sie gesucht hatten. Sie hatte einen dicken Kloß im Hals. Verzweifelt suchten sie einen Knopf oder etwas anderes, um die Tür aufbekommen zu können. Dann hatte Michael etwas entdeckt. An der Seite befand sich tatsächlich ein Knopf. Ohne zu zögern drückte er darauf und die Tür ging auf. Ihre Herzen klopften, als sie darauf warteten, dass sich die Türe vollständig öffnete. Als sie offen war, stürmten sie in den Raum - und blieben wie vom Donner gerührt stehen. Sie konnten kaum fassen, was sie sahen. Sie erblickten Gerrit, der auf einem Stuhl saß - mit Handschellen gefesselt und blutüberströmt. Alex kreischte auf: “NEIIIN” und als sie sich erst einmal aus der Schockstarre gelöst hatte, lief sie zu ihm. “Gerrit.. Großer Gott, Gerrit…” Tränen rannen ihr über die Wange. Auch Michael und Branco konnten es kaum fassen. Was hatte dieser Bastard mit ihrem Kollegen gemacht?? Gerrit war noch bei Bewusstsein, doch er starrte an ihnen vorbei und realisierte seine Kollegen gar nicht. Es kam ihm gar nicht in den Sinn, dass sie real waren. Er hielt es für eine Halluzination. Alex kniete sich zu Gerrit und hielt sein Gesicht in ihren Händen. “Gerrit?? Gerrit sag etwas, bitte!! Wir sind´s!!” Gerrit spürte etwas. Langsam sah er nach oben. Spielte sein Gehirn jetzt vollkommen verrückt? Wieso sah er Alex?? Auch Branco war zu ihm getreten und versuchte, die Handschellen zu lösen. Natürlich gelang es ihm so nicht. Dann suchte er in seinen Taschen nach etwas, was ihm nützlich sein könnte. “Mist” fluchte er, denn natürlich hatte er nichts dabei..
Während Alex und Branco sich um Gerrit kümmerten, hatte sich Michael in dem Raum umgesehen. Zuerst nur, um ebenfalls etwas zu finden, was ihnen helfen könnte, Gerrit zu befreien. Auch er war geschockt über das, was er gesehen hatte, und was Heiser seinem Kollegen angetan hatte. Doch natürlich suchte er auch nach Mike. Er musste doch auch hier sein? Soweit er sehen konnte, war es nur ein Raum.. Dann sah er den Fernseher und trat langsam zu ihm. Michael konnte nicht glauben, was er sah. Das konnte nicht real sein! Seine Augen wurden groß, als er immer näher an den Bildschirm hinan trat und sich die Realität langsam in seinem Gehirn breit machte. Es war real! Als er das begriff schrie er auf. Er raste zu Gerrit, der immer noch ungläubig auf dem Stuhl saß und auf Alex starrte. Michael schob Alex zur Seite und rüttelte Gerrit durch. Alex konnte gar nicht so schnell reagieren, da sie gar nicht begriff, was Michael da tat und warum! Michael brüllte Gerrit an: “Was hat der Bastard mit Mike gemacht?? Wo ist er??? Was hat er mit ihm gemacht???” Gerrit sah nun ihn an und sein Gesicht sprach immer noch Bände. Alex hatte sich aus ihrer Starre gelöst und auch Branco hörte auf zu suchen und kam zu Michael gerannt. Sie rissen Michael von Gerrit fort und Alex schrie ihn an: “Sag mal, bist du verrückt geworden?? Was soll das??” Michael sah sie an - sein Gesichtsausdruck schockierte sie zutiefst. “Was, was ist denn los??” Er sagte nichts, sondern zeigte zu dem Bildschirm. Langsam drehten sich beide um und sahen erst jetzt den Fernseher, der im Raum stand. Langsam traten sie zu ihm und auch sie konnten zuerst nicht glauben, was sie sahen. Dann schlug Alex die Hand vor den Mund. “Oh Gott.. Mike…” sagte sie.. “Er scheint in einem Grab zu sein…” fasste Branco das zusammen, was alle dachten. Er hatte sich am schnellsten wieder im Griff. Michael nickte. “Und ich will wissen, wo!!” Er trat wieder zu Gerrit, doch Branco und Alex waren schneller. “Du kannst ihn doch nicht so behandeln! Siehst du nicht, wie er aussieht?? Was weiß ich, was dieser Mistkerl mit ihm gemacht hat…” Alex versuchte es noch einmal, in dem sie Gerrit ansprach: “Gerrit, wir sind es wirklich! Michael, ich und Branco… Du kennst doch Branco noch??” Zuerst sah Gerrit sie immer noch an als ob er durch sie hindurchschauen würde, doch dann hatte Alex das Gefühl, dass sein Blick klarer wurde. Er schien sie wirklich zu realisieren…
