NEUANFANG

Teil 1: Undercoverarbeit war anstrengend. Das wusste Alexandra Rietz zwar schon lange und doch hatte sie den Auftrag angenommen. Angenommen, in der Hoffnung, der Auftrag würde wie jeder andere schnell vorüber gehen und sie nicht mitnehmen. So hatte sie mehrere Monate verdeckt in einer Drogenbande ermittelt, mehrere Monate ihre eigene, gemütliche Wohnung gegen eine kalte, graue 1-Zimmer Wohnung außerhalb der Stadt eingetauscht, mehrere Monate kaum ein Wort mir ihren Kollegen, gar keins mit ihrer Familie gewechselt. Es war schwer gewesen, die Tarnung aufrecht zu erhalten, alles hatte an ihren Nerven gezehrt. Gewünscht hatte sie sich direkt am ersten Tag, dass sie schon wieder gehen und in den normalen Berufsalltag zurückkehren konnte. Doch es hatte lange gedauert, bis sie sich das Vertrauen des Drogenbosses, einem Ernesto de Maro, erarbeitet hatte und endlich größere Aufträge ausführen konnte. Nun war sie so gesehen die zweite Hand de Maros und wusste über alle seine Geschäfte Bescheid. Trotzdem hatte sie noch warten müssen, da sie ja nicht nur Ernesto, sondern auch seine ganzen Mitarbeiter schnappen wollten. Nun war es endlich so weit: Morgen Abend um 23:47 würde der alles entscheidende Deal über die Bühne gehen und wenn alles glatt laufen würde, würde Alex morgen wieder in ihr altes Leben zurückkehren. Wenn alles klappt... Über den Gedanken schlief Alex auf dem alten, morschen Bett ein.

Teil 2: Langsam öffnete sie die Augen, zuerst sah sie alles noch verschwommen, doch schließlich wurde das Bild immer klarer. Die Sonne strahlte durch das kleine Fenster als wäre heute der schönste Tag des Jahres. Die kleine Wohnung erstrahlte in gelblichen Sommerfarben, für einen kurzen Moment konnte Alex den Undercovereinsatz vergessen. Sie lag also da und träumte vor sich hin. Heute Abend würde sich alles auszahlen, wofür sie die letzten Monate hart gearbeitet hatte. Heute Abend... Alex träumte noch ein wenig, bis sie schließlich beschloss aufzustehen und auch den letzten Tag dieses grauenhaften Unterfangens anzugehen. Sie genoss noch einmal die Strahlen der Sonne, das warme, schöne Gefühl das auf ihrer Haut kitzelte. Dann stieg sie unter die Dusche und machte sich fertig, fertig für den letzt Arbeitstag als Handlanger de Maros, fertig für den letzten Polizeieinsatz den sie in den nächsten Wochen machen würde. Nach diesem Einsatz würde sie sich Urlaub nehmen und erst einmal das Vergangene verdauen. Es war schwer gewesen immer die Aufträge auszuführen, nach einiger Zeit fühlte man sich wie ein echter Schwerverbrecher und so hatte sie das Gefühl auch eingebuchtet zu werden, wenn heute Abend die Polizei in den größten Deal der letzten 5 Jahre platzen würde.

Teil 3: Langsam verflog der Tag und es fing an zu dämmern- Der rot-orange Ton der Sonne gab Alex ein Gefühl von Geborgenheit und Freiheit. Dieses Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr gehabt und dadurch glaubte sie, an diesem Abend würde alles sein, wie sie es sich wünschte und wie sie es von früher kannte. Langsam ließ Alex sich auf einem Stuhl nieder, sie schaute dabei durch das kleine Fenster, schaute auf die Landschaft, die langsam in tiefer Dunkelheit versank. Als es vollends dunkel war, kehrte das Gefühl von Kälte und Hass zurück, durch das sie die letzten Monate bis zu diesem Punkt geführt worden war. Ohne dieses Gefühl hätte sie schon lange nicht mehr klar denken können, hätte schon lange die Nerven verloren. „ Ich habe mich verändert! Dieses Gefühl hat mich verändert. Einerseits hoffe ich, dieses Gefühl ablegen und wieder die alte Alex sein zu können, doch andererseits habe ich mich an die kalte, die eiskalte Alex gewöhnt, die Alex, die jeden Auftrag ohne zu zögern ausführen konnte, die Alex, die keinen Schmerz erfahren musste, und ich weiß nicht, ob ich diese Alex, diese Maske, die mich bei diesem Einsatz so oft vor dem seelischen Untergang gerettet hat, ablegen und wegschicken kann oder möchte.“, die Worte, die sie gerade gemurmelt hatte, schockierten sie zutiefst, sie hatte nie geglaubt, so etwas je zu denken, bis jetzt war sie nach jedem Undercovereinsatz wieder die Alte geworden. Nach jedem Einsatz, immer wenn sie Gerrit und Michael wieder sah, vor allem Gerrit, denn er gab ihr dann das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit und das Gewissen, dass alles wieder gut werden würde. Doch dieses Mal war sie nicht sicher ob Gerrit sie retten können würde. Sie retten vor dem neuen Ich, das sich in ihre Seele fraß. Klar, Gerrit würde alles in seiner Mach stehende tun, würde sich um sie kümmern, würde sie die erste Zeit verwöhnen, als wäre ihr Leben wichtiger als seins, doch dieses Mal war die Zeit, die sie von ihrem alten Leben getrennt worden war, zu lang gewesen, um das mit ein paar Tage größter Fürsorge auszugleichen. Nein, diesmal würde es länger dauern, die alte Alex zurückzuholen Eine Träne kullerte über Alex’ Gesicht, eine kleine Träne, die sie schnell wegwischte. „Ich darf nicht weinen! Ich hab mir dieses Schicksal selbst zuzuschreiben und muss jetzt die Konsequenzen tragen“, flüsterte sie. Ein Kurzes Zucken und sie hatte ihr „Pokerface“ wieder aufgesetzt. Das Pokerface, das inzwischen echt war. Jetzt würde sie den letzten schritt zum ersehnten Ziel antreten.

Fortsetzung vom 03.02.09

Teil 4: Es war soweit, gleich würde der Deal stattfinden. Gleich würde alles, wofür sie die letzten Monate gekämpft hatte, vorbei sein. Gleich hatten sie ihr Ziel erreicht. In 5 Minuten würde es so weit sein. 5 Minuten, dann würden die Käufer kommen. Ausgemacht war, dass sie warteten, bis die Käufer erschienen und dann alle festnahmen. Alle, auch Alex. Klar, sie würde später still und heimlich entlassen werden, doch es wäre ein zu großes Risiko gewesen, zu offenbaren, dass sie nur ein Spitzel gewesen war und nie an Seiten de Maros stand. Denn wenn dieser das herausfinden würde, dann wäre Alex so gut wie tot. De Maro hatte weiter hin Leute, die seine Befehle ausführten, sei würden auch dann noch für ihn arbeiten, wenn er im Gefängnis säße. Das Risiko wollten die Kommissare nicht eingehen und so hatten sie beschlossen, dass Alex auch beim Zugriff so tun sollte, als ob sie eine von de Maros Leuten wäre. Das würde auch heißen, weitere Forderungen zu erfüllen, solange bis sie alle eingesperrt waren. Und es würde heißen, ihre Kollegen erst ein paar Stunden später sprechen zu können. Doch dese Vorsichtsmaßnahmen waren wichtig und so hatte auch Alex sie eingesehen, auch wenn sie ihr nicht gefielen. Alex lehnte an dem Geländewagen, einen von denen, die sie gebraucht hatten, um Menschen und Ware an diesen Ort zu transportieren. Sie sog die frische Nachtluft ein. „So soll nun alles enden“, dachte sie vor sich hin und ein kleiner Funken Trauer stieg in ihr auf. Klar, es war hart gewesen, und ja, sie wollte ihr altes Leben zurückhaben, und doch waren da ihre neuen Freunde, die sie hier gewonnen hatte. Diese Freunde hatten ihr in jeder Hinsicht geholfen, mehr geholfen als Gerrit oder Michael. Beim Gedanken an Gerrit, lief es Alex kalt den Rücken runter. War er noch der, den sie von früher kannte, der den sie liebte? Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, da hatte sie gleich dieses Kribbeln gespürt, gespürt und es erst einmal als Täuschung abgehakt. Doch als sie Gerrit näher kennen gelernt hatte, da war das Kribbeln wieder aufgetaucht. Unerwartet und genau zum falschen Zeitpunkt war es wieder da gewesen. Und nun? Wieder fragte Alex sich, ob sie Gerrit noch liebte, ihn noch lieben konnte. Sie hatte ihn 4 Monate nicht gesehen, vielleicht hatte er sich verändert, so sehr verändert, dass sie ihn nicht mehr lieben konnte. Klar sie hörte sich an, als wären Gerrit und sie ein Paar gewesen, doch das war nie so gewesen, nie waren sie die beiden Kommissare näher gekommen, nie hatte Gerrit gezeigt, dass er mehr für sie empfand, als nur Liebe. Und doch dachte Alex immer noch an ihn, immer nur an ihn. Gerade wieder. „Ich liebe ihn noch, egal wie lange wir getrennt sind.“, schlussfolgerte Alex und atmete einmal tief ein. Tiefes Ein- und Ausatmen half ihr immer dabei, Dinge aus dem Kopf zu bekommen, die in dem Moment unpassend waren. Am Ende der Straße erschienen schwache Lichter. Alles klar, es würde losgehen.

Teil 5.: Alle lief nach Plan ab. Die Käufer kamen, nun saßen alle in der Falle. Gerrit lag auf der Lauer und beobachtete das ganze Geschehen. Besser gesagt, er beobachtete Alex. Seit er sie erkannt hatte, beobachtete er sie. Sie hatte sich verändert, nicht nur vom Aussehen. Ihr Haar war länger geworden, ihr Körper wirkte abgemagert. Das ließe sich alles wieder ändern, da war Gerrit sich sicher. Doch was ihm Sorgen machte war der Ausdruck auf ihrem Gesicht, eiskalt und gleichzeitig traurig, stand sie da, an den Geländewagen gelehnt. „Arme Alex“, leise murmelte Gerrit diese Worte, so leise, dass nicht einmal Michael, der neben ihm lag, sie verstehen konnte. „Was hast du gesagt?“, leise fragte er seinen Kollegen. „Nichts“, antwortete Gerrit nur. Ein „Nichts“ das nicht nichts bedeuten konnte, so war Michael sich sicher. Außerdem hörte man etwas in Gerrits Stimme, etwas was nicht normal war. Okay, normal war sowieso kein Ausdruck für Gerrit mehr gewesen, seit Alex weg gewesen war. Klar, es hatte allen geschmerzt, sie mehrere Monate nicht sehen zu können, doch bei Gerrit war es anders gewesen. Er war wie ausgewechselt. Von dem fröhlichen Mann, der immer, wenn es möglich war, Witze riss, war nichts mehr übrig geblieben. Schon an dem Abend, an dem ihnen verkündet worden war, dass Alex einen Undercovereinsatz angenommen hatte, bei dem sie keinen ihrer früheren Umgebung sehen durfte, hatte sich dieser Schatten auf Gerrit gelegt. In den letzten Monaten war er dann alles andere als motiviert gewesen, man hatte ihn zu jeder Tätigkeit auffordern müssen, sonst hätte er nur im Büro gestanden und nichts getan. Es war, als wäre seine Lebensfreude mit Alex mitgegangen. Es war wirklich unerträglich mir Gerrit geworden. Heute würde zum Glück alles vorbei sein, heute würde Alex wieder zum Team stoßen, heute würden sie wieder vereint sein. Alle im Büro waren heute total hibbelig gewesen, alle bis auf Gerrit. Was war nur los mit dem Jungen? Als Alex wegging, war er total traurig, und als sie die Nachricht erhalten hatten, dass sie wiederkam, da hatte er nur einen noch traurigeren Eindruck gemacht. Auch jetzt war es nicht besser. Doch diesmal war auch noch ein anderes Gefühl auf Gerrits Gesicht erschienen: Sorge. Doch Sorge, worum? „Hey Junge“, flüsterte er. „Es wird alles gut gehen!“ Diese Worte kamen mit solch einer Sicherheit, dass man sie nur glauben konnte. Gerrit schien sie jedoch gar nicht zu bemerken. Wieder starrte er zu Alex, wie den ganzen Abend schon. Seit sie hierher gekommen waren, hatte er sie nie aus den Augen gelassen. „Auch gut, so hat sie wenigstens immer einer im Auge, nicht, dass ihr nachher nicht etwas passiert.“, mit diesen Gedanken fing Michael wieder an,s miensich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.

Teil 6: „Wir warten noch einen kleinen Augenblick.“, der Einsatzleiter, des SEK’s war zu ihnen gestoßen, nun sprach er in sein Funkgerät. Auf dem Platz, der vor ihnen lag, war de Maro in das Gespräch mit den Kunden vertieft, er schien nicht auf seine Umgebung zu achten, anscheinend schenkte er seinen Handlangern vollstes Vertrauen. Diese standen um das Geschehen herum, blickten immer wieder in Richtung anliegender Wald, immer wieder in Richtung SEK, doch schienen sie die Polizisten nicht zu entdecken, denn sie machten nicht den Anschein, loszurennen und einer sicheren Festnahme zu entkommen. Wenn sie tatsächlich mit einem Übergriff rechneten, so vertrauten sie eher auf ihre Waffen, als auf ihr läuferisches Können, denn ihre Hände ruhten die ganze Zeit auf diesen. „Das kann ja wirklich lustig werden“, meinte Gerrit mit einem sarkastischen Unterton zu seinem Kollegen, Michael schaute ihn an und nickte nach kurzer Zeit. „Und ich dachte, wir bräuchten bei diesem Einsatz keine schusssicheren Westen.“, meinte Gerrit nun völlig ernst. Dabei blickte er die ganze Zeit auf das Geschehen und wand seinen Kopf keine Sekunde zu seinem Kollegen. Dieser sah in erschrocken an. „Wie, du hast keine Weste an?“, ein ungläubiger Unterton lag in seiner Stimmer, so als könnte er nicht glauben, dass sein Kollege wirklich bei der Polizei arbeitete. Jetzt blickte Gerrit zu ihm auf. Dabei erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. „Klar hab ich eine an! Was denkst du denn? Du fällst aber auch auf alles rein!“ Böse sah Michael ihn an. „Ach, auf einmal kannste wieder Witze reißen... Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas, klar?“ Leise brummend nickte Gerrit. „Meinst du es...“, weiter kam er nicht mehr, denn im selben Moment schrie der Einsatzleiter neben ihnen: „Zugriff!“ Sofort sprangen Michael und Gerrit auf und rannten auf den Platz, gefolgt von mindestens 30 SEK-Leuten. Sie versperrten als erstes alle Fluchtwege. Die Dealer waren überrascht, die einen blieben erstarrt stehen, die anderen setzten den Versuch an zu fliehen, wurden jedoch von den Polizisten gestoppt, und wieder andere zogen ihre Pistolen. „Legen sie die Waffen nieder, sie haben sowieso keine Chance. Machen Sie es nicht schlimmer als es schon ist.“, versuchte Michael das Schlimmste zu verhindern. „Einen Dreck wird ich tun!“, schrei de Maro und richtete die Pistole auf den Kommissar. „Legen sie lieber die Waffen weg! Keiner von uns würde zögern, einen von ihnen abzuknallen“, dabei blickte er zu seinen Leuten, die sich nun mit gezogener Waffe um ihn herum versammelten. Auch Alex war unter ihnen. Michael hob leicht die Hände und meinte dann „Wie sie möchten, wir ziehen uns zurück, aber bauen sie keinen Scheiß!“ Dann drehte er sich zu seinen Kollegen um und schrie: „In Deckung!“ Sofort sprangen die Polizisten zur Seite, kurz darauf erklangen die ersten Schüsse.

Teil 7: Kurz darauf ein Aufschrei. Gerrit lauschte auf. Michael sprach gerade zum SEK-Einsatzleiter und bekam gar nicht mir, wie Gerrit sich auch den Weg machte, die Frau zu suchen, die offensichtlich angeschossen worden war. Hinter sich hörte er weitere Schüsse. „Dann geht es also los“, dachte er und hätte fast über sich selbst gelacht, denn in seinen Ohren hörte sich der Satz nach Krieg an, doch wusste er über den Ernst der Lage und empfand es als vorteilhafter es nicht zu tun. Außerdem machte er sich sorgen um die Frau: Was wenn sie schwer verletzt war? Gar nicht auszudenken, aber noch weniger, die Möglichkeit, Alex vorzufinden, vorzufinden und festzustellen, dass der Schuss sie sofort getötet hatte. Gerrit schluckte schwer. Er vermisste sie so sehr, wollte sie einfach nur kerngesund wieder sehen. Leise schlich er weiter, sehr vorsichtig und sehr langsam. Jetzt zu riskieren entdeckt zu werden und dann als einfaches Ziel dazustehen, war ihm zu riskant. Nein, er wollte still und heimlich sich um die Frau kümmern, dann zurückkehren und Michael helfen. Dass kein anderer sich auf den Weg gemacht hatte, nach der Frau zu suchen, wunderte ihn nicht. Das ganze SEK hatte sich als Ziel genommen, endlich diese Dealer zu schnappen und jeder wollte seinen Teil dabei tun. Wenn jetzt einer der Frau zu Hilfe eilen würde, hatte er Angst, etwas zu verpassen. Doch bei Gerrit war es anders. Was interessierte ihn Einsatz? Das alles hatte ihm seine Welt zerstört, wenn auch nur für ein paar Monate. Was, wenn Alex tot war? Dann wäre sein Leben für immer zerstört. Eben hatte er sie aus den Augen verloren, hätte er das nicht, hätte er noch gewusst, was mit ihr war. Er wollte nicht, dass sein Leben zum zweiten Mal zerstört wurde. Nicht schon wieder. Das war der Grund, warum er rein gar nichts Tolles an diesem Fall finden konnte. Normalerweise hatte jeder Fall irgendetwas besonderes, irgendetwas wofür man sich gerne an ihn zurück erinnerte. Doch was sollte an diesem fall tolles dran sein? Erstens hatte Gerrit doch gar nicht ermittelt, zweitens hatte er ihm nur Qualen gebracht, nur Qualen. Wie sehr freute er sich auf den morgigen Tag, endlich würde er Alex wieder sehen, sie endlich wieder in die Arme nehmen können.

Teil 8: Bald schon hatte er die Frau gefunden: Es war nicht Alex, doch er kannte sie vom sehen. Es war noch nicht lange her, da war er durch die Straßen Münchens gelaufen und hatte sie dort erblickt. Aufgefallen war sie durch das Gespräch, das sie geführt hatte. Sie hatte förmlich auf ihr Handy eingebrüllt, man konnte trotzdem nicht verstehen, was sie gesagt hatte, da sie Türkisch gesprochen hatte. „Komisch, sie sieht aus wie eine normale Deutsche und doch kann sie Türkisch“, hatte Gerrit sich damals gewundert. Das Rumgebrülle hatte auf den anderen Fußgängern nicht gefallen, viele hatten sie nur böse angestarrt. „Hallo. Ich bin Gerrit Grass, Kripo München. Geht es ihnen gut?“, fragte er besorgt. „Na ja... Es tut nur höllisch weh!“, dabei deutete sie auf ihr Bein aus dem eine Menge Blut lief.“ „Ich muss die Blutung stoppen, warten sie kurz!“ Gerrit überlegte, was er zum Stoppen der Blutung benutzen konnte, doch es fiel ihm nichts Passendes ein. Kurzerhand riss er einen Ärmel ab und versorgte damit die Wunde der Frau. „So, mehr kann ich im Moment nicht für sie tun. Aber sagen sie mal: Was machen sie überhaupt hier?“ „Die Frau blickte ihn an, ihr Stimme zitterte leicht: „Ich, ich konnte nicht schlafen. Da hab ich halt beschlossen noch eine Runde spazieren zu gehen. Ich wusste doch nicht, dass so etwas passiert!“ Der Kommissar blickte sie skeptisch an. „Ein bisschen spät zum spazieren gehen nicht?“ „Ja schon, aber es ist doch nicht verboten oder?“ „Nein, das ist es nicht, aber es ist äußerst gefährlich hier! Hier lief ein Deal ab, den die Polizei hat platzen lassen und jetzt ist das ganze zu einer Schießerei ausgeartet. Sie sind leider Opfer eines solchen Schusses geworden.“ Erschrocken sah die Frau ihn an. Derweil fuhr er fort: „Können sie aufstehen? Sie müssen irgendwie in Sicherheit.“ Die Dame schüttelte nur den Kopf. „Es tut so schrecklich weh!“ Verzweifelt blickte Gerrit sich um. Wo konnte sie sich verstecken? Dann zog er seine Schusssichere Weste aus und reichte sie der Frau. „Passen sie auf: Ich muss zurück. Ziehen sie diese an und kriechen sie dann vorsichtig hinter den Container! Dort bleiben sie, biss Kollegen zu ihnen kommen. Ist das klar?“ „Ja. Aber wollen sie mir wirklich die Weste geben? Ich meine, sie müssen sich doch selber schützen!“ „Lassen se das mal meine Sache sein! Sie brauchen im Moment Schutz und den muss ich ihnen geben, egal was es kostet Und jetzt Tschüss, man sieht sich!“ Dann stand er auf und lief zu den anderen zurück. Die Frau machte sich daran, sich hinter dem Container zu verstecken, so wie Gerrit es ihr gesagt hatte.

Fortsetzung vom 25.02.09
Teil 9: „Hey Micha, wie sieht’s aus?“, Gerrit kniete sich neben seinem Kollegen nieder und blickte diesen. eine Antwort erwartend, an. „Was? Oh Gerrit, du bist es. Wo warst du?“, Michael beachtete Gerrit nichtweiter und drehte ich wieder zum Geschehen. „Ich, ich hab mich u die angeschossene Frau gekümmert.“ „Welche angeschossene Frau?“, Michael klang leicht verwundert. „Hast du das nicht mitgekriegt? Als eben der erste Schuss fiel, kurz darauf hat eine Frau geschrieen. Ich habe geshcaut wie es ihr geht.“ „Und geht es ihr gut?“ „Ja einiger maßen. Ich werde gleich einen Krankenwagen für sie holen lassen, das wird schnell wieder okey sein.“ „Na dann kannste gleich einen Krankenwagen für die anderen holen!“ Jetzt erst blickte Gerrit auf den Platz, der vor ihnen lag. 2 oder 3 Verletzte agen mitten auf der Wiese und stöhnten ab uns zu auf. „was ist denn hier los?“ „Na ja, die Schießerei war voll im Gange und trotzdem haben ein paar versucht dem Geschehen zu entkommen.“ Gerrits Blick fiel ein zweites Mal über die Schießerei, diesmal genauer und intensiver. Kurz darauf fragte er. „Was ist mit Alex? Ich sehe sie nirgends.“ Leichte Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. Michael schaute ihm tief in die Augen. „Alex... die tut immer noch so, als ob sie einer der Dealer wäre, ganz genauso wie wir es besprochen haben. Und damit das nicht auffliegt, schießt sie auch auf und; bis jetzt ohne Erfolg:“ Genauso war es immer ausgemacht gewesen: Sollte es irgendwann zu einer Schießerei kommen, so würde Alex zwar auf die Polizisten schießen, sie aber immer wieder verfehlen. Enttäuschung machte sich in Gerrits Gesicht breit. Wann konnten sie endlich wieder ein Team sein? Wieder fragte er sich, ob Alex und er überhaupt noch einmal Seite an Seite ermitteln würden. Seite an Seite solche Situationen bestehen würden, Seite an Seite mit Michael und Robert, der zur Zeit auf einer Fortbildung war, ein klasse Team bilden würden. Michael erkannte die Gedanken seines Kollegen und flüsterte nur: „Hey! Morgen ist alles wieder beim Alten! Versprochen!“ Gerrit konnte nur hoffen, dass dies stimmte und versuchte sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Inzwischen fielen immer weniger Schüsse und so zeigte sich, dass die Schießerei nun bald dem Ende entgegen ging.

