Falsche Entscheidungen
1.
Alex war es langweilig. Es war kurz vor Feierabend und sie wartete zusammen mit Gerrit nur noch darauf, dass Michael und Robert von unterwegs wieder zurück ins Büro kamen. Sie beendete noch schnell ihren letzten Bericht und beobachtete dann anstatt zu arbeiten lieber Gerrit, der erneut aus dem Fenster schaute und auf das Ankommen ihres Dienstwagens wartete. Er zuckte kurz zusammen, als sein Handy, dass er wie immer in der Hosentasche trug, klingelte. „Grass hier. Hallo.“ … „Ja, ich weiß, das passt schon noch.“ … „Ich warte jetzt, sagen wir noch 10 Minuten, dass spielen wir halt nur mit 10 Mann, bis Robert nachkommt.“ .. "Ja, ich beeile mich. Bis gleich."
Alex wusste natürlich, dass Gerrit auf Robert wartete, um mit ihm zu einem verabredeten Fußballspiel zu gehen. Als er sie frustriert ansah, versuchte sie ihn ein bisschen aufzumuntern „Na dann spielt ihr eben nur mit 10 Mann, was ist so schlimm daran.“ Gerrit dachte, er hätte sich verhört „Nur mit 10, was daran so schlimm ist? Alex Du hast ja gar keine Ahnung. Wir spielen gegen die von der Feuerwache Süd. Das erste Spiel haben wir schon verloren und wenn wir jetzt auch noch das Rückspiel verlieren, dann müssen wir ...“ Gerrit kam ins Stocken, weil ihm soeben in den Sinn kam, dass er gerade etwas sagen wollte, was er Alex nicht unbedingt unter die Nase reiben sollte. Aber Alex hatte das natürlich schon gemerkt und hakte sofort nach „ja und, was müsst Ihr dann?“ Gerrit verschränkte die Arme unter seinen Achselhöhlen, drehte sich wieder zum Fenster um und murmelte „Der Verlierer muss eine Fete für die anderen ausrichten und die Gewinner dann auch noch bedienen.“ in seine Bartstoppeln, aber doch so laut, dass Alex ganz genau verstanden hatte, was er gesagt hatte. Sie hatte große Mühe, einen Lachkrampf zu unterdrücken. „Wer denkt sich denn so etwas aus?“ Gerrit versuchte sich zu rechtfertigen "Mensch Alex, wenn es um nichts geht, macht es doch keinen Spaß.“
Alex konnte diese Logik nicht ganz verstehen und fragte statt dessen „Was ist eigentlich mit Michael, spielt der nicht mit?“ Gerrit schüttelte den Kopf „Nee, der spielt doch schon seit dem ihm vor einiger Zeit sein Knie so zu schaffen machte, nicht mehr mit. Ich glaube ja, er hat das immer noch nicht ganz auskuriert.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wurde die Tür aufgestoßen und ein ziemlich genervter Robert kam vorweg hinein und sprach mehr maulend als normal mit dem hinter ihm erscheinenden Michael „Wir hätten es doch wenigstens mal überprüfen können.“ Michael sah Alex und Gerrit mit hochgezogenen Augenbrauen genervt an und antwortete im dann „Robert, jetzt hör auf damit, das Thema ist endgültig vom Tisch!“
Alex schaute Robert fragend an, aber der maulte nur weiter herum „Ich bin mir sicher, dass wird Dir Michael schon gleich ganz genau erzählen.“ Dann wandte er sich zu Gerrit und fragte gestresst „Und, bist du fertig, können wir fahren?“ Gerrit, sah amüsiert Alex an, zuckte nur mit den Schultern, griff sich seine Tasche und meinte nur „Klar, wenn Du soweit bist.“ Als Robert keine Anstalten machte, zu antworten, ging er voraus aus dem Büro und ließ Robert hinter sich herlaufen.
2.
Im Auto starrte Robert wütend vor sich hin, dass er nicht schaubte war alles. Gerrit versuchte, ihn etwas zu besänftigen „Was ist denn los? Ist was passiert? So schlimm kann es doch wohl kaum sein.“ Robert bluffte ihn an „Was weißt Du denn schon, he?“ Gerrit wurde es langsam zu bunt „Robert beruhige Dich mal langsam, OK! Habe ich Dir etwa etwas getan oder was soll das ganze Theater?“ Robert schaute ihn seufzend an „Nee, hast Du nicht. Tut mir Leid. Wirklich. Aber das regt mich einfach so dermaßen auf.“ Gerrit war froh, dass Robert endlich normal sprach und nicht mehr so aufgebracht, denn wenn das den ganzen Abend so weiter gegangen wäre, kein schöner Gedanke. „Na komm, erzähl schon, was genau ist passiert?“
Robert atmete erst mal kurz durch und begann dann zu erzählen „Wir waren doch heute Abend bei diesem Kessler um ihm noch einmal wegen den Drogen auf den Zahn zu fühlen. Michael hat noch kurz einen Angestellten befragt und ich bin dann schon einmal voraus aus dem Haus gegangen und was sehe ich da, der feine Herr Müsling schleicht sich zu seinen Wagen und haut ab.“ „Müsling? Der Müsling, das hohe Tier von der Stadtverwaltung?“
Robert nickte und regte sich erneut auf „Der kann nur aus dem Haus von diesem Kessler gekommen sein, woher denn sonst“ Während Gerrit den Wagen momentan nur geradeaus lenken musste, sah er Robert, der seine Erklärungen nicht weiterführen zu wollen schien, an „Ja und?“ Robert sah ihn entgeistert an „Ja und? Gerrit ich habe es natürlich sofort Michael erzählt und der meint, ich hätte mich vielleicht vertan und ich hätte nur jemanden gesehen, der so ähnlich wie Müsling aussah.“ „Und deshalb dann der Ärger? Du kennst doch Michael.“ „Ja, Michael hat dann auf mein Drängen doch noch den Staatsanwalt angerufen. Aber was meinst Du, hat der gesagt?“ Robert schaute Gerrit fragend an. Gerrit zuckte mit der Schulter „Was weiß denn ich, bin ich Jesus, wächst mir Gras aus den Händen?“ Langsam begann Robert ihn zu nerven.
„Wir sollen Müsling in Ruhe lassen, wenn wir sonst keine Beweise haben. Das könnte sonst nach hinten losgehen.“ Gerrit verstand nicht ganz „Aber das ist doch normal.“ Robert schüttelte mit dem Kopf „Du versteht es einfach nicht. Michael hätte sich doch einmal auf meine Seite stellen können, Auch wenn er es nicht gesehen hat? Er weiß doch, dass ich ihn nicht angelogen habe. Aber nein.“
Gerrit stellte den Wagen vor dem Vereinshaus ab und stieg aus. Er wollte die Diskussion beenden und sich auf das bevorstehende Fußballspiel konzentrieren. Er beugte sich deshalb noch einmal in das Fahrzeug „Wenn Michael es nicht gesehen hat, dann kann er doch auch nichts dazu sagen oder? Und jetzt komm, wir haben nur noch 10 Minuten, bis das Spiel angepfiffen wird.“
Robert stieg ebenfalls aus dem Wagen aus „Aber es schadet doch auch nicht, diesen Müsling mal ein bisschen zu beobachten.“ Gerrit sah ihn streng an „Robert Du willst doch nicht etwas auf eigene Faust veranstalten oder? Vergiss es! Und jetzt komm endlich, oder willst Du etwa in kürze Bedienung spielen?“ „Nein, schon gut, ich komm ja. Aber mich nervt Michael zur Zeit total mit seiner Art.“ Gerrit lachte „Robert, Michael ist doch wie immer. Noch dazu wolltest Du doch unbedingt die Schichten mit ihm übernehmen. Außerdem: Streng genommen ist er unser Vorgesetzter. Sei doch froh, dass er das nicht ständig heraushängen lässt.“ Robert drehte sich ab „Ist ja schon gut.
3.
Anderthalb Stunden später hatte die Mannschaft vom K11 das Fußballspiel knapp mit 3 : 2 gewonnen und nun kam es auf ein drittes Spiel an, um den endgültigen Sieger zu ermitteln. Kalle, ihr Mannschaftskapitain war noch unterwegs, um Ort und Zeit mit der gegnerischen Mannschaft zu vereinbaren, während die anderen schon in der Umkleidekabine am Duschen waren oder bereits ein bisschen mit alkoholfreiem Bier feierten. Als gegen 22.00 Uhr alle endlich mit dem Duschen fertig waren, löste sich die Mannschaft auf. Auch Gerrit und Robert machten sich auf den Heimweg.
Als Gerrit Robert zu Hause aussteigen ließ, wendete er, um selbst nach Hause zu fahren. Er blieb kurz stehen, um sein Handy auf Anrufe oder Eingänge von SMS zu überprüfen, als er sah, dass Robert wieder aus seiner Haustüre herauskam und schnurstracks auf seine Garage zu lief. Wollte der etwa? Gerrit drehte schnell erneut das Fahrzeug und fuhr dann ebenfalls auf die Garage zu, während er schon seine Scheibe herunterfahren ließ „Wo willst Du denn hin?“ fragte er ihn misstrauisch.
Robert war sichtlich erschrocken darüber, dass er von Gerrit erwischt worden war und stellt erst einmal eine Gegenfrage „Was machst Du denn noch hier. Ich dachte, Du wärst schon weg.“ „Nee, wie Du siehst, bin ich das nicht. Mensch Robert, ich weiß doch genau, was Du vorhast, aber glaube mir, das bringt nur Ärger.“ Robert schaute weg „Ist doch ganz alleine meine Sache. Und jetzt fahr nach Hause.“ Gerrit konnte es einfach nicht fassen, das Robert sich in solche Schwierigkeiten bringen wollte und dass nur, weil er sich mit Michael in der Wolle hatte. Er war darauf und dran, einfach wegzufahren und so zu tun, als wenn nichts wäre, aber sein Gewissen ließ dass dann doch nicht zu. Er musste daran denken, dass ihm allein Robert beigestanden hatte, als er kürzlich einen „Mord“ beobachtet hatten, den ein Mann, der wie ein Cowboy gekleidet war, durchgeführt hatte, aber niemand ihm glauben wollte. Konnte er ihn das jetzt so einfach allein durchziehen lassen?
