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Von der Vergangenheit eingeholt

Es war Donnerstagmorgen gegen 10.20 Uhr und Alex kam von der Pathologie mit einem Opduktionsbericht zurück ins Büro. Michael sah ihr entgegen und streckte ihr schon die Hand entgegen. Sie bearbeiteten gerade einen eher mittelmäßigen Fall. In einer Wohnung war gestern ein Renter tot aufgefunden worden. Der Mann hatte eine starke Kopfwunde und es musste geklärt werden, ob er sich die bei einem Unfall zugezogen hatte oder aber ob es sich um Mord handelte. "Schöne Grüße vom Doc" sagte Alex, als sie Michael die Unterlagen gab "Er meint, dass es eher nach Unfall aussieht. Er hat keinerlei Anzeichen für Fremdeinwirkung gefunden. Die Wunde passt exakt zu der Kante des kleinen Schränkchens im Flur, wo der Mann ja auch gefunden worden ist." Michael brummte: "Na denn wird er wohl umgefallen und an die Kante gestoßen sein, na ja, kannst Du die Akte halt schnell abschließen." Alex sah ihn entgeistert an "Ich, warum ich, den Bericht kannst Du genauso gut schreiben".

Michael wollte gerade etwas erwidern, als er sich eines besseren belehrte, als er sah, dass Alex nicht zu Späßen aufgelegt war. "Was ist denn mit Dir los?" fragte er. "Nichts wieso?" "Du bist heute so nachdenklich und merkwürdig drauf, deshalb". Alex drehte sich zum Fenster um und schaute hinaus. Dann drehte sie sich zu Michael und fragte ihn "Sag mal, ist Dir auch aufgefallen, dass Gerrit die letzten beide Tage irgendwie komisch drauf war?" "Hm, ja schon, aber das vergeht schon wieder. Ich wundere mich nur, warum er heute erst gegen Mittag erscheinen will. Hat er Dir dazu was gesagt?" Alex schüttelte leicht nachdenklich ihren Kopf "Nee, ich dachte, er hätte Dir gesagt, was er hat". "Er wollte gestern mit mir ein Bier trinken gehen, aber ich konnte nicht, weil ich Mike abholen musste. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, wollte er mir vielleicht was sagen. Vielleicht redet er ja nachher, wenn er kommt."

Beide bearbeiteten nach diesem Gespräch ihre Akten und Alex versuchte ein paar Mal, Gerrit zu erreichen, aber er ging nicht an sein Handy. Michael bemerkte das zwar, sagte aber nichts, denn auch er wollte wissen, was los war. Gerrit war ja schon mal nicht gut drauf, aber gleich zwei Tage hintereinander war dann doch eher etwas ungewöhnlich. Er nahm sich vor, dass, sollte Gerrit wie schon so oft, mit der Sprache nicht rausrücken wollen, heute Abend mit ihm ein Feierabendbier zu trinken und ihn mal so durchgehend auszuquetschen. Halt mal so ein richtiges Gespräch unter Männern.

Als es langsam auf 14.00 Uhr zuging, wurde Alex nervös. Immer wieder schaute sie auf die Uhr. "Was hast Du?" fragte Michael sie genervt "Ach, ich frage mich nur, wo Gerrit bleibt, er hätte schon vor einer Stunde hier anfangen müssen und ich habe so ein verdammt blödes Gefühl, das da was nicht stimmt." Michael wurde es langsam zu bunt "Ich frage mich verdammt noch mal, was Gerrit sich bloß dabei denkt! Warum geht der Kerl nicht an sein Handy?" polterte er los und wurde jäh vom Klingeln seines Telefons unterbrochen.

Alex beobachtete Michael beim telefonieren, der sie immer besorgter anschaute. Aus dem Wortlaut von Michael konnte sie nichts entnehmen, denn der antwortete jeweils nur einsilbig und meistens mit "ja", was ihr nun nicht wirklich zu Informationen verhalf. Als er auflegte schaute Michael Alex ernst an und Alex wurde es ganz mulmig im Bauch "Komm sag schon, wer hat angerufen?"

 

Michael atmete tief durch und sah dann aus dem Fenster. "Das waren Kollegen von der Autobahnpolizei. Es ging um Gerrit. Sein Auto ist auf Autobahn von Nürnberg nach München kurz vor München von der Fahrbahn abgekommen und hat sich mehrfach überschlagen." Alex sah Michael geschockt an "Gerrit hatte einen Unfall?" Michael nickte, sagte aber dann "Na ja, nicht ganz. Ich meine, natürlich hatte er einen Unfall, aber keinen normalen. Sein Fahrzeug weist mehrere Einschusslöcher auf. Ferner gibt es einige Zeugen, die aussagen, dass es eine wilde Verfolgungsjagd gab. Deshalb waren die Kollegen auch schnell vor Ort, weil sie darüber schon von den Zeugen per Handy über die Verfolgungsjagd informiert worden sind." Alex, die die ganze Zeit gestanden hatte, musste sich erst einmal setzen. "Was hat Gerrit auf der Autobahn gemacht bei einer Verfolgungsjagd?" flüsterte sie. Dann fiel ihr ein, dass sie noch gar nicht gefragt hatte, wie es Gerrit ging. "Und Gerrit?"

Michael starrte auf seinen Tisch "Er ist schwer verletzt. Wie schwer genau, wissen die Kollegen vor Ort selbst noch nicht, aber es sieht nach schweren Kopfverletzungen aus." Alex ging schnellen Schrittes zum Geraderobenständer, um ihre Jacke zu schnappen "Worauf wartest Du noch, ich will so schnell wie möglich dahin, los komm!" Michael, der ihr zugesehen hatte, stand nun auch auf "Wir können direkt zum städtischen Krankenhaus fahren, die Kollegen sagen, dass der Hubschrauber gerade gekommen ist, um ihn dahin zu fliegen, sie werden wohl so in 20 Minuten da sein. Wir brauche bis dahin nur 10 Minuten, wir haben also noch Zeit". Da Michael merkte, dass Alex Mühe hatte, ihre Tränen zurückzuhalten, fuhren sie nun doch schon mal los, würden sie halt vor Ort auf das Eintreffen des Hubschraubers abwarten.

Unterwegs sprach Alex kein Wort und Michael informierte telefonisch den Staatsanwalt über die Situation. Er sagte es Alex nicht, aber er machte sich Vorwürfe, dass er gestern nicht doch Zeit gefunden hatte, mit Gerrit ein Bier trinken zu gehen. Er wußte zwar nicht, was geschehen war, aber vielleicht hätte das alles verhindert werden können. Und was, wenn Gerrit das nicht überleben würde. Aber soweit wollte er gar nicht erst denken und schon den Gedanken schnell wieder in die hinterste Ecke ab.

Sie saßen 15 Minuten vor der Notaufnahme, als sie endlich hörten, dass ein Hubschrauber angeflogen kam. Sie hofften, dass diesmal Gerrit gebracht wurde. Beim ersten Hubschrauber der ankam, seit dem sie hier saßen, wurde jemand anderes gebracht. Das städtische Krankenhaus war auf Kopfverletzungen spezialisiert und bekam öfter von auswärtigen Krankenhäusern per Hubschrauber Verletzte. Michael sprang von seinem Stuhl auf und schaute nervös zum Fahrstuhl. Sie beiden durften ausnahmsweise hier vor den Untersuchungsräumen warten, anstatt draußen im Wartebereich.

