Zu Spät
„Nein Gerrit... lass mich in Ruhe... geh jetzt..“, noch immer stand er in der Türe. Konnte er denn nicht einfach verschwinden? Konnte er sie denn nicht einfach in ruhe lassen? Alex wandte sich von ihm ab. Schon wieder hatten sie gestritten, wie so oft in letzter Zeit. Aber was konnte sie dafür, dass er immer Sunden zu spät kam? Immer und immer wieder. Dann war es doch ganz natürlich, dass sie sich fragte, wo er war, doch nie wollte er ihr das erzählen. Und immer wieder artete das in einem Streit aus. Sie liebte ihn doch und sie wollte nicht, dass ihre Liebe daran zu Gunde ging. Doch jetzt musste sie leider ernst bleiben, durfte ihm nicht wieder verzeihen, zumindest nicht jetzt sofort. „Aber Alex. Hör mir doch mal zu. Bitte... ich kann das alles erklären“, wieder trat er eine Schritt in die Wohnung, einen Schritt auf sie zu. „Nein Gerrit... Ich will dir jetzt nicht zuhören.. Warum sollte ich das auch? Nur damit du wieder einmal irgendwas erzählst irgendetwas, was eh nicht stimmt? Nur damit du wieder irgendwelche Lügen erzählst? Als wüsste ich nicht längst, wo du immer bist... GEH, geh doch wieder zu ihr!“, wütend sah sie ihn an. „Das ist es also? Du denkst, ich würde mir die Zeit mit einer anderen vertreiben? Das stimmt nicht! Ehrlich! Alex, ich würde dich niemals betrügen, ich liebe dich doch.“ Verzweifelt schaute er sie an, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nein... jetzt verschwinde endlich! Ich will dich jetzt nicht sehen!“, warum konnte er nicht endlich tun, was sie wollte, warum konnte er nicht endlich abhauen? Sie wollte doch nu ihre Ruhe haben, doch er stand immer noch regungslos da, schaute sie nur an. „Mensch, bist du schwerhörig? Okay, wenn du es so willst, dann geh ich halt jetzt!“, schon schnappte sie sich ihre Jacke und stürmte aus der Wohnung. „Alex!“, ah, jetzt rannte er ihr also hinterher, sollte er doch, sie wollte nur ihre Ruhe. Türe auf, sie trat in die kalte Nachtluft. Ohne sich umzuschauen überquerte Alex hastig die Straße, nicht ahnend, dass von links ein Auto mit 120 Sachen angerast kam. „Alex! Pass auf!“, erschrocken blickte sie zu Gerrit, sah im Augenwinkel noch die grellen Scheinwerfer, doch es war zu spät.
„AAAALEEEX!“, sofort rannte er los, rannte auf seinen Freundin zu, die regungslos auf der Straße lag. Das Auto, das sie überfahren hatte, hielt an, der Mann stieg aus, lief ebenfalls auf Alex zu. Er war schneller da, kniete sich zu Alex runter, fühlte ihren Puls. „Sie lebt noch! Rufen sie schnell einen Arzt!“, wie konnte sich der Typ es erlauben, ihm, Gerrit, befehle zu geben? Trotzdem kramte der Kommissar sein Handy raus und rief einen Notarzt. Kurz darauf war er auch endlich bei Alex angekommen, sie war bleich, die grellen Straßenlichter ließen sie noch blasse wirken, ließen sie tot wirken, ihre Arme komisch verdreht, sie hatte mehrere Platzwunden. „Nein, Alex... Halt durch... Ich liebe dich doch“, Vorsichtige nahm er ihren Kopf in seine Hände, flehte sie an, sie müsse überleben, weinte. Dabei vergas er den Mann vollkommen, der immer noch neben ihm hockte, verzweifelt zu Alex runter starrte, die ganz Zeit nur wimmerte, dass es ihm unendlichleid tut. Kurz darauf kam endlich der Notarzt, schob die Beiden zur Seite. Est jetzt bemerkte Gerrit den Anderen, den vielleicht 19-jährigen Mann, der an dem Steuer gesessen hatte, vor das Alex gelaufen war. „Wenn sie stirbt, dann mach ich dich fertig.