„Also OK, komm wir fahren dort vorbei und schauen von weitem ein bisschen, was da so läuft. Aber nur von weitem, hörst Du?“ Robert wollte das erst nicht zulassen und wehrte ab. Er wollte nicht, dass Gerrit, falls die Sache aufflog, seinetwegen Ärger bekam, der hatte ja schließlich mit der ganzen Sache nichts zu tun. Aber letztlich willigte er dann doch dankend ein. So ganz alleine eine Beobachtung durchzuführen war einfach nur ätzend „Aber wenn was schief geht, dann nehme ich es ganz alleine auf mein Kappe, kapiert.“ Gerrit grinste in sich hinein, der Jüngste von ihnen wollte auf Stark markieren. OK, ließ er ihm halt seinen Spaß „Klar.“
Sie stellten sich mit ihrem Wagen etwas abseits an der Straße, parkten dort und behielten das Haus im Auge. Gegen 23.00 Uhr tat sich endlich mal was. Ein kam ein Auto mit ausländischem Kennzeichen, welches auf das Grundstück, dass sie beobachteten, fuhr. Eine halbe Stunde später fuhr es wieder weg direkt an ihnen vorbei. Gerrit hatte das Gefühl, den Typen am Lenkrad zu kennen. Er wusste, dass er den schon einmal gesehen hatte. Krampfhaft versuchte er sich daran zu erinnern, wo. Irgendein Gefühl sagte ihm, dass das in seiner Zeit bei der Drogenfahndung gewesen war. Aber sein Gedächtnis ließ ihn heute Nacht im Stich. Roberts war natürlich Feuer und Flamme, als er hörte, dass Gerrit den Mann irgend woher kannte. Ihm musste zwar noch einfallen, wer der Typ war, aber er konnte ja morgen in den Akten zu forschen.
4.
Es war 01.35 Uhr, als es Gerrit dann doch zu bunt wurde. „Robert keine Widerrede mehr, wir fahren jetzt. Seit 1 Stunde ist im Haus bereits das Licht aus. Die schlafen und ich will das auch endlich. Das bringt hier doch nichts mehr. Außerdem müssen wir beide morgen um 09.00 Uhr im Büro sein, da wäre wenigstens etwas Schlaf noch angebracht.“ Er schmiss den Wagen an, lieferte erst Robert zu Hause ab und fuhr dann auf direktem Wege zu sich.
…
Am nächsten Morgen trafen sich Robert und Gerrit zufällig vor dem Büro und gingen gemeinsam hinein. Michael und Alex waren bereits anwesend. Während Gerrit die beiden wie gewohnt mit einem „Einen wunderschönen guten Morgen“ begrüßte registrierte er, dass auch der Staatsanwalt anwesend war. Gott sei Dank hatte er trotz ihrer Aktion gestern Nacht heute mal nicht verschlafen, sondern war relativ pünktlich.
Die Freude über den Umstand der Pünktlichkeit hielt jedoch nicht lange an. Denn er kam ins Stutzen und blieb stehen, so dass Robert auf ihn auf lief und der fast ins Straucheln kam, als alle drei ziemlich unwirsch zurück grüßten. Da war eindeutig was im Busch.
Kaum hatte Robert die Türe auf Anweisung des Staatsanwalts hinter sich geschlossen, polterte der Staatsanwalt los „Herr Ritter, was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Ich hatte Sie gestern eindeutig angewiesen, gegen Herr Müsling keine Ermittlungen einzuleiten und was geschieht? Heute morgen werde ich darüber informiert, dass Sie und Herr Grass gestern Nacht offenbar sein Haus entgegen meinen Anweisungen überwacht haben.“
Robert erstarrte „Wer, woher ...“ „ „Das spielt doch wohl keine Rolle, ich weiß es und damit Schluss. Also was haben Sie sich dabei gedacht?“ Robert räusperte sich kleinlaut „Es ist doch wohl noch nicht verboten in einer öffentlichen Straße in einem Auto zu sitzen.“ Gerrit versuchte noch, Robert einen Wink zu geben, lieber nicht zu antworten, aber vergeblich. Er ahnte schon was kommen würde.
Der Staatsanwalt lief rot an „Mit solchen Haarspaltereien lasse ich mich gar nicht erst ein!“ Dann wandte er sich an Gerrit „Herr Grass, waren Sie darüber informiert, dass ich angeordnet hatte, keine Ermittlungen anzustellen?“ Während Gerrit, der Robert nicht alleine in den Seilen hängen lassen wollte, nur resignierend nickte warf Robert ein vorschnelles „Nein, wusste er nicht.“ ein. Der Staatsanwalt sah Robert wütend an „Herr Ritter, passen Sie in Zukunft ganz genau auf, was Sie sagen. Und nun zu Ihnen beiden. Sie werden bis auf Weiteres Innendienst schieben. Ist das klar.“ Beiden bliebt nichts anderes übrig, als zu Nicken, während der Staatsanwalt bereits aus dem Büro rauschte.
5.
Gerrit wusste bereits, was jetzt unweigerlich kommen musste und wartete ergeben auf das Donnerwetter von Michael, der sich bis jetzt ja noch ziemlich zurückgehalten hatte. Im gleichen Moment schrie der auch schon los. „Sagt mal, seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen. Das hätte noch viel schlimmer ausgehen können. Warum könnt Ihr nicht einmal tun, was man Euch sagt. Ist das so schwer? Wie stehen wir denn jetzt beim Staatsanwalt da?“ Robert sagte kein Wort, sondern stand nur wie ein begossener Pudel neben Gerrit, der sich allerdings wenigstens ein bisschen rechtfertigen wollte „Michael, glaub mir bitte, es tut mir wirklich Leid. Dass das so eine Welle schlägt, hätte ich auch ehrlich gesagt, nicht erwartet. Was ist denn los. Ich meine, dass ist doch nicht normal.“
Michael ließ sich kopfschüttelnd auf seinen Bürostuhl plumpsen und haute mit seiner Handkante, so, als wolle er seine Worte unterstreichen, monoton auf den Tisch . „Der Staatsanwalt hat gestern klar und deutlich gesagt, dass keine Ermittlungen gegen Müsling gestartet werden. Das allein zählt.“ Gerrit beugte sich über den Schreibtisch zu Michael rüber „Aber da ist durchaus was dran. Da war gestern so ein Typ bei Müsling, den kannte ich irgendwo her, mir muss nur noch einfallen, woher genau.“ Michael sah ihn kommentarlos an, hob ein paar Akten von seinem Schreibtisch an, drückte sie Gerrit in die Hand und mit den Worten „Alex und ich fahren raus und ihr beide bearbeitet die Akten hier. Und ich will keinen von Euch beiden mehr auch nur in der Nähe dieses Müsling sehen. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“ machte er sich mit Alex auf den Weg. Der Tonfall seiner Stimme, machte mehr als deutlich, dass er eine Antwort auf seine Frage nicht wirklich erwartete.
Gerrit setzte sich auf Alex Platz, während Robert es sich auf Michael Stuhl bequem machte. Schweigend begangen sie mit ihrer Arbeit, bis dieses Mal Robert das Schweigen unterbrach „Mensch Gerrit, warum hast Du nicht einfach gesagt, dass Du nichts wusstest, ich hätte das auch schon allein ausgebadet.“ Gerrit schaute ihn skeptisch an „Ja, klar. Meinst Du ich lasse Dich hängen?“ Robert sagte es zwar nicht, aber er war ziemlich dankbar, dass Gerrit zu ihm hielt. Manchmal hatte er das Gefühl nicht wirklich zum Team zu gehören. Während Gerrit vollständig von Alex und Michael in das Team integriert zu sein schien, fühlte er sich oft nur geduldet. Wie immer dann, wenn Michael ihn mal wieder wie einen Lehrling behandelte. Er war kein Lehrling, er war ein voll ausgebildeter Polizist und Kommissar, wie die anderen drei auch. Und Alex, die oft meinte, ihn bemuttern zu müssten, war manchmal mindestens ebenso nervig. Nur Gerrit behandelte ihn voll und ganz wie einen vollwertigen Kollegen. Mit ihm konnte er sich auch mal so richtig zoffen, ohne dass es gleich zum Eklat kam. Das machte sogar echt machmal einen ganz schönen Spaß.
Gedanken versunken meint er „Ich verstehe gar nicht, was die sich alle so aufregen. Ist doch sonst kein Problem.“ Gerrit nickte „Hm. Ich glaube, da stimmt war nicht. Wenn ich nur wüsste was. Michael verhält sich auch so merkwürdig. Oder?“ Robert schaute aus dem Fenster „Ach ich weiß nicht genau. Was meinst Du, wie lange wird uns der Staatsanwalt hier schmoren lassen?“ Gerrit zuckte nur mit seinen Schultern „Ich habe absolut keine Ahnung, so sauer habe ihn ihn selten erlebt. Ich dachte schon, er suspendiert uns.“ und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu.
6.
Nach weiteren 5 Stunden langweiliger Büroarbeiten hatte Robert bereits die Nase davon voll. Er schmiss die Akte, die er gerade bearbeitete schwungvoll und unüberhörbar auf den Tisch „Gerrit, wir müssen was machen. Ich meine wir müssen doch einfach nur beweisen, dass dieser Müsling Dreck am Stecken hat, dann muss der Staatsanwalt doch einsehen, dass er falsch liegt und gegen ihneinfach ermittelt werden musste. Und wir beiden sind diejenigen, die ihn gegen alle Widrigkeiten gefasst haben. Vielleicht wäre dann ja auch eine Beförderung drin.“
Gerrit ließ den Bleistift, den er gerade in der Hand hatte, achtlos auf den Tisch fallen und streckte sich auf Alex Stuhl nach hinten aus. „Träume weiter. Das passiert nie im Leben, ich meine das mit der Beförderung.“ „Wir können doch auch nicht hier den ganzen Tag hier herum sitzen und nichts tun.“ „Das ist ja alles schön und gut, aber wenn wir auch nur in die Nähe dieses Typen kommen, sind wir am Arsch. Außerdem ..“ Gerrit hörte plötzlich auf zu reden, beugte sich wieder nach vorne und begann, wie wild auf das Laptop vor ihm einzutippen.