Teil 10: Sie versteckte sich. Versteckte sich vor den Schüssen, die regelmäßig fielen. Musste das wirklich sein? Die Gefahr, dass sich jemand ernsthaft verletzte war doch viel zu hoch. Noch nie war Alex für den Gebrauch von Waffen geween, schon immer hatte sie Gewalt abgelehnt. Doch in dieser Situation ließ es sich nicht vermeiden und so gab auch sie ab und zu einen Schuss ab, einen Schuss, der natürlich immer daneben ging. SO war es abgemacht und jeder Polizist bei diesem Einsatz wusste darüber Bescheid. Genauso war es auch in umgekehrte Richtung geregelt. Die Polizisten schossen selten auf sie, aber immer so, dass sie nicht getroffen wurde. Langsam schlich Alex aus ihrem Versteck heraus. Sie wollte zu de Maro gehen und ihn nach weiteren Anweisungen fragen. Immer schön gebückt, so dass sie eigentlich niemand sehen konnte, rannte sie durch die tief schwarze Nacht. Die Wiese, der Platz auf dem alles stattfand, war groß und de Maro befand sich am anderen Ende. Nach ungefähr einer Minute war sie endlich bei de Maro angekommen. Sie hockte sich direkt neben ihm nieder. „Wie siehts aus?“, flüsterte sie. „Zurzeit gar nicht gut. So wie es aussieht, kommen wir hier nicht heil raus. Was ich mich nur frage: Wer hat uns verraten? Irgendjemand aus unseren Reihen muss uns verraten haben, sonst wäre die Polizei nicht hier.“ Mit einem prüfenden Blick sah er ihr in die Augen. Alex schluckte unmerklich. „Deswegen sehe ich mich gezwungen“, fuhr de Maro fort. „Jeden meiner Leute einer Prüfung abzuverlangen. Du darfst anfangen.“ Ein feines Lächeln kennzeichnete sich auf seinem Gesicht. „Und was soll sie tun Ernesto?“, fragte nun einer seiner Handlanger, ein gewisser Rico, der schon seit Jahren für Ernesto arbeitete. Rico war bekannt dafür, jeden Auftrag ohne das kleinste Anzeichen auszuführen, er was sehr schlagkräftig und vertraute niemals auf irgendwelche Redekünste. Insgesamt war er ein sehr misstrauischer Mensch und überprüfte jede Person, die ins Geschäft bei de Maro einsteigen wollte, selbst noch einmal. „Hm...“, Denkfalten erschienen auf de Maros Gesicht. Er blickte sich um, als wäre er auf der Suche nach irgendetwas Unbekanntem, und schließlich hellte sich sein Gesicht auf. Es zeigte auf eine Gruppe von Personen, die sich hinter einer kleinen Mauer versteckte. „Siehst du die Leute dort? Der Typ ganz außen scheint nicht gerade aufzupassen. Irgendwie scheint er etwas abgelenkt. Du wirst ein bisschen näher an die drei heranschleichen und den abgelenkten Typen abknallen. Solltest du ihn nicht treffen, bist du sofort tot, alles klar? Rico wird mitkommen und dich überprüfen. Denk dran: Wir haben kein Problem damit, hier jemanden zu töten, es wird alles so aussehen, als wärest du aus Versehen bei der Schießerei umgekommen, klar?“ Alex nickte, jetzt hatte sie keine andere Wahl, als jemanden von den Polizisten, möglicherweise jemanden, den sie kannte anzuschießen. „Hoffentlich verzeiht er oder sie mir!“, dachte sie bei sich. Kurz darauf fühlte sie eine Pistole in ihrem Rücken. „Los, nicht dass es nachher zu spät ist“, zischte ihr Rico ins Ohr und die Beiden machten sich auf.

Teil 11: Sie schlichen über die Wiese und standen bald darauf hinter den drei Polizisten. Der eine von ihnen, er stand in der Mitte, hatte eine Glatze und so vermutete Alex, dass es Michael war. Die zwei Personen um ihn herum waren nicht zu erkennen und so wusste Alex nicht, wen sie würde anschießen müssen. Sie richtete ihre Pistole auf die Peron links von Michael und flüsterte zu Rico: „Wir müssen die drei rufen! Ich kann niemanden von hinten erschießen! Außerdem habe ich es lieber, meine Opfer in die Augen zu schauen.“ „Wird man uns nicht erkennen?“, Zweifeln lagen in der Stimme Ricos. „Nein, natürlich nicht! Glaub mir, es ist so dunkel, was sollen sie da schon erkennen?“ Eigentlich wollte Alex, dass man sie erkannte, wollte dass die drei Polizisten sahen, in welcher verzwickten Position sie sich befand, vor allem die Person, die sie jetzt wohl oder übel anschießen musste, sollte sie sehen, denn obwohl die Polizisten alle eine Schutzsichere Weste trugen, würde das wohl oder bei eine ziemlich fiese Prellung hinterlassen. „Na gut, dann ruf sie, aber ich habe nichts damit zu tun, klar?“ „Klar“, Alex beeilte sich zu nicken, dann rief sie, bereit, noch in dem Moment als sich die drei umdrehten, abzudrücken: „Hey ihr da! Ja ihr!“ Verdutzt drehten sich die drei um. Sie hatten sofort die Stimme von Alex erkannt und hatten sich gewundert, warum sie zu ihnen Kontakt aufnahm, obwohl hier alles noch voll im Gange war. Alex erkannte die drei Personen, es waren Gerrit, Michael und der SEK-Einsatzleiter, doch sie hatte keine Zeit nachzudenken, wenn sie jetzt „abknallen“ sollte. Mit verzweifeltem Gesicht schoss sie, sie schoss auf Gerrit, die Person, die links von Michael stand, und die sie hatte mit einer Kugel treffen sollen. Sie sah sein entsetztes Gesicht, dann hörte sie einen Aufschrei und bekam noch mit, wie er nach hinten kippte. Eine Träne kennzeichnete sich in Alex’ Auge, warum hatte sie ausgerechnet Gerrit, ihre große Liebe, anschießen müssen. Zum Glück, da war Alex sich sicher, trug Gerrit die Schutzsichere Weste, denn Alex hatte ihn knapp neben dem Herz getroffen, sie wollte sich gar nicht vorstellen, was wäre, wenn dieser Schuss „echt“ wäre. „Super Alex, du hast unser Vertrauen wieder gewonnen!“, flüsterte nun Rico. Sie wollten sich grade auf den Weg zurück zu de Maro machen, als drei Personen ihnen die Waffen aus der Hand schlugen und sie festnahmen. Sie beide hatten nicht mitgekriegt, dass die Polizei Verstärkung gefordert hatte und diese Verstärkung nun alle der Reihe nach festnahmen.

Teil 12: Als die Rufe ertönten, drehten sie die drei um, das Entsetzen deutlich in ihrem Gesicht zu erkennen, als sie Alex, die Waffe auf Gerrit gerichtet, erblickten. Keine zwei Sekunden später ertönte ein Schuss und Gerrit sank, unter einem kurzen Aufschrei, neben Michael zusammen. Dieser stand erst einmal en paar Sekunden unter Schock, bevor er sich wieder in der Realität wieder fand. Das konnte nicht sein! Alex hatte nich auf Gerrit geschossen! Das konnte einfach nicht sein! Entsetzt sah er auf die Stelle, an der Alex grade ncoh gestandne hatte. Alex und ein anderer Typ, von dem Michael nicht wusste wer es gewesen war. Schließlich drehte Michael sich zu seinem Kollegen um. Dieser lag am Boden, so kraftlos und bleich, dass er schon wie eine Leiche aussah, das Blut lief aus der Wunde. Zuerst schaute Michael etwas verwundert, da er sich nicht vorstellen konnte, dass die Sicherheitsweste eine Kugel durchgelassen hatte, doch bei genauerem hinsehen sah er, dass Gerrit gar keine trug. „Gerrit!“, brachte er flüsternd hervor. Dieser öffnete leicht die Augen, die pure Angst war sofort zu erkennen. „Michael... Alex, sie... nichts dafür!“, Gerrit stöhnte vor Schmerz, sein Körper spannte sich kurz an, bevor er wieder erschlaffte. Das Reden war eine Anstrengung für Gerrit, die ihn noch den Tod kosten würde. „Du... Verzweiflung... in ihren Augen? Alex... nichts dafür... Micha! Sorg... Alex... nicht... in Knast! Die Frau... hinter Container... kümmere dich...“ Dann schloss er die Augen und begann möglichst ruhig zu atmen. „Nein! Gerrit, du darfst nicht sterben! Hörst du! Das hier soll nicht dein Ende sein, hast du gehört? Gerrit, was soll denn aus uns werden, wenn du nicht mehr im Team bist? Bitte! Gerrit!“ Eine Träne kullerte über Michaels Gesicht, er griff nach Gerrit Hand, als könnte er ihn allein dadurch vor dem Tod bewahren. Der Einsatzleiter hockte sich neben ihn. „Der Notarzt ist schon auf dem Weg! Es kann sich nur noch um Sekunden handeln!“ „Dann kann es schon zu spät sein!“ Der Einsatzleiter legte seine Hand auf Michaels Schulter. Möglichst ruhig sagte er: „Michael! Gerrit schafft das! Er ist stark, er gibt nicht einfach auf! Aber warum hatte er keine Schutzweste an? Kannst du mir das erklären? Und warum hat Alex auf ihn geschossen? Wir hatten doch vereinbart, dass sie uns immer verfehlt!“ Michael schüttelte zur Antwort nur den Kopf, sein Blick weiter auf Gerrit geheftet. Gerade kam de Notarzt, nachdem er gehört hatte wo Gerrit getroffen worden war, hatte er sich nur noch mehr beeilt. „Gehen sie bitte weg, ich muss an den Patienten drankommen, sonst kann ich ihm nicht helfen!“ Michael trat zur Seite, er ließ das Geschehen nicht aus dem Auge. „Die Dealer sind alles abgeführt, jetzt wird man sich um alle Verletzen kümmern. Ein Polizist sah Michael an, wahrscheinlich schien er nicht zu wissen, was passiert war. „Herr Naseband?“ Erschocken sah Michael auf. „Ja? Super! Ach, schauen sie bitte hinter allen Containern in de Umgebung nach, irgendwo hier muss eine Frau sein, sie hat eine Schussverletzung und müsste ärztlich behandelt werden.“ „Alles klar, wird gemacht.“

Teil 13: Michael aß vor dem OP. Seit Stunden wartete er auf eine Antwort, Eine Antwort, was denn nun mit seinem Kollegen sei. Immer wieder kamen Ärzte aus der OP gestürzt, doch nie antwortete sie, wenn er sie nach Gerrit fragte. Dass dieser überhaupt lebend ins Krankenhaus gekommen sei, wäre schon ein Wunder gewesen, das hatte ihm der Notarzt gesagt, dass Gerrit die OP auch noch überlebend würde, wäre unwahrscheinlich, zu schwer wäre die Verletzung gewesen, zu geschwächte der Patient. „Das kann doch nicht sein! Gerrit überlebt das alles du wird wieder vollkommen gesund!“, das war das einzige gewesen wozu er im Stande gewesen war. Der Notarzt hatte mitfühlend genickt und war dann verschwunden. Nun waren schon 5-6 Stunden vergangen, gleich war es sieben Uhr morgens. In zwei Stunden kommt Alex aus Der Untersuchungshaft, hoffentlich. Denn auch wenn es unwahrscheinlich war, konnte es passieren, dass sie wegen schwerer Körperverletzung wieder ins Gefängnis musste. Auch wenn Gerrit das nicht wollte. „Ich werde dafür Sorgen, dass Alex keine Schuld zugewiesen bekommt. Ich werde das tun, worum Gerrit mich gebeten hat! Und ich werde von seiner Aussage erzählen!“, das dachte sich Michael, doch ob das so einfach sein würde, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er alles Mögliche tun würde, um seine beiden Kollegen zu rette. „Dass Alles in einer Nacht kaputt gehen kann, hätte ich nie für möglich gehrten. Ich möchte Alex und Gerrit nicht vermissen. Niemals“, in diese Gedanken so vertieft, merkte Michael gar nicht, dass ein Arzt erschienen war und sich nun vor ihn stellte. „Herr Naseband?“ Michael schreckte auf. „Ja? Was gibt’s?“ „Nun ja, gute und schlechte Neuigkeiten. Die Operation ist beendet, noch lebt ihr Kollege.“ Michaels Gesicht hellte sich im gleichen Moment etwas auf. „Jedoch ist Herr Grass ins Koma gefallen. Falls er die nächsten 24 Stunden überleben sollte, was ich leider bezweifle, ist es sehr wahrscheinlich, dass er nie wieder aufwacht. Es tut mir Leid.“ Diese Sätze trafen Michael wie ein Schlag. Die Freude, dass sein Kollege und Kumpel überlebt hatte wurde mit diesen kleinen Sätzen zerstört. Stattdessen breitete sich nur noch größere Trauer aus. „Nein... Das kann nicht sein! Sagen sie mir, dass sie nur einen Witz gemacht haben! Bitte sagen sie das!“, pure Verzweiflung lag in seiner Stimmte. Der Arzt schaute traurig. „Nein, leider kann ich dies nicht sagen. Es tut mir wirklich unendlich Lied! Eine Krankenschwester wird gleich kommen und ihnen Beruhigungsmittel geben, ist das okay?“ Michael nickte nur. „Des Weiteren würde ich sie Bitten, sich erst einmal nach Hause fahren zu lassen und sich erst einmal ein paar Stunden auszuruhen. Dann können sie wiederkommen und ihren Kollegen besuchen.“ Daraufhin verschwand der Arzt und zurück blieb ein völlig verstörter Michael Naseband, der sich nichts Sehnlicheres wünschte, als seinen Kollegen wieder zu sehen und mit ihm zu reden.

Teil 14: Kurz darauf kam eine Schwester und brachte Michael Beruhigungstabletten, die er jedoch ablehnte, mit den Worten, dass e ihm schon besser ging. Dann verließ er Das Krankenhaus und bestellte sich ein Taxi. „Zum K11 bitte“, sagte er und ließ sich auf der Rückbank nieder. Die Fahrt verging schweigend, Michael blickte aus dem Fenster und dachte nach. Dachte an die schönen Momente die er mit seinem Kollegen gehabt hatte, dachte daran, dass dies bald alles zu ende sein könnte. Das Taxi blieb stehen. „Wir sind da!“ Michael bezahlte und stieg aus. Mit kleinen Schritten trat er auf den Eingang zu und betrat das Gebäude. Sofort bekam er fragende Gesichter entgegengestreckt, schließlich hatte sich das Geschehene sofort rum gesprochen. Still ging Michael den Flur entlang, den Flur, den Alex und er so oft gemeinsam entlanggegangen waren und sich über aktuelle Fälle unterhalten hatten. Er öffnete die Tür und betrat sein Büro. Niemanden fand er dort vor und so ließ Michael sich erst einmal auf seinem Platz nieder. Eine Stunde! In einer Stunde würde Alex endlich kommen und er würde ihr erzählen müssen, wie es um Gerrit stand. „Es wird Alex fertig machen!“, Michael war sich dessen sicher und hatte tierische Angst vor ihrer Reaktion, wenn sie hören würde, was genau passiert war. Doch vorher würde sie ihre eigene Aussage machen, eine Aussage, die bedeutend dafür sein würde, ob eine Verhandlung gegen Alex eingeleitet werden würde oder nicht. Nach ein paar Minuten klingelte das Telefon und Michael nahm zögernd ab, er sah sofort, dass es der Staatsanwalt war, doch er hatte überhaupt keine Lust mit diesem zu reden. „Herr Kirkitadse, hallo.“ „Ah, Herr Naseband, sie sind schon wieder da?“ Der Staatsanwalt klang leicht überrascht, als hätte er jemand anderes erwartet. „Was dachten sie denn, wer hier ans Telefon geht? Der heilige Geist?“, Michael klang leicht genervt, obwohl es nicht seine Absicht war. Sofort entschuldigte er sich bei Herrn Kirkitadse. „Keine Ursache Herr Naseband. Gleich wird Frau Rietz aus der Untersuchungshaft entlassen. Sie wird sofort hier her kommen, auch ich werde erscheinen. Danach wird sie mir berichten was in dieser Nacht vorgefallen ist. Doch zuerst möchte ich die Geschichte aus ihrer Sicht hören, bitte.“ So begann Michael zaghaft, alles zu erzählen, er begann von vorne, doch machte er eine Pause als es an die Stelle ging, an der Gerrit verletzt wurde. Diese Erzählung bereitete ihm wirklich Schwierigkeiten, es war nicht einfach, darüber zu reden. Nun erzählte er vom Krankenhaus. „Nun ja, schließlich kam der Arzt und meinte...“, Michael atmete einmal tief ein, bevor er weiter erzählte. „Er meinte, dass... dass Herr Grass ins Koma gefallen sei und wahrscheinlich, falls er die nächsten Stunden überleben sollte, ne wieder aus dem Koma aufwachen würde.“ Lange schwiegen beide, doch dann meinte der Staatsanwalt leise: „Das tut mir schrecklich Leid, wir können nur hoffen, dass Herr Grass dies alles übersteht, wenn nicht, daran möchte ich nicht denken. Gut, Herr Naseband, machen sie ein bisschen Pause, ich werde dann um neun Uhr ins Büro kommen.“ Mit diesen Worten legte Herr Kirkitadse auf. „was für ein unsensibler Mensch er manchmal ist“, dachte Michael und schloss die Augen.

Teil 15: Um kurz vor neun klopfte es und Alex trat ein. Michael blickte mit traurigem Blick auf, ein kleines Lächeln kennzeichnete sich auf seinem Gesicht, jedoch verschwand es sofort wieder. „Hey Alex, schön dich wieder zu sehen!“ Dann stand er auf und ging auf sie zu. Sie umarmten sich und schauten sich tief in die Augen. Während Alex nur Trauer in Michaels Augen erkannte, sah er in ihren nur Leere. „Alex, ich freu mich wirklich dich wieder zu sehen, 4 Monate sind eine lange Zeit!“ „Das kann sein, doch jetzt sind wir wieder ein Team, alle beisammen.“, ihre Stimme klang irgendwie anders, eiskalt. „Nein, dass stimmt noch nicht ganz. Robert ist auf einer Fortbildung und Gerrit...“ Michael brach ab, sollte er ihr wirklich alles erzählen, noch bevor der Staatsanwalt kam? „Alex, Gerrit... er liegt im Koma, wird wahrscheinlich nie wieder aufwachen... Du hast ihn fast erschossen!“ Es klang vorwurfsvoller als er es beabsichtigt hatte. „Gerrit trug zu dem Zeitpunkt keine Sicherheitsweste mehr, er hatte sie einer Frau gegeben, die angeschossen und nun völlig hilflos war. Es kann sein, dass Gerrit die nächsten 24 Stunden nicht überlebt. Warum? Warum hast du das getan?“ Alex Gesichtszüge veränderten sich kein bisschen, es schien, als ließe sie das alles total kalt, als wäre e ihr total egal, dass Gerrit im Koma lag und vielleicht sterben würde. Sie antwortete nicht und nach ein paar Minuten sprang Michael auf. „Alex! Du tut so, als würde dich das alle nichts angehen! Gerrit hat dich noch in Schutz genommen und dir ist das alles gleichgültig! Ich dachte Gerrit wäre dein Freund, ich dachte ihr würdet euch mögen, doch du sitzt nur da und starrst mich an, starrst mich eiskalt an, als hättest du keine Gefühle mehr!“ Nun stand auch Alex auf und blickte ihrem Kollegen tief in die Augen. „Michael, ich habe mich verändert, ich bin nicht mehr die Alex, die ihr kanntet! Das alles lässt mich nicht völlig kalt, doch ich habe in der Zeit, in der ihr kein einziges Mal bei mir wart, gelernt, meine Gefühle zu ignorieren und zu vergessen! Es ist besser! Ich habe nicht extra geschossen, doch hätte ich es nicht getan, wäre ich jetzt tot! In dem Moment überkam mich Angst, ja, eine Angst, die ich für überflüssig empfinde. Es tut mir schrecklich Leid, dass Gerrit dafür jetzt im Koma liegt, doch für mich zählt nur eines: Leben!“, ihr Stimme klang nicht wütend oder traurig, sie klang nach gar nichts, nur nach fester Überzeugung. Im gleichen Moment betrat der Staatsanwalt das Büro. „Guten Tag meine Damen und Herren! Schön, dass sie wieder da sind Frau Rietz!“ Danach musste Alex erst einmal ihre Aussage machen, danach wurde noch ein bisschen über die vergangenen Monate erzählt. Michael hielt sich sehr zurück. Er konnte nicht glauben, dass Gerrit Alex egal war. Er konnte nicht glauben, dass für Alex nur noch leben zählte, er konnte nicht glauben, dass sie sich so sehr verändert hatte. Danach gingen alle erst einmal nach Hause, der Staatsanwalt hatte gesagt, dass die beiden Kommissare sich erst einmal erholen sollten und dann in zwei Tagen wiederkommen sollten. Michael beschloss, sich erst einmal ein paar Stunden hinzulegen und dann zu Gerrit ins Krankenhaus zu fahren und ihm von der „neuen“ Alex zu erzählen. Er war sich sicher, dass es das Richtige sein würde, Gerrit weiterhin auf dem neusten Stand zu halten, vor allem wenn es um Alex ging, auch wenn dieser ihn vielleicht nicht hören würde.

Teil 16: Die Tür flog auf und Alex betrat ihre Wohnung. Endlich, endlich war sie wieder daheim. Sie hätte sich freuen müssen, hätte glücklich sein müssen, weil sie ihr altes Leben wieder hatte. Doch Alex spürte nur ein Gefühl, eines von vielen Gefühlen die sie eigentlich für immer ausgeschlossen hatte: Trauer. Eigentlich hatte sie alle Gefühle ausgeschlossen, hatte eine Maske aufgelegt, hatte alles, was sie zu irgendwelchen dummen Taten verleiten konnte, aus ihrem leben ausgeschlossen. Noch vor 24 Stunden hatte sie selbst gesagt, dass sie nur noch Kälte und Hass spürte, dass nur diese Zwei Gefühle, soweit man sie so nennen durfte, wirklich existierten, auch wenn sie gestern sich kurz geborgen gefühlt hatte. Alex hatte selbst darüber nachgedacht, wie sehr sie sich verändert hatte, dass sie sonst nichts mehr fühlte. Das hatte sie zumindest gestern noch geglaubt. Doch heute war sie sich überhaupt nicht mehr sicher. Über den Tag hinweg hatte sie wieder Gefühle wahrgenommen, die sie schon lange nicht mehr kannte: Zuerst Verzweiflung, als sie vor diese schlimme Aufgabe gestellt worden war, dann Angst, als man sie abgeführt und in eine Zelle gesteckt hatte. Auch wenn alles so geplant gewesen war, hatte Alex Angst gehabt, nie wieder aus dem Gefängnis zu kommen, halt wegen der Aufgabe, in der sie den Polizisten anschießen musste. Des Weiteren hatte sie Freude gespürt, als man sie abgeführt hatte. Abgeführt Richtung Büro Naseband. Dann der Schock, als sie in Michaels Augen geblickt hatte, Augen die so traurig aussahen, obwohl sie doch eigentlich fröhlich sein müssten. Und kurz darauf die Trauer und der Hass auf sich selber, als sie die schlimme Wahrheit erfahren hatte. Der Hass, der sie wieder dazu verleitet hatte eiskalt zu klingen und das Gefühlschaos nicht zu zeigen. Schlummerte in ihr vielleicht doch noch die alte Alex, die die ihren Gefühlen immer freien Lauf gelassen hatte? Grade fühlte sie nur noch Trauer, Trauer darüber, Gerrit, ihrer großen Liebe, so etwas Schreckliches angetan zu haben. Dann fasste Alex einen Entschluss: Sie musste sich entschuldigen! Entschuldigen bei Michael, dafür, dass sie so eiskalt gewesen war, dafür dass sie ihm nicht gezeigt hatte, was in ihr vorging, und vor allem musste sie sich bei Gerrit entschuldigen, entschuldigen dafür, dass er um sein Leben kämpfte, dafür dass er vielleicht nie wieder aus dem Koma erwachen würde. Eine Träne lief über Alex Wange, eine Träne, die Alex zeigte, dass sie wirklich die alte Alex werden konnte, sich in ihrem Leben jedoch etwas gewaltig ändern würde. Denn selbst wenn Gerrit wieder gesund werden würde und alles anscheinend wieder beim Alten sein würde, selbst dann würde Alex mit Schuldgefühlen leben, Schuldgefühle an diese eine Nacht.