Ja, Gerrit begriff langsam, dass dort mehrere Personen waren, die mit ihm sprachen, und dass es nicht der Bastard war, der ihn eingesperrt und gefoltert hatte.. Langsam wurde sein Blick klar und er realisierte - “Alex?…” fragte er ungläubig. Er konnte es nicht glauben. Auch, als sein Blick auf Michael fiel.. Doch als er dessen Gesichtsausdruck sah, wusste er plötzlich, dass es real war. “Oh Gott.. Ihr seid es .. Wirklich! Ich… Gott….” mehr konnte er nicht sagen, er war nahe dran, wieder in die Bewusstlosigkeit abzugleiten. Branco hatte die Suche wieder aufgenommen und hatte schließlich einen Draht gefunden, mit dem er versuchen konnte, die Handschellen aufzubekommen. Michael war wieder an Gerrit herangetreten. Es tat ihm auf der einen Seite leid, was er getan hatte, doch auf der anderen Seite wollte er wissen, wo Mike war und was Heiser mit ihm angestellt hatte.. “Was hat er mit Mike gemacht? Wo ist er??” fragte er, dieses Mal leise und mühsam beherrscht. Gerrit rannen Tränen über die Wangen. Er sah zum Fernseher hin und schluckte. Mike war zu sehen, wie er in dem kleinen Grab lag und sich nicht rührte.. Langsam begann er zu reden: “Wo er ist weiß ich nicht; er war bis vor einiger Zeit mit mir hier, dann hat er ihn mitgenommen.. Aber bevor er ihn weggebracht hat, hat er ihn… Er hat ihn…” Es fiel ihm unglaublich schwer, weiter zu reden. “WAS hat er??” fragte Michael und hob seine Stimme. Alex war zu ihm getreten und versuchte, ihn zu beruhigen und Branco hatte das Stück Draht genommen und war dabei, sich die Handschellen vorzunehmen. Gerrit schluckte. Er musste es sagen, dass wusste er. “Er hat, er hat ihn sexuell missbraucht…” Nun war es heraus. Gerrit konnte Michael nicht ansehen. Er sah auf den Boden und hörte, wie Branco den Draht fallen ließ. Auch Michaels und Alex´ Blicke konnte er geradewegs spüren; sie brannten sich in sein Gesicht. “WAS hat er???” brüllte Michael schließlich und dann schrie er und brüllte, dass die Wände bebten. “Das wird er bereuen, dieses ... Ich schwöre es bei meinem Leben….” Michael war kaum zu beruhigen, und dieses Mal konnte Alex ihn verstehen. Sie versuchte es erst gar nicht. Auch ihr standen die Tränen in den Augen. Zuerst Robert, jetzt Gerrit und dann auch noch Mike.. Und das Schlimmste war, dass sie keine Ahnung hatten, wo der Junge sich aufhielt. Sie hatten zwar Gerrit gefunden, aber er war immer noch gefesselt.. “Es… tut.. mir… leid…” stöhnte Gerrit, dann fiel er wieder in sich zusammen. “Gerrit…” sagte Alex erschrocken. Während sie sich um ihren Kollegen kümmerten, hörten sie die Spurensicherung eintreffen, die ihren Spuren gefolgt war. Die Kollegen traten ein und Michael empfing sie sofort. “Wir brauchen hier jede Menge Spürhunde! Mein Sohn ist irgendwo unter der Erde, gefangen in einem Grab. Er braucht dringend ärztliche Versorgung!! Und wir brauchen einen Krankenwagen für Gerrit!” Nach dem ersten Schock über Mike machten sich nun auch die Sorgen über Gerrit in ihm bemerkbar, doch die seines Sohnes überwogen bei weitem. Sie mussten ihn finden, koste es was es wolle! Die Mitarbeiter der Spusi nickten nur und machten sich dann daran, Branco zu helfen, Gerrit, der wieder ohnmächtig geworden war, von den Handschellen zu befreien. Alex hatte mittlerweile einen Krankenwagen verständigt und während sie händeringend auf diesen warteten, kam in ihr die Panik hoch. Würden sie Mike noch rechtzeitig finden?