Endlich ging die Tür auf und der Mann auf der Trage war diesmal tatsächlich Gerrit. Beide rannten sofort zu ihm hin, wurden aber von den Sanitätern auf Abstand gehalten. Gerrit war ohne Bewusstsein. An ihn waren mehrere Schläuche und ein Beatmungsgerät angeschlossen. Michael hörte, wie der Sanitäter zu den Krankenschwestern, die ihnen nun entgegenkamen, um Gerrit in Empfang zu nehmen, mehrere Dinge sagte, aber alles, was er aus dem Kauderwelsch verstehen konnten, war, das Gerrit offenbar wiederbelebt worden war und seine Werte im kritischen Bereich waren. In der Zwischenzeit hatte Alex die Hand von Gerrit gehalten und lief neben der Trage her. Bevor es durch die Tür zum Untersuchungsraum ging, wurden die beiden aufgehalten und mussten sich wieder setzen und gedulden.

Alex konnte ihre Tränen und nicht mehr zurückhalten und sah, dass Michael es bemerkte. Sprechen konnte sie nicht, denn dann wären wahrscheinlich alle Dämme bei ihr gebrochen und sie sah, dass der Staatsanwalt gerade im Anmarsch war. Statt dessen sagte Michael zu ihr "Komm, mach Dir nicht so viel sorgen, er schafft das schon" aber Alex sah seinem Gesicht hat, dass er sich da ebenfalls nicht sicher war. Michael übernahm es, den Staatsanwalt ins Bild zu setzen und gemeinsam warteten sie nun auf irgendeine Information über Gerrits Gesundheitszustand. Zwischendurch rief Max an, um sich zu erkundigen, ob es was Neues gibt und Michael versprach, sich zu melden, sobald sie was wussten.

Sie mussten eine lange Zeit warten und währenddessen überlegten alle drei, was wohl passiert ist. Der Staatsanwalt verfügte in der Zwischenzeit, dass die Autobahnpolizei ihre Untersuchungsergebnisse so schnell wie möglich ins K11 schicken sollten. Des Weiteren hatte er darüber gesorgt, dass die Spurensicherung am Unfallort ihre Ermittlungen aufnahm und Gerrits Wagen zur genauen ermittlungstechnischen Untersuchung konfiszierte, bevor ein Abschleppwagen ihn mitnahm. Alex fiehl ein, dass sie den ganzen Vormittag versucht hatte, Gerrit über sein Handy zu erreichen und so veranlasste der Staatsanwalt ebenfalls, dass die Handyverbindungen von Gerrits Handy zu überprüfen und das Ergebnis ins K11 zu bringen war. Sie hofften, so herauszubekommen, wo sich Gerrit den Tag über aufgehalten hatte.

Nach über einer Stunde kam endlich ein Arzt und nahm sie mit in sein Besprechungszimmer: "Also, wir haben ihren Kollegen eingehend untersucht. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass es nicht gut aussieht. Er hat einen Schädelbasisbruch mit Einblutungen ins Gehirn. Wir beobachten zurzeit erst einmal, ob die Blutungen von allein aufhören. Wenn nicht, werden wir operieren müssen, um den Druck von seinem Gehirn zu nehmen, das wäre bei seiner momentanen Verfassung aber sehr ungünstig. Ferner hat er vom Sicherheitsgut zwar schwere Rippen und Beckenprellungen, aber Gott sein dank keine inneren Verletzungen erlitten. Letztlich ist er noch von einer Kugel im linken Oberschenkel getroffen worden. Die Kugel hat den Oberschenkelknochen durchschlagen. Wir haben die Kugel bereits entfernt, sie wird Ihnen gleich ausgehändigt werden. Also, alles in einem ist die Kopfverletzung in Verbindung mit dem hohen Blutverlust am schwerwiegendsten. Wir konnten nicht verhindern, dass er in ein leichtes Koma gefallen ist, aber wir versuchen alles, damit er nicht in ein noch tieferes Koma fällt."

Die drei hörten dem Arzt ohne Unterbrechungen zu und als er fertig war, war Alex die erste, die sich zu Wort meldete "Wie sind seine Chancen, das zu überleben?" Der Arzt antwortete "Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen und wir können auch nicht sagen, ob er durch die schweren Kopfverletzungen nicht bleibende Schäden zurückbehält." Michael hatte diesen Satz schon fast befürchtet und fragte nur noch "Können wir zu ihm?" Der Arzt nickte: "Ja, er liegt auf der Intensivstation. Sie können zu ihm, solange und so oft Sie wollen, es wird ihm vielleicht helfen."

Der Staatsanwalt, dem die Kugel ausgehändigt wurde, verabschiedete sich von den beiden, um die Kugel sofort zur weiteren Untersuchung ins Labor zu bringen und Michael und Alex informierten erst einmal die Kollegen. Als Michael aufgelegt hatte, sagte Alex: "Wir müssen es auch seiner Mutter und Kathrin und Falk sagen. Ich übernehme Kathrin und Falk" Michael sah sie säuerlich an "Das hast Du Dir ja gut ausgedacht, kann ich wieder den schwierigeren Teil übernehmen". Dennoch war er bereits am Wählen, weil er es schnell hinter sich bringen wollte. Alex war relativ schnell fertig, sie hatte Falk am Telefon gehabt, weil Kathrin noch bei der Arbeit war. Falk wollte sofort kommen. Michael telefonierte länger und als er auflegte sah er Alex an und beantwortete Alex frage "Und?" mit "Sie kommt sofort hier hin. Ich wollte ihr einen Dienstwagen schicken, aber sie nimmt sich ein Taxi. Hauptsache sie fährt nicht selbst, denn sie ist völlig fertig. Komm gehen wir jetzt zu Gerrit".

Beide gingen mit mulmigem Gefühl auf die Intensivstation. Dort wurden sie sofort zu Gerrit, der in einem Einzelzimmer lag, geführt. Er lag kreidebleich im Bett und war an allen möglichen Geräten angeschlossen. Im regelmäßigen Abständen ertönte ein Piepgeräusch, das Gerrits Herzschlag anzeigte. Michael holte sich einen Stuhl heran und Alex setzte sich seitlich aufs Bett und nahm erneut Gerrits Hand. Beide dachten schweigend darüber nach, was Gerrit wohl in den letzten beiden Tagen gehabt hatte, denn sie waren sich sicher, dass das mit dem Ganzen hier zu tun hatte. Nach einer halben Stunde kam Frau Grass an. Alex nahm sie erst mal in den Arm und anschließend verabschiedeten sich Michael und Alex von ihr, um ins Büro zu fahren. Auf den Weg nach draußen, sagte Michael zu Gerrit "Hey, Kumpel mach keinen Scheiß, hörst Du, Du schafft das!"

 

Als Michael und Alex im Büro ankamen, lagen bereits eine Menge Sachen in ihrem Büro. Sie waren keine Minute in ihrem Büro, als Max zur Tür hereinkam. "Da seid ihr ja, und wart ihr bei ihm?" Michael nickte "Ja, aber er liegt im Koma, wir müssen abwarten, was weiter wird. Der Arzt wird uns verständigen, falls es Änderungen gibt." Max erwiderte "OK, aber immer dieses elende Warten. Ich habe hier die Fotos von Gerrits Auto. Ganz schön zerlegt, dass er da überhaupt lebend raus gekommen ist." Alex nahm ihm die Fotos aus der Hand "Zeig mal". Michael stellte sich hinter Alex, um sich ebenfalls die Fotos anzusehen. Die gesamte rechte Autoseite war zerdätscht. Gut, dass das die Beifahrerseite war. Dafür konnte man an der Fahrerseite deutlich mehrere Einschusslöcher erkennen.