Robert der ihn dabei beobachtete, hob erstaunt fragend seine Hände „Gerrit, was zum Teufel machst Du da?“ Gerrit sah kurz auf und grinste „Mir ist gerade wieder eingefallen, wer dieser Typ, den wir gestern gesehen haben, ist. Hier schau mal. Manuel Korte, ein Drogendealer der etwas größeren Art. Hat sich seit nunmehr 5 Jahren nichts mehr zu schulden kommen lassen oder besser gesagt, konnte man ihm seit dem nichts mehr nachweisen. Ich schlage vor, wir sprechen mit Michael und Alex, überwachen diesen Korte und sehen dann ja, was dabei herauskommt.“
„Hallo. Erde an Gerrit. Das meist Du doch nicht im Ernst. Erstes könnten wir zwei beide den nur in unserer sowieso begrenzten Freizeit überwachen, was wir aber wiederum auch nicht dürfen und zweiten, Du glaubst doch nicht wirklich, dass gerade Michael sich nach dem ganzen Theater darauf einlassen wird?“ Gerrit dachte einen Moment lang nach „OK. Du hast Recht, aber was wäre die Alternative? Irgendwas müssen wir doch einfach tun können.“ Robert sah ihn forschend an „Also ich würde durchaus das Risiko eingehen, diesen Typen in meiner ach so kostbaren Freizeit zu beobachten.“ Gerrit kamen sofort die Konsequenzen einer solchen Aktion in den Sinn. Er wollte seinen Job gerne behalten, auch wenn ihm die Aktenbearbeiterei momentan nicht gerade sehr begehrenswert vorkam. Aber da war noch Robert. Sein Gefühl sagte ihm, dass der auch ohne ihn tätig werden würde, komme was da wolle. Dafür kannte er ihn jetzt lange und gut genug. Deshalb willigte er schließlich ein. „OK, einverstanden. Aber ganz wohl ist mir dabei nicht.“
Michael und Alex waren fast den ganzen Tag unterwegs und als auch sie endlich ihre Berichte geschrieben hatten, war es fast 21.00 Uhr. Michael holte seine Jacke „Lasst uns endlich Schluss machen." Er sah in die Runde "Gehen wir noch einen Trinken?“ Robert und Gerrit sahen sich so heimlich wie möglich an und brachten irgendwelche Ausreden vor, so dass Michael, da auch Alex lieber nach Hause wollte, beschloss alleine ein Bier trinken zu gehen und dann ebenfalls nach Hause zu fahren. Er ging davon aus, dass die beiden immer noch beleidigt waren, die Mädchen. Na ja, das würde sich in den nächsten Tagen schon wieder legen. Er kannte doch seine Pappenheimer.
7.
Gerrit und Robert gingen die nächsten 4 Nächte erst auf die Suche nach Manuel Korte, um ihn dann zu beschattet, was meist bis tief in die Nacht hinein dauerte. Der Typ schien nie vor 02.00 Uhr nachts ins Bett zu gehen. Bis sie dann selbst ins Bett fielen, verging mindestens eine weitere halbe Stunde. Weil sie natürlich auch ihren normalen Dienst schieben mussten, ging das allmählich - wie sollte es auch anders sein - an die Substanz.
Alex fiel langsam auf, dass beide vom Schlafentzug tiefe Augenringe hatten. Auch Michael merkte, dass etwas nicht in Ordnung war und versuchte, die beiden in Gespräch zu vertiefen, aber beide blockten die Versuche noch ziemlich erfolgreich ab. Gerrit wusste allerdings langsam nicht mehr, was er Michael noch sagen sollte. Ihm gingen die Ausreden aus. Michael schien sich ernsthaft sorgen zu machen, wodurch er wiederum ein schlechtes Gewissen bekam. Er vereinbarte daher mit Robert, dass sie sich ihrem Schicksal ergeben würden und die ganze Aktion abbrechen wollten, wenn auch heute Nacht nichts Entscheidendes passieren würde. Robert stimmte ihm zu, denn auch er hatte langsam die Nase voll. Letzte Nacht hatten sich die beiden, wenn sie überhaupt miteinander geredet hatten, fast nur gestritten.
Michael wurde nicht müde, wann immer er die beiden sah, sie nochmals darauf hinzuweisen, dass sie sich auf jeden Fall von diesem Müsling fernzuhalten hatten. Auch das nervte die beiden gewaltig, so dass sie, wenn überhaupt, nur noch pampige Antworten gaben.
Nachdem die Schichten in den letzten Tagen erst gegen 20.00 Uhr zu Ende waren, weil Alex und Michael immer erst so spät zurück kamen, hatten die sich heute beeilt und waren schon gegen 17.00 Uhr wieder im Büro. Auf Alex Wunsch hin schickte Michael die beiden heute ausnahmsweise sofort nach Hause, allerdings mit der Auflage, sich mal ordentlich auszuschlafen.
....
So kam es, dass Robert und Gerrit diesen Korte heute früher als gewöhnlich beschatteten. Weil sie die letzten Tage immer mit Gerrit´s Auto unterwegs waren, nahmen sie heute Robert´s Wagen. Sie wollten nicht riskieren, dass sie mit immer dem gleichen Auto auffielen.
Während die beiden im Wagen saßen, nichts anders zu tun hatten, als zu beobachten und krampfhaft zu versuchen, nicht einzuschlafen, machten sich Michael und Alex so ihre eigenen Gedanken.
...
„Glaubst Du die beiden führen etwas im Schilde?“ wandte sich Alex sorgenvoll an Michael.
Der zuckte nur mit der Schulter „Ich weiß es nicht, so übermüdet wie die jeden Tag aussehen, würde ich sagen, Schlaf bekommen die zur Zeit nicht gerade viel. Aber je nach dem, was sie machen, will ich es lieber auch nicht wissen.“ Alex nickte „Ja ist vielleicht besser.“
Sie arbeitete an ihrem Bericht weiter und sah dann erneut auf. Dass ließ sie einfach nicht los „Aber was wenn sie sich in Schwierigkeiten bringen. Meinst Du nicht, wir sollten herausfinden, was sie so anstellen?“ Michael seufzte erneut. Die letzten Tage waren auch für sie beide anstrengend gewesen, denn dadurch, dass gleich zwei von ihnen zu Büroarbeiten verdonnert worden waren, mussten er und Alex alle Arbeiten, die außerhalb des Büros zu erledigen waren, alleine machen. „Laut Staatsanwalt halten sie sich bisher jedenfalls brav von diesem Müsling fern. Daher kann dass, was auch immer sie tun, schon nicht so schlimm sein. Vielleicht saufen sie sich ja auch jeden Abend ihren Frust weg. Den ganzen Tag Büroarbeit zu leisten ist ja nicht gerade ein Traum.“
Alex war sich sicher, dass dem nicht so war, aber da sie nicht wusste, was genau lief, widmete sie sich wieder ihren Akten und schob ihre Sorgen um die beiden nach hinten.
8.
Es war nichts los. Sie waren diesem Korte wie so oft in den letzten Tagen zu seinem Haus gefolgt und nun passierte mal wieder ewig nichts.
Roberts Augen fielen immer wieder zu. Neben sich hörte er Gerrits gleichmäßigen Züge, die ihm nur allzu deutlich sagten, dass dieser sich bereits im Traumland befand. Das monotone Atemgeräusch von Gerrit machte es ihm umso schwieriger, wach zu bleiben. Erneut schlug er ihm gegen den Arm, um ihn wach zu bekommen, diesmal etwas heftiger. Gerrit Augen öffneten sich kurz zu einem Schlitz, aber nur um sofort wieder zuzufallen. Aus dem Augenwinkel heraus sah Robert, dass sich was tat. Er setzte sich schlagartig auf und rüttelte Gerrit nun energisch wach. Der schlug um sich, weil er dachte, dass Robert ihn nur wieder erneut aufwecken wollte. „Gerrit verdammt, werd endlich wach, da tut sich was. Ein Fahrzeug fährt weg, wir müssen hinterher.“ „Wenn Du es sagst.“ war alles, wozu sich Gerrit aufraffen konnte. Zu oft schon waren sie in den vergangenen Nächten umsonst hinter irgendwelchen Fahrzeugen hergefahren. Warum sollte es bei diesem hier nun anders sein. Alles was er wollte war ins Bett fallen. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass er heute nicht einmal in der Lage sein würde, seinen Bericht über ihre heimliche Observation fertigen konnte. Robert wusste es nicht, aber Gerrit hielt es für besser, alles bis aufs Kleinste genau festzuhalten. Hinterher musste man vielleicht die Details wissen und man konnte nicht mehr genau sagen, an welchem Tag was passiert war.
Robert fuhr hinter dem Fahrzeug her, während Gerrit versuchte, sich mit den kalten Kaffeeresten in dem Becher vor sich zu aklimatisieren. Er beschloss, dass nach dieser Fahrt endgültig Schluss sein würde. So ging das nicht weiter.
Als der Wagen in einen Waldweg ein bog und das sein Licht ausmachte, wurde es langsam mal interessant. Robert wurde ganz aufgeregt und sagte immer wieder. „Hab ich es Dir nicht gesagt, he?“ Gerrit versuchte, ihn zu bremsen „Immer langsam, noch fahren wir nur durch einen Wald. Fahr mal langsamer und mach auch das Licht aus, nicht dass er uns bemerkt.“ Gerrit war froh, dass Vollmond war und ein sternenklarer Himmel zu sehen war. Dadurch war es zwar klirrend kalt, aber wenigstens hell genug, so dass Robert dem Fahrzeug in noch zu verantwortenden Weise nachfahren konnte. Als sie sahen, dass der Wagen in einen Weg einfuhr, der als Sackgasse gekennzeichnet war, entschieden sie das Fahrzeug in einer vor der Sachgasse eingerichteten Parkbucht stehen zu lassen, auszusteigen und zu Fuß weiterzugehen.