Fortsetzung vom 13.09.09
Die Kollegen suchten die ganze Gegend ab. Doch nirgends war nur eine einzige Spur zu finden. Michael wurde beinahe wahnsinnig; er schwankte zwischen dem Bedürfnis, mitzusuchen, und in den Fernseher zu sehen um sich zu vergewissern, wie es seinem Sohn ging. Alex und Branco hatten dabei geholfen, Gerrit zu befreien. Schließlich hatten sie es geschafft. Gerrit sank in Brancos Arme und dieser fing ihn auf und legte ihn auf den Boden. Er war wieder ohnmächtig geworden. Der Krankenwagen war mittlerweile angekommen und die Sanitäter, die den Weg in den Raum gefunden hatten, hoben ihn auf die Trage. Michael, der einige Zeit oben mitgesucht hatte, kam wieder in den Raum zurück, um nach seinem Sohn zu sehen und sah gerade, wie Gerrit versorgt wurde. "Wie geht es ihm?" fragte er den Notarzt. "Ihr Kollege hat das Bewusstsein verloren. Er ist stark hydriert, hat viel Blut verloren. So wie es aussieht, wurde er mehrfach misshandelt. Ich würde beinahe davon ausgehen, dass er gefoltert wurde - es sind Misshandlungen von Stromschlägen auszumachen und Peitschenhiebe" Alex schüttelte entsetzt den Kopf. Sie konnte nichts mehr sagen. Auch Branco und Michael schwiegen. Sie hatten sich einiges vorgestellt, aber dafür fehlte selbst ihnen die Phantasie. "Aber er wird durchkommen??" fragte Alex schließlich. Sie hatte sich kaum getraut, diese Frage zu stellen. Zuerst Robert, der mit dem Tode kämpfte, und nun auch noch Gerrit.. Und was mit Mike war, daran wagten sie noch gar nicht zu denken" Der Arzt sah sie an und antwortete schließlich: “Ich kann noch nichts Abschließendes sagen.. Zuerst einmal bekommt er jetzt die Erstversorgung und dann ins Krankenhaus.." Damit ging er an den Kommissaren vorbei und diese hörten nur, wie er den Sanitätern anordnete, mit welchen Medikamenten sie Gerrit versorgen sollten. Gerrit wurde von den Sanitätern aus dem Raum getragen und draußen in den Krankenwagen gehievt. Alex und Branco folgten ihnen und sahen gerade noch, wie er davon fuhr. Alex wurde schummerig. Sie hielt das ganze langsam nicht mehr aus. Branco, der sah wie sie strauchelte, legte ihr die Hand auf die Schulter. "Geht`s?" fragte er besorgt. Er wusste, es war in der letzten Zeit einfach zu viel passiert.. Alex stand wieder auf und nickte. "Ja, geht schon; danke.." Branco sah sie immer noch zweifelnd an. "Hör zu, Alex. Wenn es nicht mehr geht, dann sag bescheid, okay?" Alex schüttelte den Kopf. "Ich sagte es geht schon! Wir müssen Mike finden! Wir müssen ihn einfach finden! Wir müssen" In dem Moment kam auch Michael zurück. Er schwieg immer noch und Alex konnte seine Verzweiflung spüren. Dann sagte er: "Ja, das müssen wir.. Er rührt sich nicht mehr, ich weiß nicht mal mehr, ob er noch lebt" "Natürlich lebt er!" antwortete Branco. Selbstverständlich wusste er das genauso wenig; aber er musste doch dafür sorgen, dass Michael die Hoffnung nicht aufgab! Keiner von ihnen durfte die Hoffnung aufgeben" Auch Alex schüttelte den Kopf: "Michael, du darfst nicht aufhören, daran zu glauben, dass er noch lebt! Du darfst ihn nicht aufgeben!!" Michael sah sie an. "Aber wo ist er?? Die Kollegen suchen hier die ganze Gegend ab; sag mir, wo er sein könnte.. Und Heiser, dieser Bastard, hat sich auch abgesetzt.. Ich schwöre euch, wenn ich ihn finde, bringe ich ihn um. Ich bringe diesen Bastard um, für das, was er Mike und Gerrit angetan hat - und Robert!"