Michael ging zu seinem Schreibtisch und suchte die Zeugenaussagen. Anschließend las er sie durch. "Alex hör dir das mal an. Die Zeugenaussagen sind alle gleich. Dieser hier beschriebt den Vorfall wie folgt: Ich fuhr auf der rechten Spur, als ich von hinten ein mit Lichthupe fahrendes Fahrzeug heranbrausen kommen sah. Zunächst dachte ich, wieder so ein Spinner, der die Autobahn ohne Rücksicht auf Verluste als Rennbahn benutzt. Als der Wagen aber an mir vorbeischoss erkannte ich hinter ihm zwei weitere Fahrzeuge. Beide Fahrzeuge hatte auf der Beifahrerseite ihre Fenster heruntergekurbelt und hielten Waffen aus dem Fenster. Offenbar schossen sie auf das vor ihnen fahrende Fahrzeug. Ich habe dann zunächst gedacht, dass es sich hier um Filmaufnahmen einer Stuntcrew handeln muss, ich meine, es lief alles so schnell ab. Aber dann wurde offenbar eines der hinteren Räder des ersten Fahrzeuges getroffen und das Auto drehte sich unmittelbar vor mir um die eigene Achse. Trotzdem gab der Fahrer weiter Gas und fuhr weiter, aber befand sich nun auf der rechten, statt auf der linken Fahrspur. Das war für ihn ungünstig, denn eines der Fahrzeuge fuhr an ihn heran und überholte. Beim Überholen wurde weiter auf das Fahrzeug geschossen. Dann hat der Fahrer vor mir die Kontrolle verloren, ist nach rechts über die Wiese geschossen und hat sich mehrfach überschlagen."

Alex hatte mit offenen Mund zugehört. "Meine Güte, Gerrit hat offenbar alles versucht, um zu entkommen. Wahrscheinlich hat er die Kontrolle über seinen Wagen verloren, als eien Kugel sein linkes Bein traf." Michael stimmte ihr zu.

Alex ging an ihren Platz und fand dort Gerrits Handyverlauf am heutigen Vormittag vor. Sie schaute ihn sich an und sagte dann "Gerrit war heute Vormittag in Frankfurt. Er hat nie davon gesprochen, dass er dort jemanden kennt oder hat er mal Dir gegenüber was anklingeln lassen?" In diesem Moment kam der Staatsanwalt ins Büro. Michael, der sich gerade einen Kaffee holte, drehte sich zu ihm um "Ach, Herr Staatsanwalt, wir gehen gerade die Sachen durch. Das muss nach den Zeugenaussagen eine filmreife Verfolgungsjagd gewesen sein heute Mittag. Ich frage mich nur, wozu diese Aufwand. Ach übrigens Alex, die Zeugen haben sich die Autokennzeichen der beiden verfolgenden Fahrzeuge gemerkt. Leider hilft das nicht weiter, beide Fahrzeuge wurden mittlerweile als gestohlen gemeldet. Die Fahndung läuft auf Hochtouren"

Der Staatsanwalt wandte sich an Alex "Sagen Sie Frau Rietz, sagten Sie gerade, Herr Grass war heute Vormittag in Frankfurt?"

 

"Ja, zumindest war sein Handy dort, also wahrscheinlich auch er. Er befand sich wohl auf der Rückfahrt, als die Verfolgungsjagd hier kurz vor München losging. Schließlich war er hier schon überfällig" Der Staatsanwalt überlegte "Frankfurt? Frankfurt und Herr Grass, irgendwie sagt mir das was. Vielleicht ergibt sich ja was aus seiner Personalakte" Er rief in seinem Büro an "Ja Frau Meier, lassen Sie bitte mal die Personalakte von Herrn Grass im K 11 vorbeibringen. Ja, es eilt. Bis gleich".

Mittlerweile war Max ins Büro zurückgekommen und hatte die letzten Worte vom Staatsanwalt mitbekommen. "Seine Personalakte, gibts Neuigkeiten" Michael beruhigte ihn "Nein. Gerrit war heute Vormittag in Frankfurt und der Staatsanwalt meint, dass sich da was aus seiner Personalakte ergibt." "Frankfurt?" fragte Max argwöhnisch. Michael sah ihn an, irgendwie hatte diese Frage geklungen, als würde Max das was sagen. "Max, weist Du etwa was mit Gerrit und Frankfurt in Verbindung steht?" Max schüttelte bedauern den Kopf. "Leider nicht. Aber neulich Abend, warte mal, das war am Montag Abend, da waren Gerrit und ich doch beim Doc zum Skat spielen und als wir fertig waren, hat Gerrit mich nach Hause gefahren. Unterwegs war kurz vor uns ein Verkehrsunfall gewesen sein und der eine Typ drohte auszuflippen, weil sein Fahrzeug beschädigt war. Da sind wir ausgestiegen und haben uns als Polizisten ausgewiesen um zu helfen, obwohl wir im Hintergrund schon die Polizeisirene der Kollegen hören konnten. Na ja, die beiden in den Verkehrsunfall involvierten Mädels sahen halt sehr schnuckelig aus" Alex sah ihn durchdringen an "Und weiter, was ist dann passiert!"

"Eigentlich ja nichts, aber in dem Fahrzeug des Ausflipptypen stieg nun ein weiterer Mann aus, der uns bis dahin nicht aufgefallen war. Gerrit wurde ganz komisch und starrte ihn an und der Mann sagte so etwas zu ihm wie - also Polizist bist Du also, so sieht man sich halt wieder -. Er ging dann auf Gerrit zu und Gerrit und er unterhielten sich dann so ich würde sagen 5 Minuten. Wir stiegen dann wieder ein und fuhren weiter." Michael harkte sofort nach "und was hat das mit Frankfurt zu tun?" "Gerrit war danach so komisch und sagte kein Wort mehr. Ich habe ihn natürlich gefragt, was los ist und woher er den Mann kennen würde. Er meinte aber nur ziemlich gedankenabwesend, dass nichts sei und er den Mann von Frankfurt her kenne."

Alex und Michael sahen sich fragend an. Gerrit hatte noch nie etwas davon erzählt, dass er in Frankfurt gewesen sei.

Nach weiteren 10 Minuten traf die Personalakte von Gerrit ein und wurde sofort vom Staatsanwalt in Empfang genommen. Er setzte sich damit auf den Schrank am Fenster und las sie durch. Michael und Alex beobachteten ihn und fragten sich, was wohl so alles in den Personalakten stand. Offenbar wohl eine ganze Menge, denn es dauerte 5 Minuten bis der Staatsanwalt hoch sah und meinte "Mein Gefühl hat mich nicht betrogen. Hier steht was zu Frankfurt. Herr Grass war bis vor 4 Jahren in Frankfurt im Drogendezernat angestellt und ist dann zum Drogendezernat hier nach München versetzt worden. Offenbar von heute auf morgen. Hier steht, dass er zuletzt unter dem Pseudonym "Gerd Köster" an einem umfangreichen Undercovereinsatz in Frankfurt teilgenommen hat und es dabei zu Schwierigkeiten gekommen ist und er aus Sicherheitsgründen schnellstmöglich aus Frankfurt und Umgebung verschwinden musste, so dass man ihn zurück nach München versetzt hat. Um welche Schwierigkeiten es handelte, steht hier leider nicht, nur, dass empfohlen wird, ihn nicht mehr bei Einsetzen in Frankfurt oder Umgebung einzusetzen, um sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen."