Sie nahmen ihre Taschenlampen aus dem Kofferraum und folgten dem Waldweg ca. 1 km bis ans Ende der Sackgasse. Dort fanden sie den verlassenen Wagen, dem sie gefolgt waren, vor. Gerrit zeigte Robert an, dass er ihm leise folgen sollte. Mit seiner Waffe im Anschlag bewegte er sich so leise wie möglich vorwärts. Irgendwo hier mussten die doch sein. Er fragte sich nur, was genau die hier machten. Weit und breit war kein Gebäude zu erkennen. Plötzlich stand er vor einer offenen Türe. Vermutlich ein alter Stollen. Der Eingang befand sich in einem kleinen Waldhügel, so dass er bestimmt auch bei Tageslicht nicht sofort zu erkennen war. Um ihn weiter zu tarnen lag nebenan eine Tarnvorrichtung aufgeschichtet, sah aus, wie von der Bundeswehr. Gerrit hob sie an und zeigte sie Robert. Der nickte nur und drängte Gerrit aufgeregt, in den Stollen hineinzugehen.
9.
Gerrit schaute skeptisch in den vor ihm liegenden Gang. Deutlich war zu erkennen, dass die Balken, die den Gang absicherten, ziemlich in Mitleidenschaft gezogen waren. Andererseits die Typen mussten den gleichen Weg gegangen sein und er wollte ja schon wissen, was sie hier genau machten. Vielleicht sollte man doch wenigstens Michael und Alex darüber informieren, wo sie waren. Aber vermutlich würde ihm Michaels Geschrei aus dem Hörer eher einen mittleren Hörsturz einbringen.
Also überwandt er sich und betrat vorsichtig den Tunnel. Der führte ihn nach ein Stück geadeaus nach unten und verzweigte sich dann in einen linken und einen rechten Gang. Er drehte sich zu Robert um und flüsterte „Welchen Ganz nehmen wir?“ Robert entgegnete „Am besten nimmt jeder von uns einen, das ist doch effektiver.“ und wollte an ihn vorbei gehen. Gerrit hielt ihn so gerade noch an seiner Jacke feste und schüttelte entschieden den Kopf „Bist Du verrückt, wir bleiben zusammen. Was anders kommt nicht in Frage!“ Da Robert wusste, dass er Gerrit in diesem Fall nicht umstimmen konnte, zeigte er nach ein paar Sekunden wortlos auf die rechte Abzweigung. Gerrit drückte sich wieder an Robert vorbei und ging vor.
Sie wussten nicht, wie weit sie schon gegangen waren. Es kam ihnen auf jeden Fall vor wie eine halbe Ewigkeit, als sie endlich auf eine Kiste stießen. Das heißt, die Kiste befand sich in einer Wandkuhle links von ihnen. Gerrit der die Kiste als Erstes entdeckte, deutete auf sie. Er sah sich vorsichtig um. Wo die Männer wohl geblieben waren oder war die Kiste nicht das eigentliche Ziel? Robert überholte ihn eifrig, machte seine Taschenlampe aus, kniete sich vor die Kiste und öffnete sie. Als er sah, was sie beinhaltete, pfiff er. In der Kiste war voll mit einem weißen Pulver, wenn er sich nicht täuschte, war es Kokain. „Darum geht es also“ hörte er Gerrit hinter ihm sagen. „Und was machen wir jetzt, nehmen wir die Kiste mit?“ fragte Robert. Gerrit überlegte einen kurzen Moment und schüttelte dann den Kopf „Nein, wir wissen ja immer noch nicht, wo die Männer geblieben sind. Wir sollten vorsichtshalber wieder verschwinden. Es darf nicht auffallen, dass wir die Kiste gefunden haben. Also machsie wieder zu, ich schaue nur mal eben noch kurz da hinten um die Ecke. “ und ging vorsichtig, um keine Geräusche zu machen weiter.
Robert war damit einverstanden, wieder zu verschwinden. Geschwind wandte er sich wieder der Kiste zu, während er Gerrit´s entfernende Schritte hörte. Er wollte gerade wieder aufstehen, als es einen gewallten Knall gab und alles um ihn herum zu wackeln anfing. Als die Wände anfingen einzustürzen, hörte sich selbst panisch nach Gerrit schreien. Bevor ihm etwas am Kopf traf und es dunkel um ihn herum wurde, hörte er entfernt von sich auch Gerrit nach ihm schreien. Was er nicht mehr hörte, war, dass Gerrit´s Schrei abrupt abbrach.
…..
Am nächsten morgen warteten Alex und Michael auf Gerrit und Robert. Gegen 09.30 Uhr hatte Michael bereits mehrfach versucht, die beiden zu erreichen, aber sie waren bislang weder über Telefon, noch über Handy zu erreichen. Aber noch gingen beide davon aus, dass sie, so müde wie sie die letzten Tage gewirkt hatten, verschlafen hatten und einfach nur nicht abnahmen. Sie würden bestimmt jeden Moment die Türe hereinkommen.
Als sich die Türe endlich gegen 10.13 Uhr öffnete, waren Michael und Alex gleichermaßen erleichtert, aber es kam weder Robert noch Gerrit herein, sondern der Staatsanwalt. Er schaute sich im Büro um. „Wo sind denn die beiden, doch nicht etwa im Außeneinsatz?“ Michael schüttelte den Kopf „Nein, nein keine Sorge. Sie haben sicher nur verschlafen und kommen jeden Augenblick.“ „Dann ist ja gut. Ich wollt auch nur mal schauen, wie es läuft. Ich habe einen Gerichtstermin und komme danach noch einmal wieder.“
10.
Als auch bis 11.00 Uhr weder Robert noch Gerrit auftauchten, und Michael zum wiederholten Mal ziemlich nervös von seinem Stuhl aufsprang und hin- und hertigerte, holte Alex den Ersatzschlüssel von Gerrits Wohnung aus der Schublade. „Michael ich fahre jetzt in Gerrits Wohnung und sehe nach. Länger warte ich nicht. Ich halte das nicht aus.“ Michael schnappte sich seine Jacke „Du hast Recht, das geht nicht mehr mit rechten Dingen zu. Komm fahren wir.“
...
Vorsichtig betraten sie Gerrits Wohnung, immer die Hand griffbereit an der Waffe. Man konnte ja nie wissen. Alex rief laut „Gerrit, bist Du da?, Hallo Gerrit!“ Niemand antwortete. Mit mulmigen Gefühl ging sie weiter in die Wohnung hinein und schaute sich vorsichtig um. Sie zögerte kurz. Was wenn sie Gerrit hier tot auffinden würden? Dann aber sagte sie sich, dass er ja auch schwer verletzt sein könnte und ging nun mit forscheren Schritten weiter nach hinten durch. Michael war in der Zeit ins Schlafzimmer abgebogen. Aber nichts zu machen. Gerrit war weder auffindbar, noch war irgend etwas ungewöhnlich in seiner Wohnung. Sie traf Michael im Flur wieder, der eine kurze Bestandsaufnahme abgab „Also seine Waffe und sein Handy sind nicht da. Er scheint unterwegs zu sein.“ Alex nickte und ging dann noch einmal zurück ins Wohnzimmer. Sie hatte gesehen, dass sein Laptop auf dem Wohnzimmertisch stand.
Sie öffnete ihn und überlegte, ob sie sein Passwort benutzen sollten, um zu sehen, was er als letztes getan hatte. Da dies ein Eingriff in seine Privatsphäre war, sah sie Michael fragend an. „Soll ich?“ Michael war etwas erstaunt „Du hast sein privates Passwort?“ Alex nickte. Michael versuchte erst einmal erneut Gerrit auf dem Handy zu erreichen, erfolglos. Er ließ sich neben Alex auf´s Sofa plumpsen und meinte dann „Mach es. Entweder ist nichts passiert, dann reist er uns den Kopf ab oder aber es ist ihm was passiert und wir kommen so vielleicht weiter. Also was soll´s?“
Alex startete den Laptop und warteten darauf, sein Passwort eingeben zu können. Gott sei Dank hatte Gerrit sein Passwort nicht geändert und das Programm öffnete sich problemlos. Zuerst suchte sie im Internet die letzten von Gerrit benutzten Seiten auf. Aber das half nicht wirklich weiter. Michael überlegte und kam dann auf die Idee, den Explorer nach der zuletzt errichteten Datei zu durchsuchen. Und tatsächlich, schon ja kurzer Zeit erkannten sie, dass sein letzter Eintrag bei einer Word-Datei mit dem Namen „Korte“ erfolgt war. Schnell öffneten sie die Dabei und lasen, was die beiden und vor allem Manuel Korte die letzten Tage unternommen hatte. Ebenso erfuhren sie so, wer dieser Manuel Korte überhaupt war. Gerrit hatte schön alles sorgsam notiert. Offenbar, um später alles detailliert darlegen zu können, genauso, wie es auch für Berichte erforderliche war. Der letzte Eintrag war von vorgestern Nacht, also fehlte der Bericht der gestrigen Nacht. Jetzt hatten sie echt ein Problem.
Michael veranlasste als erstes eine Handyordnung von beiden Handys und bat darum, sofort Bescheid zu geben, wenn man wusste, wo sie sich befanden. Dann rief er den Staatsanwalt an und bat um ein sofortiges Gespräch.
11.
Sie waren auch noch schnell zu Robert´s Wohnung gefahren. Natürlich hatten sie auch dort keinen angetroffen. Nachdem Michael dessen Türe mit einem Dietrich geöffnet hatte, stellten sie fest, dass auch Robert Waffe und sein Handy nicht da waren. Außerdem stand Roberts Garage offen und sie konnten sehen, dass sein Wagen weg war.
Dann fuhren sie umgehend zur Staatsanwaltschaft und trafen sich dort mit dem Staatsanwalt in seinem Büro „Ich bin gerade erst mit dem Termin fertig. Um was geht es denn?“ Aus Alex brach es sofort heraus „Wir haben ein Problem. Herr Grass und Herr Ritter sind verschwunden und wir glauben, sie sind in Schwierigkeit.“ Sie hatte den Laptop von Gerrit mitgenommen und legte nun dem Staatsanwalt die Berichte von Gerrit vor, die dieser stumm durchlas.