Alex durchfuhr ein starker Schmerz, als sie an Robert erinnert wurde. Sie hielt es nicht mehr aus. Obwohl sie Angst davor hatte, holte sie ihr Handy heraus und wählte die Nummer des Krankenhauses. Sie wollte sich über Roberts Zustand informieren. Branco und Michael ahnten, was sie vorhatte und die Spannung, die von allen ausging, zerriss beinahe die Luft. Es vergingen einige Sekunden - die allen wie Stunden vorkamen - und dann hatte Alex eine Mitarbeiterin an der Leitung. ´"Mein Name ist Alexandra Rietz, ich möchte einmal nachfragen, wie es meinem Kollegen, Herrn Robert Ritter, geht, der bei Ihnen in der Intensivstation liegt?" Es wurde still, als Alex zuhörte. Michael und Branco sahen sie angespannt an, während sie warteten. Alex Gesicht wurde lang. "Oh, danke.. Danke für die Information.." Dann legte sie auf. "Und? Was??" fragte Michael. "Es gibt keine Veränderung.. Roberts Zustand ist immer noch unverändert" Sie hatten sich etwas anderes erhofft. Dann riss sich Michael wieder zusammen. "Ich muss weiter suchen! Wenn ihr wollt, könnt ihr ins Krankenhaus fahren; ich werde mich hier weiter an der Suche beteiligen." Alex sah ihn an und in ihren Augen blitzte es. "Denkst du wirklich, wir würden dich im Stich lassen? Natürlich suchen wir mit!" Michael lächelte sie dankbar an und auch Branco nickte ihm zu. Sie machten sich auf um die Spurensicherung und die Spürhunde aufzusuchen, die bereits das Gelände und die nähere Umgebung auf den Kopf gestellt hatten - leider bis jetzt ohne Erfolg.
Fortsetzung vom 08.12.09
Fortsetzung vom 15.02.10
Alex und Branco waren auf dem Weg zu Roberts Zimmer. In Alex zog sich alles zusammen, als sie an ihn dachte. Laut der Ärztin, die sie gerade gesprochen hatten, war er immer noch in Lebensgefahr. Dennoch wollte sie ihn sehen. Dann waren sie angekommen. Langsam öffnete Alex seine Zimmertür und sie und Branco traten ein. Robert lag an zig Kabel angeschlossen in seinem Bett. Er sah schlimmer aus als beim letzten Mal, als sie ihn gesehen hatte. Ihr traten Tränen in die Augen. Branco legte einen Arm um sie und zog sie an sich. Alex riss sich zusammen und rückte wieder ein Stück von Branco fort. “Geht schon..” schniefte sie. Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Roberts Bett. Branco blieb einige Schritte vor dem Bett stehen und sah einfach nur zu. Auch ihm tat es leid, den Kollegen so zu sehen, doch ihm tat noch mehr weh, dass Alex so litt. Alex nahm Roberts Hand in ihre und sagte leise: “Halt durch, Robert! Du hast es schon einmal geschafft, du wirst es auch wieder schaffen! Bestimmt! Du schaffst es!!” Branco kam es beinahe so vor, als ob sie es mehr zu sich selber sagen würde, als zu Robert.