Alle vier grübelten und diskutierten noch über eine Stunde über die Sache und gingen schließlich davon aus, dass das Ganze mit der seinerzeitigen Undercoveraktion in Frankfurt zu tun haben musste. Alex und Michael beschlossen, noch einmal zu Gerrit ins Krankenhaus zu fahren und morgen früh als erstes nach Frankfurt ins Drogendezernat zu fahren, um mit dem Chef von Gerrit von vor 4 Jahren zu sprechen und herauszufinden, was damals passiert war.

Im Krankenhaus selbst war von einer Besserung von Gerrits Zustand nichts in Sicht und so fuhren Michael und Alex frustriert nach 2 Stunden nach Hause, weil sie am nächsten Morgen schon früh nach Frankfurt losfahren wollten.

 

 

4 1/2 Jahre zuvor.

Gerrit war seit 2 Jahren in Frankfurt beim Drogendezernat. Sein Chef Kurt Diener setzte ihn fast ausschließlich für Untercovereinsätze ein, so dass er kaum im Büro war. Einige Kollegen kannten ihn sogar gar nicht, was auch so bleiben sollte, um ihn draußen bei der Arbeit zu schützen. Gerrit gefiel das, denn Büroarbeit war nicht gerade seine favorisierte Arbeit. Sicher, sie musste getan werden und ab und zu musste auch er seine Berichte schreiben, aber so auf der Straße herumzulungern und die Gegenseite auszuspionieren, war bei weitem besser. Gerrit war für diese Tätigkeit von Kurt Diener persönlich ausgebildet worden, der ihm in Bezug auf Drogen, deren Verteilung und Kennen der wichtigsten Leute in diesem Geschäft alles beigebracht hatte. Kurt Diener wurde es jedoch nicht müde Gerrit bei ihren Treffen, die aus Sicherheitsgründen selten im Präsidium stattfanden, jedes Mal mitzugeben, dass er vorsichtig sein sollte.

Kurt Diener mochte Gerrit. Er erinnerte ihn an sich selbst in jungen Jahren und manchmal musste er Gerrit nahezu bremsen, denn damit er im Milieu nicht auffiel, konnten sie nicht alle seiner Informationen benutzen, um die Gegenseite auffliegen zu lassen. Viel zu schnell würden die sonst merken, dass Gerrit ein Spitzel war. Und die Konsequenzen, die sich daraus für Gerrit ergeben würden, wollte er nicht übernehmen. So trafen sie sich einmal in der Woche persönlich und zwischendurch traf Gerrit sich mit einem ebenfalls von Diener im Milieu eingeschleusten Kollegen - Kevin Meier - , der Diener dann die Informationen von Gerrit zukommen ließ.

An diesem Abend trafen sich Gerrit und Kevin Meier, der sich auf der Straße Martin Koller nannte wie zufällig in einer Kneipe. Meier hatte sich um eine Stunde verspätete und als er die Kneipe betrat, konnte er Gerrit bzw. Gerd, wie er ja hier hieß, nicht sofort sehen. Er schob sich nach hinten durch und dann erblickte er ihn. Gerrit saß an der Bar und unterhielt sich angestrengt mit einer hübschen jungen Frau, die ihm interessiert zuhörte. Koller ging an den beiden vorbei und schlug Gerrit mit der Hand auf die Schulter "Hallo alter Knabe, lange nicht gesehen. Wer ist denn die schöne Lady" Gerrit dreht sich zu ihm um "Hallo Martin, was geht ab. Das ist Maria. Hm entschuldige, aber wie heißt Du eigentlich weiter?". Maria lachte und antwortete "Mein Nachname ist Tuscotti, aber entschuldigt bitte einen Augenblick, ich geh mal kurz für kleine Mädchen" und schon war sie verschwunden.

Bei dem Namen Tuscotti dachte Gerrit sofort nach, wo er den Namen schon einmal gehört hatte. Martin klärte ihn auf "Oh Mann eine Tuscotti, sie kam mir gleich so bekannt vor. Ich habe sie schon mal gesehen. Ihr Vater ist einer DER Drogenbosse. Aber an den ist nicht ranzukommen. Du solltest Dich an sie ranschmeißen, vielleicht ist das Deine Chance in der Karriereleiter nach oben zu klettern. Ich meine wenn Du den Vater zu Fall bringst, Du weist ja wohl, was ich meine oder?" "Klar weiß ich, was Du meinst. Aber so die Karriereleiter hochklettern, ich weiß nicht. Außerdem ist sie auch noch ganz nett. Sie gefällt mir."

Bevor Maria zurückkam, berichtete Gerrit Martin, was gewesen war und Martin verabschiedete sich. Anschließend verbrachte Gerrit den weiteren Abend mit Maria und verabredete sich für den nächsten Tag wieder mit ihr. Er hatte Schmetterlinge im Bauch. Sie war nicht nur außergewöhnlich hübsch und genau sein Typ, sie war darüber hinaus auch noch schlau und amüsant. Der Abend war viel zu schnell vergangen.

Am nächsten Tag bekam er von Diener eine SMS, in der er ihn bereits heute Mittag zu ihrem geheimen Treffpunkt bestellt. Gerrit fragte sich, was wohl los war, dass er ihn außerplanmäßig sehen wollte. Aber um das zu erfahren, musste er sich wohl schon bis mittags gedulden.

 

Gegen 14.00 Uhr hatte Diener ihn zur alten Scheune, ihrem geheimen Treffpunkt bestellt, aber Gerrit war schon eine halbe Stunde vorher da. Nervös schaute er sich immer wieder um und trat von einem Bein aufs andere. Er fragte sich schon die ganze Zeit, was passiert sein konnte und ob er etwa aufgeflogen war. Endlich um 13.50 Uhr hörte er ein Fahrzeug ankommen und sah schon von weitem, dass es sich um Dieners Wagen handelte.

Sie begrüßten sich und Diener legte sofort los "Wie ich höre, hast Du Dich gestern mit Maria Tuscotti bekannt gemacht?" "Ja, wieso, ist das ein Problem?" ging Gerrit sofort auf Abwehr "Ich kannte sie nicht und Tuscotti sagt mir auch nicht gerade viel"

Diener sah ihn nach Gerrits Geschmack merkwürdig lange an und redete dann weiter "Das ist kein Problem im Gegenseite. Koller hat Dich gestern noch weiter beobachtet und mitgeteilt, dass Ihr heftig geflirtet habt. Hast Du Dich mit ihr verabredet?" Gerrit sah Diener irritiert an "Ja, aber ..." "Keine Sorge, das ist kein Problem, Du kannst Dich solange mit ihr Treffen, wie Du willst und wir hoffen sogar, dass das ganze ziemlich lange sein wird, zumindest so lange, bis wir gegen ihren Vater genügend Beweise haben." Gerrit schwante langsam, was er von ihm wollte "Du willst, dass ich sie zu meiner Freundin mache, um ihre Familie auszuspionieren? Das kann doch nicht Dein ernst sein!" empörte sich Gerrit "Gerrit hör zu. Ich habe bereits mit dem Polizeipräsidenten gesprochen, das ist die einmalige Chance endlich an Tuscotti heranzukommen. Bisher konnte ihm und seiner Organisation keiner etwas nachweisen, das ist wie ein sechser im Lotto". Gerrit fragte zerknirscht "Habe ich überhaupt eine Wahl" Gerrit war gar nicht wohl bei dem Gedanken, auf der einen Seite Maria zu seiner Freundin zu machen und auf der anderen Seite ihre Familie zu zerstören. Er selbst empfand das als ziemlich niederträchtig. Aber Diener redete weiter auf ihn ein und schließlich gab Gerrit sich geschlagen.