“, wütend funkelte er seinen Gegenüber an, so dass dieser gleich ein paar Schritte zurückwich. „Bitte... Es tut mir schrecklich Leid! Aber was kann ich dafür, wenn sie mir einfach vors Auto läuft?“ Gerrit trat ein Stück auf den Fremden zu, seine Augen funkelten so zornig, wie selten zuvor. „Das ist mich ehrlich gesagt scheiß egal, ob sie dir vors Auto gefahren ist oder ob du Sie überfahren hast. WENN sie stirbt, wenn sie nicht vollständig gesund wird, dann bist du fertig. Wie heißt du überhaupt?“ Wieder zuckte der Mann man zusammen, dann flüsterte er leise, fast kleinlaut: „Adam Smith, Sir.“ Mit einem Ruck drehte Gerrit sich ab und lief zu den Polizisten, die soeben eingetroffen waren. „Kümmert ihr euch um ihn, ja? Ich geh zu Alex – sie braucht mich jetzt.“
„Herr Grass?“, sofort blickte er auf. Ein Arzt stand vor ihm, sein Blick ließ nichts gutes verheißen. „Was?“, erschocken sprang Gerrit auf, hoffte, dass es Alex gut ging. „Bitte, Herr Grass, bitte setzten Sie sich wieder.“ Zittrig ließ er sich zurückfallen, starrte den Arzt an, die Angst in ihm war so groß, wie noch nie zu vor, es war, als würde er Todesängste durchleben, nein, nicht seine Eigenen, um sein Leben machte er sich keine Sorgen, aber Alex.... Sie dufte ihn nicht allein zurücklassen, nicht jetzt, nicht hier, nicht, während sie sich gestritten hatten, nicht ohne Versöhnung. „Nein... sagen Sie, dass das nicht wahr ist...“, seine Stimme war leise, drohte jeden Moment zu zerbrechen, die Angst in ihm selbst war unerträglich. „Herr Grass... jetzt hören sie mir doch erst einmal zu! Ihre Freundin lebt... noch. Ihr zustand ist äußerst kritisch, wir haben sie jetzt in künstliches Koma gelegt, vielleicht hilf ihr das, sich zu erholen. Leider ist die Chance, dass sie die nächsten 24 Stunden überlebt nicht besonders hoch, wenn sie es jedoch schaffen sollte, bin ich zuversichtlich, dass sie alles überstehen wird. Es tut mir Leid, jetzt heiß es wohl hoffen und beten.“, aufmunternd versuchte er Gerrit zuzuzwinkern, doch der reagierte nicht, starrte nur verzweifelt an die weiße Wand, ihm gegenüber. Es erfüllte den Arzt mit Schmerz, diesen Mann so traurig, so voller Angst zu sehen, doch er konnte sich jetzt nicht um Gerit kümmern, zu viel gab es im Krankenhaus zu erledigen, im Krankenhaus, in dem es täglich um Leben und Tod ging. Gerit bemerkte nicht, wie der Arzt wieder verschwand, sich um den nächsten Patienten kümmerte. Er starrte einfach nur weiterhin nur auf die Türe, ihm gegenüber, hoffe, endilch würde jemand heraustreten, ihm sagen, dass es Alex gut gehe, dass sie Beide aus dem Krankenhaus verschwinden konnten. Doch es kam keiner, keiner sagte ihm, wie es ihr ging, niemand. „Bitte Alex... du musst das schaffen!“, es war wie ein gebet, ein Satz, so leise gesprochen, dass niemand ihn hören konnte. Minute um Minute verging, bis endlich eine Krankenschwester trat. Sofort blickte Gerit auf, seine Augen flehend, fragend, hoffend. „Bitte... was ist mit ihr?“ Die Schwester setzte sich zu ihm auf den freien Platz. Eine Hand legte sie auf seine Schulter, versuchte aufmunternd zu wirken. „Es... hat sich bis jetzt nichts geändert.. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass sie überlebt...“ Nichts Neues, alles wie eben, wahrscheinlich würde sie sterben, aber noch lebte sie, noch hatte ihre Liebe eine Chance. „Bitte... darf ich zu ihr? Ich muss sie sehen...“ Die Dame nickte und verschwand wieder. Gerit aber stand auf und trat in Richtung Alex’ Zimmer.