Teil 17: Nach ein paar Stunden machte Alex sich auf den Weg ins Krankenhaus, um Gerrit zu besuchen. Zuvor hatte sie versucht, sich ein wenig auszuruhen, doch hatte sie vor lauter Sorge um ihren Kollegen kaum ein Auge zugetan. Sie nahm ein Taxi, die Gefahr, auf dem Weg dorthin in Sekundenschlaf zu fallen, schien ihr zu groß. Es dauerte an die 20 Minuten, bis sie im Krankenhaus ankamen, obwohl sie keine 2 km von diesem entfernt wohnte. Ein Stau versperrte den Weg und so kam man nur im Schritttempo voran. In diesem Moment stand Alex vor dem großen, weißen Gebäude, das sich Krankenhaus nannte, und hatte Angst, dieses zu betreten. Vor allem hatte sie Angst davor, gesagt zu bekommen, dass Gerrit es nicht geschafft hatte. Langsam, fast vorsichtig trat Alex auf den Eingang zu und holte tief Luft. An der Information bekam sie die Nummer des Raumes gesagt, in dem sich Gerrit befand. Nun schritt sie noch langsamer, vorsichtiger und ängstlicher den Weg entlang. Jetzt, wo das „Treffen“ kurz bevor stand, wollte Alex lieber wieder fliehen. Nun stand sie vor seinem Zimmer und zog noch einmal tief die Luft ein. Schließlich klopfte sie an, erwartete keine Antwort. Nach gut einer Minute betrat sie das Zimmer. Das Bild, das sich ihr ergab, war schrecklich. Der ganze Raum war weiß, von den Wänden, über das Bettzeug, bis hin zu Gerrits Gesicht. Sie wie er da lag, wirkte er viel mehr wie eine Leiche, als wie eine lebende Person. Die einzigen Gegenstände, die etwas Farbe in den Raum brachten, obwohl Alex sie lieber nicht gesehen hätte, waren die zahlreichen Geräte, an die Gerrit angeschlossen war. „Oh Gerrit“, stammelte die Kommissarin. Langsam schritt sie auf das Bett ihres Kollegen zu und nahm auf dem Stuhl neben ihm Platz. Sie nahm seine Hand in ihre Linke und strich mit der Rechten vorsichtig über seine Wange. „Was... was habe ich nur getan?“, flüsterte sie dabei. „Gerrit. Du musst mir glauben! Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass du hier im Krankenhaus liegen musst, dass du ins Koma gefallen bist. Aber ich hatte doch keine andere Wahl! Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich nicht geschossen, wäre ich jetzt tot. Außerdem dachte ich doch, du hättest die Schutzweste an! Woher sollte ich denn wissen, dass du sie abgelegt hattest?“, sie verstummte. Eine Träne lief ihr über die Wange. Dieser einen Träne folgten mehrere. Alex ließ es geschehen, sie machte sich nicht einmal die Mühe, diese wegzuwischen. Wozu auch? In dieser Welt zählte nichts mehr, egal was auch war, in diesem Moment war für Alex alles egal. „Ich habe mich so darauf gefreut, ab heute wieder mit dir zusammen arbeiten zu können. So darauf gefreut, dass wir ab heute wieder ein Team gewesen wären. Doch anscheinend sollte es nicht so sein. Gerrit, bitte verzeih mir! Es tut mir so unendlich Leid! Ich wollte das doch alles nicht.“, dann schniefte Alex. Plötzlich war es, als würde Gerrit zu ihr sprechen: „Alex, ich verzeih dir! Es muss dir nicht mehr Leid tun, nimm dir bitte diese Last von den Schultern! Zerstöre dich nicht.“, Alex schaute auf. „Gerrit?“, flüsterte sie erstaunt. „Ja Alex, ich bin es. Hab keine Angst! Dir wird nichts passieren! Und jetzt schlaf, ruh dich aus.“ Das konnte doch nicht wahr sein, nein Gerrit hatte nicht zu ihr gesprochen. Oder etwa doch? Nein, er lag hier, hier vor ihr, im Koma, nicht fähig zu sprechen. Doch er war es gewesen, da war Alex sich sicher. Über diesen Gedanken schlief sie endlich ein.

Teil 18: Michael schaffte es erst am späten Abend ins Krankenhaus zu fahren. Er war gar nicht erst nach Hause gefahren, lieber hatte er sich ein paar Stunden auf das Sofa gelegt. Danach hatte er direkt den Versuch gestartet, Alex zu entlasten. Dazu hatte er Aussagen gesammelt, Bewiese gesucht, dass sie keine andere Chance hatte, sogar ein Geständnis bei Rico war zu Stande gekommen. Dies war natürlich sehr schwierig gewesen, da sie alle immer noch versuchten, Alex nicht auffliegen zu lassen. Deshalb hatte Michael jeden der Typen gesagt, dass Gerrit gestorben sei und man nun nur noch wissen wolle, mit was für einer Absicht sie geschossen habe. Genau das Gleiche hatte er auch Rico gefragt und der hatte, wenn auch nur unter Vorraussetzung, das sich das strafmildernd für ihn auswirken würde, alles erzählt. Auch Michael hatte seine Aussage zu Protokoll gegeben, wonach man deutlich gesehen hatte, dass Alex verzweifelt gewirkt und es keinen anderen Ausweg für sie gegeben hatte. Zudem hatte er auch Gerrits Worte, man möge Alex freisprechen, sie könne nichts dafür, angesprochen. Jetzt fehlte nur noch Alex’ eigene Aussage, dann würde der Staatsanwalt es sicher so einrichten können, dass sie nichts befürchten muss. Diese Aussage wollte Michael jedoch auf den nächsten Tag verschieben, zuerst wollte er Gerrit von dem heutigen Tag erzählen, so wie er es sich vorgenommen hatte, als Alex wieder aus dem Büro verschwunden war. Endlich stand er vor dem Eingang zum Krankenhaus. Irgendwie hatte er Angst davor, Gerrit wieder zu sehen, so wie er in diesem Moment aussehen musste. Unmerklich schüttelte der Kommissar den Kopf und betrat das Krankenhaus. Er wusste noch vom heutigen Morgen, wo sich Gerrit Zimmer befand, und so fragte er gar nicht erst nach, sondern wollte direkt dorthin gehen. „Entschuldigen sie? Wo wollen sie denn hin?“ Erschocken drehte er sich um. Klar, er musste sich im Krankenhaus anmelden. „Oh, Entschuldigung. Ich bin Michael Naseband und wollte zu meinem Kollegen Grass. Er liegt auf der Intensivstation.“ Verständnisvoll nickte die Dame und meinte dann: „Okay, dann können sie noch zu ihm, aber kommen sie das nächste Mal bitte früher, immer hin haben wir es schon 20 Uhr. Eigentlich sind die Besuchszeiten schon vorbei, aber bei ihnen mach ich mal eine Ausnahme.“ Michael nickte, antwortete aber nichts, sondern ging sofort weiter. Anscheinend hatte sie die Geschichte schon rum gesprochen, sonst hätte er garantiert nicht mehr zu Gerrit gedurft. Vor der Zimmertür atmete er noch einmal tief ein, dann betrat er leise das Zimmer. Das Bild, welche sich ihm dort ergab, brachte ihn für einen kurzen Moment zum schmunzeln: Alex schlief, ihre Kopf lag auf ihren Händen, diese umschlossen die Linke von Gerrit. Leise trat Michael auf die Beiden zu und schüttelte Alex an der Schulter. Dabei meinte er: „Hey Alex! Aufwachen.“ Verschlafen blinzelte die mit den Augen.

Teil 19: Als sie sich aufgesetzt hatte, schaute sie Michael erst einmal erschrocken an. „Was... Was machst du denn hier?“ Er musste kurz schmunzeln. „Ich? Ich wollte Gerrit eigentlich besuchen. So ist es zumindest meistens üblich, wenn man ein Krankenhaus betritt. Und was machst du hier? Wieso hast du hier geschlafen?“ Verlegen schaute sich seine Kollegin um. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hab Gerrit besucht und wollte schon wieder Heim fahren, aber irgendwie hat mich dann eine tierische Müdigkeit eingeholt und ich bin schon hier eingeschlafen.“ Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, dann wurde sie wieder total ernst. Alex stand auf und schaute Michael tief in die Augen. „Michi... Es tut mir Leid! Es tut mir alles so schrecklich Leid. Wie ich mich dir gegenüber verhalten habe... Tschuldigung! Bitte verzeih mir...“ Eine träne kennzeichnete sich in ihrem Gesicht. Michael trat einen Schritt auf sie und nahm seine Kollegin fest in den Arm. “Schh... Alex, es wird alles wieder gut! Du wirst sehen, bald wacht Gerrit wieder auf und dann sind wir wieder ein Team. Wir alle, wir vier. Hast du gehört?“ Sie schaute ihn wieder an, dann fragte sie mit leiser, brüchiger Stimme: „Und... Und was ist mit mir? Werden da denn keine Konsequenzen folgen? Ich meine ich habe ihn doch angeschossen.“ Sorgen waren in ihrem Gesichtsausdruck zu erkennen, Michael musste leicht Lächeln. „Alex... Das ist schon fast geklärt. Du musst nur noch eine Aussage aus deiner Sich machen, dann kann der Staatsanwalt es so hinbiegen, dass du dir keine Sorgen machen musst. Aber das mit der Aussagemachen wir morgen ja?“ Dankbarkeit spiegelte sich in Alex’ Gesicht wieder, dann drehte sie sich zu Michael um. „Aber selbst wenn ich „freigesprochen“ werde, Gerrit wird mir sicherlich niemals verzeihen können. Ich würde mir auch nicht verzeihen können, wenn ich an seiner Stelle wäre.“ Wieder diese unendliche Traurigkeit in ihrer Stimme. „Auch darum musst du dich nicht kümmern! Gerrit vergibt dir! Ich bin mir da absolut sicher!“ Jetzt drehte sie sich wieder ungläubig zu ihrem Kollegen um und fragte: „Wieso bist du dir da so sicher?“ Ein kleines Lächeln erschien auf Michaels Gesicht. „Nun ja, Gerrit selbst hat noch am Ort des Geschehens zu mir gesagt, dass du nichts dafür konntest und ich dafür sorgen soll, dass du nicht in den Knast kommst.“ Wieder blickte Alex ungläubig, dann aber trat ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Danke... Michi...“ „Hey! Nichts zu danken! War doch alles selbstverständlich!“ Nach einer Weile drehten sich die Beiden wieder zu Gerrit um und nahmen neben seinem Bett Platz. Keiner der Beiden wusste irgendetwas zu Gerrit zu sagen, deshalb war es die ganze Zeit still. Nach ungefähr einer Stunde, erhob sich Michael und meinte: „Komm Alex! Lass uns nach Hause fahren! Wir beide brauchen endlich Schlaf! Richtigen Schlaf! Und morgen geht dann auch wieder die richtige Arbeit los. Ich weiß, wir Beide würden lieber bei Gerrit im Krankenhaus sitzen, aber das wird der Staatsanwalt sicher nicht zulassen. Jetzt wo Robert doch bei dem Seminar ist und Gerrit hier im Krankenhaus liegt.“ Schon stand auch Alex auf und nickte. „Ja, ich glaube du hast Recht. Dann lass uns nach Hause fahren! Aber morgen besuchen wir Gerrit auf jeden Fall wieder! Wenn auch erst am Abend.“ Mit den Worten verließen sie Gerrit Zimmer und machten sich auf den Weg nach Hause.


Fortsetzung vom 27.03.09
Teil 20: Lange lag sie einfach nur da, versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Zu viele Gedanken um sie ordnen zu können. Gedanken an diesen furchtbaren, unvergesslichen Tag. Langsam setzte sie sich auf und blickte auf den Wecker. Fast Mitternacht. Kaum zu glauben, dass sie jetzt schon 2 Stunden im Bett lag und doch noch nicht schließ. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Gerrit, zu ihrer grauenhaften Tat, die sie angestrengt versuchte auszublenden. „Warum kann man nicht einfach vergessen, was man vergessen möchte?“, leise murmelte sie dies vor sich hin. Seufzend blickte sie aus dem großen Fenster schräg über ihr. Es war Vollmond und so wurde ihr kleines Schlafzimmer in ein kaltes, schwaches Licht getaucht. Alex liebte es unter dem Fenster zu liegen und in die kühle Nacht hinausblicken zu können. Auch war es ein schönes Gefühl, wieder im eigenen, vertrauten Bett zu schlafen. An anderen Tagen hätte sie vor Freude geweint, doch diesmal weinte sie eher vor Schmerz. Was, wenn Gerrit doch nicht überleben würde? Sein Zustand war an dem heutigen Abend, kurz bevor sie da Krankenhaus verlassen hatte, immer noch wirklich sicher gewesen. Leise, stumm liefen der Kommissarin die Tränen über die Wange, eigentlich wollte sie aufhören darüber nach zu denken, wollte endlich Schlaf finden, doch wollte dies ihr einfach nicht gelingen, sie konnte einfach nicht aufhören an das geschehen zu denken. Draußen schlugen die Turmglocken. Lauf und deutlich hallten sie in Alex’ Ohren wieder. Mit den Glockenschlägen zwang Alex ich dazu anzustehen, in ihre war der Drang erwacht, sich ein bisschen zu bewegen. Sie schlurfte in die Küche und bereitete sich einen warmen „Schlaf gut“ Tee. Zwar glaubte sie nicht wirklich daran, dass der Tee irgendwie wirkte und doch hatte er sie schon oft ein wenig beruhigt. Nachdem sie sich in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa niedergelassen hatte, trank Alex den Tee mir kleinen, fast vorsichtigen Schlucke. Der Tee tat gut, sie fühlte sich ein klein wenig befreiter. Inzwischen hatte sie die Augen geschlossen, um den Tee nur noch intensiver zu schmecken. Langsam bereitete sich in ihr eine wohlige Ruhe aus, die, wie sie hoffte, ihr beim Einschlafen helfen würde. Als sie fertig war, legte sie sich auch schnell wieder hin. Immer wieder murmelte sie etwas, irgendetwas, die sinnlosesten Sachen, Hauptsache sie würde nicht wieder dazu kommen, an ihn und das Geschehene zu denken. Es dauerte trotzdem noch eine halbe Stunde, bis sie schließlich doch in einen unruhigen Schlaf gefallen.

Teil 21: Drei Monate später: Es war nun Anfang April, die langen Wintermonate waren nun vollends vergangen und die Sonne stand hoch am Himmel. Sie strahlte, auch wenn es trotzdem noch nicht besonders warm war. Der Winter war sehr kalt gewesen und so freuten sich die Bewohner über die 15°C. Eine leichte Brise war zu spüren, es war angenehm und auch das kleine Prickeln, das dadurch auf der Haut eines jeden entstand, fühlte sich unbeschreiblich gut an. Oft, voll allem in den frühen Morgenstunden, konnte man die Vögel zwitschern hören, diese gaben einem das Gefühl, dass jegliches Leben, das im Winter verschollen schien, wieder zurückkehren würde. Auch die Blumen sprossen nun und übersprenkelten die grünen Wiesen mit bunten Farben. Alles in allem konnte man sagen, dass es ein fröhlicher Frühling zu sein schien. In dem kleinen Park in der Nähe des Kommissariats schien die Natur ebenfalls wieder aufzuleben. Hinzukamen die vielen Menschen, die sich in dem Park herumtrieben. Mütter, die ihren Kinder beim Spielen auf den Wiesen oder dem Spielplatz zuschauten und sich dabei unterhielten, Studenten, die nichts zu tun hatten und durch den Park joggten und berufstätige Menschen, die ihre Mittagspause so viel lieber draußen in der schönen Sonne als in ihrem kahlen Büro verbrachten. Etwas abseits des „Getümmels“, auf einer einsamen Bank im schatten, saß eine junge Frau um die 30 und starrte auf den Weg. Ihr schulterlanges, blondes Haar hing ungestylt herab, sie war abgemagert. Ihr Gesicht war eingefallen, außerdem wirkte es fahl und matt. Es hatte den einstigen Glanz verloren, den Glanz, den es getragen hatte, wenn sie gelacht hatte und fröhlich war. Ihre Augen waren leicht gerötet, darunter kennzeichneten sich tiefe Augenringen. Die letzte Zeit war geprägt gewesen vom Weinen, aber auch vom deutlichen Schlafmangel, dem sie sich aussetzte, seit sie von schrecklichen Albträumen geplagt wurde. Schon beim Gedanken an diese Albträume, lief es ihr eiskalt den Rücken runter. In diesem Moment rann ihr zum wiederholten Male eine Träne über die Wange. Kurz schniefte sie, dann wischte sie sich die Träne auch schon wieder weg. Sie wollte nicht weinen, nicht hier in der Öffentlichkeit, aber sie konnte sich auch nicht immer in irgendwelchen Gebäuden verstecken, in der Hoffnung, niemand würde bemerken, wie schlecht es ihr geht. In diesem Punkt hatte sie sich allerdings getäuscht. Ihr Kollegen, Michael Naseband, merkte wohl, dass es ihr schlecht ging, doch er wusste nicht, wie er ihr helfen konnte. Auch er litt darunter, dass sein Kollegen immer noch im Koma lag, dass er es vielleicht gar nicht schaffen würde, auch wenn der schreckliche „Unfall“ schon so lange her war. Im K11 war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass über den Tag, über den Einsatz nicht geredet wurde. Allen fehlte Gerrit, alle wünschten sich, dass er endlich aufwachen und wiederkommen würde. Doch keiner von ihnen hatte mit den Schuldgefühlen zu kämpfen, jene Schuldgefühle, die Alex plagten und sie einfach nicht in Ruhe ließen, jene Schuldgefühle, die dafür sorgten, dass es Alex von Tag zu Tag schlechter ging, ohne das Michael wusste, was er für sie tun konnte.

Teil 22: Wieder war er hinter Alex her gelaufen. Er wollte sie einfach nicht alleine lassen, zu sehr hatte er Angst um sie, Angst darum, dass die Schuldgefühle sie zerreißen würden. Leise ließ er sich neben ihr auf der Parkbank nieder. Es war, all hätte sie ihn gar nicht bemerkt, sie saß einfach nur da und schaute auf den Boden. Vorsichtig legte Michael seiner Kollegin den Arm um die Schulter. „Hey Alex! Komm! Die Mittagspause ist längst vorbei. Lass uns wieder ins Büro gehen.“ Jetzt schaute sie ihn an, so unendlich viel Trauer in einem Blick hatte Michael noch nie gesehen. Dann ließ sie sich gegen ihn fallen. Ihr Atem ging stocken, sie begann zu schluchzen. „Hey Alex! Schh. Hey, Alles wird gut.“ Sie schüttelte den Kopf, während er weiter auf sei einredete, doch schließlich schien es zu wirken und sie beruhigte sich allmählich wieder. Dann schaute sie Michael an. „Michi... Ich kann nicht mehr. Immer und immer wieder habe ich das Gefühl, die Schuldgefühle würden mich auffressen. So kann es nicht weiter gehen.“ Sie suchte nach den passenden Worten, wieder lief ihr eine Träne die Wange herab. „Es ist jetzt schon so lange her. Und immer noch ist er nicht aufgewacht. Verstehst du das? Ich habe ihm Monate seines Lebens genommen, ich habe mir Monate meines Lebens genommen. Immer und immer wieder sitze ich an seinem Bett, alle Worte sind gesagt, ich kann mich nicht unendlich mal entschuldigen und auf eine Antwort hoffen. Es wird keine kommen. Alles wird nur schlimmer. Die Schuldgefühle wollen einfach nicht gehen, mit jeder Entschuldigung fühle ich mich schlechter. Wann wird er wieder aufwachen?“, wieder brach sie ab, wieder rang sie nach Luft. Zwei, drei Mal schniefte sie, dann sprach sie weiter. „Ich will nicht, dass es so weitergeht, ich kann es nicht zulassen. Michael, es tut mir schrecklich Leid, aber ich weiß keinen anderen Rat mehr: Ich werde München verlassen, ich werde ein neues Leben beginnen. Ich werde versuchen nicht mehr an das Vergangene hier zurück zu denken. Ich will es wagen. Klar, kann es sein, dass es nichts bringen wird, aber wenn ich jetzt nicht gehe, dann würde ich mir das ein Leben lang vorwerfen müssen. Und der Schmerz würde mich zerreißen. DU weißt nicht wie es ist, wie sich das Leben hier für mich anfühlt. Ich kann’s verstehen, wenn du jetzt enttäuscht bist, aber bitte versuch mich zu verstehen und lass mich gehen. Es ist eh zu spät, irgendwas zu ändern. Michael, ich bin längst versetzt, ich werde nach Hamburg gehen. Einfach nur weit weg von hier. Tut mir Leid.“ Jetzt hörte sie auf zu sprechen, es war alles gesagt. Michael starrte sie erst entsetzt an, dann blitze eine Träne in seinem Auge auf und er schluckte schwer. „Alex... das... das ist deine Entscheidung. Ich kann sie... kann sie dir nicht abnehmen.... aber ich... ich bin traurig, dass du gehen willst... ich werde dich vermissen... trotzdem kann ich deine... Entscheidung verstehen... nein... eigentlich kann ich sie nicht verstehen... aber ich respektiere sie... wenn du glaubst, dass das das Richtige für... dich ist... dann musst du es machen... Bist du dir da sicher?“ Als sie nickte konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Er nahm sie ganz fest in den Arm. „Ich... werde dich .... so unendlich vermissen... werden wir noch etwas von... von dir hören?“ Sie lösten sich aus der Umarmung und Alex schaute ihren Kollegen tief in die Augen. „Nein... Anfangs sicherlich nicht... Vielleicht später.. Irgendwann...“ „Was ist mit Gerrit? Ich meine, was ist, wenn er wieder aufwacht? Was sollen wir ihn sagen?“ „Nichts. Ich werde ihm einen Brief dalassen, in dem wird stehen, dass ich ein neues Leben beginnen werde, aber es wird nicht drin stehen, wo. Und du wirst es ihm auch nicht sagen, ja? Du und der Staatsanwalt, ihr seid die einzigen Zwei, die es wissen werden, und dabei soll es auch bleiben? Ja? Sag niemandem, wo ich hin bin, klar?“ Michael schniefte, er konnte seine Gefühle in diesem Moment schlecht zurückhalten. Es würde schwer sein, jetzt auch noch Alex zu verlieren. Schließlich nickte er. Dann erhoben sie die beiden Kollegen. „Ich... ich werde jetzt gehen... Und nie wieder auftauchen. Es ist schon alles in Hamburg... Die letzten Koffer sind schon im Auto, ich muss nur noch einsteigen und losfahren.“ Alex wollte sich umdrehen, doch Michael hielt sie fest. „Du.. du fehlst mir jetzt schon. Viel.. viel glück in deinem neuen Leben.“ Dann nahm er sie noch einmal ganz fest in den Arm, sog noch einmal den Duft ihres Parfums ein, bis er sie schließlich losließ. „Tschüss Michael. Ein... ein schönes Leben noch... Und Danke. Danke für alles, was du in den letzten Monaten für mich getan hast.“ Mit diesen leise geflüsterten Worten drehte Alex sich von Michael weg. „Alex?“ Als sie sich noch einmal zu ihm drehte, flüsterte er: „Danke, danke für alles, für die vielen Jahre, die wir zusammen gearbeitet haben. Ich wünschte es würde nicht so enden... Tschüss“, das waren die letzten Worte, die Michael je wieder zu Alex sprechen würde. Beide drehten sie von dem anderen weg und gingen von nun an getrennte Wege. Eine einsame, heiße Träne lief Alex übers Gesicht...

Teil 23: Nach einer halbe Stunde ging Michael doch noch ins Büro. Die letzte halbe Stunde war er durch den Park geirrt, immer wieder den einen Satz denken: „Sie ist weg!“ Und das war sie! Die ihm wichtigste, beste, hilfsbereiteste und einfach wunderbarste Kollegin war weg. Für immer weg. Jetzt hatte er nicht nur Gerrit verloren, jetzt hatte er auch noch Alex verloren. Nur, dass für sie nicht mehr die kleine Hoffnung bestand, dass sie zurückkehren würde. Eine Träne rann über sein Gesicht, nein, er wollte es einfach nicht wahr haben, dass sie München nur wegen ihren Schuldgefühlen gegenüber Gerrit. Warum hatte er nicht früher aufwachen können? Er hätte das alles verhindern können. Aber nein, jetzt war es zu spät. Alex würde ein neues Leben anfangen, ihr altes vergessen, ihre früheren Kollegen vergessen, ihn selbst vergessen. Er wollte das nicht zulassen, wollte sie aufhalten, doch er wusste, dass, wenn Alex erst einmal einen Entschluss gefasst hatte, sie sich von keinem überreden lassen würde. Außer vielleicht von Gerrit... Außerdem wusste Michael tief in seinem Inneren, dass es wahrscheinlich das Richtige war, was Alex tat. Wahrscheinlich würde es ihr helfen endlich darüber hinwegzukommen. Ohne es wirklich zu bemerken betrat Michael das Büro. Robert, der in seinen Akten vertieft war, schaute nun auf. „Michael! Da bist du ja endlich! Und wo ist Alex? Du wolltest sie doch holen gehen!“ Michael ließ sich auf seinem Stuhl nieder, durch aufsteigende Tränen war sein Blick verschwommen. „Michael! Was ist denn los?“, Robert war aufgesprungen und stand nun vor seinem Kollegen, er hatte sofort bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. „Ist was mit Alex?“, entsetzen schwang in der Stimme des jüngeren Kommissars mit. Michael schüttelte Kopf und nickte gleichzeitig. Er musste schluchzen. Zwar wollte er es unterdrücken, doch es klappte einfach nicht. Er wollte zwar der Starke sein, wollte seine Gefühle nicht zeigen, doch er konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Was hat das zu bedeuten? Michael?“, die Panik in Robert Stimme war noch nicht verschwunden. Er dachte an damals, er war gerade vom Seminar zurückgekommen, wollte noch erst seinen Kollegen Bescheid sagen. Wie ie damals im Büro saßen! Verzweifelt, Tränen in den Augen. Auch da hatte er Panik gehabt, er hatte gewusst, was war, um so schlimmer, als er es dann erfahren hatte. „Robert... Alex... sie ist weg...“ „Wie „Weg“?“ , schon wieder kreischte er fast, schon wieder hatte er unendlich Angst. „Weg.. Weggezogen... Sie will ein neues Leben beginnen, nachdem, was passiert ist...“, verzweifelt schaute der Hauptkommissar seinen Kollegen an. Wieder stiegen ihm die Tränen in die Augen. Robert guckte geschockt, er war geschockt. Man wollte ihm doch jetzt etwas nicht erzählen, dass er schon wieder eine Kollegin verloren hatte? Er musste sich erstmal hinsetzten, die Nachricht verdauen. „Nein! Michael.. das, das kann nicht sein... sag, dass das nicht wahr ist... das ist ein Scherz!“, flüsternd, stocken, de sich anbahnenden Tränen unterdrückend, Robert wollte es einfach nicht glauben, doch als er in die Augen seines Kollegen guckte, wusste er, dass dieser zu so einem Thema sich niemals einen Scherz erlauben würde. Wie hatte das nur geschehen können?