Die beiden wussten nicht, wie lange sie schon dort waren, als plötzlich die Tür aufging und ein Arzt ins Zimmer kam. “Sie sind doch die Kollegen des Kommissars Grass, oder?” Alex war vom Stuhl aufgesprungen und sie und Branco starrten ihn an. Beide befürchteten das Schlimmste. “Keine Angst.. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Ihr Kollege vermutlich bald aufwachen wird. Seine Werte sind soweit stabil und seine schwersten Verletzungen wurden soweit versorgt.. Leider kann ich Ihnen dies für diesen Kollegen” - er zeigte auf Robert - “nicht bestätigen. Ich kann nicht sagen, wie lange er noch im Koma bleibt.. Wenn Sie vielleicht lieber zu dem Kollegen Grass gehen möchten; Allerdings muss ich Ihnen doch noch den Rat geben, ihn zu schonen. Er darf sich nicht aufregen!..” Alex nickte langsam. Dann sah sie ihn an und fragte direkt: “Können Sie uns sagen, ob er durchkommt?” Sie sah zu Robert. Der Arzt schüttelte den Kopf. Sein Gesichtsausdruck war traurig: “Nein, das kann ich leider nicht. Es tut mir leid. Ich weiß es nicht. Er hatte schwere innere Blutungen, und das mehrere Male. Im Moment kann ich nur sagen, dass wir sie unter Kontrolle gebracht haben; aber das hatten wir schon einmal.. Alles, was ich definitiv sagen kann ist, dass er einen erneuten Rückfall nicht überleben wird…” Dann ging er zu Roberts Bett und kontrollierte seine Werte. Alex und Branco nickten ihm zu, sahen noch einmal zurück und machten sich dann auf den Weg zu Gerrits Zimmer. Es lag nicht weit entfernt. Alex atmete einmal tief durch, dann öffnete sie auch seine Zimmertür…
Branco trat nach ihr ein. Sie standen nun vor Gerrits Bett. Er war ebenfalls an Geräte angeschlossen. Alex stöhnte auf, als sie sein Gesicht sah. Es war eingefallen und schneeweiß. So hatte sie ihren Kollegen noch nie gesehen. Dann knickten ihre Beine weg. Branco konnte gerade noch rechtzeitig nach vorne eilen um sie aufzufangen, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Es war eindeutig zu viel für sie. “Alex, wenn du das nicht schaffst, dann lass uns rausgehen, es dauert sicherlich noch einige Minuten, bis Gerrit aufwacht..” Alex schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht gehen. Mühsam stand sie auf und rückte einen Stuhl zu sich heran. “Geht schon, ich, ich bin nur.. Warum das Ganze?” Sie sah Branco an: “Niemand kann etwas für das, was ihm in diesem Gefängnis angetan wurde, auch Gerrit nicht! Und schon gar nicht Mike! Und wieso Robert.. Ich…” Alex begann zu weinen. Branco sagte nichts. Er nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Plötzlich dachte er an die Zeit zurück als sie noch zusammen gearbeitet hatten, Alex, Michael und er. Als es noch keinen Gerrit und keinen Robert gab - und nach gefühlten Ewigkeiten begann er, sich nach dieser Zeit zurück zu sehnen. Er hatte eigentlich einen super Job beim SEK und es gab auch keinen Zweifel, nach erledigtem Einsatz wieder dorthin zurück zu kehren. Doch war es wirklich so? Während er Alex hielt, die immer noch weinte, und ihr über den Rücken streichelte, spürte er Gefühle in sich aufsteigen. Langsam nahm er ihren Kopf nach oben und sah ihr in die Augen. Bevor Alex noch etwas sagen konnte, küsste er sie. Es war ein sinnlicher, weicher, zärtlicher Kuss…
Alex konnte zuerst nichts sagen. Sie war irritiert. Dann riss sie sich von ihm los. “Branco, was??” “Sag nichts, bitte! Alex, ich, ich liebe dich!” “Branco, du, du weißt, ich, ich mag dich, du warst - nein, du bist! - ein wunderbarer Kollege, aber du musst das jetzt nicht tun.. Nicht aus Mitleid, weil es mir nicht gut geht…” Branco sah sie an: “Es ist kein Mitleid.. Ich glaube, ich habe immer schon etwas für dich empfunden, konnte es aber irgendwie - auch für mich selbst - erfolgreich verdrängen.. Aber jetzt, jetzt weiß ich, dass ich dich liebe.. Ich liebe dich!” Er nahm erneut ihren Kopf in seine Hände und küsste sie erneut, sanft und zärtlich. Alex konnte es nicht fassen. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass ihr Kollege so für sie empfand.. Doch dann durchströmte sie ebenfalls ein warmes Gefühl. Sie erwiderte seinen Kuss. Branco konnte sein Glück kaum fassen, als er begriff, dass sie seine Gefühle teilte und sein Kuss wurde exzessiver..