Er wurde blass „Verdammter Mist. Ich dachte ich bin deutlich genug geworden.“ Michael stand auf und sah aus dem Fenster „Vielleicht war es eine falsche Entscheidung die beiden nicht in die Sache einzuweihen. Dann wäre dies hier sicher nicht geschehen.“ „Sie wissen wie ich, dass die Entscheidung nicht von mir kam.“
Alex sah verwirrt von Michael zum Staatsanwalt und wieder zurück. Energisch stand sie von ihrem Stuhl auf und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust „Würde mich hier mal bitte jemand aufklären?“.
Der Staatsanwalt räusperte sich „Nun, Herr Ritter hat etwas gesehen, was er nicht hätte sehen dürfen. Dieser Müsling wird bereits seit geraumer Zeit von einer Sonderkommission überwacht. Die Ermittlungen sind fast abgeschlossen. Wenn wir ihn überprüft hätten, hätte das ein halbes Jahr Arbeit von Kollegen vermasselt. Das durfte nicht geschehen. Ich haben gedacht, es reicht, den beiden Büroarbeit zu verordnen, um sie von der Straße fernzuhalten, aber wie man sieht, war das etwas zu vorschnell gedacht.“
Alex konnte es nicht fassen „Aber warum wurde dass denn nicht einfach gesagt? Ich meine die beiden hätten das doch verstanden.“ Michael sah sie bedauernd an „Das ist ja noch nicht alles. Es gibt vermutlich einen Maulwurf in den eigenen Reihen. Auch der soll so gleich mit hochgenommen werden. Mehr Menschen als nötig einzuweihen, hätte die ganze Aktion gefährdet. Du weist doch, wie das ist. Je mehr Leute von der Aktion wissen, desto eher wird der Maulwurf gewarnt.“
Der Staatsanwalt räusperte sich „Ich habe vorhin Kommissar Meyer, den leitenden Beamten gebeten, umgehend in mein Büro zu kommen. Gott sei Dank weiß man mittlerweile endlich wer der Maulwurf in den eigenen Reihen ist.“
Meyer von K8 kam in das Büro hereingestürmt. „Was ist passiert?“ Der Staatsanwalt zeigte ihm Gerrit´s Eintragungen und klärte ihn auf „Der Kommissar, der diesen Bericht verfasst hat und sein Kollege sind offenbar seit gestern Nacht verschwunden. Was können Sie uns von diesem Korte sagen?“
Meyer rang sichtbar mit sich, ob er etwas sagen sollte, aber immerhin waren Kollegen verschwunden „Müsling arbeitet ab und ab mit ihm zusammen. Korte liefert Kokain in nicht unerheblichen Mengen. Wo der Stoff herkommt konnte aber bisher konnte noch nicht herausgefunden werden. Auch nicht, wo er den Stoff zwischenlagert. Da er auch mit Waffen und Sprengstoff handelt wird davon ausgegangen, dass er irgendwo ein Lager hat. Aber bisher konnte noch niemand dort eingeschleust werden. Der Mann ist ziemlich vorsichtig.“ Mit brüchiger Stimme fragte Michael „Ist ihm ein Mord zuzutrauen?“ Meyer war sich nicht sicher, ob Korte zu so drastischen Maßnahmen greifen würde, wollte es aber auch nicht ausschließen.
12.
Robert erwachte mit einem Dröhnschädel. Langsam kam ihm wieder in den Sinn, was passiert war. Um ihn herum war alles dunkel. So weit es sein Kopf zuließ, rief er nach Gerrit, aber Gerrit antwortete nicht. Er bliebt einen Moment lang sitzen und überlegte, was zu tun war. Durch die Verletzung am Kopf - er schätzte, dass er mindestens eine Gehirnerschütterung davongetragen hatte - fiel ihm das nicht gerade leicht.
Da er nichts sehen konnte, begab er sich vorsichtig auf seine Knie und Hände und bewegte sich um sich herum abtastend langsam vorwärts. Er merkte, dass er mehrere schmerzhafte Blessuren hatte, aber Gott sei Dank schien es so, dass keine Brüche vorhanden waren. Ab und zu musste er eine kleine Pause machen, um den Brechreiz, der in ihm hoch kam, zu unterdrücken.
Plötzlich kam ihm sein Handy in den Sinn. Er brachte sich zunächst vorsichtig in eine sitzende Position und tastete eilig in seiner Hosentasche nach dem Ding. Hoffentlich war das Akku nicht leer. Er drückte auf irgendeinen Knopf am Handy. Erleichterung machte sich in ihm breit, als er sah, dass das kleine Licht seines Displays anging. Die Erleichterung hielt jedoch nicht lange an, als er seinen zunächst verschwommenen Blick klarstellen konnte. Mist das Handy zeigte an, keinen Empfang zu haben. Frustriert wollte er es wieder in seine Hosentasche stecken, aber dann entschied er trotzdem zu versuchen, das Büro zu erreichen, aber das Handy gab keinen einzigen Leitungston von sich.
Er war drauf und dran, es wütend gegen die Wand zu schleudern, aber im letzten Moment erkannte er, dass wenn es schon nicht zum Telefonieren zu gebrauchen war, er es wenigstens als kleine Taschenlampe benutzen konnte, um seine eigentliche Taschenlampe zu suchen. Ecke für Ecke versuchte er so auszuleuchten. Da unter einigem Schutt konnte er etwas metallisches erkennen. Er hatte tatsächlich die Taschenlampe gefunden und machte sie an. Hektisch leuchtete er nun mit dieser die Gegend ab.
Vor ihm und hinter ihm war der Stollen eingefallen und es türmten sich links und rechts von ihm Schuttberge bis zur Decke hinaus auf. Er hatte wahnsinniges Glück gehabt, dass er sich genau dazwischen befunden hatte, als es knallte. Apropos Knall, er fragte sich, was wohl dazu geführt hatte. Es hatte sich irgendwie nach einer Explosion angehört.
Gerrit kam ihm wieder in den Sinn und er überlegte in welche Richtung er ihn suchen musste. Er musste ihn unbedingt finden, denn wenn er nicht so stur gewesen wäre, dann wären sie jetzt nicht hier. Bei dem Gedanken, dass Gerrit den Einsturz vielleicht gar nicht überlebt hatte, wurde im ganz schlecht und nun musste er sich doch übergeben. Als er fertig war, hatte er den Entschluss gefasst, solange zu suchen, bis er Gerrit gefunden hatte.
Er war etwas desorientiert und brauchte ein paar Minuten bis er auf die Idee kam, von der Kiste auszugehen. Sie hatte an der linken Wand von ihnen im Gang gestanden. Also war Gerrit von der Kiste aus gesehen nach rechts weiter gegangen, um kurz um die Ecke zu schauen. Er sah sich die aufgetürmte Wand, hinter der sich Gerrit befinden musste, an. Das waren eine ganze Menge Schutt und Steine. Wie breit die Wand vor ihm aufgebauscht war, war nicht zu erkennen. Er beschloss, einfach dass Beste zu hoffen, legte die Taschenlampe so hin, dass sie ihm die Wand etwas ausleuchtete und begann dann den Schutt und die Steine mit seinen bloßen Händen an Seite zu bringen.
13.
Auch Gerrit war mittlerweile zu sich gekommen, jedoch nur kurz. Er lag bäuchlings unter einem Berg von Schutt und konnte sich kein Stück bewegen. Nicht nur dass ihm ziemlich schlecht war. Er hatte das Gefühl das einfach sein gesamter Körper Schmerzwellen aussandte, darüber hinaus konnte er nur sehr schwer atmen. Ob das an dem Gewicht, das auf ihn lastete lag oder ob eine seiner Rippen sich in seine Lunge gebohrt hatte, konnte er nicht ausmachen. Das mit seiner rechten Rippenseite etwas nicht ganz in Ordnung war, dass stand für ihn fest, denn bei jedem Atemzug verspürte er ein ziemlich schmerzhaftes Stechen. Er hatte schon zweimal die Rippen gebrochen gehabt. Daher wusste er, dass dieser Schmerz nicht nur von einer einfachen Rippenprellung kam. Er versuchte die Schmerzen dadurch einigermaßen zu regulieren, dass er so flach wie möglich atmete. Die größten Schmerzen jedoch gingen von seinem linken Bein aus. Der gleichmäßige ziehende und auch pochende Schmerz verhieß nichts Gutes.
Dass er von etwas, vermutlich Steinen und Geröll, begraben worden war, konnte er bislang nur spüren, denn es war stockdunkel um ihn herum. Lediglich sein rechter Arm war frei. Den bewegte er langsam zu seinem Kopf um zu prüfen, ob das Gefühl, dass er auch dort verletzt war, stimmte. Er fühlte etwas dickflüssiges nasses an seinem Nacken. Also doch, offenbar blutete er aus einer Platzwunde. Vorsichtig, da sein Kopf zu platzen drohte, rief er nach Robert. Keine Reaktion. Als auch nach nochmaligen Versuch, nach ihm zu rufen, sich niemand meldete, versuchte er mit der freien Hand nach der Taschenlampe zu suchen und tapste mit dieser herum, aber sie war soweit von ihm weggerollt, dass er sie von seiner Position aus nicht erreichen konnte. Langsam, so als wollte sein Körper ihn schützen, verlor er wieder sein Bewusstsein.
...
Michael und Alex waren mittlerweile wieder im Büro angelangt. Meyer hatte sofort seine Leute angewiesen sowohl Müsling, als auch Korte und Konsorten hochzunehmen und zu verhaften, egal welche Beweise noch fehlten. Sie und ihre Helfer mussten unbedingt nach dem Verbleib von Gerrit und Robert befragt werden. Er hatte zugesagt, Michael oder Alex sofort zu informieren, falls bei den Befragungen irgendein verwertbarer Hinweis erfolgte.
Alex fluchte „Verflixt, man muss doch irgend etwas tun können.“ raufte sie sich die Haare. Michael überlegte auch schon die ganze Zeit. Er fühlte sich ziemlich mies. Er hatte die beiden nur weil es der Staatsanwalt wollte, völlig zu unrecht angeschissen, um sie von diesem Müsling fernzuhalten. Sie hatten schließlich nur getan, was jeder verantwortungsbewusste Polizist in dieser Situation auch getan hätte, ihn eingeschlossen. Hätte er sie doch nur eingeweiht, dann wäre das alles nicht passiert. Was, wenn sie durch sein Schweigen starben. Er wusste nicht, wie er dann damit fertig werden sollte.