Teil 24: Noch einmal betrat Alex das Krankenhaus, in dem sie die letzten Monate die meiste Zeit verbracht hatte, ein letztes Mal. Wieder trat sie in das kleine Zimmer, in dem Gerrit lag, wieder setzte sie sich an sein Bett. Dann nahm sie seine Hand in die ihre und schaute in sein Gesicht. Es sah ruhig und friedlich aus. Seufzend ließ Alex sich auf dem einen Stuhl neben seinem Bett nieder. „Gerrit... Ach, ich weiß einfach nichts mehr... du liegst hier durch meine Schuld... es ist jetzt schon drei Monate her, dich ich werde den Tag wohl nie vergessen... er wird immer haargenau in meinem Kopf bleiben... und ich kann immer nur sagen, dass es mit Leid tut...Aber ich kann das nicht mehr! Es war schon schwer genug, Michael alle zu erklären, aber jetzt wird es noch schwieriger... obwohl ich mir noch nicht einmal sicher bin, ob du das hier auch hörst. Ich kann so nicht mehr weitermachen... Die Schuldgefühle die ich wegen dir habe... die ich einfach nicht verdrängen kann... Gerrit ich, ich werde München verlassen... Noch heute! Es muss sein... Auch, wenn du es nicht verstehst...“ Schon wieder diese Tränen, die Tränen, die sie verzweifelt zu verhindern versuchte, die Tränen, die sie an einem normalen, glücklichen Leben hinderten. „ Es tut mir so unendlich Leid... Gerrit.... Jetzt wo ich gehe... will ich dir noch etwas sagen.... Ich... ich liebe dich!“, mit dem Worten stand sie auf. Sie wollte den Mann nicht mehr angucken, den Mann, um den sie so viel Angst hatte, den Mann, der ihr den Grund gab, ihr Leben hier aufzugeben, auch wenn er nichts dafür konnte. Noch einmal trat sie an das Fenster, schaute hinaus, versuchte sich den Blick noch einmal einzuprägen, ein letztes Mal. Dann drehte sie sich wieder um, ging doch noch einmal zu Gerrit an Bett, blickte noch einmal auf seine Augen. „Ach Gerrit...Warum wachst du nicht auf? Warum kann nicht alles so sein wie früher? Wo wir vier ein Team gebildet haben, ein super Team? Ohne dich ist die Arbeit im K11 nichts mehr... Der Spaß, den wir immer zusammen hatten, der ist nicht mehr da. Wenn du jetzt wach wärest, würdest du mir sicher sagen: „Bleib da, bitte!“ Aber du wachst ja nicht auf. Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert, bis du deine Augen wieder öffnest, ob du es jemals wieder tust, aber ich will das hier nicht mehr mitmachen! Ich habe so sehr gelitten all die Monate... Nichts bewegt mich mehr dazu, hier zu bleiben... Ich werde jetzt gehen...Ich lasse dir einen Brief da... er wird dir alles erklären, falls du aufwachst. Und wenn du aufwachst... dann... dann bin ich weg und wir werden uns nie wieder sehen... so ehr es mir Leid tut... hier trennen sich unsere Wege... für immer.“ Wieder liefen ihr die Tränen über die Augen. In diesem Moment wusste sie nicht, ob es das Richtige war, München zu verlassen. Jetzt beugte sie ich zu ihrem früheren Kollegen herunter, nahm ihn mühevoll in den Arm, ein letztes Mal... Dann kramte sie einen Brief aus der Tasche und legte ihn auf den Nachttisch, angelehnt an eine Vase mit roten Blumen. Auf dem Brie stand in ihrer schnörkeligen Schrift „An Gerrit“. Dann wandte sie ihr Gesicht ab, flüstere ein „Leb wohl Gerrit... Ich hoffe, dass du irgendwann aufwachst und wieder normal leben kannst... Tschüss.“ Dann öffnete sie die Tür und betrat den Flur. Jetzt war es so weit, jett schloss sie zum letzten Mal seine Tür, blickte zum Letzten Mal in sein blasses Gesicht. Dann beschleunigte sie ihre Schritte und lief fast den Flur entlang. Sie hörte noch, wie ein paar Ärzte in Gerrits Zimmer stürmten, doch sie drehte sich nicht um, wollte nicht wissen, was los war, wollte nur noch hier raus, ihrem neuen Leben entgegen.

Teil 25: Ein Anruf ging ein. Michael saß auf seinem Schreibtischstuhl, bemerkte den Anruf erst gar nicht. In Gedanken war er bei Alex’ Entscheidung München zu verlassen. Nein sie durfte das nicht tun. Sie durfte nicht gehen. Es war doch klar, dass sie in sein Leben gehörte, dass er sie nicht vermissen wollte. Was würde aus dem K11 werden? Nur noch er und Robert? War das das neue Team? Sie Beide? Klar, er mochte Robert, er war ein talentierter Kommissar, aber er konnte Alex und Gerrit nicht ersetzen. Niemand würde sie ersetzen können. Vielleicht würde Gerrit ja später wieder zum Team hinzu stoßen, aber Alex würde trotzdem fehlen. Und nicht nur ihm. Früher, da hatten Michael und Gerrit mal ein intensives Gespräch gehabt, besser gesagt, sie waren einen saufen gegangen, und sein Kollege hatte ihm erzählt, dass er in Alex verliebt war. Wie würde Gerrit nur reagieren, wenn er aufwachte und Alex nicht mehr da sein würde? Auch Gerrit würde nicht mehr der Selbe sein, er würde es sowieso nicht mehr sein, nach so einer langen Zeit. Manches Mal hatte Michael sich gefragt, ob er Gerrit noch wieder erkennen würde und immer war er zu dem Schluss gekommen, dass es unmöglich sein konnte, denselben Gerrit zurückzubekommen, den sie früher gehabt hatten. Wie er sich immer so sicher gewesen war, daran konnte Michael sich nicht erinnern. Aber jetzt, wo Alex gehen wollte, war er sich nur noch umso sicherer, dass Gerrit sich verändern würde. Und davor hatte er Angst. Er wollte nicht zwei Kollegen für immer verlieren. Er wollte die Zeit zurückdrehen, wollte, dass alles so war, wie früher. Letztendlich ging Robert ans Telefon, er hatte bemerkt, dass Michael in Gedanken versunken war. „Ritter, Apparat Naseband, K11, was kann ich für sie tun?“ Augenblicklich schaute Michael seinen Kollegen an. Zuerst zeigte dessen Mine nichts, bis sie sich auf einmal in tiefe Traurigkeit verwandelte, um kurz darauf doch wieder etwas fröhlicher zu wirken. „Ja ist gut, wir kommen. Bis gleich“ Mit en Worten legte der junge Kommissar auf. Sein Kollege blickte erwartend. „Und? Wer war das?“ Robert antwortete erst nicht, er ließ sich zuerst auf Alex’, nein seinem Schreibtischstuhl nieder, jetzt war es seiner, schließlich war keiner sonst mehr übrig, der ihn übernehmen konnte, und blickte auf den Papierkram. Schließlich meinte er dann doch: „ Es war das Krankenhaus.“ Sofort war Michael aufgesprungen. „Was? Ist etwas passiert. Ist was mit Gerrit... oder Alex?“ Urplötzlich hatte er eine riesige Angst um seine ehemalige Kollegin. „Nein... nicht direkt. Gerrit... Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen, sie haben ihn aber noch retten können. Wir sollen vorbei kommen, die Ärzte sind der Meinung, dass es Gerrit gut tun würde, seine freunde um sich zu haben.“ Schon hatte Michael seine Jacke n der Hand. „Na dann los, lass uns Gerrit besuchen gehen.“ „Ja okay, ich sag nur noch schnell dem Staatsanwalt Bescheid.“

Teil 26: Wie oft hatte er schon an Gerrits Bett gesessen? Wie oft hatte er sich gefragt, wann das alles enden würde? Jetzt wusste er die Antwort: Nie. Nie würde es enden, nie würde alles zum Alten zurückkehren, jetzt wo Alex nicht mehr da war. Im Büro hatte Michael noch Hoffnung gehabt, irgendwo, tief in sich. Doch jetzt, jetzt wo er hier an Gerrits Bett saß, jetzt, wo er einen Brief in der Hand hielt, den Brief, von Alex, erkennbar an ihrer feinen, schnörkeligen Handschrift, die Worte „An Gerrit“ zeigend, jetzt merkte Michael, dass es zu spät war. Dass er sie nicht würde aufhalten können, dass nur Gerrit es hätte schaffen können. Aber wie sollte der Alex aufhalten, wenn er hier lag, hier in diesem Krankenzimmer, hier in diesen 4 weißen Wänden, hier, um sein Leben kämpfend. Die Werte hatten sich verschlechtert, eindeutig auf den kurzzeitigen Herzstillstand zurückzuführen. „Wieso? Es ist alles zerbrochen, nur durch diese eine, schreckliche Nacht. Wie hatte das passieren können? Wieso hast du deine Schutzweste ausgezogen? Gerrit ich will das nicht, aber aus irgendeinem Grund, weiß ich, dass du Schuld bist, was hier passiert. Hättest du deine Weste nicht ausgezogen, dann wäre es nie so weit gekommen und Alex wäre jetzt nicht weg. Hast du gehört?“ Seine Worte wurden jetzt immer lauter. Michael sprang auf und schüttelte Gerrit. „Wach endlich auf! Ich halt es nicht mehr aus! Du bist der Einzige, der sie noch abhalten kann! Bitte wach doch endlich auf!“ Dann sank er auf seinen Stuhl zurück. Er wusste, dass er zu Unrecht gehandelt hatte, in diesem Fall konnte man einfach keinem die Schuld geben. Jetzt konnte Michael nicht mehr, er fing an, zu weinen. Gerrit.. Es tut mir so Leid... Bitt verzeih mir.“ Dann sprang er wieder auf und lief zu m Fenster. Das wurde ihm alles zu viel hier. Aus irgendeinem Grund fiel Michael auf die Knie und fing an zu Beten: „Lieber Gott! Warum kannst du nicht dafür sorgen, dass alles wieder so wird wie früher? Wie vor dem Unfall? Wie vor diesem Undercovereinsatz? Was haben wir dir getan, dass du uns jetzt so hart bestrafst? Alex ist weg und mit ihr ist meine Welt gegangen. Was soll denn aus dem K11 werden, wenn Alex nicht mehr da ist? Gerrit ist auch nicht da, er lieg hier, so ruhig, kriegt nichts mit. Was wird er sagen, wenn er aufwacht und feststellen muss, dass seine große Liebe weg ist? Das kann doch nicht einfach so enden! Es darf alles nicht einfach so hier enden! Du darfst das nicht zu lassen. Bitte lass meine Welt nicht in tausend Stücke zerfallen. Oder besser: Flick sie wieder! Ich hab das nicht verdient, wir alle haben das nicht verdient! Bitte hilf uns. Amen“ Wie auch immer er auf die Idee gekommen war, jetzt zu beten, er hatte schließlich nie wirklich an Gott geglaubt, aber irgendwie tat es ihm gut. Es tat gut, einmal das auszusprechen, was keiner sich traute laut zu sagen, es tat gut, seinen Schmerz einfach mal los zu werden, bei irgendwem, auch wenn er unsichtbar war.

Teil 27: Nach mehreren Stunden Autofahrt war sie dann endlich angekommen, in Hamburg, in ihrem neuen zu Hause. In diesen paar Stunden hatte sie versucht, komplett mit ihrem alten Leben abzuschließen, hatte sich immer wieder eingeredet, dass sie nicht vor der Wahrheit weglief, dass sie gute Gründe hatte, hier neu anzufangen. Doch egal wie oft sie es gedacht, gesagt, geschrieen hatte, sie musste sich letztendlich einreden, dass sie doch vor der Wirklichkeit weglief, dass sie eigentlich alles nur Schlimmer gemacht hatte. Sie versuchte vor den Schuldgefühlen wegzulaufen, aber die Schuldgefühle warteten auch in Hamburg auf sie. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, dass hinter dem Ortschild nur glück auf sie wartete? Was für eine absurde Idee. Alex steckte den Hausschlüssel in die Tür, hier war sie jetzt schon öfters gewesen, hatte ihre Möbel hergebracht. Jetzt musste sie nur noch die Treppen hinaufsteigen und ihre Wohnung betreten. Oben angekommen, ließ sie sich erst einmal auf einem Sessel nieder. Sie fühlte ich so schlecht. Hatte Michael und Robert in München zurückgelassen, jetzt mussten die beiden alleine darauf hoffen, dass Gerrit wieder aufwachen würde. Sie hatte doch den Schmerz in Michaels Stimme gehört, oder? Eine Träne kullerte über Alex Gesicht. In diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als wieder in München zu sein, vielleicht von Michael in den Arm genommen zu werden, zu spüren, dass sie nicht allein war. Doch hier war sie allein. Sie musste es sich eingestehen, hier war niemand, der sie in den Arm nehmen würde. Einige Minuten vergingen, Alex hockte auf dem Sofa, weinte, vergrub ihr Gesicht in einem Kissen. Dann stand sie doch auf, trat ans Fenster. Die Nacht war klar, die Sterne waren deutlich zu vernehmen. Der Himmel sah so friedlich aus, irgendwie glücklich. Genau das Gegenteil, von Alex. Sie war nicht glücklich, nicht mit sich selbst im Reinen. Nein, in diesem Moment hasste sie sich selbst, dafür, dass sie Michael, Robert, Gerrit im Stich ließ, dafür, dass sie nicht da sein würde, wenn Gerrit aufwachen würde, für den Schmerz, den sie ihrem einstigen Kollegen zufügen würde, wenn Michael ihm sagte, dass sie nicht mehr da war. Für all das hasste Alex sich in diesem Moment und wäre fast drauf und dran gewesen, zurück nach München zu fahren. Doch das ging ja leider nicht. Würde sie nach Hause fahren, wo sollte sie dann denn hin? Ihre alte Wohnung? Nein, sie hatte die Wohnung gekündigt, sie konnte da nicht mehr bleiben, wohl oder übel musste sie das hier eine Weile durchziehen. Wieder kamen die Tränen. „Ach Michi, warum bist du nicht bei mir? In den letzten drei Monaten warst du immer für mich da, hast mir wieder hoch geholfen, wenn ich unten war! Und, was hat es dir gebracht? Im Endeffekt nichts. Ich bin nicht mehr in München, habe dich dort allein zurückgelassen. Dich und Gerrit. Wie konnte ich das nur tun? Wie konnte ich euch allein lassen? Es tut mir so Leid! Kannst du mich nicht jetzt in den Arm nehmen? Nur noch ein einziges Mal!“

Teil 28: Die nächsten Tage dachte Alex immer und immer wieder darüber nach, ihre 7 Sachen zu packen und in den nächsten Zug nach München zu springen. Doch egal, wie oft sie diese Überlegung auch in Betracht zog, letztendlich konnte sie sich doch nicht dazu durchringen und so blieb sie erst einmal in Hamburg. Zuerst wollte sie ihre neuen Kollegen kennen lernen und sich hier in Hamburg ein paar Tage einleben, dann erst wollte sie noch einmal über eine eventuelle Rückkehr nach München nachdenken. Noch hatte sie drei tage, bevor sie zu ihrem ersten Arbeitstag erscheinen musste und so kam es, dass sie in diesen Tagen viel durch die kleinen Grassen Hamburgs schlenderte. Hier war alles so anders, so unbekannt. Und immer, wenn sie um die nächste Ecke bog, wünschte sie sich ein bisschen mehr zurück nach München, wo sie doch die meisten Gassen und Straßen gekannt hatte. Nun war sie wieder draußen, inzwischen hatte sie sich eine kleine Runde überlegt, die sie gerade entlang schlenderte. Ja, auf dieser Strecke kannte sie sich nach den wenigen Tagen schon recht gut aus. Trotz alles Verdrängungsversuche musste Alex zum hundertsten Mal an ihre alte „Heimat“ denken, ihre Gedanken schweiften zu ihre alten Kollegen, Michael, der in der schweren Zeit stets für sie da gewesen war, Robert, der irgendwo immer noch „der Neue“ und „der Unerfahrene“ war, obwohl dies nicht so recht stimmte, schließlich hatte er in dem Jahr viel gelernt, und schließlich dachte sie an Gerrit, der für sie Kollege und bester Freund gleichzeitig gewesen war. UN er war noch mehr, er war ihre große Liebe, ihm gehörte das liebevolle Herz, dass sie gerne für immer an ihrer Seite gehabt hätte. Seine wunderschönen, tiefblauen Augen, das ewige Lächeln, dass einfach nicht aus seinem Gesicht verschwinden wollte, seine Neckereien, mit denen er die tägliche Büroarbeit aufgeheitert hatte, einfach alles vermisste Alex. Würde sie ihn den je wieder sehen? Die Wahrscheinlichkeit war ehr gering, nein eigentlich war e sogar unmögliche, denn selbst wenn Gerrit aufwachte, er konnte sie nicht finden, wenn er nicht wusste, wo er sie suchen sollte. Und sie hatte Michael und dem Staatsanwalt, die beiden einzigen Personen, die wusste, wo sie sich befand, ausdrücklich verboten, irgendjemand von ihrem neuen Zuhause zu erzählen. „Keine Guten Vorraussetzungen für ein späteres Wiedersehen“, mit diesem Gedanken kamen die Tränen. Stumm liefen sie Alex am Gesicht herab, kein einziger Ton wollte sie begleiten. Die leichte Brise verwandelte ich allmählich in einen stärkeren Wind und so beschloss Ale nach hause zurück zu kehren, da bestimmt ein Sturm ausziehen würde. „Mit Frühling und Sommer kommen die Gewitter und Stürme.“ Auf dem Heimweg dachte Alex an einen Abend, sie hatte ihn gemeinsam mit Gerrit verbracht. Es war bereits Dunkel, also auch ziemlich spät, da es zu dem Zeitpunkt Juli gewesen war, da hatte es angefangen zu gewittern. Nur Donner und Blitze. Kein Regen, die Luft war weiterhin schwül. JA, an diesem Abend hatten sie gemeinsam auf dem Balkon von Gerrit Wohnung gesessen. Das war ein Anblick gewesen! Zwar war das Donnern schon sehr laut gewesen, aber diese wunderschönen, klaren Blitze hatten es ausgeglichen. Es war ein wirklich schöner Abend gewesen, ein Abend mit Gerrit.

Teil 29: Traurig. Traurig und verloren. Das waren die besten Worte, die Michaels Blick beschreiben konnten. Seite den letzten Wochen, seit Alex umgezogen war, hatte Michael sich so sehr verändert. Wann hatte er das letzte Mal gelacht? Ach es war schon so lange her. Jedem fiel diese Veränderung auf, doch kaum jemanden schien es ernsthaft zu interessieren. Ganz anders bei Robert: Dem jüngeren Kollegen machte es schwer zu schaffen. Er machte sich solch große Sorgen um Michael, wollte diesem helfen, doch er wusste nicht wie. Diese Hilflosigkeit war der Grund, dass er nur stumm dabei zusehen konnte, wie es seinem Kollegen immer schlechter ging. Öfters erwischte er sich selbst dabei, wie er Alex’ alte Handynummer, auch wenn er ganz sicher wusste, dass sie die Nummer gewechselt hatte, schließlich hatte Michael, kaum, dass sie weg gewesen war, auf ihrem Handy angerufen und versucht sie zu erreichen. Natürlich war es vergebens gewesen. Genauso wie alle andere, was sie versucht hatten. Niedergeschlagen ließ sicher der junge Kommissar an Alex’ früherem Schreibtisch nieder. Nein, inzwischen war es nicht mehr ihrer inzwischen war es sein Eigener. Ihm gegenüber saß Michael und starrte wie benommen auf das Telefon auf seinem Schreibtisch. Was er sich wohl erhoffte? Klar, er wünschte sich, Alex würde anrufen, um Bescheid zusagen, dass sie zurückkommen würde. Alles war genauso, wie schon in den letzten fünf Wochen. Fünf Wochen war es nun schon her, dass sie verschwunden war und doch hatte Michael die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben. Dabei war es doch inzwischen so gut wie aussichtslos! Sia hatte sicher schon einen neuen Job, neue Freunde, ein neues Leben. War es überhaupt richtig, dass sie hier, wo Alex’ Gegenwart weiterhin so allgegenwärtig war, als wäe es gestern gewesen, noch immer in der Vergangenheit lebten? In einer Vergangenheit, in der noch Alles gut gewesen war, die nun schon so weit entfernt war? Vor vielen Monaten waren sie noh ein Team gewesen, hätten nie geglaubt, dass dieses Team irgendwann auseinander brechen könnte. Und nun? Nun war es doch geschehen, Nun waren sie nur noch zwei aus dem damalig vierköpfigen Team. Auch würde bald ein Neuer zu ihnen soßen. Doch wollten sie das? Wollten Michael und er diesen Schritt gehen und ein neues Team bilden? Er selbst war sich nicht sicher: Einerseits wünschte er sicht, das alte Team würde wieder bestehen, eigentlich wollte er doch gar keinen neuen Kollegen, doch andererrseits wusste er, dass das alte Team so nie wieder würde ermitteln können und sie so ein neuer Kollegen unterstützen konnte. Aus diesen Gründen betrachtete Robert die Sache eher mit gemischten Gefühlen. Bei Michael hingegen war er sich ganz sicher: Dieser würde unter keinen Umständen einen neuen Kollege akzeptieren. Leise seufzte der Kommissar, dann schaute er auf die Uhr. Schon sieben! Das hieß, dass er endlich Feierabend machen konnte. Demnach stand der Kommissar auf, schnappte sich seine Jacke und wandte sich noch einmal zu seinem Kollegen. „Du, Micha? Ich mache jetzt Schluss für heute. Wollte ja heute noch Gerrit besuchen gehen.“ Als er den Namen seines Kollegen, zur Zeit doch besser früheren Kollegen, aussprach, schaute Michael auf. In seinem Blick schwang nicht nur die übliche Trauer mit, sondern auch Wut. Michael gab Gerrit schließlich de Schuld dafür, dass Alex nicht mehr da war. Am Anfang hatte er noch versucht, dies nicht zu tun, doch letztendlich hatten seine Gefühle gesiegt. „Ich war lange nicht mehr bei ihm – und du auch nicht.“, die letzten Worte sprach Robert leiser aus, fast leise genug, dass nur er sie hätte hören können. Leider auch nur fast. Schnell verließ er das Büro und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus. Irgendwo tief in tief ihn ihm freute er sich sehr darauf, Gerrit wieder zu sehen, auch wenn dieser nicht in der Lage sein würde, ihm auf irgendeine Frage zu antworten.

Teil 30: Neue Leben. Neues Glück. Alex stand auf dem Balkon der neuen Wohnung und schaute hinaus in die klare Nacht. Erst vor kurzem hatte es geregnet, weshalb die Luft frisch und feucht war. Wieder sog sie die Luft tief ein, so gut hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt, hier würde sie wieder glücklich werden können. Klar, am Anfang hatte sie große Schuldgefühle gehabt, ihren Kollegen gegenüber, ihren Freunden, ihren Eltern. Aber mit der Zeit war es verschwunden, mit der Zeit hatte sie sich befreit gefühlt. Befreit von allen Sorgen und Schuldgefühlen. Zum größten Teil lag es an ihren neune Kollegen, Andreas und Lena, die sie gleich herzlich empfangen und ins Team aufgenommen hatten. Sofort war eine tolle Freundschaft gewachsen, natürlich nicht annähernd so stak, wie die, die sie zu Michael und Gerrit geführt hatte. Andres und Lena hatten ihr beigestanden, hatten sie getröstet, wenn sie an ihre altes Leben gedacht hatte, wenn sie daran gedacht hatte, dass sie nicht wusste, wie es Gerrit inzwischen ging. Immer waren sie für Alex da, auch wenn sie diese erst seit ein paar Wochen kannten. Inzwischen schaffte Alex es, sogar ein paar Tage gar nicht an ihr altes Leben zurückzudenken, auch wenn dieses erst knappe fünf Wochen zurücklag. Wenn sie daran zurückdachte, waren die meisten Gedanken, Gedanken an Gerrit und daran, dass sie ihn doch immer noch liebte und ihn vermisste. Ja, sie liebte ihn immer noch und würde es immer tun, auch wenn sie zu Zeit versuchte, diese Gefühle zu verdrängen. Eine leichte Brise wehte ihr um die Nase. Genüsslich schloss Alex die Augen und konzentrierte sich allein auf diese einen, kurze Augenblick. Dann öffnete sie wieder die Augen und blickte weiter nach draußen in die Nacht. Was ihre früheren Kollegen wohl in diesem Augenblick machten? Ob sie wohl Nachtschicht hatten? Sie wusste es nicht, doch sie wollte auch nicht groß darüber nachdenken. Morgen würde sie mal mit Andreas reden, ihr lag eine Frag auf der Zunge, die sie unbedingt noch beantwortet haben Wollte: Was war immer mit Lena los? Klar, sie kannte die beiden noch nicht so lange, aber schon beim ersten Treffen hatte sie bemekt, welch tiefe Traurigkeit in ihren Augen lag. Sie wirkte immer so weiter weg, so in ihre Gedanken vertieft. Ob wohl irgendwas Schlimmes passiert war? Das wollte Alex wissen und deswegen würde sie auch morgen mit Andreas reden. Mit einem Seufze drehte se sich um und betat ihre kleine Wohnung. Ja, sie war klein, viel kleiner als die, die sie in München gehabt hatte, doch war ihr das egal gewesen. Sie hatte damals einfach das erst Beste genommen und jetzt musste sie damit leben, wobei sie es ja auch nciht so schimm fand. Drinnen ließ sie sich auf ihrem Sofa nieder. Nach einer Weile nahm sie das Telefon in die Hand. Jeden Abend hielt sie es in ihrer Hand, tippte immer wieder Michaels Nummer ein, um dann doch nicht anzurufen. Ja auch wenn sie die Gedanken an ihre früheres Leben verdrängen konnten, so wollte sie doch wissen, was sich in München verändert hatte. Doch nie hatte sie genügend Mut, um doch anzurufen. Ja, sie verfluchte sich dafür, diesen Mut nicht aufbringen zu können, obwohl sie doch so gerne Michas Stimme hören würde, doch innerlich war sie auch froh drum, weil sie dann weitere Gedanken an München vermeiden konnte. Schließlich stand Alex wieder auf, um sich endlich ins bett zu legen. Morgen würde wieder ein langer Tag sein.