Als Diener gefahren war, lehnte sich Gerrit an die Motorhaube seines Wagens und dachte über die ganze verfahrene Situation nach. Er mochte Maria, er hatte sie gleich vom ersten Augenblick an gemocht und im Grunde war er ihr sofort verfallen. Eigentlich glaubte er ja nicht an solche Sachen, wie Liebe auf den ersten Blick, aber seit er sie gesehen hatte, ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Konnte er ihr das, was man von ihm verlangte, überhaupt antun? Denn eines war ihm klar. Wenn es ihm überhaupt gelingen sollte, sie zu seiner Freundin zu machen und sie erst einmal erfuhr, dass er Polizist war und ihre Familie über sie ausspionierte, würde ihr das das Herz brechen und sie würde ihn vermutlich zum Teufel wünschen. Aber die Alternative war, dass er sie vermutlich nie mehr wieder sehen würde und das war etwas, dass ihm zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht gefiel.

 

Gerrit hatte lange über die verfahrene Situation nachgedacht und war schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass er das Ganze erst einmal laufen lassen und abwarten würde, was daraus werden würde.

Am Abend traf er - wie verabredet - Maria vor dem Lokal. Sie begrüßten sich und fuhren dann gemeinsam chinesisch essen. Sie sprachen den ganzen Abend über sich und die Welt und über alles, was ihnen einfiel und gegen 0.30 Uhr wurden sie dann zwar nett aber doch bestimmt zum Gehen aufgefordert, denn die Mitarbeiter des Lokals wollten Feierabend machen.

Gerrit brachte Maria noch zum Auto und zum Abschied küsste er sie sacht auf die Wangen. Maria sah ihm in die Augen und küsste ihn ebenfalls, aber auf den Mund und so kam es, dass sie noch ziemlich lange am Fahrzeug standen und sich küssten. Schließlich aber musste Maria doch fahren und sie verabredeten sich für den nächsten Abend bei Gerrit zu Hause. Maria fuhr los und Gerrit sah ihr noch lange hinterher. Er hatte Schmetterlinge im Bauch und war bester Laune. Die Frau faszinierte ihn auf eine Weise, wie es bisher noch keine Frau geschafft hatte. Als ihm Dieners Worte wieder in den Sinn kamen, verschlechterte sich seine Laune etwas, jedoch nicht lange. Er könnte ja vielleicht beides unter dem Hut bringen. Warum sollte ihm das nicht gelingen können. So fuhr er nach Hause und schlief am nächsten Morgen erst mal bis um 11.00 Uhr.

Als er aufwachte kam ihm sofort sein Date heute Abend im Sinn und er sah sich in seiner kleinen Wohnung um. Er musste unbedingt vor heute Abend noch kräftig die Bude putzen. Eins stand fest, so konnte er Maria heute Abend auf keinen Fall seine Wohnung vorführen. Überall lagen Klamotten verstreut und in der Küche türmte sich der Abwasch. Was ihn wieder auf den Gedanken brachte, dass er sich unbedingt mal eine Spülmaschine anschaffen sollte. Er atmete tief durch und begann, sich aus dem Bett zu schälen.

Als Maria gegen 19.00 Uhr endlich kam hatte Gerrit seine Wohnung auf Vordermann gebracht, etwas gekocht, den Tisch mit Kerzen und Blumen eingedeckt und sich in Schale geworfen. Maria sah ihn erstaunt an und sagte "Gerd was hast Du vor, ich dachte, wir treffen uns zwanglos und jetzt hast Du Dich toll in Schale geworfen und ich sehe aus wie ein Bauerntrottel" Gerrit lachte, denn das stimmte überhaupt nicht. Maria sah atemberaubend aus und er gab ihr zur Begrüßung einen Kuss. Dann führte er sie zum Tisch und fragte sie, was sie trinken wollte. Er hatte neben den Lebensmitteln heute Nachmittag auch extra eine Reihe von Getränken besorgt.

Nachdem sie gegessen hatten - Gerrit hatte italienisch gekocht - nahmen sie auf dem Sofa Platz und Maria merkte an "Das Essen war einfach himmlisch. Sag mir die Wahrheit, Du hast das Essen liefern lassen?" Gerrit lachte "Nein, wirklich, ich habe selbst gekocht. Ich koche gerne. Ich kann dabei wunderbar entspannen. Nur der Abwasch hinterher, der ist nicht wirklich entspannend." "Aber Du weist schon, dass es ein Risiko war, ausgerechnet italienisch zu kochen oder?" "Klar, aber wer nicht wagt der nicht gewinnt oder?" Maria hatte sich gegen Gerrit gelehnt und so kuschelten sie erst eine Weile, um dann schließlich im Schlafzimmer zu landen. Maria blieb bis zum Morgen und schlich sich leise gegen 07.00 Uhr aus der Wohnung. Nicht jedoch, ohne Gerrit mit ihrem Lippenstift eine kleine Nachricht am Spiegelschrank im Bad zu hinterlassen: - Liebster Gerd, der Abend war einfach phantastisch. Komme heute Abend wieder. Gruß und Kuss Maria - Das Ganze hatte sie mit einem riesigen Herz umrandet und einen Kussmund auf den Spiegel gedrückt.

 

Seit diesem Abend waren Gerrit und Maria ein Paar und trafen sich täglich. Gerrit versuchte sein Verhältnis mit Maria Kurt Diener gegenüber runterzuspielen und so zu tun, als wären sie nur oberflächlich befreundet. Außerdem durfte Marias Vater von all dem nichts erfahren und Gerrit wusste, dass Marias Bruder Francesco ihr gehörigen Druck machte, das Verhältnis zu beenden

Zweimal schon war er selbst mit Francesco aneinander geraten. Bisher war dies aber immer glimpflich abgelaufen, wenn man von den blauen Flecken, die Gerrit von Francescos liebevolle Aufforderung, Maria den Laufpass zu geben, absah. Maria hatte die Flecken selbstverständlich bemerkt und gefragt, woher er diese hatte, aber Gerrit hatte bisher immer Ausreden benutzt. Er wollte nicht, dass Maria, von der er ja wusste, dass sie mit Francesco Stress hatte, sich mit ihrem Bruder deswegen auseinandersetzte. Das würde er schon selbst erledigen.

Langsam aber sicher sickerte das Liebesverhältnis von Gerrit und Maria in der Szene durch und so wurde Gerrit abermals außerhalb der üblichen Treffen von Diener zum Treffpunkt zitiert. Dieses Mal war Diener vor Gerrit am Treffpunkt. Als Gerrit ins Gebäude trat sah er sofort, dass Diener mehr als sauer war. Und so legte Diener auch gleich los "Sag mal Gerrit, was ist eigentlich mit Dir los? Du belügst mich offenbar seit 2 Monaten und setzt Dein Leben grundlos auf Spiel! Was soll das?" Gerrit sah auf den Boden und antwortete dann "Es tut mir leid, aber Kurt ich kann das nicht, Maria ausspionieren. Man, sie ist meine Freundin, verstehst Du, und ich liebe sie vom ganzen Herzen. Ich habe gedacht, wenn ich sage, wir sind kein Paar, muss ich das nicht tun und sie, na ja, sie hat bisher auch ihrem Vater nichts von unserem Verhältnis gesagt."