Die Handy-Ortung hatte auch noch nichts gebracht. Die Experten vermuteten, dass die Handy entweder vollständig ausgestellt waren oder sie sich in einem Gebiet befanden, in der kein Netz vorhanden war. Plötzlich kam Michael eine Idee „Alex, die beiden sind doch mit Robert Auto unterwegs.“ „Ich denke schon, Gerrits Auto stand auf jeden Fall vor der Türe und die Dienstwagen sind beide da.“ „Prima“ Alex fragte sich, was daran so prima war und hörte zu, wie Michael mit der Leitstelle telefonierte. „Ja, das Kennzeichen lautet M-RR 45. Der Wagen hat JPS. Orten Sie den Waren und teilen Sie mir bitte möglichst umgehend mit, wo er sich derzeit genau befindet.“ 'Roberts Wagen hat JPS' wunderte sich Alex, war aber dennoch froh, dass Michael dieses womöglich entscheidende Detail eingefallen war.
14.
Keine 2 Minuten später hatten sie den Standpunkt des Wagens und fuhren zu dem Ort. Als sie den Wagen im Wald fanden, war er zwar leer, stand jedoch am Anfang einer Sackgasse. Sie folgerten daraus, dass Gerrit und Robert die Sackgasse zu Fuß entlang gegangen waren, sprangen wieder in ihren Dienstwagen und fuhren der Straße nach. Am Ende fanden sie ein weiteres Fahrzeug, aber niemand war da. Michael, der ein Funkgerät mit hatte, rief Verstärkung herbei, weil er nicht wusste, innerhalb welchen Umkreises sie suchen mussten. Dann machten sich die beiden auf die Suche.
Nicht lange nach Beginn ihrer Suche fanden sie den Eingang des alten Stollens und gingen nach unten. Sie waren gerade erst am Anfang des Stollens, als sie sahen, dass er eingefallen war. Alex erschreckte „Michael, das kann doch nicht wahr sein, sie sind doch wohl nicht da drin?“ Angstvoll sah sie ihn an. Als sie keine Antwort von ihm bekannt und sein erstarrtes und erschrockenes Gesicht sah, konnte sie die Tränen nicht zurückhalten. Wie sollten die beiden das überlebt haben?
Michael rief noch einmal mit dem Funkgerät die Zentrale an und forderte mehr Verstärkung und Spezialmaterial sowie Spezialisten, um mögliche Überlebende aus einem zusammengebrochenen Stollen zu befreien. Er weigerte sich, jetzt in diesem Zeitpunkt schon von Totenbergung zu sprechen. Wortlos begangen die beiden mit ihren Händen zu graben. Als Alex sich bereits den dritten Fingernagel abgebrochen hatte, ging Michael zu ihrem Dienstfahrzeug und holte von dort zwei Eiskratzer. Er gab einen davon Alex „Hier, damit geht es vielleicht besser.“
Wie von Sinnen gruben die beiden weiter. Aber so schnell sie auch gruben, es schien nicht wirklich voranzugehen. Immer wieder gab die obere Erde weiter nach.
…
Robert war fix und fertig. Der Schweiß lief ihn aus allen Poren und sein Kopf dröhnte nach wie vor im Rhythmus seines Herzens. Er vermutete, eine gehörige Gehirnerschütterung zu haben, aber darauf wollte und durfte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er war zur Decke geklettert und hatte hier angefangen zu graben. Hier oben musste die dünnste Stelle sein, so vermutete er. Als er merkte, dass das Geröll etwas lockerer wurde, grub er wie ein Wilder drauf los und da, endlich war ein Loch vorhanden.
Er grub eilig so lange weiter, bis er seinen Kopf durch das Loch stecken konnte. Aber zu sehen war natürlich nichts. Er rief nach Gerrit, bekam aber immer noch keine Antwort. Schnell kroch er wieder nach unten und holte die Taschenlampe. Als er wieder oben war, grub er noch etwas nach, nun passte sein gesamter Körper durch das Loch. Bevor er durch das Loch kroch leuchtete er den dahinter befindlichen Raum ab. Zuerst konnte er Gerrit nicht ausfindig machen. Aber dann erschrak er. Er sah Gerrits Kopf und einen Arm von ihm, der Rest war verschüttet. Da Gerrit sich auf sein zurufen nicht bewegte, kroch er eiligst vollständig durch das Loch und begab sich langsam nach unten.
15.
Robert versuchte zunächst einmal, als er unten bei Gerrit ankam, ihn wach zu bekommen, aber das gelang ihm nicht. Also begann er damit, Gerrit auszubuddeln, was sich aber ziemlich schnell als nicht wirklich effektiv herausstellte, denn immer wieder rieselten Brocken von oben nach. Mühsam schaffte er es aber nach einer geraumen Zeit dennoch, wenigstens Gerrits Oberkörper freizulegen.
Als er gerade ein Pause machte, bewegte sich Gerrit leicht. Robert, der sich für die Pause neben Gerrit gesetzt hatte, beute sich zu ihm hin. Vorsichtig fragte er „Gerrit, he Gerrit bist Du wach?“ Er hörte ein schwaches „Hm“ und nach einer kleinen Pause „Robert bist Du da?“ „Ja, ich bin hier. Bewege Dich bitte nicht, Du bist ziemlich schwer verletzt worden. Nicht das es noch schlimmer wird.“
Gerrit machte mühsam seine Augen auf und sah ihn an. Ja, da war tatsächlich Robert. Auch er sah ziemlich ramponiert aus, schien aber zu seiner Erleichterung eindeutig beweglich zu sein als er. Er merkte, dass er etwas besser atmen konnte, als noch zuletzt und sah nun auch, dass Robert ihn bereits ein ganzes Stück befreit hatte. Robert bemerkte seinen Blick „Ich mache gerade nur eine kleine Pause. Es geht gleich weiter. Keine Sorge, ich bekomme Dich schon hier raus.“ brachte er hastig heraus. Gerrit sah ihn dankbar an.
Je länger Gerrit wach war, desto schneller kam sein Gehirn wieder auf Hochtouren. Robert hatte mittlerweile wieder angefangen, hinter ihm zu graben. Das Sprechen fiel ihm zwar schwer, aber er brachte dennoch ein „Robert, bitte hör auf damit." heraus. Als Robert sich ihm erneut zuwandte, wies er ihn an "Du musst Hilfe holen!“ Doch Robert schüttelte energisch den Kopf. „Nein ich lasse Dich hier nicht allein, die werden uns schon finden.“ Robert konnte sehen, dass Gerrit starke Schmerzen hatte, auch wenn er versuchte, es vor ihm zu verbergen.
Gerrit nahm Robert Hand in seine und sah ihn so eindringlich an, wie es nur ging. Mühsam drang ein geflüstertes „Bitte, Robert. Die wissen doch gar nicht wo wir sind.“ aus seinem Mund. Die Konzentration, die er aufbringen musste, um diese Worte zu sagen, raubten ihm fast alle Kraft. Robert wurde aufgrund der Eindringlichkeit seiner Worte bewusst, dass Gerrit Recht hatte. Wenn er keine Hilfe holen würde, würde auch keiner kommen. Es wäre dann völlig umsonst, Gerrit hier ausbuddeln und mit ihm auf Hilfe zu warten. Schweren Herzens antwortete „Na gut, OK, aber Du musst Durchhalten. Versprich mir das. Hörst Du!“ Gerrit nickte anstatt zu antworten. Er war heilfroh, dass Robert die Notwendigkeit, ihn allein zu lassen, um Hilfe zu holen, so schnell einsah.
Sie hätten niemals ohne Rücksicherung hinter den beiden Männern hergehen dürfen. Er war der ältere, erfahrenere von ihnen beiden, deshalb fühlte Gerrit sich auch so schuldig, dass es soweit gekommen war. Die Aussicht, wenn Robert ging, wieder ganz allein hier im Dunkeln zu liegen, war zwar nicht gerade berauschend, aber wegen seiner Schuldgefühle war es ihm momentan am Wichtigsten, dass Robert so schnell wie möglich hier rauskam und wenigstens er das hier überlebte. Niemand konnte sagen, ob nicht erneut ein Einsturz erfolgen würde, sie wussten ja nicht, was passiert war. Aber das behielt er lieber für sich. Nicht, das Robert es sich noch anders überlegte.
Robert sah sich noch einmal unschlüssig um, ob er Gerrit hier auch so liegen lassen konnte. Er wollte gerade los, als er bemerkte, dass Gerrit fror. Er zog deshalb seine Jacke aus und legte sie ihm über. Einen Moment lang überlegte er, die Jacke unter ihm zu legen, um ihn vor der Kälte von unten zu schützen, aber er wollte ihm nicht unnötige Schmerzen bereiten. Außerdem wusste er nicht, ob er nicht alles nur schlimmer machen würde, wenn er ihn bewegte. Er hatte keine Ahnung, wie schwer Gerrit verletzt war, aber er sah ziemlich schlecht aus, noch dazu hatte Gerrit wieder das Bewusstsein verloren. Deshalb ließ Robert ihn lieber so liegen.
Erneut sah er sich um. Er hatte bisher nur seine Taschenlampe benutzt, um die Batterien in Gerrits Taschenlampe für den Notfall aufzusparen. Er ging sich Gerrits Taschenlampe holen und legte seine Taschenlampe griffbereit in Gerrit´s Hand. Wenn er jetzt ging, würde es wieder dunkel hier drin sein. Aber so konnte Gerrit sich wenigstens Licht machen, wenn er wieder wach und brauchte hier, wenn schon allein dann doch wenigstens nicht im Dunkeln liegen. Da er nun nichts mehr für Gerrit tun konnte, machte sich dran, erneut durch das gegrabene Loch zu kriechen, um auf der gegenüberliegenden Seite ein weiteres Loch Richtung Ausgang zu graben.
16.