Fortsetzung vom 13.06.09

Teil 31: Robert hatte Recht. Er hatte mit dem, was er gesagt hatte, Recht gehabt. Lange war Michael nicht mehr bei Gerrit gewesen. Um ehrlich zu sein: Seit dem Alex weg war, hatte er sich gar nicht mehr die Mühe gemacht, das Krankenhaus aufzusuchen, Warum sollte er auch? Wegen Gerrit war Alex doch weg. Weg! Ausgezogen, um ein neues Leben zu beginnen. Gerrit war es Schuld, dass sein Leben nun so leer war. Ganz allein Gerrit! Und dann wurde von Michael auch noch erwartet, seinen früheren Kollegen zu besuchen? Nein, Gerrit konnte ihm doch gestohlen bleiben! Michael wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, nicht, solange Alex weg war. Auch wenn Michael wütend war, so war er auch tief in sich traurig, jetzt Gerrit wohl auch noch verloren zu haben. Und das nur durch diese Wut! Eine Träne bahnte sich den Weg ans Licht. Eine Träne von Tausenden. Inzwischen fiel es Michael immer schwerer, seine Trauer unter Kontrolle zu halten. Er wollte nicht hier vor allen anderen weinen, doch wie sollte man diesen inneren Drang unterdrücken? Wie sollte man ihn aufhalten, wenn die Tränen doch so gut taten? UND sie taten gut, auch wenn sie die Probleme nicht zu lösen wussten. Auch jetzt, wenn auch keine Menschenseele im Büro war, musste er dieses Bedürfnis unterdrücken, zu groß war die Gefahr, dass sich jeden Moment die Türe öffnen und jemand eintreten konnte. Aus diesem Grund wischte Michael die Träne schnell weg und atmete tief durch. ‚Ach Alex, ich wünschte du wärest hier!’, mit diesem Gedanken wandte Michael sich wieder seiner Arbeit zu. Da es keinen aktuellen Fall gab, machte er sich daran, die überfälligen Akten zu bearbeiten. Während dieser Arbeit hatte er viel Zeit um nach zu denken. In erster Linie versuchte er sich einzureden, dass Gerrit nichts dafür konnte. Obwohl er genau wusste, das dies auch so stimmte, wollte dies einfach nicht in seinen Kopf gehen. Besser gesagt: in sein Herz. Sein Herz gab Gerit nämlich immer noch die Schuld. Nach einer Weile beschloss er dann, Gerrit in den nächsten Tagen zu besuchen. Zu lange war es her, dass er dieses Gesicht gesehen hatte, doch leider noch viel länger, dass er ihn hatte reden oder lachen hören.

Aus den Tagen wurden Wochen und aus den Wochen schließlich ein ganzer Monat. Michael hatte sich in dieser Zeit immer noch nicht dazu aufraffen können, seinen Kollegen zu besuchen. Immer wieder hatte er sich dies vorgenommen, letztendlich hatte er dann doch immer Überstunden gemacht, nur um eine Ausrede zu haben. Wovor hatte er Angst? Dass Gerrit ihm an die Gurgel springen würde? Wie sollte er das denn machen? Innerlich schüttelte Michael den Kopf. Was war er doch für ein Angsthase! Robert derweil besuchte Gerrit regelmäßig. Auch er versuchte immer wieder, Michael dazu zu bringen, endlich mal mitzukommen. Aber er versuchte noch viel mehr: Bei jeder Gelegenheit lud er Michael auf ein Bier ein, versuchte ihn zum Lächeln zu bringen oder wenigstens mit ihm zu reden. Doch nichts half: Michael ging es immer schlechter. Er wusste genau, dass der jüngere Kollege sich unheimliche Sorgen machte, doch was sollte er tun? Jeder Tag, den er ohne Alex verbrachte, zerfraß ihn innerlich ein bisschen mehr. Er wollte sie wieder sehen,, wollte wissen, wie es ihn ging. „Micha?“, erschocken blickte dieser auf, e wurde von seinem Kollegen fragen angeguckt. „Was ist?“, gleich war sein Ton schon wieder genervt und im nächsten Augenblick tat dies ihm wieder Leid. Er wollte seinen Frust an seinem Kollegen doch gar nicht rauslassen, es kam immer einfach so. „Gleich kommt der Staatsanwalt – und der neue Kollege.“ „Neuer Kollege?“ Was wollten sie mit einem neuen Kollegen? Sie brauchten keinen, sie kamen doch gut allein zurecht. „Ja.“, Michael vernahm Roberts Antwort zwar noch, doch innerlich brodelte er vor Wut. „was denkt der Staatsanwalt sich eigentlich? Wir brauchen keinen neunen Kollegen! Wie kommt er darauf?“ Robert zuckte nur mit den Schultern und murmelte ein „Weiß ich nicht.“, obwohl er es sehr wohl wusste. Der Staatsanwalt wollte ihnen, vor allem aber Michael, mehr Ruhe gönnen, wollte, dass sie nicht ständig im Büro herumhingen. Dies sprach Robert jedoch nicht aus, weil ihm bewusst war, wie schnell Michael inzwischen überreagierte. Stumm ließ er sich auf seinem Platz nieder, während Michael sich weiterhin aufregte.

Teil 32: „Darf ich Ihnen ihren neune Kollegen vorstellen? Herr Naseband, Herr Ritter das ist“, im gleichen Moment betrat ein junger Mann das Tür. „BRANCO!“ Sofort sprang Michael und ging auf den Kollegen zu. Dieser grinste. „Da staunst du was?“ Nachdem sie sich freundschaftlich umarmt hatten, kam auch Robert auf Banco zu und reichte ihm die Hand. „Hey ich bin Robert Ritter, kannst mich einfach Robert nennen, ja?“ „Branco.“ Beide grinsten, dann gingen sie wieder einen Schritt auseinander. „Sag mal Branco: Was machst du denn hier? Ich dachte du bist in Hannover und hast da Polizeistelle bekommen.“, meldete Michael sich nun wieder zu Wort. „Naja, ich hab gehört ihr könntet ein bisschen Unterstützung gebrauchen. Wo ist denn Alex, hat sie heute frei?“ Neugierig blickte Branco sich um. Gerade noch hatten Michaels Augen noch geglänzt, vor Freude, dass sein früherer Kollege nun wieder bei ihnen arbeitete, schon wirkte er wieder traurig. „Die arbeitet nicht mehr bei uns.“ Nachdem Branco sie fragend anblickte, sprang Robert für Michael ein und erzählte knapp, was sich in den letzten Monaten ergeben hatte. Michael war in der Zwischenzeit aus dem Büro verschwunden, wahrscheinlich wollte er nicht alles noch einmal von vorne miterleben müssen, sei es nur durch erzählen. „Und deswegen hat Herr Kirkitadse dich zu uns geholt.“, beendete Robert die Schilderungen. „das ist ja schrecklich... Und wo ist Alex jetzt? Und wie geht es eurem Kollegen?“ Nachdem Robert einmal tief eingeatmet hatte, antwortete er: „Wir wissen nicht, wo Alex sich aufhält. Sie hat uns nicht gesagt, wo sie hinwollte. Und Gerrit – es ist unverändert. Dabei liegt er jetzt schon knapp.... ich glaub 5 Monate im Koma. Man müsste doch meinen, da würde sich endlich mal was tun. Aber nein.“, Ronbert Stimmte klang betrübt. Branco nickte verständnisvoll. Er konnte verstehen, dass das für seine neuen, alten Kollegen schwer sein musste, damals hatte er Gerrit zwar nur kurz kennen gelernt, doch hatte er ihn sofort sympathisch gefunden. Und wenn er sich vorstelle, einer seiner Kollegen würde ins Koma fallen, er wollte es sich gar nicht vorstellen. „Das tut mir echt Leid. Aber Gerrit wird schon wieder. Da bin ich mir ganz sicher!“, er schaute Robert aufmunternd an und dieser brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. Dann wurde er jedoch wieder Ernst. „Es ist aber nicht nur Gerrit, um den ich mir Sorgen mache, um Micha mach ich mir fast noch mehr Sorgen. Hast du ihn dir mal angeguckt? Er ist immer so traurig seit Alex weg ist! Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Manchmal hab ich Angst, dass unser team jetzt vollends auseinander bricht. Es war alles so gut, wie es bis jetzt war. Ich will eigentlich gar nicht, dass sich irgendwas verändert. Erst Gerrit, dann Alex, jetzt auch noch Micha?“ „Ich schau mal, was ich machen kann, okay?“ Dankbar nickte Robert.

Teil 33: Seitdem Branco das Team wieder ergänzte, wurde die Lage wieder besser. Endlich wurde wieder gelacht, wenn auch nur ein wenig, doch solange Michael ab und zu ein Lächeln ins Gesicht bringe konnte, war Robert doch schon sehr erleichtert. Auch Michael merkte, dass die Verstärkung ihm gut tat. Wenn gleich ihm der Schmerz über den Verlust seiner besten Freundin immer noch sehr weh tat, so wusste er jetzt auch, dass das Leben trotzdem weitergehen musste und es auch noch Gutes gab. Des weiteren sorgte Branco auch dafür, dass Michael sich endlich traute und Gerrit im Krankenhaus besuchte. Er entschuldigte sich dafür, dass er das Ganze aus der falschen Perspektive betrachtet hatte und nie da gewesen war. Inzwischen waren an die zwei Wochen vergangen und im K11 wurde wieder richtig gearbeitet. Herr Kirkitadse war froh darüber, dass es Michael wieder besser ging und man sich somit keine allzu großen Sorgen um das ehemalige Spitzenteam mehr zu machen hatte. „Leute? Ich mach Feierabend, wenn es euch Recht ist. Wollte doch noch schnell ins Kranken haus und ihr wisst doch , dass bald die Besuchszeiten rum sind. Und ich glaub nicht, dass sie mich noch einmal danach hineinlassen werden.“ Kaum hatten seine Kollegen genickt, schon war Michael aufgesprungen und verschwunden. „Branco?“ Sofort schaute dieser von seiner Zeitschrift auf, die er gerade las. „Ich wollt mich nu einmal bedanken. Michael ist wie gewandelt und ich bin echt froh darum. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch mit ihm in einem Büro ausgehalten hätte. In letzter Zeit war es echt unerträglich. Aber jetzt bin ich wieder zuversichtlich, dass alles wieder gut werden könnte.“ „Klar. Kein Problem. Du wirst sehen, jetzt wo Michael Gerrit wieder regelmäßig besucht, wieder der schneller aufwachen, als du „Kriminalpolizei“ sagen kannst.“ Beide mussten grinsen, dann wandten sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Innerlich hoffte Robert, dass Gerrit wirklich bald aufwachen würde, obwohl immer noch alles unverändert war. ‚Wie schnell die Zeit vergeht’ Es war jetzt schon fast drei Monate her, seit Alex weg war, und noch mal drei Monate, seit DEM Einsatz. Wie lange sollte Gerrit nun noch im Koma liegen? Wurde es nicht Zeit, dass auch er wieder zurück ins Leben kommen konnte? Dass er wieder leben konnte, wie jede andere auch? War es nicht unfai, dass Gerrit so lange „schlafen“ musste? Wie lange sollte das alles nun noch gehen?

Teil 34: Michael saß auf dem kleinen Stuhl, schaute in Gerrits schlafendes Gesicht. „Willst du nicht wiederraufwachen? Mir fehlen deine Witzeleien! Die Gespräche mit dir. Weißt du, es ist so etwas ganz anderes, mit jemandem zu reden und zu wissen, dass er zuhört und auch antwortet, als dies nicht zu wissen. Es ist, als würde man mit sich selbst reden, obwohl man doch genau weiß, DASS man mit jemandem redet. Früher haben mich eine Witzeleien oft genervt... jetzt vermisse ich sie schrecklich. Sag mir: Wann kann ich mich endlich wieder über dich aufregen?“ Michael wusste, dass er das dümmste Zeug laberte, doch was sollte er sonst noch sagen? Es gab nichts mehr zu sagen zwischen ihnen, nichts mehr zu erzählen. Und hier still herumzusitzen und nichts zu tun, das wollte Michael auch nicht. Manchmal erzählte er Gerrit irgendwelche Geschichten, irgendwas, oft auch sehr Unrealistisches. Michael nahm Gerrits Hand in die Seine, wusste nicht warum er das tat, es war einfach ein Instinkt, dem er gefolgt war. Sie fühlte sich so kalt an, kalt und kraftlos. UND das waren ja auch die Worte die Gerrit zur zeit am besten beschrieben. Kalt und kraftlos. Obwohl, nicht so kalt, wie die tausend Leichen, die sie bis jetzt schon hatten berührt, doch deutlich kälter, als die eines normalen Menschen. Michael schaute aus dem Fenster. Draußen war es dunkel, ein paar Sterne hingen am Himmel. Das war der große Wagen, das einzige Sternzeichen, dass Michael sich hatte merken können. Gerade erschien ein blinkendes Licht, anscheinen ein Flugzeug. Der Kommissar beobachtete, wie es auf der einen Seite auftauchte und auf der anderen wieder verschwand. Gerade suchte er sich etwas Neues, das er hätte beobachten können, als er plötzlich aufschreckte: Gerrit Hand, die bis grade noch auf der Seinen gelegen hatte, hatte sich bewegt. Sofort drehte Michael sich zu seinem Kollegen um. Auf den ersten Blick war nichts zu erkennen, Gerrit lag immer noch da, als wäre er aus Stein, blass und unbeweglich. Doch irgendetwas sagte Michael, das dem nicht so war. Gerrit Hand war nicht einfach so aus seiner gerutscht, sie hatte sich bewegt! Es musste so gewesen sein! „Gerrit? Bitte, bist du wach?“ Erwartungsvoll blickte Michael zu seinem Kollegen, auf seine geschlossenen Augen, doch nicht, aber auch gar nichts tat sich.

Teil 35: „Ihr... ihr wollt... mich doch... verblödeln...“, erschöpft schloss Gerrit die Augen. Selbst das bisschen Sprechen war für ihn äußerst anstrengend, schließlich war er vor einer Woche est aus dem Koma erwacht. Michael schüttelte den Kopf. „Nein Gerrit.... es stimmt... du lagst circa ein halbes Jahr im Koma.“ Einen Moment tat sich überhaupt nichts, bis Gerrit dann die Augen doch wieder öffnete. Kaum merkbar schüttelte er den Kopf. „Nein... das... kann... kann doch.... gar nicht sein...Du... du lügst doch... Doch kein... halbes Jahr...“, bei den geflüsterten Worten, die ihm doch sehr schwer gefallen waren, hatte Gerit sich leicht aufgerichtet. Nun sank er wieder zurück ins Kissen. „Nein Gerrit. Du musst mir glauben! Es ist Hochsommer! Ich würde dich doch nicht anlügen!“ Verzweifelt blickte Michael aus dem Fenster. Wie konnte sein Kollege nur glauben, dass er ihn anlügen würde. Kaum zu fassen. Normalerweise hätte Michael sich wahrscheinlich aufgeregt, doch dieses Mal war es was ganz Anderes, schließlich hätte er, wenn er jetzt an Gerrits Stelle gewesen wäre, dies auch nicht geglaubt, außerdem überwiegte das glückliche Gefühl, einen Kollegen endlich wieder zu haben. Lange sprach keiner der Beiden ein Wort, es war als hätten sie sich einfach nichts zu erzählen, obwohl dies ja eine Lüge war, denn im letzten halben Jahr war vieles passiert. Sie saßen einfach nur da, Gerrit die Augen geschlossen, Michael aus dem Fenster blicken. Nichts regte sich, kein Geräusch war zu vernehmen. Irgendwann schaute Gerrit Michael dann wieder an. „Du? Was... Wie geht.. es eigentlich den... Anderen?“ Sofort drehte Michael sich zu dem jüngeren Kollegen um. Was sollte er nun alles erzählen? „Naja... Es war für uns alles eine schwere Zeit... Wir haben dich echt vermisst... inzwischen sind wir einfach nur froh, dich wieder zu haben. Wir haben einen neuen Kollegen, beziehungsweise einen alten, du kennst ihn nur vom sehen. Der Staatsanwalt war wohl der Meinung, dass wir unterbesetzt seien, deswegen hat e Branco wieder dazugeholt. Robert wird vielleicht bald befördert. Jetzt arbeitet er doppelt so fleißig, nur um dann endlich mit di gleichgestellt zu sein:“ Ein leichtes Lächeln erschien auf Gerrits Gesicht. Auch Michael musste unwillkürlich lachen. „Michael? Was ist denn... denn mit Alex? Wie... wie geht es ihr... und kommt... kommt sie... kommt sie mich auch mal... besuchen?“, Gerrit fing an zu husten. Sorgenvoll beobachtete Michael dies und wollte schon den Arzt holen, als der Kollege sich wieder beruhigte und mit dem Kopf schüttelte. „Geht schon... Also.. was ist mit ihr?“

Teil 36: Nichts tat sich. Überhaupt nichts. Schon seit 5 Stunden saßen Alex und Lena in ihrem grauem Auto und warteten. Wartete darauf, dass sich endlich etwas regte, dass Manuel Moritz endlich auf die Straße treten und einen Fehler begehen würde. Doch das würde er nicht, denn die letzten Wochen hatte er auch keinen Fehler begangen. Andreas hatte schon oft versucht, Staatsanwalt Möller davon zu überzeugen, diese Observation abzublasen, doch der hatte sich einfach nicht überreden lassen. Er war der festen Überzeugung, Moritz müsse doch irgendwann etwas falsch machen. „Du, Lena? Was ist eigentlich, wenn dieser Herr Moritz gar kein gefährlicher Drogendealer ist, der alle abknallt, die ihm im Weg stehen.?“ Lena drehte sich zu ihr um, schwieg einen Moment, bevor sie antwortete: „Dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Wir sind jeden Anhaltspunkt abgegangen, das weißt du... das muss die richtige Spur sein.“ Alex nickte. Lena hatte Recht. Bevor sie mit der Observation begonnen hatten, hatten sie wirklich jeden Stein einzeln umgedreht, doch jede Spur war ins Leere versunken. Gedankenverloren schaute sie aus dem Fenster. In die Stunden würden die Kollegen sie ablösen, nur noch drei Stunden purer Langeweile. Nach mehreren Minuten, in denen sie draußen alles zum hundertsten Mal angeguckt hatte, zog sie ihr Handy heraus. Sie wusste nicht, was sie wollte, es gab ja auch niemanden, den sie hätte anrufen müssen. Erst schaute sie nach, ob sie irgendwelche neuen Nachrichten bekommen hatte, dann fand sie sich plötzlich bei den Fotos wieder. Wahllos klickte sie sich durch die ganzen Fotos. Dann blieb ich Blick an einem Foto hängen. Gerrit und sie, er hatte den Am auf ihre Schult gelegt, beide grinsten sie. Dass sie noch ein Bild von ihm hatte, wunderte sich schon, schließlich hatte sie doch eigentlich alle Fotos von ihm oder ihren anderen früheren Kollegen gelöscht. Warum war ausgerechnet dieses noch da? Alex kam nur eines in den Sinn: das Foto löschen. Gerade wollte sie auf „löschen“ klicken, als Lena sie aufhielt. „Warte mal Alex! Lass mich das Bild doch mal sehen!“, mit diesen Worten nahm sie Alex das kleinen Handy aus der Hand. „Wer... Wer ist das? Kenn ich ihn? Ihr seht so glücklich aus.“ Traurig schüttelte Alex den Kopf. „Nein... den kannst du gar nicht kennen. Das... das war mein... mein früherer Kollege. Und jetzt gib wieder her, ich will nicht darüber reden.“ Skeptisch blickte Lena sie an, gab ihr dann das Handy aber wieder. Sie beide schwiegen, niemand schien ein Wort sagen zu wollen. Irgendwann fragte Lena: „Alex? Was ist damals passiert? Auf dem Foto seht ihr so glücklich aus! Warum bist du umgezogen?“ Die angesprochene Kommissarin schluckte. Warum hatte Lena eigentlich die unangenehme Eigenschaft, auf alles einzugehen, an das man sich nicht erinnern möchte? „Ich.... ich möchte das wirklich nicht sagen.“ „Wieso? Ist es denn so schmerzhaft`? Weißt du, reden kann sehr gut tun... Als damals das mit Niclas passiert ist... damals ging es mir echt beschissen... Aber ich hab mit Andreas darüber geredet...Und danach ging es mir echt besser.“ Interessiert drehte Alex sich um. „Wer ist Niclas?“ Auf einmal grinste Lena. „Wir machen es so: Du erzählst mir, warum du umgezogen und nicht in München geblieben bist und ich erzähle di dann, wer Niclas ist und was damals passiert ist.“ Übertrieben gespielt zog Alex eine Schmolllippe. „Du bist gemein, weißt du das? Also gut... Ich erzähle es dir... Damals... vor knapp einem halben Jahr...“ Mit den Worten begann Alex zu erzählen, was damals passiert war, auch wenn es ihr sehr schmerzte.

„Michi... was... ist denn... jetzt mit... Alex?“ Michael schaute seinen Kollegen nicht an. Er seufzte ehe er antwortete: „Alex geht es gut. Sie hatte am Anfang mit großen Schuldgefühlen zu kämpfen, aber jetzt, wo sie weiß, dass du wieder wach bist, geht es ihr wieder super. Sie kommt bestimmt bald vorbei!“ Als Gerrit das erfuhr, grinste er erleichtert. „Dann bin... ich ... aber beruhigt... Sag... sag ihr bitte... dass... dass sie sich... beeilen soll... Ich... würde... würde sie so... gerne... sehen.“ Michael schluckte. Alex Bescheid sagen, dass sie schnell vorbeikommen sollte? Das würde doch ein bisschen schwerer werden. Schließlich hatte er Alex Nummer doch gar nicht. War es wirklich eine gute Idee gewesen, Gerrit eine Lüge aufzutischen? Ja, wahrscheinlich. Klar, er würde sich späte darüber ärgern, aber jetzt musste man an sein Wohl denken und der Arzt hatte ausdrücklich gesagt, Gerrit solle sich nicht aufregen. „Klar kommt sie bald! Aber grade hat sie keinen Zeit... Ziemlich viel zu tun..“ Ein Grinsen erschien auf Gerrits Gesicht. Alex würde also doch kommen „Das... Das ist toll... Was... was..:“ „Du, sorry, ich hab jetzt gar keine Zeit. Ich hab doch noch einen Termin mit dem Staatsanwalt. Tut mir echt Leid, ja? Ich komm morgen vorbei. Versprochen!“, schon war Michael verschwunden. Gerritblickte ihm nur kopfschüttelnd nach, dann schloss er wieder die Augen und schlief mit dem Gedanken „Bald sehe ich sie wieder!“ ein. Draußen auf dem Gang schüttelte MIChael nur verzweifelt den Kopf: Wie hatte er Gerrit nur belügen können? Der jüngere Kollege würde ihm dne Kopf abreißen, sobald er erfuhr, dass Alex gar nicht kommen würde... dass sie gar nicht wusste, dass er aufgewacht war.... dass sie vielleicht sogar dachte, Gerrit sei inzwischen tot.