„Oh Alex... Bitte lass mich hier nicht allein... Bitte... Du MUSST überleben, du musst das schaffen. Ich brauche dich doch. Es tut mir so Leid... Ich wollte doch nicht dass es SO kommt... Warum haben wir uns nur gestritten? Weißt du, warum ich immer so spät gekommen bin? Weil... weil ich doch eine Überraschung für dich vorbereitet habe... Du solltest sie morgen sehen... Und jetzt? Jetzt liegst du hier, nur weil wir uns gestritten haben... Oh Alex, es tut mir so schrecklich Leid.“, wie lange saß er hier schon? Wie lange erklärte er ihr, warum er immer so spät war und dass er NIE etwas mit einer anderen gehabt hatte? Wie lange entschuldigte er sich schon? Und wie lange hoffte er, sie würde überleben? Zu lange. Konnte sie nicht einfach wieder aufwachen? Konnte sie nicht wieder gesund sein? Warum war es so gekommen? Wieder kamen die Tränen hoch, tropften auf seine hand, auf ihre Hand, die er verzweifelt umschloss. „Du musst bei mir bleiben... Es tut mir doch so Leid! Verlass mich nicht!“ Wenn er eben noch gedacht hatte, dass eine Trennung, nur wegen diesem Streit, nein nicht wegen diesem, sondern wegen allen Streiten der letzten Zeit, das Schlimmste wäre, was ihm passieren könnte, doch jetzt wusste der Mann es besser. Wenn Alex ihn verlassen, sterben würde, ohne dass sie sich vertagen hatten, sterben, ohne auch nur irgendwem tschüss gesagt zu haben, wenn sie ihn hier allein zurück lassen würde, dann war das das Schlimmste, was passieren konnte. Nichts, immer noch war da nicht, nur ihr flacher Atem, ungleichmäßig, der jeden Moment aufhören könnte, ihr dann das Leben entziehen würde. Und natürlich die Hoffnung, die Gerrit die Kraft gab, jetzt hier zu sitzen und zu beten, dass seine Freundin diesen Unfall überstehen würde, auch wenn diese Hoffnung nicht wirklich groß war. Doch er musste jetzt für sie da sein, musste ihr zeigen, dass jemand an sie glaubte, nein nicht jemand, sondern ER. Das er von ihrer Stärke überzeugt war, dass er sie nicht allein lassen würde. Und wenn sie aufwachte, würde jemand da sein, würde jemand ihre Hand halten und ihr Zuversicht geben – und dieser jemand war er.
Irgendwann dämmerte es, Gerrit hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war, zu sehr damit beschäftigt, sich immer und immer wieder zu entschuldigen, sie anzuflehen, sie möge doch endlich aufzuwachen und zu beten, jetzt schaute er verwundert auf, weil es auf einmal hell war. „Siehst du Alex“, flüsterte er dann, schaute dabei in ihr bleiches Gesicht, ein Gesicht, so ruhig und friedlich aussah, fast schon zu ruhig, zu friedlich, so dass es sie nur toter wirken ließ. „Du hast die Nacht überstanden. Und ich werden bei dir bleiben, die nächsten Stunde, bis du endlich außer Gefahr bist. Du schaffst das“, eine kurzes Lächeln entstand auf seinen Gesicht, das erste Mal in den letzten Stunden war er fest davon überzeugt, dass sie überleben, dass sie es schaffen, dass alles wieder gut werden würde. „Du packst das!“ Unwillkürlich musste er gähnen, nun war Gerrit schon seit knappen 24 stunden wach. ‚Vielleicht sollte ich mir einen Kaffee holen.’ Die fünf Minuten, die das dauerte, würden sie wohl nicht umbringen. „Ich bin mal kurz weg... Bis gleich mein Schatz“, sanft gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, dann verließ er den Raum.. „Gerit!“, ruckartig drehte sich dieser um, schaute Michael direkt ins Gesicht. „Michi...“ Michael sah die Trauer in Gerit blickt und fragte erschrocken: „Das ist nicht war oder? Alex geht es doch gut, oder? Wir haben eben eine Nachricht bekommen., sie sei überfahren worden., darauf bin ich sofort hier her... Sag, dass das nicht wahr ist... Bitte!“, als sein Kollege den Kopf schüttelte und gleichzeitig senkte, weiteten sich Michael Augen vor Schreck. „Oh Gott.... Wie konnte das passieren?“ „Sie... Wir haben uns gestritten... Sie ist vor ein Auto gelaufen... Ich geh kurz Kaffee holen, willst du auch einen?“, noch bevor Michael antworten konnte, war Gerrit schon weg, er konnte es nicht ertragen, seinem Kollegen in die Augen blicken und wahrscheinlich erkennen zu müssen, dass der ihm auch die Schuld gab.