Diener nahm Gerrit und schüttelte ihn "Sag mal hörst Du wirklich, was Du da sagst? Sie ist eine Tuscotti. Wenn Ihr Vater herausfindet, wer Du bist und vor allem was Du bist, bist Du tot. Das ist so klar wie das Amen in der Kirche. Selbst wenn Du ihretwegen vom Polizeidienst aussteigen solltest. Und glaub mir, Maria Tuscotti ist ein Familienmensch, die verlässt nicht mal eben ihre Familie, um mit Dir in einem Zeugenschutzprogramm unterzutauchen!" "Vielleicht doch" entgegnete Gerrit kleinlaut.

Diener sah ihn lange an. Er musste Gerrit irgendwie zu Verstand bringen, wenn er ihn nicht verlieren wollte. Und bei Gott, er wollte ihn irgendwann mal lebend die Karrierebahn raufklettern sehen. Schließlich sagte er zu Gerrit "Gerrit, Du bist doch ebenfalls ein Familienmensch. Du fährst mindestens einmal im Moment zu Deiner Familie nach München. Könntest Du das, deine Familie von heute auf morgen verlassen? Ja, natürlich für 6, 7 Monate aber für immer? Willst Du das Maria wirklich antun?" Diener wusste, dass er mit diesen Worten Gerrits Nerv genau getroffen hatte.

Diener seufzte und sagte dann zu Gerrit: "Ich muss hier und heute ein Entscheidung von Dir haben. Wirst Du endlich anfangen Beweise gegen Marias Vater zu sammeln oder willst Du, dass ich dich abziehe?" "Wie abziehen?" fragte Gerrit. "Das ist mir alles zu heikel. Ich kann verstehen, dass Du nicht gegen deine Freundin bzw. ihre Familie ermitteln willst, aber ich kann Dich andernfalls nur versetzen lassen, um Dich auch Frankfurt und der Gefahr, in der Du Dich dann privat begibst, zu schützen. Tut mir leid" Gerrit kannte Kurt gut und wusste, dass er es ernst meinte, aber wenn er versetzt werden würde - wer weiß wohin, wahrscheinlich würde Kurt dafür sorgen, dass das so weit wie möglich war - dann würde er Maria nie mehr wieder sehen und so sagte er "Schon gut, ich werde ermitteln". Diener seufzte erneut "Gut, aber dann will ich, dass Du mir Dein Wort gibt, dass Du ernsthaft ermittelst. Das Ganze ist so schon gefährlich genug, wenn Du anfängst nur halbseidig zu ermitteln zieh ich Dich ab. Das ist mein letztes Wort!". Gerrit nickte "OK, Du hast mein Wort."

 

An diesem Abend trafen sich Gerrit und Maria wie immer in Gerrits Wohnung. Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, verfiel Gerrit in ein schweigsames an die Decke Starren. Er dachte über die Worte von Kurt nach und darüber, wie er es anfangen sollte, überhaupt in die Nähe des Tuscotti-Clans und ihren Geschäften zu kommen. Er dachte auch über die Drohung von Diener, ihn abzuziehen und versetzen zu lassen nach. Er wusste, dass Kurt Rechte hatte, aber sein Herz konnte er trotzdem nicht so ohne Weiteres abschalten und irgendwie in seinem Inneren hoffte er nach wie vor, das Ganze schon unter einem Hut zu bekommen. Maria bemerkte, dass er abwesend war "Hey Erde an Gerd, was ist los. Du bist heute so schweigsam." "Nichts besonderes" Maria sah ihn forschend an und malte dabei auf seiner Brust unentwegt Herzchen "Komm sag schon!" Gerrit nahm die Hand, mit der sie ihm auf seiner Brust rummalte und hielt sie fest. Sie lag mit ihrem Kopf auf seiner Brust. Er hob ihr Kinn an, so dass sie ihm in die Augen sah und fragte dann "Sag mal, warum hast Du mich Deiner Familie noch nicht vorgestellt?"

Maria stutze und man konnte ihr ansehen, dass sie überlegte, was sie sagen sollten. Schließlich sagte sie "Na ja, Du weist Doch, dass mein Vater sehr schwierig ist. Er möchte halt gerne einen italienischen Schwiegersohn, damit alles sozusagen in der Familie bleibt." Gerrit sah sie frustriert an "Verstehe". Maria stupste ihn an "Komm, ich krieg das schon irgendwann hin" Gerrit zuckte mit den Schultern und sagte dann "Meinst Du nicht, dass Du Deinem Vater langsam mal beibringen solltest, dass Du das selbst entscheidest, mit wem Du zusammen sein willst? Wie lange willst Du vor Deinem Vater wegrennen, he" Maria war sichtlich unwohl zumute, antwortete dann aber "Du hast Recht, ich werde Dich das kommende Wochenende einfach mit nach Hause nehmen und Dich meiner Familie vorstellen. OK?" Gerrit lächelte. sie an, gab ihr einen Kuss und sagte "Dann werde ich mich mal in Schale schmeißen, damit Du Dich mit mir nicht blamierst". Maria musste nun ebenfalls lachen. Die beiden kabbelten noch ein bisschen und Maria schlief schließlich ein. Gerrit sah ihr beim Schlafen zu. Eigentlich hätte er frohlocken müssen, weil er endlich einen Schritt weiter gekommen war, aber er fühlte sich schlecht und hinterhältig. Endlich gegen 04.00 Uhr morgens schlief auch er ein.

 

Die Zeit bis zum Wochenende verging wie im Flug und als Gerrit Diener berichtetet, dass am Wochenende das erste Treffen mit dem Clanchef anstehe, war er sichtlich zufrieden. Gerrit atmete auf, denn das bedeutet, dass er vorerst von dem Fall nicht abgezogen und was er vor allem befürchtete, ganz versetzt wurde.

Schließlich war es soweit. Maria hatte von Freitag auf Samstag Nacht - wie schon die ganzen Wochen zuvor - bei Gerrit übernachtet und gemeinsam fuhren sie nun am Sonntag morgen zu ihr nach Hause. Sie fuhren mit Marias Auto und als sie endlich ankamen war das Anwesen, in dem Maria während der Zeit, in der sie nicht arbeiten oder bei Gerrit war, noch bei ihren Eltern wohnte größer als er es sich vorgestellt hatte. Maria hatte ihm zwar gesagt, dass ihre Eltern in einer Villa lebten, aber das, was er vor sich sah, war eher ein altes großen Herrenhaus mit einem riesigen Grundstück herum. Er stand vor dem Haus und wollte es sich erst einmal genau anschauen, als Maria seine Hand nahm und ihn hinter sich her ins Haus zog. Innen kam ihnen ein Hausangestellter entgegen. Das war eindeutig eine andere Welt als diejenige, in der Gerrit aufgewachsen war und er fragte sich, was man hier wohl von ihm erwartete und ob man sich hier anders benahm, als er es gewohnt war. Maria fragte den Mann wo sich derzeit ihre Eltern aufhielten und ging dann mit Gerrit zielstrebig in Richtung des Zimmers, in der ihre Eltern sein sollten.

Gerrit zog sie zurück und flüsterte "Hälst Du das für eine gute Idee, mit der Tür ins Haus zu fallen?" Maria sah ihn erstaunt an "Was ist los, Du wolltest doch meine Eltern kennen lernen. Nun mal keine Scheu, während ich dabei bin, wird mein Vater Dich schon nicht fressen." machte sich Maria über Gerrit lustig und schob ihn sacht in Richtung des Zimmers.