Lena hatte ihr die ganze Zeit über zu gehört, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Am Anfang war es Alex noch sehr schwer gefallen, über ihre Vergangenheit zu reden, doch nach einer Weile hatte sie gemerkt, dass es ihr gut tat, ihren Kummer endlich mal loszuwerden. Als sie fertig war, nahm Lena sie in den Arm. „Oh Alex... Das.. das tut mir so unendlich Leid. Abe fragst du dich denn überhaupt nicht, wie es deinem Kollegen inzwischen geht? Ich meine jetzt sind ca. drei Monate vergangen, seit du von München abgereist bist.. Meinst du nicht, er könnte inzwischen aufgewacht sein?“ Ale blickt ihrer Freundin in die Augen. „Doch.. Lena das tue ich... Ich frage mich jeden Tag, ob Gerrit noch lebt... Aber ich will es gar nicht wissen... Weißt du, wenn... wenn ich erfahren würde, dass... dass Gerrit tot ist... das der Mann, den ich liebte, den ich immer noch liebe... tot ist... ich könnte mir das nie verzeihen.. ich könnte nie wieder als Polizistin arbeiten... Nie wieder einen Mörder schnappen... Weil ich mir dann selbst wie ein Mörder vorkommen würde... Außerdem hab ich mit meinem alten Leben abgeschlossen... Ich will nie wieder damit zu tun haben.“ ‚Ob sie wirklich damit abgeschlossen hat, wage ich ernst zu bezweifeln.’, dieser Gedanke ging Lena bei Alex’ Worten durch den Kopf, doch sie wagte es nicht, diese auszusprechen. „So... und jetzt musst du erzählen... bitte.“ Erzählen? Lena wollte nicht erzählen... Sie wollte in ihrer eigenen Vergangenheit nicht herumwühlen, auch wenn sie Alex eben noch gesagt hatte, dass Reden gut tat.... Nein, sie wollte sich nicht an damals erinnern müssen. Doch weil sie Alex es versprochen hatte, begann die Kommissarin nun ihrerseits zu erzählen, wer Niclas war und was damals geschah.

Teil 37: „ Niclas... Das... das war mein Kollege und... mein Freund. Also mein fester Freund. Wir haben uns geliebt, waren seit über drei Jahren zusammen. Ich sag dir: Für mich war es Liebe auf den ersten Blick, damals, als ich neu zum Team gestoßen bin. Andreas war damals direkt ein guter Freund, doch Niclas... Seine Augen, sein Lächeln... Es war alles einfach nur perfekt... bei ihm fühlte ich mich immer geborgen. Bis zu einer bestimmten Nacht.“ Fragend schaute Alex sie an. „Ich erzähl ja schon. Also... Es war schon weit über Mitternacht, der Vollmond schien direkt auf uns herab... Wir, das war eine Gruppe aus 5 Personen: Andreas, Niclas, zwei Kollegen und ich. Ich weiß noch, wie wir über eine feuchte Wiese gegangen sind.. oder eher geschlichen. Wir waren auf dem Weg in den Wald, denn dort war eine kleine Holzhütte, in der sich ein Serienkiller, Markus Krutz, aufhalten sollte. Er hatte schon über 30 Morde begangen, weshalb wir ihn beim Schlafen überraschen wollten, um kein Risiko einzugehen. Dann erklang auf einmal ein Geheule ziemlich weit weg.“ Erschrocken schaute sie auf. Wo kam das Geheule her? Und WAS war das überhaupt? „Hey Schatz! Brauchst doch keine Angst haben. Das ist doch nur ein Wolf.“ Niclas umarmte sie von hinten und hauchte ihr einen Kuss auf den Hals. Dann flüsterte er gespielt dramatisch: „Du solltest eher vor was anderem Angst haben... Zum Beispiel vor mir... Denn ich komme und beiße dich..“ Unwillkürlich musste sie Grinsen. Niclas wusste ganz genau, dass Lenas gesamte Familie an Vampire glaubte und damit zog er sie immer wieder auf. Sie drehte sich zu ihm um. „Oh nein... jetzt hab ich aber...“ eitere kam sie nicht, denn Andreas unterbrach die Beiden: „Könnt ihr das nicht ein anderes Mal machen? Wir haben hier was Wichtigeres zu tun und ihr wisst ganz genau, dass wir uns konzentrieren müssen. Mit eurem Verhalten bringt ihr den ganzen Einsatz in Gefahr!“ Wie Kinder, die beim Naschen erwischt wurden, schauten die Beiden ihren Kollegen beschämt an, dieser drehte sich aber mit einem „Kleinkinder“ um und ließ sie stehen.

„Oh ja.... Er war sauer auf uns... Ich glaube es liegt daran, dass wir so glücklich miteinander waren und er selbst immer nur Pech bei den Frauen hatte... Die eine betrogen ihn nach einer Zeit und die anderen .. ach weiß nicht... Auf jeden fall schien es immer, als würde er es uns nicht gönnen, dass wir so glücklich waren und so kam es, dass er und immer anmaulte, wenn wir mal ein bisschen „rumturtelten“. Wir haben ihm das jedoch nie Böse genommen... Wir konnten uns ja vorstellen, wie es war, immer seinen Kollegen dabei zusehen zu müssen, wie sie zusammen Spaß hatten und sich leidenschaftlich küssten. Wir sind also weiter gegangen. Der Weg war lang, doch wären wir mit dem Auto so nah dran gefahren, dann wäre er uns möglicherweise entwischt. Außerdem wäre es doch schon ziemlich schwer geworden, so nah dran zu fahren, weil es keinen Autoweg gab und die Bäume viel zu nah aneinander standen, um einfach durchzufahren. Nach circa zwanzig Minuten war die Blockhütte dann auch schon in Sicht, hier blieben wir alle stehen, um uns noch einmal abzusprechen.“ „Also Leute: die Hütte hat einen Eingang und zwei Hintereingänge. Wahrscheinlich sind sie dafür da, um im Notfall verschwinden zu können. Wir müssen uns aufteilen und so alle Eingänge absperren, nur so können wir eine mögliche Flucht verhindern. Ich werde direkt durch den Eingang gehen. Niclas und Lena, ihr geht rechts rum.. Oder besser nicht.“ Grinsend schaute er die Beiden an. „Ihr könnten ja abgelenkt sein... Also Lena, du gehst mit Heinz rechts herum und Niclas und Gerhard, ich geht rechts. Gerhard und Heinz: Ihr bleibt dann and den Türen stehen und sichert sie ab. Niclas und Lena: Ihr kommt rein. Habt ihr das so weit kapiert?“ Alle vier nickten sie. „Gut... Dann viel Glück... Auf das das hier doch noch gut gehen möge und wir alle NICHT abgelenkt sind.“ Mit den Worten machten sie sich auf, jeder tat das, was Andreas ihm angewiesen hatte.

„Wir alles wussten nicht, was in den nächsten Minuten passieren würde. Ich selbst kann mich nur noch schemenhaft daran erinnern: Wir sind also alle auf die unterschiedlichen Eingänge zu, konzentriert darauf, möglichst kein Geräusch zu machen, um den Einsatz nicht unnötig zu gefährden. Als wir dann an der Türe waren, blieben wir dort stehen, hörten, wie sich der „Haupteingang“ öffnete, warteten auf Andreas’ Signal. Von drinnen hörten wir ihn schreien. „Geben sie doch auf, sie haben eh keine Chance. Da draußen sind meine Kollegen, wenn sie jetzt aufgeben, dann wirkt sich das sicher strafmildernd aus!“ „Strafmildern? Dass ich nicht lache! Was wollt ihr denn noch mildern, bei 30 Morden? Kurz darauf gab er uns das Signal. Sofort bin ich durch den Eingang hinein. Und drinnen...“ „Hände hoch, sie sind umzingelt!“, Lena richtete ihre Waffe direkt auf Krutz. Der drehte sich zu ihr um und lachte. „Was wollte ihr mir tun? Ich hab keine Angst vor euch, Häschen.“ Suchend blickte Lena sich um. Wo war Niclas nur? Er hätte auf der anderen Seite des Raumes stehen müssen, sie hätte ihn sehen müssen, doch das tat sie nicht. „Drehen Sie sich um und Hände an die Wand, dann wird ihnen nichts passieren.“, gab Andreas dem Gegenüber die Anweisung, doch der schien nicht hören zu wollen. „Haben Sie verstanden? Hände an die Wand!“ Krutz schaute sie immer noch an, dann lachte er wieder schmutzig und zog seine Waffe. Einen kurzen Augenblick ertönte ein Schuss. „Danach ist alles weg. Ich weiß nur noch, dass ich irgendwann beim Krankenwagen saß, ein Sanitäter kam gerade mit einer Decke, weil ich wohl heftig gezittert hatte. Ein paar Meter weiter sah ich, wie gerade ein weißes Leichentuch über den Körper eines Mannes gelegt wurde und, obwohl ich nicht wusste, was passiert war oder wer das war, spürte ich, dass es sich um keinen anderen als Niclas handeln konnte. Er hatte sich für mich geopfert, denn wenn wer nicht dazwischen gesprungen wäre, so wie Andreas es mir erzählt hat, dann wäre ich jetzt nicht mehr am Leben... Ach Niclas: Ich vermisse dich.“

Alex schluckte. Das war hart, was Lena ihr da erzählt hatte, wirklich hart... Wenn sie sich vorstellte, ihr wäre das passiert... Schnell verwarf Alex den Gedanken. Daran wollte sie gar nicht denken. Mit einem Mal konnten sie den traurigen Blick in Lenas Augen verstehen, er erschien ihr plötzlich vollkommen natürlich. ‚Tapfer diese Frau... Ich wäre wohl schon lange abgehauen und hätte ein neues Leben angefangen’, mit einem Mal kam Alex sich unglaublich schlecht und feige vor, einfach so zu verschwinden. Diesmal war es an Alex, Lena in den Arm zu nehmen. „Oh Lena... Das tut mir so unglaublich Leid.“ Kurz darauf fing Lena an zu weinen und Alex mit ihr.

Teil 38: Heute würde Michael wieder vorbeikommen. Bis jetzt hatte er ihn jeden Tag besucht, Branco und Robert ihn auch schon 3 Mal. Nur Alex war noch kein Mal vorbei gekommen, dabei war er vor über zwei Wochen aus dem Koma erwacht. Bedeutete er ihr so wenig, dass sie es nicht einmal für nötig hielt, ihm Hallo zu sagen? Immer wieder fragte er Michael, wann sie denn nun endlich vorbei kommen würde, Michael wusste genau, dass Gerrit seine Kollegin vermisste und mit ihr reden wollte, doch nie gab er deutliche Angaben. „Sie kommt bald!“, „Nur Geduld, Alex hat viel zu tun.“, mehr war aus dem Kollegen nicht rauszuholen. In einer Stunde würde Michael wieder vorbei kommen, so wie jeden Tag, nach Feierabend. Gerrit blickte aus dem Fenster. Man konnte in den Park schauen, der sich direkt neben dem Krankenhaus erstreckte. Manchmal sah er Kinder auf dem kleinen Spielplatz, jedoch zur Zeit nur selten, denn zur Zeit regnete es fast die ganze Zeit. Auch jetzt goss es in Strömen und an diesem Abend sollte es auch gewittern, das zumindest hatten die Menschen in den Nachrichten behauptet. Er wusste natürlich, dass der Wetterbericht selten richtige Vorhersagungen machte, doch irgendwie hatte er es im Gespür, heute würde es sicher gewittern.
Der Kommissar beschloss, die Zeit tot zu schlagen, indem er mal wieder fern schaute. In den letzten Tagen hatte er das, seiner Meinung nach, viel zu oft getan. Doch was sollte man schon anderes machen, wenn man den ganzen Tag im Bett lag und überhaupt nichts zu tun hatte? Im TV lief um diese Zeit überhaupt nichts Gescheites und so machte er, nachdem er durch die verschiedenen Sender „gezappt“ war, die Glotze letztendlich wieder aus. „Von diesen Sendungen wird man doch nur blöd im Kopf, die sollte man sich gar nicht antun“, das hatte seine Mutter immer gesagt, als er noch klein gewesen war. Früher hatte er nie verstanden, was sie gegen seine Lieblingssendungen hatte, doch inzwischen sah er es genauso wie seine Mutter. Oder zumindest ähnlich. Er glaubte nicht, dass diese Programme dumm machen, doch antun sollte man sie sich trotzdem nicht. Auf einmal klopfte es an der Türe. „Herein“ Konnte es sein, dass Michi doch früher frei hatte? Voller Hoffnung blickte er zur Türe, doch es betrat nur die Krankenschwester das Zimmer. „Guten tag Herr Grass. Und wie geht’s so?“ Er grinste. „Wie immer halt. Und Ihnen?“ Sie schaute zu den Blumen, die ihm Kathrin mitgebracht hatte, und war wohl der Meinung, dass diese Wasser bräuchten, weshalb sie zum Waschbecken ging und einen Becher füllte. Während sie so die Blumen goss, antwortete sie: „So, wie es einem geht, wenn man 8 Stunden im Krankenhaus arbeitet.“ Dann ließ sie sich auf einem Stuhl nieder und schaute Gerrit an. „Weshalb ich eigentlich hier bin... Nun ja... als sie noch im Koma lagen, da hat jemand hier einen Brief hingelegt. Und nun ja... der Arzt war wohl der Meinung, dass es noch zu riskant sei, ihnen den Brief zu übergeben... von wegen aufregen... sie kennen das doch... Aber ich sehe das anders.. Ich meine nach zwei Wochen sollte doch wohl keinen Risiko mehr bestehen oder? Und deswegen dachte ich, ich bringe ihnen den Brief vorbei. Ich lehne ihn an die Vase, oke?“ Mit diesen Worten holte sie den Brief hervor und legte ihn auf dem kleinen Tischchen ab. „Ich bin dann mal wieder weg, ja?“ Somit stand sie auf und verließ den Raum. Ein Brief für ihn? Wer sollte ihm denn einen Brief schreiben? Gerrit nahm den Brief in die Hand und las, was vorne drauf stand: „An Gerrit“. Die feine, schnörkelige Schrift erkannte er sofort: Sie gehörte Alex. Aber warum sollte die ihm einen Brief schreiben? Sie konnte doch einfach vorbei kommen und es ihm persönlich sagen...

Als Michael den Raum betrat, stockte ihm erst einmal der Atem: Sein Kollege weinte! Er hatte Gerrit noch nie in den letzten Jahren weinen sehen und nun das! Vorsichtig ging er auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Hey Gerrit. Was ist denn los?“ Dieser schaute auf und schubste seine Hand bei Seite. „ DU kannst gleich wieder gehen! Ich will dich nicht sehen! Lass mich in Ruhe.“ Sofort war Michael bewusst, was los war! Gerrit hatte also herausgefunden, dass Alex doch nicht da war. „Aber woher...“ „Woher ich das weiß? Alex hat es mir selber gesagt - bzw. geschrieben. In de, Brief steht alles drin!“ Der Brief. Jetzt fiiel Michael es ein. Gerrit hatte also ihren Brief bekommen. Dann war es verständlich, dass er so traurig und wütend war. „Warum? Michael Warum?“ Jetzt war aber auch Michael irritiert. „Wie, Warum?“ Gerrit schaute ihn wieder an, seine Augen leuchteten vor Wut. „Warum hast du mir nicht direkt die Wahrheit gesagt? Warum hast du so getan, als würde Alex bald vobei kommen? Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mir für Gedanken gemacht habe. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum Alex nicht vorbeikommt... Aber jetzt ist es ja klar, wieso. Si eist ja irgendwo im Nirgendwo. Warum hast du es nicht direkt gesagt?“ „Gerrit.. Er tut mir Leid! Ich wollte das nicht, aber der Arzt meinte, dass du dich nicht aufregen sollst und ich wusste doch, wie du reagieren würdest, wenn du es erfährst. Und irgendwie... ich hatte Angst! Ich hatte Angst, dass dir wirklich etwas passiert, nur weil du dich aufregst! Es tut mir wirklich Leid!“ Sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. „Das habe ich heute schon einmal gehört, eben als die Krankenschwester da war. Die hat mir auch erklärt, dass es zu gefährlich gewesen sei. Aber das ist doch kein Grund. Ich dachte, ich hätte ein Recht, von so etwas zu erfahren, ohne auf Briefe warten zu müssen. Wann hättest du es mir erzählt, wenn ich den Brief nicht gekriegt hätte? Wie lang hätte es dann gedauert, die Wahrheit zu erfahren?“ Wieder glänzten seine Augen, doch diesmal nicht vor Wut, nein, eher, weil er kurz davor war, wieder zu weinen. „Aber Gerrit! Ich... Ich wollte es dir doch heute erzählen! Ehrlich!“ „Auf deine Ehrlichkeit kann ich pfeifen! Und jetzt geh! ich will dich nicht mehr sehen! Da ist die Türe!“, mit diesen Worten deutete er auf den Ausgang und da Michael sich sicher war, dass er heute nichts mehr würde erreichen können, stand er auf und ging auf die Türe zu. Kurz davor drehte er sich noch einmal um: „Es tut mir wirklich Leid. Tschüss.“, dann verließ der das Zimmer. Gerrit nahm noch einmal den Brief in die Hand, das Letzte was er von Alex hatte, und begann ihn noch einmal zu lesen. Er vermisste sie so sehr.

Lieber Gerrit!
Es gibt so vieles, was ich dir noch erzählen wollte, so vieles, was du hättest wissen müssen. Doch wann hätte ich es dir erzählen sollen? Wann haben wir das letzte Mal richtig miteinander geredet? Wann? Es ist schon viel zu lange her. Erst die schwere Undercoverarbeit... Ich hab euch in der Zeit so schrecklich vermisst... und jetzt das. Jetzt liegst du im Koma und bist nicht fähig, dich auch nur einen Millimeter zu bewegen oder mir zuzuhören. Und ich? Gerade sitze ich an meinem Schreibtisch, doch gleich werde ich das letzte Mal ins Krankenhaus fahren, um dir dann den Brief mit auf den Weg zu geben. Und wenn du ihn irgendwann liest... dann bist du wach, ohne, dass ich es weiß... Denn wenn du aufwachst, bin ich längst weg. Und ich werde nie wieder kommen. Warum das Ganze? Weil du im Koma liegst und ich Schuld bin! Und selbst wenn du aufwachst, ich hätte mir immer die Schuld gegeben, egal was ihr gesagt hättet. Und ich kann mit diesen Gefühlen nicht mehr leben. Du weißt nicht, wie es ist, Schuld zu sein, dass die größte Liebe deines Lebens im Koma liegt. Jetzt ist auch das endlich raus. Das ist der zweite Grund: Ich liebe dich! Und durch diese Liebe fällt es mir nur noch schwerer, die Schuldgefühle zu ertragen. Ich will daran nicht zu Grunde gehen! Verstehst du? Ich will mich von den Schuldgefühlen nicht unterdrücken lassen, deswegen habe ich beschlossen, wegzuziehen, irgendwohin, ein neues Leben zu beginnen und nie wieder an euch zurückzudenken. Niemand von euch wird erfahren, wohin ich will, es soll ganz allein mein Geheimnis bleiben. Gerrit, es tut mir wirklich Leid, ich wollte doch nicht, dass es so kommt! Ich wollte, dass alles wieder normal wird, doch wie soll das gehen? Kannst du mir das erklären? Nein, kannst du nicht. Also... Ich, ich wünsche dir, dass du irgendwann eine Frau findest, mit der du glücklich wirst, mit der du dein Leben verbringen willst, ich werde diese Frau nie sein. Und bevor ich mich endgültig verabschiede, will ich dich um etwas bitten: Ich wünsche mir, dass du mich nie vergisst und mir verzeihst, dass ich euch allein gelassen habe. Ich werde dich und was du für mich getan hast auch nie vergessen!
In Liebe,
Alex

Eine Träne lief ihm über die Wange. „Ich liebe dich doch auch, Alex! Warum hast du mich nur verlassen? Warum? Ich brauche dich doch und keine Andere! Wo bist du nur hin? Alex, bitte, komm zurück! Ich... ich flehe dich an, komm zurück.“, mit den Worten ließ Gerrit sich zurück ins Kissen fallen und weinte lautlos vor sich hin. Er würde sie nie in seinem Leben vergessen, jeden Tag würde er an sie denken, dass wusste er jetzt schon.


Teil 39: Drei Tage später hatten sich Michael und Gerrit wieder vertragen und nach zwei Wochen war Gerrit dann auch aus dem Krankenhaus entlassen worden, mit dem Auftrag, sich noch mindestens zwei weitere Wochen zu schonen, bevor er wieder leicht zu arbeiten anfangen durfte. Bei diesen Worten hatte Gerrit schon die Augen gerollt, denn er würde sicherlich keine zwei Wochen faul auf der Couch um liegen, sondern schon früher wieder arbeiten gehen. Das war zumindest sein Plan gewesen, bis Michael ihn einfach vereitelte, in dem er sagte, dass er schon aufpassen und Gerrit wieder nach Hause schicken würde, wenn dieser zu früh zurück käme. Dieser hatte ihn daraufhin wütend angefunkelt, Michael wusste genau, dass ihm zu Hause die Decke auf den Kopf fallen würde, doch Michael war gar nicht weiter darauf eingegangen. Draußen vor dem Gebäude meinte er nur: „Sei froh, dass du schon draußen bist! Ich meine nach so langer Zeit...“, dann unterbrach er sich selbst, as er merkte, dass sein Kumpel ihm gar nicht zu hörte. Gerrit hatte sie Arme ausgestreckt, die Augen geschlossen und genoss nun die Sonne, wie wieder schien. „Ach Micha, ich habe ganz vergessen, wie es ist, draußen zu sein und die Sonne auf der Haut kitzeln zu spüren. Das ist so schön.“ Darauf konnte der Angesprochene nur grinsen. „Jaja... Aber jetzt lass uns erst einmal zu dir fahren, du Genießer. Kannst ja gleich noch mal raus gehen“, er grinste und zog den Kollegen mit sich.

Er hatte es doch gewusst. Hier fiel ihm die Decke auf den Kopf und das schon nach drei Tagen. Drei furchtbar langen Tagen. Da er nichts zu tun hatte, hatte er nur noch viel mehr Zeit zum Nachdenken. Zum Teil dachte er darüber nach, was wohl in den letzten Monaten alles passiert war, denn noch hatte man ihm nicht so viel erzählt. Auch beschloss er, bald mal bei Kathrin und Falk vorbeizuschauen und auf jeden Fall mal zum Friedhof zugehen, um mal wieder an das Grab seiner Mutter treten zu können. OS lange war er jetzt schon nicht mehr bei ihr gewesen, ob sich wohl jemand in der Zeit um das Grab gekümmert, neue Blumen gekauft und ab und zu ein Kerzchen entzündet hatte? Er würde es wohl bald herausfinden. Morgen oder übermorgen vielleicht. Eigentlich hätte er auch an diesem Tag noch hinfahren können, doch irgendwie fehlte ihm die Motivation. Insgesamt fehlte es ihm an Ansporn, sich aufzuraffen und irgendetwas zu unternehmen. Und deswegen lag er nur auf dem Sofa rum und dachte nach. Wieder waren seine Gedanken bei Alex angelangt. Eine Frage beschäftigte ihn die ganze Zeit: WO war sie hin? Er wollte endlich wissen, wohin sie gezogen war, wollte dahin fahren, sie suchen, sie finden, sie endlich wieder in seinen Armen halten. Eine Träne lief ihm über die Wange. Oh ja, er vermisste sie schrecklich. Jede Sekunde, die er ohne sie verbrachte war eine Sekunde zu viel, versetzte ihm noch einen tieferen Stich ins Herz. Am Anfang war es ihm echt schwer gefallen, zu glauben, dass Alex wirklich weg war, dass er sie nicht würde wieder sehen können und auch jetzt wollte er es einfach nicht wahrhaben. Plötzlich war ihm, als müsse er unbedingt etwas tun, deswegen stand er auf und verließ die Wohnung. Er hatte nicht darüber nachgedacht, was er überhaupt machen wollte, war einfach ins Auto gestiegen und losgefahren. Eine bekannte Rute, schon oft hatte er diesen Weg genommen, weil es einfach kürzer war. So kam er nach fünf Minuten an seinem Ziel an. Einen Moment blieb er sitzen, dann stieg er auf und ging auf die Haustüre zu. Sein Finger glitt entlang der vielen Klingelschilder, bis er schließlich an einem Schild hängen blieb. Diesen Knopf hatte er früher schon so oft gedrückt, hier hatte vormals „A. Rietz“ gestanden, doch nun war der Name einem „Fritz-Meier“ gewichen. Leicht enttäuscht kehrte Gerrit zu seinem Wagen zurück. Warum war er hier überhaupt hingefahren? Hatte er wirklich gehofft, sie würde doch noch hier wohnen? Er konnte über seine unüberlegtes Handeln nur den Kopf schütteln. Als hätte sie hier noch gewohnt.