Als die Helfer endlich ankamen - unter ihnen natürlich ein Großteil der Mannschaft des K11 - mussten die erst einmal Alex und Michael fast mit Gewalt aus dem Stollen ziehen, weil die Experten, die man mitgebracht hatte, sich das Ganze erst einmal in Ruhe ansehen mussten. Als die Experten wieder aus dem Stollen herauskamen, hatten sie keine guten Neuigkeiten. „Wenn wir die Gänge frei machen, besteht Lebensgefahr. Es hat offenbar eine Explosion im linken Schacht gegeben, was zum Einsturz beider Schächte geführt hat. Wenn das da drinnen überhaupt jemand überlebt hat, dann nur im rechten Schacht. Vermutlich ist der Schacht nur an einigen Schwachstellen eingestürzt. Das Problem ist das, wenn wir die eingestürzten Stellen freiräumen, wird vielleicht der Rest weiter nachbrechen und weitere Menschen verschütten. Das ist einfach zu riskant.“
Michael dachte er hätte sich verhört. „Was sagen Sie da. Das kann doch nicht ihr ernst sein. Wir müssen was machen, unsere Kollege sind vermutlich da drin.“ Als der Mann nur bedauernd seine Schultern zuckte, wurden auch auch die anderen Kollegen laut. So einfach wollten sie nicht aufgeben. Einer der Experten ließ sich erweichen „Also gut, wir können versuchen, die oberen Schuttberge abzutragen, um so nach hinten in den Stollen zu gelangen. Aber, wie schon erwähnt, das ist äußerst gefährlich, der Stollen kann jederzeit weiter einstürzen und wer mitmacht, macht das auf seine eigene Gefahr. Ich kann für nichts garantieren. Aber bedenken Sie bitte, es besteht auch die Möglichkeit, dass Ihre Kollegen gar nicht in dem Schacht waren oder aber den Einsturz nicht überlebt haben.“
Michael sah seine Kollegen an. „Für mich gibt es keine andere Erklärung für das Verschwinden von Gerrit und Robert, als dass sie sich da drin befinden. Und ich selbst werde das Risiko eingehen, aber ich kann auch verstehen, wenn Ihr sagt, dass es Euch zu riskant ist.“ Alex war bereits kommentarlos auf dem Weg in den Stollen, um zu helfen und ohne noch ein Wort darüber zu verlieren, begaben sich auch die anderen in den Stollen.
…
Robert konnte langsam nicht mehr. Er hatte durch die gegenüberliegende Wand ein weiteres Loch gegraben und war durchgekrochen. Erst war er froh, als er keine weitere Wand direkt vor sich sah, aber als er ein Stück gegangen war, türmte sich doch eine weitere Einsturzwand vor ihm auf. Erneut hatte er sich nach oben begeben, um ein Loch zu graben, aber diese Wand war dicker als die beiden vorher. Er grub und grub, aber es war kein Vorwärts kommen zu sehen. Er ließ sich frustriert nach hinten fallen um einen Moment lang auszuruhen. Er schloss die Augen. Langsam machte sich wieder seine Gehirnerschütterung bemerkbar. Vermutlich war das Adrenalin dafür verantwortlich, dass er sich bis hierher ziemlich gut gehalten hatte, aber so langsam aber sicher, ließ der Schub doch nach.
Er wünschte, er wäre bei Gerrit geblieben, hätte ihn nicht so allein gelassen. Er wusste, dass es Gerrits Wunsch gewesen war, dass er ging und einen Ausweg suchte. Und was tat er? Er versagte kläglich, da hätte er auch gleich bei ihm bleiben können, was wenn Gerrit starb und niemand bei ihm war. Er würde sich das niemals verzeihen können. Was sagte er da. Niemand würde sie hier finden. Wenn schon nicht an ihren Verletzungen, so würden sie sicherlich verdursten. Er hatte fürchterlichen Durst. Wenn er sich etwas wünschen dürfte, dann würde er sich jetzt einen Wasserquelle wünschen, eine die nie versiegt.
17.
Robert driftete ab und schlief einen Augenblick später ein. Als er wieder aufwachte, wusste er erst nicht, warum er wach geworden war. Dann hörte er entfernt leise Stimmen und spürte, wie Steingeröll über ihn hinweg kullerte. Da war jemand auf der anderen Seite am Graben. Er begann, so laut er konnte nach Hilfe zu schreien und so schnell es ihm möglich war, begann er wieder zu graben. Im Gedanken beteten er zu Gott, dass er sich das nicht alles einbildete. „Halt durch Gerrit, halte durch“ sagte er sich immer wieder vor sich hin. Vor lauter Eifer hörte er nicht, dass die anderen ihn gehört hatten und nun antworteten.
Und dann war es endlich geschafft und der Durchbruch war da. Auf der anderen Seite zogen sie ihn vorsichtig voller Freude aus dem gegrabenen Loch, denn Michael hatte natürlich sofort Roberts Stimme erkannt und sofort nach hinten weitergegeben, dass er lebte. Er wurde sofort durchgereicht und sollte nach Draußen gebracht werden, aber Robert riss ich los und wandte sich an Michael, der hinter ihm herlief, um von ihm zu erfahren, was mit Gerrit war. „Gerrit, er ist schwer verletzt. Er ist weiter hinten, hinter der zweiten Wand von hieraus, aber ihr müsste vorsichtig sein, er ist noch zum Teil verschüttet. Ich komme mit und zeig Euch den Weg.“ Aber Michael hielt ihn auf und drückte ihn sanft Alex in den Arm „Nein, geh mit Alex und lass Dich verarzten. Ich mache das schon.“ Als er zufrieden wahrnahm, dass Robert, der ziemlich fertig aussah, sich von Alex mitziehen ließ, verlangte er nach einem Arzt. Als dieser endlich mit einem Koffer kam, kroch Michael mit ihm voran durch das Loch, um zu Gerrit zu gelangen. Der Rest würde die Löcher so vergrößern, damit eine Trage hindurch passte.
…
Als Alex mit Robert aus dem Schacht gekrochen war, wurde er sofort von einem Arzt empfangen, der ihn zum Krankenwagen brachte, um erste Untersuchungen vorzunehmen. Der Staatsanwalt stand draußen und empfang Alex mit fragendem Blick. Sie antwortete „Robert sagt, Gerrit ist schwer verletzt, sie versuchen jetzt, um besser zu ihm durchzukommen, die von Robert gegrabenen Löcher zu verbreitern, um mit einer Trage durchzukommen. So wie ich Michael kenne, ist der wahrscheinlich schon längst bei Gerrit.“
Gemeinsam gingen sie zu dem Krankenwagen. Robert, dem ziemlich schlecht war, wurde beim Anblick des Staatsanwalts ziemlich schwach auf den Beinen und sackte fast weg. Seinem Blick war deutlich zu entnehmen, dass er von ihm einen sofortigen Anschiss erwartete. Der Staatsanwalt musste trotz der noch ziemlich ernsten Situation doch heimlich schmunzeln und versuchte ihn mit „Keine Sorge, ich werde jetzt nicht über Ihre Verfehlungen sprechen, das verwahre ich mir auf, bis auch Herr Grass lebend geborgen ist und sie beide aufnahmefähig sind. Dann muss ich mich wenigstens nicht wiederholen.“ zu beruhigen. Robert senkte schuldbewusst den Kopf und flüsterte „Es tut mir alles so Leid.“
Der Arzt gab Robert, da er partout nicht ins Krankenhaus gefahren werden wollte, bevor Gerrit auch draußen war, kurzerhand eine Beruhigungsspritze und sorgte dafür, dass er sich auf die Liege legte. Dann wurde Robert, der bereits weg schlummerte, angeschnallt und der Arzt informierte Alex „Das Mindeste, was er hat, ist eine Gehirnerschütterung. Soviel kann ich schon einmal sagen, das andere wird sich im Krankenhaus zeigen. Wir bringen ihn ins Marienkrankenhaus zu weiteren Untersuchungen. Dort wird er sicherlich erst mal bleiben müssen.“
Alex nickte und informierte den Arzt, dass sie später nachkommen würden, sobald Gerrit sicher geborgen und ebenfalls auf dem Weg ins Krankenhaus war. Sie wandte sich wieder dem Stollen zu und wartete zusammen mit dem Staatsanwalt das weitere Geschehen ab.
18.
Der Arzt kam kaum hinter Michael her, so schnell lief der voran. Endlich standen sie vor der ersten Wand. Michael half dem Arzt durch das von Robert gegrabene Loch zu gelangen. Als auch er durch das Loch durch war, sah er sofort die zweite Mauer und das Spielchen begann von vorne.
Trotz der Erzählung von Robert erschrak Michael, als er Gerrit so völlig reglos auf der Erde liegen sah. Während der Arzt erste Untersuchungen vornahm, wollte Michael sofort anfangen, Gerrits Unterkörper weiter zu befreien. Als er jedoch merkte, dass, je mehr er von dem Schutt wegnahm, umso mehr nachrollte, beschloss er, doch lieber auf die Experten zu warten. Er sah den Arzt fragend an „Und, wie geht es ihm?“ „Sein Zustand ist ziemlich schlecht. Ich kann hier kaum etwas für ihn tun. Er muss schnellstens in Krankenhaus. Ich gebe ihm erst einmal was, um den Kreislauf zu stabilisieren.“ Der Arzt machte sich daran, Gerrit eine Infussionsflasche anzulegen und drückte Michael die Infussionsflasche in die Hand, um diese hochzuhalten, damit er etwas zu tun hatte.
Es dauerte nicht lange, bis die anderen zu ihnen stießen und auch das letzte Loch entsprechend vergrößert war. Als sie unten ankamen, sah sich der Experte die Situation an und entschied „Es bleibt nichts anderes übrig als einfach anzufangen, so viel wie möglich wegzuräumen und zu hoffen, dass wir ihn das letzte Stück herausziehen können, sonst dauert es ewig und ich schätze so viel Zeit haben wir wohl nicht mehr.“ Alle begangen so schnell wie möglich zu graben.