Als Gerrit das Krankenzimmer betrat, stand Michael sofort auf. „Soll ich...soll ich vielleicht wieder gehen? Ich meine... ich kann ja verstehen, wenn du lieber alleine bei ihr sein willst....“, der Andere zuckte nur mit den Schultern, ließ sich auf dem Platz an Alex’ Bett nieder, sagte nichts, wirkte vollkommen abwesend. „Ich geh dann mal... hab ja noch viel zu tun...“, schon trat Michael durch die Türe, irgendwie war ihm die Situation unangenehm. „Tschau Michael“, Gerrit hatte gar nicht bemerkt, dass dieser schon lange weg war, zu fixiert blickte er zu Alex Gesicht, als könnten seine Blicke, sie dazu bringen, endlich wieder wach zu werden. „Bitte Alex.... Ich brauche dich doch... JETZT... Michi gibt mir bestimmt auch die Schuld.... Und er hat doch Recht... wenn ich dir nicht hätte eine Überraschung machen wollen, dann wäre es nicht gekommen...“, wieder waren die Tränen da, doch diesmal auch Wut, Wut auf sich selbst. „Ich hasse Überraschungen....“, plötzlich war er so wütend, Gerrit selbst konnte sich das nicht erklären, er sprang auf, rannte fast durch den Raum, immer auf und ab, die Hände zu Fäusten geballt, dabei murmelte er immer wieder was von Schuld, seiner Schuld. Irgendwann konnte er nicht mehr, ließ sich an der Wand hinunter sinken, fing an zu weinen. Wenn Alex sterben würde, dann war es seine Schuld. Gerrit wusste nicht, wie lange er da so saß, sich die Augen aus dem Kopf heulte, volle Selbstmitleid und volle Wut, doch dann schaute er auf und sah sie „ALEX!“, sofort sprang er auf, lief auf sie zu. „Du bist wach, Gott sei Dank.“, Gerrit ließ sich neben ihn auf dem Bett nieder. „Gerrit...“, ihre Stimme war schwach, kaum zu verstehen. „Oh Alex... Ich bin ja so froh, dass du wach bist,... Es... Es tut mir so Leid... Ich wollte doch nicht, dass es so weit kommt... Alex, du musst mir glauben.... Ich wollte dir doch nur eine Überraschung machen... Es tut mir so Leid.“ Sie versuchte zu lächeln – es misslang ihr zwar gründlich - ihre Augen funkelten, für einen Moment wirkte sie wie die starke, gesunde Alex, die nicht um ihr Leben bangen musste. „Ich.... habe... di... dir schon lange... ver... zie... hen... Tschüss... Gerrit... Es... es ist zu spät“, das Reden fiel ihr furchtbar schwer, müde schloss sie die Augen. „Nein Alex.... Hör mir zu: Du musst jetzt bei mir bleiben, ja? Bitte“, verzweifelt blickte er sie an, sie musste jetzt wach bleiben, bitte. Doch mit einem Mal wirkte sie wieder so friedlich wie eben, so leblos, so tot. Entsetzt starrte er sie an, ein langer Piepton er füllte den Raum, dann stürmten mehrere Personen in Zimmer, Gerrit wurde bei Seite geschoben, wie gelähmt starrte er das Geschehen an, hörte den Rufen zu, bis er von einer Krankenschwester aus dem Raum geführt wurde.. „Kommen sie mit Herr Grass. Kommen sie mit.“
„Es tut uns Leid Herr Grass, wir konnten nichts mehr für sie tun.“, traurig, entsetzt blickte Gerrit den Arzt an, war nicht im Stande irgendetwas zu sagen, sich zu bewegen, er merkte nur wie die tränen stumm an seiner Wange herab liefen. Das konnte es doch nicht gewesen sein. Alex dufte nicht tot sein. Nicht jetzt, nicht, wo sie sich vertragen hatten, nicht hier. Er brauchte sie doch. Warum hatte sie ihn allein zurück gelassen? Ungläubig schüttelte er den Kopf. Es DURFTE nicht wahr sein. „Sie lebt. stimmt’s? Sie lebt!“ Wieder saß die Krankenschwester neben ihm, legte ihre Hand auf seine Schultern, nahm ihn in den Arm. „Es tut mir so schrecklich Leid Herr Grass.... Es tut mir so schrecklich Leid...“ beide saßen sie nu da, keiner sagte ein Wort, bis die Schwester irgendwann leise aufstand und verschwand. ‚Warum hast du mich allein gelassen? Warum, Alex? Wir waren doch so glücklich’, Fragen, nichts als Fragen, die nicht erklären können, was gerade passiert war. Das einzige, was Gerit wusste: Egal wie die Zukunft aussehen würde, er wollte sie nicht ohne Alex verbringen!
ENDE
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