Da er schon mal unterwegs war, beschloss Gerrit, entgegen seinen eigentlich Vorhabens, doch noch an Grab seiner Mutter zu fahren. Aus diesem Grund besorgte er noch schnell einen bunten Blumenstrauß, bestehend aus den Blumen, die seine Mutter immer so gerne gemocht hatte, dann machte er sich auf dem schnellsten Weg zum Friedhof, der ein bisschen außerhalb lag.
Langsam schritt er den Weg entlang, das Grab seiner Mutter lag ziemlich weit hinten. Dann aber stand er vor dem Grab. Es sah gepflegt aus, eine Kerze leuchtete auch, anscheinend hatte sich jemand in seiner Abwesenheit darum gekümmert. Er würde gleich zum Friedhofswächter gehen und nachfragen, ob er wusste, wer. Gerrit hockte sich hin und legte den Blumenstrauß an seinen Platz. Dabei kullerte ihm eine träne übe die Wange. „Ach Mama... Gerade jetzt bräuchte ich dich so sehr! Warum bist du nur von uns gegangen? Ich... Ich vermisse dich so sehr!“ Nun konnte er die Tränen vollends nicht mehr zurückhalten. Er ließ sich auf die nie fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Immer wenn er an diesem grab stand, kamen die Erinnerungen, die er so weit es ging zurückzudrängen versuchte, wieder hoch und ließen ihn all den Schmerz noch einmal durchfahren, denn er damals gespürt hatte. Doch dieses Mal war es irgendwie anders. Dieses Mal spürte er nicht nur den Schmerz, den der Tod seiner Mutter ausgelöst hatte, diesmal spürte er auch noch den Schmerz, verursacht durch Alex’ verschwinden. Eine leichte Brise wehte um sein Gesicht. Gerrit öffnete die Augen und schaute sich um. Die Blätter der Bäume raschelten und die Vögel zwitscherten. Niemand war sonst noch auf dem Friedhof, Gerrit war vollkommen allein. „Ach Mama“, begann er wieder, schaute dabei auf die feinen Schriftzüge, die ihren Namen und ihr Alter preisgaben. Damals hatte Gerrit sich bemüht, den schönsten Grabstein zu finden, ihm war dabei der Preis gleichgültig gewesen, er hatte nur das Beste gewollte. „hast du gesehen, wie sie weggegangen ist? Hast du? Warum hast du sie dann nicht aufgehalten? Wieso hat keiner sie aufgehalten? Warum konnte sie einfach so verschwinden? Ich verstehe das nicht... Bis jetzt hatte ich geglaubt, Michael wäre in der Lage, sie umzustimmen, bis jetzt hat er es doch immer geschafft. Warum diesmal nicht? Kannst du mir das sagen? Kannst du mir erklären, warum mir immer wie wichtigsten Menschen genommen werden? Erst du – und jetzt ist Alex auch noch weg. Ich verstehe das nicht.“, von Wort zu Wort war er lauter geworden, hatte am Schluss fast geschrieen. Und doch- seine Mutter antwortete ihm nicht, niemand antwortete ihm.


Teil 40: Irgendwann fing es an, leicht zu nieseln, was Gerrit jedoch kaum wahrnahm. Er kniete weiterhin auf dem Boden, hatte sein Gesicht wieder in den Händen vergraben. Auch als der Regen stärker wurde, rührte er sich nicht, weinte einfach weiter. Erst viel später merkte er, dass er zitterte, dass seine Kleidung durchweicht war, dass seine Haare, sonst immer wohl gestylt, triefend herabhingen. Doch selbst diese Tatsachen konnten ihn nicht dazu bewegen aufzustehen und nach Hause zurückzukehren. Gerrits Knochen fühlten sich schwer an und seine Gedanken waren träge, er hatte das Gefühl, nicht einmal die kleinste Bewegung vollführen zu können. Und so blieb er knien, ließ den Regen auf sich hinabrieseln, wartete. Wartete und wartete. Worauf, wusste er nicht. Vielleicht war es die Antwort, die er sich von seiner Mutter erhoffte, vielleicht auch nicht. Vielleicht wartete er auch gar nicht, sonder genoss den Ort, an dem ihm seine Mutter nähe war, als an irgendeinem anderen. Später hielt der junge Kommissar dies für die wahrscheinlichste Begründung, auch wenn er sich an keinen seiner Gedanken erinnern konnte, die ihm wohl durch den Kopf gegangen waren. Das Handy klingelte, irgendwo weit weg, es schien ihm wie eine Illusion, schien ihn wieder in eine Welt zurück holen zu wollen, in die er nicht zurück wollte. Diese eintönigen, trägen Gedanken waren ihm lieber, als die Schmerzen, seelische Schmerzen, wenn er an Alex dachte. Dann hörte das Klingeln wieder auf und Gerrit atmete tief aus. Wieder spürte er, wie ihm ein Wassertopfen über die Wange kullerte, oder war es doch eine Träne? Eine von vielen, die in diesen Momenten einfach nicht aufhören wollten? Er versuchte, diese Frage zu beantworten, ernsthaft darüber nachzudenken, doch jeder gedachte Satz schien ihm sofort wieder zu entgleiten, weshalb er auch schnell aufhörte und es einfach so hinnahm. Wieder ein Klingeln. Wieder, oder hatte sein Handy die ganze Zeit geläutet? Plötzlich befand Gerrit sich wieder in der Wirklichkeit, spürte seine Knochen wieder – und den Schmerz. Leise Seufzend griff er zu seinem Handy. „Grass.“, dieses eine kurze Wort, mehr Geflüster, als alles andere, fiel ihm unglaublich schwer. „Gerrit! Mensch wo bist du? Ich versuch schon seit einer Stunde dich zu erreichen, aber du bist nie dran gegangen!“, erklang die besorgte Stimme seines Kollegen. „Micha.... Ich... Friedhof...“, mehr brachte der Kommissar nicht zu Stande. „Was machst du den auf der Friedhof? Hsat du mal aus dem Fenster geguckt? Das ganz ja fast an einen Sturm. Ist auch alles okay bei dir?“ „Was... ja...“, „Soll ich dich abholen? Warte, ja? Ich bin gleich bei dir!“, ohne auf Gerrits Antwort zu warten, legte Michael auf.


Teil 41: Klar, er hatte sich natürlich wieder Sorgen gemacht, als er mit Gerrit telefoniert hatte. Was machte er denn auch auf dem Friedhof? Natürlich hätte Michael verstanden, wenn Gerrit seine Mutter nach so langer Zeit mal wieder besuchen wollte, aber bei dem Wetter? Jeder, mit einem gesunden Verstand wäre nach Hause gefahren, warum Gerrit nicht? Und wie e geklungen hatte, seine Stimme, so schwach und leise... So in Gedanken versunken hatte Michael gar nicht bemerkt, wie schnell er am Friedhof angekommen war. Er stellte seinen Wagen auf dem kleinen Parkplatz in der Nähe ab und sah dabei auch den Wagen von Gerrit. Inzwischen war es ziemlich dunkel geworden, zum einen durch die dunklen Regenwolken, die den Himmel fast unheimlich erschienen ließen, zum anderen die Tatsache, dass sich der Tag doch so langsam dem Ende zuneigte. Als Michael aus dem Wagen stieg, zog er erst einmal seine Jacke enger, dann griff er schnell nach der Regenschirm, um nicht all zu nass zu werden. Schnell machte er sich auch den Weg über die Straße und durch das Tor. Hier ging de Weg ein Stück weit aufwärts, um dann schließlich in einer weiten Ebene zu enden. Nun musste sich Michael links halten um dann schließlich nach hinten durch zu gehen. Noch einmal um eine Ecke, die Sicht von einer Tanne versperrt, dann erblickte er seinen Kollegen. Er erschrak, als er seinen Kollegen zusammengekrümmt und zitternd vor dem Grab saß. Auch hatte er das Gefühl, Gerrit würde weinen, auch wenn er sich durch den Regen nicht so sicher war. Vorsichtig ging er auf diesen zu. Was sollte er nur machen? Sollte er ihn ansprechen oder einfach nur in den Arm nehmen? Er war wieder so tief in seinen Gedanken versunken, dass er noch nicht mal bemerkte, wie Gerrit vorsichtig aufstand. „Micha“, kam es übe seine Lippen, kaum mehr als ein Flüstern. Sofort ging diese auf ihn zu und nahm in ohne ein Wort in den Arm. Gerits Körper zucke, er weinte wohl doch. Auch fiel Michael auf, dass seine Kleidung völlig durchnässt war, was natürlich nicht so ungewöhnlich war, wenn man im Regen auf den Friedhof ging. Ein paar Minuten standen sie einfach nur so da, Michael hielt Gerit im Am und flüsterte immer wieder: „Sh... Alles wird gut.“ Vorsichtig wiegte er den Kollegen hin und her, spürte dabei, wie diese sich langsam zu beruhigen schien. Als es wieder so weit ging, fragte er: „Soll ich dich jetzt nach Hause bringen?“ Auf das Nicken das Anderen führte er diesen zum Auto.

Schweigend fuhren sie die dunkle Straße entlang. Michael konzentrierte sich auf die Straße, Gerrit blickte aus dem Fenster. Er hatte sein triefendes Hemd ausgezogen und sich die Decke, die Michael schon vorsorglich eingepackt hatte, um den Oberköper gelegt. Draußen rauschte die Stadt vorbei. Immer wieder die gelben Lichter der Straßenlaternen und die dunklen Schatten der Gebäude. Ab und zu blickte Michael zu ihm rüber. Wie er da saß, einfach nur hinausstarrte, keinen Ton sagte. „Hey Gerrit... Alles klar?“, dumme Frage und doch hatte er sie gestellt. Man sah doch deutlich, dass es Gerrit nicht gut ging und der Grund lag wohl auf de Hand. Ode doch eher die Gründe? Gerrit schien auf seine Frage nicht eingehen zu wollen, zumindest antwortete er nicht und so ging Michael auch nicht weiter darauf ein. „Sie ist nicht mehr da“, Michael schien sich verhört zu haben. Die letzten Minuten hatte Gerrit kein Worte gesagt und nun? Er ließ seinen Blick kurz zu Gerrit hinüberschweifen. Der Kollege starrte weite aus dem Fenster, Michael konnte sein Gesicht nicht sehen. „Sie.. sie ist weg.“ Dann drehte er sein Gesicht zu Michael, schaute ihn mit traurigen, fast flehenden Augen an. „Sie darf nicht weg sein. Micha... wir, ich brauche sie doch“ Ihm kullerte eine Träne übe die Wange, dann schaute er wieder aus dem Fenster, lehnte sich an die Glasscheibe. Michael wollte was sagen, wollte ihn trösten, doch er wusste nicht wie. Selten hatte er seinen Kollegen so tauige gesehen, natürlich, in den letzten Tagen war Gerrit schon sehr unglücklich gewesen, doch heute? Fast hilflos legte er seinem Kollegen die Hand auf die Schulter, wollte ihm einfach zeigen, dass er da war, immer da sein würde. Sagen musste er nichts, Gerrit würde es verstehen. „Micha... Wie war es, als du davon erfahren hast? Als Alex damals gegangen ist`? Als ich noch ... geschlafen habe?“ Fragen blickte er zu ihm über, nur kurz, dann wandte er den Blick wieder ab. „Es“, setzte Michael an, wusste jedoch est nicht, wie er es beschreiben soll. „Es war grauenhaft... Als würde eine Welt zusammenstürzen... Ich hatte das Gefühle, ich würde ohne Alex nicht mehr weiter machen können. Weißt du, als sie noch da war... Wir haben mehrere Monate lang gelitten, kaum schlafen können, aus Angst, du würdest nicht überleben. So etwas schweißt zusammen. Und dann? Dann war sie auf einmal weg. Am Anfang hab ich es nicht begreifen können, konnte nicht glauben, dass sie nicht mehr hier war, doch dann... Dann war ich allein im Büro und est dann hab ich es zu spüren bekommen. Und ich hab dir die Schuld gegeben, Schuld für etwas, wo du nichts für konntest. Doch dann kam Branco wieder ins k11 und er half mir aus diesem Loch heraus. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn gemacht hätte... Es ist einfach wichtig, in so einer Situation jemanden zu haben, der einem hilft und stützt.“ Ein Seitenblick zu, doch der saß weiterhin schweigend in seinem Sitz, sein Gesicht wie versteinert, fast ausdruckslos.

Teil 42: „Micha?“, sofort sah dieser auf. Gerrit stand am Fenster, schaute ihn an, drehte sich dann wieder zum Fenster hin. „Was ist denn?“, auch Michael stand nun auf und trat neben seinen Kollegen. „Ich glaube euch nicht.“ „Wie meinst du das?“, in diesem Moment wusste Michael gar nicht, was Gerrit meinen könnte. „Ganz einfach: Ich glaub euch nicht, di und Alex. Michael, ich kenne euch nun schon seit mehr als drei Jahren. Meinst du nicht, ich könnte euch dann nicht einschätzen? Michael, ihr wollt mir das doch nicht echt verkaufen, oder? Ich kann nicht glauben, dass Alex einfach so gegangen ist, ohne IRGENDJEMANDEM zu sagen, wo sie hin will. Das sieht ihr nicht ähnlich. Vor allem dir würde sie es sagen. Und du, du hättest sie bestimmt aufgehalten, wenn du keinen Ahnung gehabt hättest, wo sie hin will. Ja, du hättest alles daran gesetzt, sie hier zu behalten, du hättest sie überredet. Ich bin mir da absolut sicher: Wenn es darum gegangen wäre, dass du sie nie wieder sehen würdest, dann hattest du es nicht einfach so hingenommen. Also: Wo ist Alex?“ Fast schon erschocken blickte Michael ihn an. Gerrit hatte schon Recht, Alex hatte ihm gesagt, wo sie hin wollte, aber nur, dass sie nach Hamburg ziehen würde. Genauer wusste er es doch auch nicht. Hamburg war groß, sie da zu finden würde schwierig sein. Sollte er Gerrit wirklich erzählen, was er wusste? Nein, das konnte er nicht machen, er hatte Alex schließlich versprochen, niemals jemandem davon zu erzählen und schon gar nicht Gerrit. Aber anderseits: Hatte er wirklich vor, Gerrit anzulügen? Was das der korrekte Weg? Es war beides falsch, schließlich waren beide seine besten Freunde, doch nun musste Michael sich entscheiden. „Bitte Michael, sag mir wo sie ist. Ich sehe in deinen Augen, dass du es weißt! Bitte! Ich.. ich muss sie sehen, bitte!“, richtig verzweifelt klang de Kollege, flehend, tauig, aber auch hoffnungsvoll und vielleicht auch ein bisschen wütend.. Michael schwieg. Sagte nichts, schaute einfach nu aus dem Fenster. Was sollte e auch schon sagen. Egal, was er Gerit nun erzählen würde, es würde falsch sein, falsch einem besten Freund gegenüber, deswegen beschloss er, einfach gor nichts zu sagen. Klar, das würde Gerit zwar wütend machen, doch es war immerhin besser, als zu lügen. „Micha? Wieso willst du es mir nicht sagen? Wieso nicht?“ „Ich kann nicht, ich hab es ihr versprochen.“, leise, kaum hörbar murmelte er dies, doch Gerrit verstand es immer noch. „Wie? Sie... Sie will nicht, dass ich es weiß? Sie... sie will mich nicht mehr sehen? Alex? Nein...Sag, dass das nicht stimmt!“, Gerrit hatte Tränen in den Augen, er taumelte ein Stück rückwärts und ließ sich auf dem Sofa nieder. Völlig entsetzt schüttelte er den Kopf. „Nein... Sag, dass das nicht wahr ist:“ Mit einem Mal tat er Michael leid. Dieser hatte nicht daran gedacht, dass diese Worte Gerrit so fertig machen würden, dabei war es doch glasklar gewesen: Gerrit liebte Alex, hatte dies schon immer getan, es musste doch ein gewaltiger Stich ins Herz sein, so etwas vom besten Freund zu hören. „Bitte Gerrit... So war das nicht gemeint. Ich hab ihr versprechen müssen, dass ich es KEINEM erzähle, das hat überhaupt nichts mit dir zu tun. Gerrit, bitte hör zu: Alex liebt dich auch, ich bin mir absolut sicher, dass sie dich liebt.“ Minuten vergingen, keiner der Beiden sagte was. Schließlich stand Gerrit, der sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt hatte, „Vielleicht hast du echt... Sie hat damals in dem Brief ja auch geschrieben, dass sie mich liebt.... Michael? Wenn du mir nicht helfen willst, dann muss ich es eben selbst in die Hand nehmen. Ich MUSS Alex finden, egal um welchen Peis.“ Mit den Worten verließ er das Wohnzimmer und betrat das Gästezimmer, das Michael für ihn zu Recht gemacht hatte.

Kurz nach den ersten Sonnenstrahlen wachte Michael auf. Natürlich hatte er gestern Abend noch versucht, mit Gerrit zu reden, doch dieser hatte einfach nicht preisgegeben, was er vorhatte. Deswegen hatte Michael es letztendlich auch gelassen und war ins Bett gegangen. Nun blieb er noch eine Weile liegen, schaute aus dem Fenster, ließ noch einige Zeit verstreichen. Dann aber stand Michael doch auf und tat hinaus auf den Flur. Ob Gerrit noch schlief? Ode war er schon wach? Der Kommissar trat an das Gästezimmer und klopfte an. Als sich nichts regte, öffnete er die Türe und trat ein.

Teil 43. Er hatte Michael eine kurze Botschaft hinterlassen. „Hey Michael“ hatte darauf gestanden. „Wie gesagt: Wenn du mir nicht helfen willst, dann muss ich es selbst in die Hand nehmen. Ob es dir passt oder nicht, ich will Alex wieder sehen und ich werde alles daransetzen, dieses Ziel zu erfüllen. Wenn ich sie gefunden habe, werde ich dich anrufen, vorher werde ich mich nicht melden. Also dann... Wünsch mir Glück. Gerrit“ Danach hatte er sich auf den Weg gemacht, zuerst zu dem Friedhof, der zum Glück nahe an Michael Wohnung lag, um dort seinen Wagen zu holen, dann weiter zu seiner Wohnung. Dort hatte er sich ein paar, für ihn wichtige Dinge eingepackt, dann war er auch sofort wieder losgefahren. Erst, als er auf dem Weg ins nirgendwo war, fiel ihm ein, dass er sich vielleicht mal einen Plan hätte überlegen sollen, wie und wo er Alex finden sollte. Nachdem er dann eine knappe Stunde planlos, auf der Suche nach einer geeigneten Idee, durch München gefahren war, hatte er schließlich einen kleinen Pak außerhalb Münchens aufgesucht, um zunächst sein Vorhaben zu überdenken. Nun saß er hier und wusste nicht, was er machen sollte, oder, wo er hätte mit der Suche anfangen sollen. ‚Ich könnte doch Hilfe gebrauchen, dabei bin ich doch Polizist!’, kam es ihm durch den Sinn und einen Moment lang dachte Gerrit darüber nach, Michael anzurufen und ihn noch einmal auszufragen. Diesen Gedanken verwarf er jedoch sofort wieder, da er es alleine schaffen wollte und nicht mit Michael Hilfe. Dieser Wunsch wurde jedoch kurz darauf zerstört, als eine SMS auf Gerrits Handy einging. Seufzend kramte dieser sein Mobiltelefon aus der Tasche und blickte auf das Display. „Michael“:
Also gut, Gerrit...
Hamburg...Mehr weiß ich nicht
Viel Glück und pass auf dich auf!
Und bring Alex wieder...
Michael

Die Autofahrt zog sich unheimlich lang und einmal hatte Gerrit sogar das Gefühl, niemals anzukommen. Zusätzlich, zu der gewaltigen Stecke, kamen auch noch die unzähligen Staus, verursacht durch Baustellen, Unfälle und dem allgemeinen Berufsverkehr. Mit einem kurzen Handgriff schaltete er das Radio ein, stellte die Musik extra laut, vesuchte sich abzulenken. Daußen zog die Landschaft vorbei, ab und zu nieselte es leicht. Dann ging schließlich die Sonne unter – alles wirkte orangen. Besonders faszinierten ihn die Wolken, erschienen sie doch im Allgemeinen dunkel, die Ränder jedoch waren hell, wurden von der Sonne angestrahlt. So versunken in Gedanken bekam Gerit kaum mit, wie schneller sich Hamburg näherte, schließlich war es fast schon erschocken, als er plötzlich die Stadt vo sich sah, in vollem Glanz der untergehenden Sonne. „Sie haben ihr Ziel erreicht“, ertönte das Navigationsgerät, und das gelbe Ortschild bestätigte diese Aussage. Nun war er also in Hamburg, nun war er Alex näher als heute morgen – und doch so entfernt. Wo sollte er sie nun suchen? Darüber würde er wohl heute nicht mehr nachdenken, jetzt wollte Gerrit sich est einmal ein Hotel suchen und sich auf Ohr hauen. Morgen war ja auch noch ein Tag.

In letzter Zeit dachte Alex nur noch sehr selten an ihr altes Leben zurück, stattdessen konzentrierte sie sich auf ihren Job hie in Hamburg und ihre Freundschaft zu ihren Kollegen. Nachdem Lena und Alex sich ihre Geschichten erzählt hatten, war die Freundschaft zwischen den beiden, aber auch zu Andreas, stetig gewachsen. Inzwischen nannte Alex die beiden aus gutem Grund „beste Freunde“, schließlich waren schon einige Sachen passiert, die ihr allen Nerv genommen hatte. Dann waren de beiden aber immer da gewesen und hatten ihr Halt gegeben. Ja, sie waren halt echte Freunde – genau wie Michael und Gerrit es für sie gewesen waren. Bei diesen Namen musste Alex unwillkürlich schlucken. Warum musste sie ausgerechnet jetzt wieder an die Beiden denken? Wie es den Beiden wohl inzwischen ging? Ob Gerrit endlich aus dem Koma aufgewacht war? Wie es wohl im K11 nun aussah? All diese Fragen kamen plötzlich empor und Alex spürte eine gewisse Sehnsucht nach der Stadt, die sie frühe ihr zu Hause genannt hatte. Und vor allem spürte sie eine gewisse Sehnsucht nach einigen Personen, die sie dort zurückgelassen hatte. Urplötzlich stiegen Tränen in ihr auf und es gelang ihr nur schwer, diese zu unterdrücken. ‚Mensch Alex, reiß dich zusammen! Du wolltest nicht mehr zurückdenken, nicht in Erinnerungen fest hängen! DU hast dich für dieses neue Leben entschieden, jetzt musst du die Konsequenzen dafür tragen. Wenn du die Anderen vermisst, musst du halt zurückfahren!’, Bewusst atmete die junge Kommissarin tief ein und aus, versuchte sich wieder zu kontrollieren. Ihr inneres Ich hatte schon Recht: Sie hatte sich dazu entschieden, nach Hamburg zu ziehen, jetzt musste sie das auch durchhalten. „Alex?“, holte Lenas Stimme sie zurück in die Gegenwart „Alles klar?“ Erschrocken blickte die Kommissarin ihre Kollegin an. „Ja... schon... war nur grad in Gedanken woanders.“ Mitfühlend blickte Lena sie an, schließlich war ihr wohl bewusst, an WAS und vor allen an WEN Alex gedacht hatte. „Ha Maus...Komm mal her.“, mit diesen Worten nahm die Kommissarin die Andere in den Am. „Wie wäre es, wenn du einfach mal in München anrufst? Du willst doch nicht ewig mit dieser Ungewissheit leben! Das macht dich doch nicht glücklich!“ Lena hatte Recht. Auch wenn Alex es nun so gut wie immer schaffte, die Erinnerungen auszublenden, so kamen sie doch oft wieder und zu oft erlag sie diesen. „Ich... ich trau mich nicht. Es ist schon so lange her. Wie würde Michael reagieren? Außerdem hab ich einfach Angst. Was, wenn Gerrit nicht mehr lebt? Ich würde es mir dann immer vorwerfen. Da will ich lieber mit de Ungewissheit und der Hoffnung leben. Nein, ich kann nicht zu Hause anrufen.“ Zu Hause. Da war es wieder, ihr zu Hause. Weit weg. „Bist du dir sicher, dass das die richtige Entscheidung ist?“ Zweifelnd sah Lena sie an. „Nein... bin ich nicht. Ich... ich will nicht mehr darüber reden, okay?“ Lena nickte nur, dann meinte sie: „Mach ’ne Pause, Alex. Ich komm auch eine halbe Stunde ohne dich aus!