Beide waren in ihren Kuss vertieft, als sie plötzlich ein Geräusch vernahmen, das von Gerrits Bett zu kommen schien. Es hörte sich an, wie ein Stöhnen.. Alex riss sich von Branco los und stürzte zu Gerrits Bett. “Gerrit? Gerrit, kannst du mich hören?” Auch Branco bemerkte, dass der Kollege langsam aufwachte und trat ebenfalls an sein Bett. “Hey, Junge.. aufwachen!” sagte er leise. Gerrit hatte die Augen aufgeschlagen und starrte zuerst ihn an und dann Alex. Alex fühlte sich an den Augenblick in Gerrits´ Gefängnis erinnert, als er kurz bei Bewusstsein gewesen war, aber sie nicht registriert hatte. Auch hier hatte sie das Gefühl, dass er sie nicht wirklich realisierte. “Gerrit?” flüsterte sie. Ihre Stimme zitterte. “Gerrit! Ich bin´s! Alex!” “Alex..” hauchte Gerrit. Er schloss kurz die Augen und Alex hatte schon Angst, er würde sie nicht mehr öffnen. Doch dann machte er sie wieder auf und sah sie an. “Gerrit” Alex strich ihm übers Gesicht. “Du hast es geschafft! Du bist befreit!” Sie lächelte und Gerrit lächelte schwach zurück. Dann riss er die Augen auf; es sah aus, als wäre ihm plötzlich etwas eingefallen. “Was… was ist mit Mike? Wie geht es Mike??” Alex sah kurz zu Branco, dann räusperte sie sich. “Mike ist in Behandlung.. Im Moment ist er noch nicht bei Bewusstsein, aber er wird durchkommen! Michael ist bei ihm!” Gerrit nickte schwach. Dann starrte er sie erneut an. “Und Robert?? Was ist mit Robert?” seine Stimme zitterte. Anscheinend war ihm der Kollege gerade erst wieder eingefallen. Alex hatte sich vor dieser Frage gefürchtet. Sie wusste nicht, wie viel sie ihm sagen durften, ohne dass er sich zu sehr aufregte.. Branco kam Alex zu Hilfe. “Hey, mach dir mal keinen Kopf wegen Robert, okay? Das.. das wird schon wieder…” Alex schwieg und Gerrit sah von Branco zu seiner Kollegin. “Alex.. Alex bitte. Sag, sag mir die Wahrheit!” Alex seufzte. Sie konnte ihren Kollegen und Freund nicht anlügen. “Reg dich nicht auf, bitte. Du darfst dich nicht aufregen.. Robert… Er ist immer noch nicht bei Bewusstsein. Es, es besteht Lebensgefahr.. Aber die Ärzte tun, was sie können!” Gerrit schluckte und schloss erneut die Augen. Alex nahm seine Hand und drückte sie sanft. Branco stand neben ihr und fühlte sich ein wenig fehl am Platz. Er spürte ein irrationales Gefühl in sich aufsteigen, dass er als Eifersucht erkannte - und bevor es schlimmer werden konnte, beschloss er, einmal nach Mike und Michael zu sehen. Er sagte Alex kurz bescheid, die mit einem kurzen Nicken bestätigte, dass sie verstanden hatte; dann wandte sie sich wieder Gerrit zu. Sie hatte nicht vor, ihn wieder alleine zu lassen - noch nicht. Gerrit sah ihr ins Gesicht und lächelte dankbar. Sie fühlte wie schwach er war…
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