Sie traten in das Zimmer, bei welchem es sich um eine Art Bibliothek zu handeln schien. Marias Vater saß in einem Sessel und las, während ihre Mutter irgendetwas am Schreibtisch erledigte. Beide sahen sie fragend an und Maria stellte Gerrit als ihren Freund vor. Gerrit gab jedem die Hand, wobei er von Marias Vater demonstrativ von oben bis unten angeschaut wurde. Anschließend bat Marias Vater die beiden Frauen, ihn mit Gerrit allein zu lassen. Maria wollte erst nicht, aber Gerrit gab ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass das in Ordnung war. Trotzdem verfolgte er unbehaglich, wie die beiden Frauen das Zimmer verließen und stand nun Marias Vater allein gegenüber und wartete ab, was ihn nun erwartete.

Marias Vater bat ihn, in einem Sessel ihm gegenüber Platz zu nehmen und fragte sogleich "Was wollen Sie von meiner Tochter?" Gerrit sah ihn irritiert an "Was? Ich verstehe die Frage nicht so ganz".

Tuscottis stehende Augen sahen ihn an und Gerrit versuchte, dem standzuhalten und nicht wegzusehen. Schließlich sagte Tuscotti "Wie lange geht das schon mit Euch beiden und wie ernst ist es?" Gerrit antwortete "Bei allen Respekt, aber das ist doch wohl eine Sache, die nur mich und Maria etwas angeht." Tuscotti lachte und Gerrit fragte sich, ob er wohl das Falsche gesagt hatte. Dann wandte sich Tuscotti Gerrit wieder zu und sagte in einem schneidenden Ton "Ich werde Dich erst einmal genauestens überprüfen lassen und dann sprechen wir weiter. Aber das eine garantiere ich Dir schon jetzt, solltest Du Maria jemals wehtun wirst Du das bitter bereuen!" "Wars das?" fragte Gerrit während er schon aufstand und Tuscotti nickte. Gerrit ging aus dem Zimmer und wurde draußen schon von Maria empfangen. "Was wollte er?" fragte sie neugierig. "Acht nichts besonderes, ich glaube, er wollte mich nur etwas näher kennen lernen." Maria wusste mittlerweile, dass mehr aus Gerrit nicht auszubekommen war und so harkte sie nicht weiter nach. Sie führen ihn in ihren Bereich des Hauses und er machte es sich gemütlich. Maria verschwand, wie sie sagte, mal eben kurz und blieb dann für ca. eine Stunde weg, ohne dass sie Gerrit sagen wollte, wo sie gewesen war.

Gerrit wollte anschließend wieder mit ihr fahren, aber auf Marias Bitte hin aßen sie erst noch mit ihren Eltern zu Mittag. Danach fuhren dann zu einem in der Nähe gelegenen See, um dort den restlichen Tag zu verbringen.

So kam Gerrit erst am nächsten Tag dazu Diener von dem Verlauf des ersten Treffens zu berichten und hatte ansonsten an diesem Tage nichts zu tun. Maria würde heute Abend erst gegen 22.00 Uhr kommen, weil sie sich mit einer Freundin verabredet hatte, so dass er mit einem Freund durch die Kneipen ziehen würde. Da Maria mittlerweile einen Schlüssel für seine Wohnung hatte, musste er nicht unbedingt zu Hause auf sie warten.

 

Gerrit hatte sich mit seinem Freund für 19.00 Uhr verabredet und wartete in einer Kneipe nun an der Bar auf ihn. Als ihm eine Hand auf die Schulter gelegt wurde, dachte er erst, dass es sein Freund sei, stellte dann aber erschrocken fest, dass er Francesco - Marias Bruder - und seinen Freunden gegenüberstand. Bisher waren die Treffen mit Francesco immer schmerzhaft gewesen und so zuckte Gerrit zurück, wurde aber durch die Bar hinter ihm aufgehalten. Francesco zischte fast "Ganz ruhig. Komm mit nach draußen, wir haben zu reden" Gerrit schüttelte den Kopf "Du glaubst doch nicht im ernst, dass ich allein mit Dir nach draußen gehe, bin ich lebensmüde oder was?" Aber Francesco scherte sich gar nicht um Gerrits Worte, sondern nahm sein Hemdkragen und wollte ihn nach draußen zerren. Als Gerrit sich zu wehren begann, zeigte Francesco ihm, dass er eine Waffe bei sich trug und machte unwiderruflich klar, dass er diese notfalls auch zu benutzen gedachte. Da Gerrit nicht wollte, dass in der Kneipe seinetwegen ein Blutbad ausgelöst wurde, ließ er sich von Franceso nun doch widerstandslos nach draußen führen.

Vor der Kneipe stand ein Auto, in welches Gerrit nun gestoßen wurde. Er musste hinten platz nehmen, nehmen ihm setzte sich Francesco und gab nach vorne ein Zeichen. "Also was willst Du" fragte Gerrit. Noch während er die Frage stellte, fuhr das Fahrzeug los. "Ich nichts, aber mein Alter." antwortete Francesco. Schweigend wurde er zum Haus der Tuscottis gefahren. Gerrit bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend. Was wenn seine Tarnung aufgeflogen war oder die Familie Tuscotti kurzen Prozess machen wollte und ihn einfach aus Marias Leben löschen wollten. So schnell hatte er sich seine Überprüfung durch Marias Vater nicht vorgestellt. All dies ging Gerrit während der langen Fahrt durch den Kopf. Aber da es für einen Rückzieher jetzt zu spät war, bliebt ihm eh nichts anderes übrig, als abzuwarten, was da so kam.

Im Haus wurde er von Francesco zunächst bis zum Arbeitszimmer des Vaters gezogen und dann in den Raum gestoßen. Halb stolpernd konnte er sich schließlich vor dem Schreibtisch so gerade noch abfangen. Gerrit sah sich unsicher in dem Büro um. Marias Vater trohnte hinter dem Schreibtisch und ihr Bruder stand ihm im Rücken. 'Tolle Ausgangslage' dachte Gerrit und fragte dann "Was soll das Ganze eigentlich?" Marias Vater zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und Gerrit nahm dort Platz, was blieb ihm auch anderes übrig.

Als er saß begann Marias Vater "Meine Männer haben Dich überprüft. Du bist also ein Kleinkrimineller" Gerrit sprang aufbrausend auf "Wer sagt das? Ich bin weder vorbestraft noch irgendwie polizeilich in Erscheinung getreten!" doch Francesco, der immer noch hinter ihm stand, drückte ihn ruckartig und vor allem hartnäckig wieder auf den Stuhl zurück und Marias Vater setzte unbeeindruckt fort "Meine Informationen sind zuverlässig. Du dealst mit Drogen und anderen Kleinigkeiten. Von daher gehe ich davon aus, dass Du weißt, wer ich bin?" Gerrit schaute von Marias Vater zu Francesco und wieder zurück und antwortete dann "Na ja, ich weiß, was man sich von Ihnen so sagt".

Marias Vater sah ihn erneut lange an und setzte dann fort "Maria scheint es mit Ihnen ernst zu meinen und sie hat mir gestern unmissverständlich klargemacht, dass sie sich da mit Ihnen sehr sicher ist. Ich kann nur hoffen, dass Sie es ebenso ernst mit ihr meinen." Gerrit nickte langsam, sagte dazu aber nichts. Aber jetzt wurde Gerrit endlich, wo Maria gestern in der Stunde gewesen war.