Teil 44: Langsam, in Gedanken versunken, schlenderte sie die Straße entlang. In den letzten Minuten war sie mehrere Möglichkeiten durchgegangen. Sollte sie vielleicht bei Michael anrufen und sich erkundigen, wie es allen ging, wie es IHM ging? Oder sollte sie sich doch lieber selbst davon überzeugen und nach Hause fahren? Nach München reisen, vielleicht für ein Wochenende, und Freunde besuchen, die sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte? Es würde die anderen sicher freuen, wenn Alex sich mal blicken ließe. Innerlich schüttelte die Kommissarin den Kopf. Nein, sie würde keines der beiden Dinge tun, sie würde hier bleiben und immer wieder zurückdenken, egal wie oft sie sich vornahm, etwas zu unternehmen, Kontakt aufzunehmen. Ihr fehlte einfach der Mut. Früher hatten immer alle gesagt, dass sie eine mutige Polizistin sein, vielleicht sogar die Mutigste, die sie kannten. Und damals, ja damals war sie noch mutig gewesen, hatte alles getan, um ein Menschenleben zu retten. Selbst wenn es das ihre gekostet hätte. Doch das war damals gewesen, in einer anderen Zeit. Nun, nun war sie ein wirklicher Angsthase geworden. Hatte sogar Angst vor einem kurzen Gespräch, das wahrscheinlich endlich die Wahrheit an den Tag bringen würde. Alex blickte umher. Nicht weit von ihr stand ein junges Paar, sie lehnte sich mit dem Rücken an seine Brust, während er sie leicht auf den Kopf küsste. Schnell blickte Alex weg, konnte den Anblick nicht ertragen, er versetzte ihr einen weiteren Stich ins Herz. ‚Was wohl gewesne wäre, wenn das alles nie so gekommen wäre? Ob wir... ob wir dann ein Paar sein würden?’, Alex versuchte den Gedanken aus ihrem Kopf zu verdammen, jedoch wollte ihr dies nicht gelingen. Sie wären bestimmt kein Paar geworden, Gerit hatte sie doch nie geliebt. Zumindest hatte sie das nie gesehen.

Er war die Einkaufsstraße entlang gegangen, hatte überlegt, was nun zu tun sei, wie er Alex am besten finden würde. Er könnte verschiedene Kommissariate abklappern, in der Hoffnung, dass Alex in einem eine Stelle bekommen hatte. Und das hatte sie wohl sicher. Alex, mit ihrer Erfahrung und den wahrscheinlich lobenswerten Worten des Staatsanwaltes hatte sicher eine Stelle in ein Kommissariat bekommen. Doch, was war, wenn sie gar nicht mehr als Kommissarin arbeiten wollte? Wenn sie sich einen ganz anderen Job gesucht hatte? Was wenn er total falsch lag? Es würde ihm nu zusätzliche Zeit kosten und das wollte er schließlich nicht, er wollte Alex so schnell wie möglich finden. Vielleicht sollte nicht er die Suche übenehmen, sondern jemand anderes? Jemand, der für solche Sachen ausgebildet war? Vielleicht würde es schneller gehen, wenn er einen Detektiv engagierte? Wahrscheinlich war dies wirklich die schnellste Lösung für sein Problem. Gerit blickte sich um. Jetzt bestand nur noch die Frage, WEM e diesen Auftrag geben sollte. Er wollte einen Detektiv beauftagen, der seinen Job wirklich beherrschte, der Alex auch finden würde. So in Gedanken vertieft ging der junge Mann die Straße entlang. Er schaute sich um, versuchte die Stadt auch ein wenig zu genießen. Wie oft war man schon in Hamburg? Da hinten war eine Touristeninformation. Vielleicht, vielleicht würden die ihm einen Detektiv empfehlen können.

Alex beschloss, sich langsam wieder auf den Rückweg ins Kommissaiat zu machen, schließlich war sie nun schon seit eine knappen Stunde unterwegs. In Gedanken vertieft hatte sie gar nicht bemerkt, dass die Zeit so schnell vergangen war. Doch wenigstens hatte sie sich dazu entschließen können, bald nach München zu fahren. Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging den gleichen Weg, den sie hier her genommen hatte, wieder zurück. Wie eben auch blickte sie sich ein bisschen umher und blieb an dem einen oder anderen Schaufenster stehen. Und dann sah sie IHN. Alex wollte ihren Augen nicht trauen, sah sie jetzt schon Gespenster? Für ein, zwei Sekunden blickte sie ihn seine Augen, wich ein Stück zurück – und lief davon. Wieso sah sie jett auch schon Halluzinationen? Und es war ganz sicher eine Halluzination gewesne, denn er konnte doch gar nicht wissen, dass sie hier war. Sie musste nach München, musste wisse was aus Gerrit geworden war. Und das so schnell wie möglich!


Fortsetzung vom 09.08.09

Teil 45: Alex. Es war Alex gewesen. Direkt vor ihm hatte sie gestanden. Seine Alex. Allein beim Gedanken an ihren Namen, an sie, machte sein Herz einen Hüpfer. Seine Alex. Oh ja, er hatte sie vermisst und nicht gewusst wo sie sich aufhielt – und jetzt hatte sie direkt vor ihm gestanden. Alex. Warum hatte er sich nicht rühren können, war wie erstarrt stehen geblieben. Hätte er doch nur ihren Namen gesagt. Alex. Jetzt ging er ihm so oft dich den Kopf, lag auf seinen Lippen. Hätte er sie doch aufgehalten. Alex. Er hätte ihr doch nur seine Hand auf die Schulter legen müssen. Sie wäre stehen geblieben, hätte ihn angeguckt, sie hätten geredet. Sie beide. Doch er hatte es nicht getan, hatte sie einfach davon laufen lassen. Seine Alex. Erst Sekunden später hatte er wirklich realisiert, dass das gerade ALEX gewesen war, und war ihr schnell noch hinterher gelaufen, bevor sie aus seinem Blickfeld verschwunden war. Alex.

Und nun stand er hier, vor ihrer Tür, vor Alex’ Tür, blickte auf das Klingelschild, eines von vielen, immer kurz davor, die Klingel zu drücken, doch dann tat er es doch nicht. Er traute sich nicht. Wovor hatte er Angst? Vor ihr? Vor Alex? Nein. Sie waren schließlich jahrelang Kollegen gewesen, kannten sich beinahe in und auswendig. Warum sollte er dann Angst haben? Es gab doch gar keinen Grund. Ja, sie war weggerannt... Aber das hatte doch nichts mit ihm zu tun.... er hatte ihr doch nichts getan – und doch, er hatte Angst vor ihrer Reaktion. Was, wenn sie genauso wie eben reagieren würde? Wenn... wenn sie nicht aufmachen, nicht mit ihm reden, ihm nicht in die Augen gucken würde? Unvorstellbar.

„Bitte. Herr Meier. Kann ich denn nicht eine Woche Urlaub machen? Bitte?“, wieso gab er ihr denn keine Urlaub? Wieso konnte sie nicht für ein Wochenende nach Hause fahren? Nach München? Alex blickte auf das Bild auf ihrem Schoß, das einzige Bild, dass noch von ihnen – Michael, Robert, Gerit und ihr – existierte. Sie hatte es gerade rausgekramt, auch wenn sie sich geschworen hatte, dass sie dies nie machen würde. Doch. Warum hatte sie ihn gesehen? Es musste doch was bedeuten. Er... er konnte nicht hier sein, woher sollte er denn wissen, dass sie nun hier wohnte? Sie musste nach München, unbedingt. Musste wissen, was los war und das so schnell wie möglich. „Frau Rietz?“, die Stimme des Staatsanwaltes holte sie wieder in die Realität. “Es tut mir echt Leid. Aber ich kann ihnen diese Woche keinen Urlaub geben. In zwei Wochen – da können sie von mir aus machen, was Sie wollen, aber vorher leider nicht.“ In zwei Wochen. Das dauerte zu lang und doch...

Egal... er musste diese Klingel jetzt drücken, er musste mit Alex reden, auch wenn ihe Reaktion nicht die sein könnte, die er sich erhoffte.

„Entschuldigen sie mich kurz... Es hat geklingelt.“, mit zitternden Knien stand sie auf, komischerweise war sie aufgeregt. Sehr aufgeregt. Was.. was, wenn es doch Gerrit war? Ihr Gerrit?

„R.. Rietz. Wer... wer ist denn da?“, ihre Stimme zitterte, als er sie durch die Türsprechanlage hörte. Ihre Stimmme. Alex’ Stimme. Eine große Sehnsucht stieg in ihm auf, er wollte diese Tür überwinden und sie einfach in seine Arme schließen. Alex.

Wieso sprach den keiner? Es war als würden unzählige Minuten vergehen, ohne dass sich jemand meldete. „H... hallo?“, warum zitterte ihre Stimme denn so?

Hatte sie Angst? Vor ihm? Gerrit schauderte er bei dem Gedanken, er brachte einfach keine Satz zusammen. Irgendwann murmelte er „Alex“, doch es war zu leise, als das sie es hätte hören können. „Hallo?“, jetzt klang ihre Stimme wieder sicherer, warum eben nicht? Aus einem Reflex heraus lief Gerit davon. Er hatte wohl doch Angst. Und er vermisste sie. Alex.


Teil 46: Alex erblickte Gerrit kein zweites Mal und irgendwann dachte sie kaum noch über die „Erscheinung“ nach. Zeit verging, ein, zwei Wochen, keine Bedeutung. Was hat in diesem Leben noch Bedeutung? Wenn sich von einem Tag auf den Anderen alles verändert und Monate vergehen, ohne, dass etwas geschieht, an das man sich erinnern möchte und kann, wenn man überlegst, ob man vorgestern etwas Bedeutendes getan hat, und man diese Frage nur mit „nein“ beantworteten kann, weil die Tage keine Bedeutung mehr haben, weil die Zeit zu schnell vergeht. Was ist dann noch wichtig? Das Leben? Der Alltag? Dieser Augenblick?? Jetzt aber, nach so langer, unbedeutender Zeit gab es aber wieder ein Ereignis, ein Ereignis auf das Alex sich sogar freute. Es hatte sie viel Überredenskunst gekostet, aber sie hatte Urlaub. Endlich. Und Endlich würde sie tun können, tun, was sie sich fest vorgenommen hatte. Sie würde zurückfahren, nach München, würde endlich erfahren, was passiert war, endlich ein Lichtblick am dunklen Tunnel, eintönig und schwarz. „Tschüss Alex. Viel Spaß in München... und viel Glück.“; Andreas nahm sie noch ein letztes Mal in den Arm, sah ihr tief in die Augen, lächelte. Von Lena hatte Alex sich schon verabscheidet, sie hatte Nachtschicht gehabt und somit war sie bei Alex’ letzter Schicht vor dem Urlaub nicht dabei gewesen. „Hey... es wird schon alles gut gehen!“, Andy hatte ihren etwas melancholischen Blick bemerkt, als sie aus dem Fenster blickte und sich zum tausendsten Mal fragte, was nun auf sie zukommen würde. „Und wenn nicht?“ „So dafst du nicht denken! Du bist aber auch pessimistisch“, er grinste, zwinkerte ihr noch einmal zu, seine gute Laune ließ ihe auch gleich wieder besser werden. „Danke!“, dann veschwand sie aus dem Büro, Andreas blickte ihr nur lächeölnd nach. ‚Hoffentlich findet sie jetzt ihr Glück’

Er schaute zu ihr, als sie aus dem Gebäude trat, die ganzen beiden Wochen hatte er sie verfolgt, war ihr kaum von der Seite gewichen, ohne dass sie auch es auch nur eine Sekunde bemekt hatte. Wie schlecht er sich fühlte, wie ein Stalker, wie ein verfluchter Stalker, wie der verfluchte Stalker, damals. „Gerrit ich hab Angst“, sie lehnte sich an ihn, ihre Augen von Tränen gerötet, ihr körper zitterte vor Angst, langsam wurde sie wieder ruhiger. „Die ganzen letzten Wochen hat er mich verfolgte. Jeden Tag. Tag um Tag um Tag. Und er hat Bilder geschossen... Bilder die keine von sich sehen möchte.“ Oh ja, de Schock saß tief, als Alex das bemekt hatte und auch jetzt noch konnte er spüren wie nah ich die Geschichte ging... jetzt noch, wo sie es endlich wusssten, wo sie handlen konnten, helfen konnten. „Alles wird gut Alex... Ich werde den Typen umbingen, für das, was er getan hat. Er wird dafür büßen... Das verspreche ich dir“. Er hatte sein Vesprechen gehalten, dank seiner Aussage hatte der Staölker 10 Jahre bekommen. Alex hatte es damals nicht geschafft, vo Gericht auszusagen, sie hatte es nicht ertragen, dem Mann in die Augen blicken zu müssen. Gerrit hatte 9ihr damals versprochen, dass nie wieder jemand so etwas mit ihr machen würde... doch dieses Versprechen hatte er wohl nicht halten können, er hatte sie nicht vor sich beschützen können. Er war auch ein Stalker. Oder vielleicht nur ein bisschen. Niemals hätte er ich was antun können, ihr Angst einjagen können, doch die Tatsache, dass er ihr ZWEI Wochen lang die ganze Zeit gefolgt war, dass er ihr nie von der Seite gewichen war, ohne dass sie es wusste, dass war schon zuviel. Warum konnte er nicht einfach mit ihr reden. War er so ein Feigling? Jeder Stalker war ein Feigling, inklusive ihm.

47: Nur noch ein paar Teile, den Koffer schließen, es konnte los gehen. Alex hatte beschlossen, dass sie den Zug nach München nehmen würde, es war einfach stressfreier, als 7 Stunden mit dem Auto zu fahren und wahrscheinlich auch noch in einem Stau zu landen. Klack. Der Koffer war zu. Sie hob ihn hoch, er war nicht so schwer, schließlich hatte sie sich auf das Nötigste beschränkt. In einer knappen Stunde würde der Zug abfahren, genug Zeit, um noch schnell einen Kaffee zu trinken.

Er hatte es gewusst, sie wollte verreisen. Wohin, das wusste er nicht, schließlich hatte er kaum Gespräche mitbekommen, und das, was er mitbekommen hatte, hatte nicht von Reisezielen gehandelt. Doch jetzt stand sie da, den Koffer in der Hand, schloss das Auto auf, verstaute ihr Gepäck. Auch Gerrit hatte Gepäck dabei, um genau zu sein: zwei Hemden, die er so wieso immer dabei hatte, falls mal es mal nötig war, dass Shirt zu wechseln, man konnte ja nie wissen. Egal, ob es ihm an Reisegepäck fehlte, er würde ihr folgen, wie immer, und mal schauen, vielleicht würde er endlich Mut haben, er Feigling.

^Wie hatte er sie verlieren können?!? Sie waren in Richtung Bahnhof gefahren, also wollte sie mit dem Zug vereisen. Mehr wusste Gerrit nicht, denn auf einmal war sie weg gewesen. Nur eine Minute, die er nicht achtsam gewesen war, und er hatte sie in der Hektik verloren. „Scheiße“, fluchen half zwa rauch nichts, doch er musste jetzt seinen Frust los werden, auch wenn ihn die Leute nur verständnislos ansahen. Wo wollte Alex nur hin? Bei welchem Zug musste er sie suchen? Und e musste sie suchen – und finden. Was, wenn sie nicht wieder kommen würde? Wenn sie wieder einmal so verschwinden würde, ohne dass es jemand wusste? Er durfte sie nicht ziehen lassen... nicht ohne die Gewissheit, sie wieder sehen zu können. Doch wo bitte sollte er suchen? Hei standen viele Züge und Alex konnte überall hinfahren wollen und selbst wenn er wüsste, wohin sie wollte, er würde sie doch niemals rechtzeitig finden....

Noch einmal schaute sie sich um, vergewisserte sich, dass das hie der richtige Zug sein würde, dann stieg sie ein, suchte sich einen Sitzplatz. Zehn Minuten, dann würde der Zug losfahren, würde sie nach München bringen, sie zu der Wahrheit führen. Unruhig wippte sie mit den Füßen auf und ab, schaute aus dem Fenster, sie konnte es kaum abwarten, loszufahren. In diesem Moment bewegte sich der Uhrzeiger wieder ein Stück in Richtung volle Zeit. Tick. Tack. Mit jeder Minute klopfte ihr Herz schneller, wie kam das nur? Woher kam die Aufregung? Weil sie Zug fuhr? Nein, wohl kaum. Aber weil sie endlich erfahren würde, was aus Gerit geworden war. Wenn sie doch nur wüsste, wie nah er ihr doch jetzt, wie nah in den letzten zwei Wochen gewesen war.

„Bitte... Können sie mir sagen, mit welchem Zug Alexandra Rietz fährt? Es ist wirklich wichtig!“, flehend sah er die Dame an der Rezeption an, hoffte, betete, dass sie ihm diesen Gefallen tat. „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht, das müsste Ihnen doch klar sein. Auch wir haben die Verpflichtung unseren Kunden gegenüber und dazu gehört nun mal der ABSOLUT vertraute Umgang mit persönlichen Daten. Es tut mir Leid.“ Entsetzt starte er sie an. Das konnte sie doch nicht tun. Er... Er musste doch wissen wo Alex war! Es war doch so wichtig, seine vielleicht letzte Chance... „Bitte... Machen sie eine Ausnahme... bitte“, sie schüttelte nur den Kopf, wandte sich leicht von ihm ab. Wie viele Minuten hatte er noch? Zwei, drei? Was wenn der Zug in diesem Moment losfuhr? Er wollte sie nicht verlieren... nicht ohne nicht wenigstens ein Wort zu ihr gesprochen zu haben... Sie musste wissen, dass er lebte. „Dann.. dann können Sie mir wenigstens einen kleinen Gefallen tun? Sonst sehe ich sie nie wieder...“

Teil 48: „Alex?“, erschocken hörte sie auf, als ihr Name durch den Lautspecher klang, ihr Name und Gerrits Stimme. „Alex... ich... Sorry...ist ungewohnt vor so vielen zu sprechen... Alex? Ich.. also ich.. Ich weiß, wir haben uns lange nicht gesehen, es ist in den letzten Monaten vieles schief gelaufen... und ich hätte tot sein können. Doch das bin ich nicht, denn ich stehe gerade hier und versuche irgendwie mit dir zu Reden, ohne zu wissen, wo genau du da unten bist. Als ich aufgewacht bin, war es ein Schock für mich, als ich deinen Brief lesen musste... es war ein Schock für mich, dich nicht in meine Nähe zu wissen und in den ersten Momenten war ich kurz davor, an diesem Wissen zu zerbrechen. Doch irgendetwas hat mir Hoffnung gegeben und ich habe gekämpft. Als ich dann endlich entlassen wurde, hatte ich nur ein Ziel: dich zu finden und endlich wieder in die Arme schließen zu dürfen. Es ist so lange her, dass ich dir in die Augen geblickt habe, bis jetzt hatte ich nur noch Fotos, doch Fotos genügen nicht, sie lassen die Sehnsucht nur noch größer werden, so groß, dass jede Sekunde, die ich ohne dich verbringen musste, jede Sekunde, die ich alleine war, wie ein Stechender Schmerz wirkte, und mich zum Weinen brachte. Doch ich habe nicht aufgegeben und schließlich habe ich, dank Hilfe, endlich erfahren, wo du dich nun aufhieltest – und ich bin sofort dort hin. Hamburg war dein Ziel und somit war es auch meins, denn deine Ziele sind meine, da wo du dich aufhältst, will ich auch sein. Als ich endlich in Hamburg war, und ich war noch nicht lange dot, sind wir uns begegnet... Erinnerst du dich? Erinnerst du dich, wie geschockt du mich angeschaut hast, wie du dann weggerannt bist? Weggerannt vor mir, als wäre ich ein Geist? Danach hab ich dich nicht mehr raus den Augen gelassen... Ich war immer bei dir, keine Hundert Meter entfernt, doch ich konnte dich einfach nicht ansprechen, ich habe mich nicht getraut... Frag mich bitte niemals, warum nicht, denn ich weiß es nicht und könnte dir somit keine Antwort geben, die gerecht wäre. Alex... ich weiß, dass du wegfahren willst, auch wenn ich keine Ahnung hab, wohin es dich verschlägt, doch ich bitte dich, bitte dich von ganzem Herzen, bleib hier, verschieb deine reise und sag mir wenigstens Hallo. Bitte... und Alex, auch wenn du doch fährst, musst du eines wissen: Ich liebe dich... und ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Danke...“

„Gerrit...“, sofort drehte sich dieser um, sie stand direkt vor ihm. „Alex...“, sie schauten sich in die Augen, Gerrit hatte Tränen in den Augen, so sehr freute er sich, dass sie sich nun so nah waren. Wortlos nahm er sie in den Arm, genoss den Moment, in dem er sie ganz nah bei sich spüren konnte. „Oh Gerrit... du bist hier... ich habe dich so sehr vermisst... du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das war...“ „Doch Alex... das kann ich... für mich war es wohl genauso schlimm.... Aber jetzt bin ich ja hier... und ich werde nie wieder weggehen, das verspreche ich dir!“ Noch ein paar Sekunden standen sie da, keiner wollte den anderen wieder gehen lassen, dann lösten sie sich aus der Umarmung und verließen Arm in Arm den Bahnhof, zusammen einem gemeinsamem Leben entgegen.

Epilog: Er gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss, als sie die gemeinsame Wohnung betrat. „Ich habe dich vermisst.“, lächelnd schaute er sie an. „Ich dich doch auch, auch wenn es nur 3 Stunden waren, die uns trennten.“ „Drei Stunden sind drei zuviel.“, noch einmal gab er ihr einen Kuss, zog sie in die Küche. Dort war es dunkel, nur dem leuchten dreier Kerzen verdankten sie es, dass man etwas sehen konnte. Der Tisch war romantisch dekoriert, Alex hätte ihrem Freund so eine „Kreativität“ gar nicht zugetraut. „Was...?“ „Sag nichts... Bitte sag jetzt nichts. Setzt dich einfach“, er hielt ihr den Stuhl hin, grinsend ließ sie sich darauf fallen. „Ich habe mir erlaubt, wenn ich mich schon 3 Stunden irgendwie beschäftigen muss, dann könnte ich ja auch was kochen. Ja und das ist das Ergebnis.“, Er stellte zwei Teller auf dem Tisch ab, einen für sie, dann den Eigenen. „Italienische Spagetti an Pesto“, irgendwie sah es lecker aus, Alex hattte sich nicht vorgestellt, dass Gerrit kochen konnte. Okay, noch war es nicht bewiesen, doch wenn das Essen so schmeckte, wie es aussah...

„Boah Gerrit... Ich hätte ja nie gedacht, dass...“ „Ich versteckte Talente besitze? Jetzt weißt du es ja“ Ihr Gegenüber beugte sich vor und gab ihr einen sanften Kuss. „Der Abend war toll, Alex. Ich möchte so etwas öfter erleben, ja?“ Glücklich sah sie ihn an, gab ihm jetzt einen Kuss, bevor sie antwortete: „Mit dir jederzeit. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch“, und wieder versanken die Beiden in einem leidenschaftlichen Kuss, vergaßen die Welt um sich herum, genossen einfach diesen einen, langen Kuss.

„Alex?“, ncoh immer saßen sie sich gegenüber, erzählten sich alles mögliche, es gab so vieles nachzuholen, jetzt waren sie endlich wieder zusammen. „Was ist denn?“, Alex hatte für einen kurzen Augenblick Trauer in seinen Augen gesehen, jetzt wirkten sie abe wieder glücklich. „Alex... du weißt, dass ich in München niemanden habe, für den ich dorthin zurückkehren müsste... Doch du weißt auch, dass ich an der Stadt hänge, das ist meine Heimat, dort bin ich aufgewachsen... Und... was du noch wissen sollst: Wenn du hie bleiben, hier wohnen, hie arbeiten, hier leben willst, dann bleibe ich bei dir... denn ich werde dich nie weder alleine lassen... ich will dich nie wieder woanders als bei mir wissen... Aber du musst mir bitte sagen, warum du HIER sein, hier bleiben willst, oder ob du nicht doch nach München zurückkehren möchtest...“, er sah sie an, flehend, als hoffte er, sie würden morgen schon nach München zurückkehren. „Gerrit, ich... weißt du, DAS hier ist für mich eine Heimat gewoden, hie habe ich neue Freunde gefunden und irgendwie hänge ich jetzt, nach den paar Monaten schon an diese Stadt, so wie du an München hängst. Lena und Andreas waren in der für mich schwersten Zeit immer für mich da, ich will, dass diese Freundschaft weiter bestehen bleibt, ich brauche die Beiden, genauso wie ich dich brauche. Und wenn... wenn du nach München zuück willst, dann wist du wohl ohne mich fahren müssen. Es tut mi Leid, Gerit, aber ich KANN hier nicht mehr weg... hier spielt sich jetzt mein Leben ab, hie möchte ich bleiben und gegebenenfalls auch alt werden...“, sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, wollte ihn nicht verletzten. Minuten vergingen, keine sagte ein Wort. Dann hörte Alex, wie Gerrit aufstand und für eine Augenblick hatte sie Angst, er würde jetzt wieder verschwinden und nicht ehr auftauchen, doch zu ihrem Verwundern kniete er sich vor sie. Vorsichtig hob er ihre Kopf an, sie schauten sich nun direkt in die Augen, waren sich ganz nah, die Nähe tat ihnen gut. „Alex... ich hab’s eben doch schon gesagt: Wenn du hier bleiben willst, dann bleib ich auch hier, denn ich bleibe bei dir und egal wohin es dich verschlägt, egal wo du wohnen willst, da wo du bist, da will ich auch sein. Also werden wir wohl hier in Hamburg leben und wenn du das willst, dann ist das okay, Denn es soll dich glücklich machen und wenn du glücklich bist, dann bin ich das auch. Wieder gab er ihr einen Kuss, erst war er sanft, dann wurde er jedoch immer stürmischer, immer fordernder und so kam es, dass die beiden Kommissare ihre erste gemeinsame Nacht erlebten.

ENDE

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