Sie waren schon eine ganze Weile zugange und hatten Gerrit bereits bis zu den Knien freigeräumt, als dieser doch noch einmal das Bewusstsein erlangte. Als Michael merkte, dass Gerrit sich leicht bewegte und ein leises Brummen von sich gab, hörte er auf mitzugraben und hockte sich zu ihm. Langsam machte Gerrit sein Augen auf. „Michael?“ hauchte er. Michael nahm seine Hand „Ja ich bin es, Wir sind alle hier, glaub mir das wird wieder. Es dauert nicht mehr lange, dann haben wir Dich frei und dann geht’s gleich ab ins Krankenhaus. Kann sich nur noch um Minuten handeln.“ Der Arzt hatte Gerrit ein hochdosiertes Schmerzmittel gespritzt, damit er wenigstens keine Schmerzen verspürte, aber das belastete seinen Kreislauf zusätzlich. Michael sah, dass Gerrit wieder wegkippte. Als der Arzt bei der Überprüfung seines Pulses spürte, dass dieser in den Keller ging, schupste er Michael kurzerhand etwas an Seite „Machen Sie Platz, der Kreislauf kollabiert.“ Schnell spritzte er ihm ein kreislaufanregendes Mittel direkt die Venen Nach kurzer Zeit blickte er auf „Es kann weitergehen, aber wir müssen ihn so schnell wie möglich in eine Klinik verbringen.“
Als nur noch die Füße und ein Teil der Waden verschüttet waren, legte der Arzt Gerrit an dem für alle sichtbar gebrochenen Bein so gut es eben ging eine Schiene an, damit er herausgezogen werden konnte. Als sie ihn endlich frei hatten, wurde er auf der Spezialtrage festgegurtet und so schnell wie möglich aus den Stollen gezogen. Keine 10 Minuten später lag er im Krankenwagen, der sofort mit Blaulicht losfuhr.
Alex ließ sich erleichtert gegen Michael fallen. Beide waren ziemlich schmutzig und verschwitzt, abgesehen davon, dass sie kaputt waren, als hätten sie einen ganzen Tag lang nur Sport getrieben. Aber anstatt nach Hause zu fahren, um zu duschen und sich ein bisschen auszuruhen, beschlossen sie umgehend in das Krankenhaus, in dem neben Robert nun auch Gerrit gerade gebracht wurde zu fahren.
19.
Nachdem sie bei Robert gewesen waren, um ihm kurz zu berichten, dass auch Gerrit endlich im Krankenhaus war, saßen sie eine ganze Weile vor dem OP Raum, bevor der Arzt herauskam. Er kam auf sie zu „Sie müssen die Kollegen sein, die wegen Herrn Grass warten.“
Michael stimmt dem zu und der Arzt fuhr fort „Er hat ganz gehöriges Glück gehabt, vor allem, dass er so schnell gefunden wurde. Er hat eine Gehirnerschütterung, mehrere Rippenbrüche und ein Beinbruch, den wir gerade operiert haben. Die Unterkühlung haben wir auch schon im Griff. Endlich war die Unterkühlung mal zu etwas nütze. Sie hat dafür gesorgt, dass der Kreislauf verlangsamt wurde. Ich weiß nicht, ob er es sonst überlebt hätte. Die ganzen sonstigen kleineren Verletzungen oder Prellungen können wir da getrost beiseite lassen. Wie dem auch sei, er hat die OP ganz gut überstanden und wird in die Intensivstation verbracht. Wenn alles gut läuft, kann er gegebenenfalls morgen früh zu seinem Kollegen auf die Normalstation.“ Michael und Alex bedanken sich und machten sich dann auf den Weg zur Intensivstation. Sie wollten Gerrit noch einmal sehen und dann nach Hause fahren, um endlich zu duschen.
Als sie am nächsten morgen wieder im Krankenhaus erschienen, war Gerrit bereits in Roberts Zimmer verlegt worden. Vor der Türe trafen sie auf den Staatsanwalt, der ebenfalls zu den beiden wollte. „Der Arzt ist gerade bei Herrn Grass, deshalb können wir noch nicht rein.“ informierte er sie.
Als sie so zusammen vor dem Zimmer warteten, dass sie endlich eintreten konnten, fragte Michael den Staatsanwalt „Und was machen Sie jetzt mit den beiden, ich meine, wollen Sie sie wirklich dafür bestrafen, dass sie die Augen nicht einfach zumachen, sondern hinschauen und notfalls auch auf die Gefahr von möglichen Konsequenzen handeln?“ Alex schaute den Staatsanwalt interessiert an.
Der sah sie eine Weile an und schüttelte dann den Kopf „Nein, natürlich nicht. Dass Sie auch außerhalb ihrer Bürozeit den Dienst ernst nehmen, ist doch wohl gewollt. Aber gleichwohl. Ihr Handeln war äußerst gefährlich und das ist nicht gerade erwünscht. Eine kleine Strafe dürfte da doch wohl angebracht sein.“ Alex lächelte „Ja schon, aber ist das wirklich nötig? Glauben Sie nicht, die beiden wissen längst selbst, was für einen Blödsinn sie da veranstaltet haben?“ „Vielleicht haben Sie Recht. Auch ich bin schließlich auch froh, dass es doch noch so glimpflich ausgegangen ist.“
Endlich kam der Arzt aus dem Zimmer. „Sie können jetzt zu Ihnen rein. Aber bitte nicht zu lange. Gerade Herr Grass braucht noch viel Ruhe.“ Sie nickten artig und betraten dann das Zimmer. Robert sah ihnen zermürbt entgegen und schien eine Standpauke zu erwarten, während Gerrit die Augen geschlossen hatte. Er bekam Sauerstoff zugeführt, damit er besser atmen konnte. Über eine Transfusion wurde ihm eine Flüssigkeit direkt in die Armvene zugeführt. Beide sahen ziemlich blass um die Nase herum aus.
Alex ging zu Gerrit rüber und nahm seine Hand. „Hey Gerrit, bist Du wach?“ sprach sie ihn an. Gerrit öffnete seine Augen und nickte leicht „ich bin nur so müde“ flüsterte er. „Ist schon in Ordnung, schlaf ruhig, wir kommen später noch einmal wieder“ wollte Alex sich verabschieden, aber Gerrit hielt sie zurück. „Was genau ist passiert?“ wollte er wissen.
20.
Michael berichtete über die neuesten Erkenntnisse: Wie es aussah, hatten die beiden den schon so lange gesuchten geheimen Lagerort von Korte entdeckt. Scheinbar benutzte Korte bislang den rechten Stollen zur Aufbewahrung von Drogen und den linken zur Aufbewahrung seiner Waffen bzw. Munitionen, halt eben auch für Sprengstoff. Seine beiden Mitarbeiter hatten in der Nacht, in der Gerrit und Robert ihnen gefolgt waren, Munition und Sprengstoff in den linken Tunnel gebracht. Dass die beiden den rechten Gang ausgewählt hatten, um ihnen nachzugehen, war ihr Glück gewesen, denn der linke Stollen war vollständig eingefallen und sie hätten keine Überlebenschance gehabt. Aus Unachtsamkeit muss einer der Mitarbeiter von Korte versehentlich den Sprengstoff hochgejagd haben. Die Männer hatten dies nicht überlebt. Sie lagen bereits zur Obduktion in der Rechtsmedizin.
Michael erzählt Robert und Gerrit auch noch in einer etwas verkürzten Form, warum dieser Müsling nicht überprüft werden sollte. Robert wurde klar, dass sie mir ihrer Aktion vielleicht die Verhaftung von diesem Müsling gefährdet hätten und dass nur wegen seinem Dickschädel. Kleinlaut sprach den Staatsanwalt direkt an „Vermutlich müssen wir jetzt bis ans Ende unsere Lebens Büroarbeit leisten oder?“ Im Stillen betete er, dass es nur das war, was ihnen blühte und sie nicht noch suspendiert wurden oder schlimmer, wie sagte man so schön, unehrenhaft entlassen wurden. Der Staatsanwalt sah ihn an „Wenn man bedenkt, was sie beide alles falsch gemacht haben.“
Als Michael sah, das Robert wie in Häuflein Elend auf seinem Bett saß und den großen Anschiss oder einen Weltuntergang zu erwarten schien, sprang er ihm kurzerhand zur Seite „Herr Staatsanwalt, ich glaube wir haben alle ein paar Fehler gemacht, mich nicht ausgeschlossen. Ich denke, man kann es bei einer ernsthaften Ermahnung bleiben lassen oder?“ Der Staatsanwalt nickte. „Meinetwegen, aber meine Herren, ich will so etwas nie wieder erleben und das meine ich durchaus ernst.“
Gerrit konnte ein Grinsen nicht vermeiden. Nicht, weil der Staatsanwalt entgegen auch seiner Befürchtung so milde gestimmt war, sondern weil Michael doch tatsächlich einmal zugab, Fehler gemacht zu haben. Scheinbar geschahen doch noch Zeichen und Wunder. Er sah Alex noch kurz an und konnte dann das Schließen seine Augen nicht mehr verhindern. Die Stimmen im Zimmer wurden immer leiser und schließlich war er tief und fest eingeschlafen. Dass sich die drei Besucher verabschiedeten bekam er gar nicht mehr mit.
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Robert wurde nach knapp einer Woche und Gerrit endlich auch nach gut zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen. Zur Feier des Tages holten die anderen drei ihn aus dem Krankenhaus ab und fuhren ihn nach Hause, wo sie alles für ihn bereitgestellt hatten, weil er immer noch an Krücken ging. Es würde noch gut 2 weitere Wochen dauern, bis er die Krücken weglassen konnte. Wann die Schrauben aus seinem Bein entfernt werden sollten, wusste er noch nicht genau, aber es ging bergauf und darauf kam es an.
Das Entscheidungs-Fußballspiel, das ca. eine Woche nach Gerrits Entlassung aus dem Krankenhaus anstand, verlor die Mannschaft vom K11 knapp mit 0 : 1. Gerrit, der immer noch an Krücken ging, freute sich schon, wegen seiner "Verhinderung" bei der Einlösung des anstehenden Wetteinsatzes davongekommen zu sein, aber da Not am Mann war, musste er bei der am Wochenende darauf stattfindenden Feier humpelnd hinter den Tresen aushelfen. Letztlich machte es ihm dann aber doch nicht viel aus, denn es kamen auch einige schöne junge Damen und in sich hineingrinsend, dass Robert ständig unterwegs war, um Bier herumzutragen, war er fleissig am flirten. Es war halt wieder alles beim Alten.
ENDE
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