"Gut, wie dem auch sein. Mein Sohn Francesco berichtet mir, dass sie beiden bereits zweimal aneinander geraten nicht und Sie trotzdem die Finger von meiner Tochter nicht gelassen haben, also gehen wir mal zu ihren Gunsten davon aus, dass da was Wahres dran ist. Und nun zum geschäftlichen Teil. Sie werden ab sofort die Finger von Ihren bisherigen Geschäften lassen." Erneut sprang Gerrit auf "Aber ..." Weiter kam er nicht, denn er wurde erneut von Franceso unsanft auf den Stuhl gedrückt. So langsam ging ihm das gehörig auf die Nerven. Er atmete kurz durch und fing erneut an, wobei er diesmal aber auf den Stuhl sitzen blieb "Also, was ich sagen will. Gut ich mache ich paar illegale Geschichten, aber ich lebe davon und Sie können sich doch wohl auch nicht von einer weißen Weste sprechen, also was kümmert es Sie?" "Was verdienst Du mit Deinen Geschäften so im Monat 3.000,00 EUR mehr oder weniger?" wurde er von Marias Vater gefragt. Gerrit sah ihn - so hoffte er jedenfalls - wütend an und nickte dann "Aber ich wüsste nicht, was Sie das angeht!"

Marias Vater lächelte kalt und haute dann mit der flachen Hand auf die Tischkante "Wer mit meiner Tochter zusammen ist und vielleicht bald ein Teil der Familie sein wird oder besser gesagt werden will, macht keine eigenen Geschäfte ist das klar!" Gerrit war erstaunt über den Wutausbruch von Marias Vater und fuhr erschrocken zusammen. Er musste mächtig sauer sein und Gerrit hätte gerne gewusst, was Maria ihm wohl gestern genau gesagt hatte. Gerrit dachte einen Augenblick über die Worte von Marias Vater nach und sah ihn dann prüfend an "Und wie bitte schön soll ich dann meinen Lebensunterhalt verdienen, wissen Sie das auch schon?" fragte er frech und dachte 'Nur wer wagt, gewinnt'

"Du wirst ab sofort nur noch für mich arbeiten. Francesco wird Dich einarbeiten. Du bekommst zu Anfang ein monatliches Gehalt von sagen wir mal 10.000,00 EUR. Aber eins sage ich Dir hier und heute noch einmal. Sollte ich oder einer meiner Leute auf die Idee kommen, dass Du irgendein falsches Spiel spielt, wird das für Dich schmerzhafte Konsequenzen haben. Ich verstehe da überhaupt keinen Spaß. Haben wir uns verstanden?" Die letzten Worte kamen gepresst und fast geschrieben aus seinem Mund.

Das war besser als alles, was sich Diener erhofft hatte. Gerrit tat so, als müsse er über das Angebot überlegen und sagte dann schließlich fragend "10.000,00 EUR im Monat? Steuerfrei?" Marias Vater nickte und so sagte Gerrit schließlich zögernd, um nicht zu schnell einzuschlagen "Ok, verstanden".

Nach diesem Gespräch wurde er von Francesco nach Hause gebracht mit der Anweisung sich mit ihm morgen früh um 10.00 Uhr zu treffen.

 

Gerrit wurde die nächsten Tagen sämtlichen Mitgliedern des Clans nach und nach vorgestellt und von Francesco eingearbeitet und von Tag zu Tag verstand er sich mit Francesco nicht nur besser, sie wurden nach knapp einen Monat sogar richtig gute Freunde. An Marias Vater allerdings kam er nicht so schnell heran. Er sah ihn zwar öfters, aber er hatte stets in seiner Nähe das Gefühl, den Tot sozusagen im Nacken zu spüren.

Kurt Diener war über diesen Verlauf höchst erfreut und verschärfte erst einmal die Sicherheitsmaßnahmen für Gerrit. Ab sofort würde sich Gerrit nur noch mit ihm treffen, alles andere war zu gefährlich.

Nach 2 Monaten begann Diener die Informationen, die Gerrit gesammelt hatte, zu benutzen, um einen kleinen Teil des Tuscotti Clans aufzumischen. Bis jetzt waren die großen Geschäfte noch nicht an Gerrit herangetragen worden und so hoffte Diener, dass er mit der Zeit auch an diese Informationen kam. Diener kannte Gerrit ganz gut und er wusste, dass das mit Maria für Gerrit keine der normalen Liebeleien, die Gerrit bisher immer gehabt hatte war. Er vermutete auch, dass Gerrit nur einen Teil der Informationen, die er bekam an ihn weitergab. Aber das war ihm egal, er war sich sicher, dass Gerrit zur gegebenen Zeit auf der richtigen Seite stehen würde.

Da Diener Gerrits Informationen geschickt einsetzte, machte sich der Clan keine Gedanken über einen Spitzel in ihren Reihen und Gerrit konnte weitere 4 Monate Informationen sammeln. Mittlerweile war er fast täglich mit Francesco unterwegs und verbrachte die Abende ausschließlich mit Maria. Nächsten Monat würden sie beide eine 2-wöchige Reise in die Karibik unternehmen und beide freuten sich schon auf die Zeit zu zweit allein. Auch Gerrits Verhältnis zu Marias Vater wurde langsam aber sicher besser, so dass er sich in seiner Nähe nicht mehr so unwohl fühlte.

 

Nach Gerrits Geschmack hätte es gut und gerne so weitergehen können, aber dann kam der Tag, an dem er mit Francesco nach Marias Vater fuhr und dort einen Besprechung einer in zwei Tagen erwarteten Drogenlieferung im großen Stil teilnahm. Wäre er wirklich ein Kleinkrimineller gewesen, so wäre das der richtige Zeitpunkt zum Jubilieren gewesen, denn das er bei der Besprechung dabei war, bedeutete, dass er im inneren Kreis aufgenommen wurde. Aber für Gerrit bedeutete es etwas anderes, es war nahezu gleichzusetzen mit dem Eintritt einer Katastrophe und er ahnte, dass das der Anfang vom Ende sein würde.

Als er nach Hause kam, war Maria noch nicht da. Er nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und dachte intensiv darüber nach, ob er Diener diese Informationen überhaupt geben sollte. Jeden Tag kamen schließlich irgendwo irgendwelche Drogen an. 'Was soll’s, wenn ich hier mal ein Auge zudrücke' dachte Gerrit. Aber dann schossen ihm die Bilder der vielen süchtigen Kinder, die er bereits gesehen hatte in den Sinn und ihre stumpfen anklagenden Augen ließen ihn einfach nicht in Ruhe. Er versuchte, die Bilder zu verstreuen, aber es gelang ihm nicht uns so schickte er Diener letztendlich doch die verabredete SMS.

Gerrit informierte Diener am nächsten Morgen über die Drogenlieferung und Diener besprach mit ihm den Ablauf des Zugriffs. Als sich das Gespräch dem Ende zuneigte legte Diener seine Hand auf Gerrits Schulter und sagte zu ihm "Wir werden Dich zu Diener Sicherheit ebenfalls verhaften müssen und dann versetzen, das ist Dir doch klar oder?" Gerrit sah ihn an. Er hatte die ganze Nacht über einen Ausweg nachgedacht und zu einer Lösung gekommen, einer riskanten, aber immerhin einer, die mit etwas Glück klappen könnte. "Nicht unbedingt. Ihr lasst einfach zwei unbedeutete Mann und mich entkommen. Sie haben keinerlei Beweise, dass ich derjenige bin, der die Informationen preisgegeben hat. Ich kann dann vielleicht noch weitere Informationen ran bringen" schlug Gerrit hoffnungsvoll vor. "Gerrit das ist keine gute Idee. Wenn Sie Dich auch nur im Geringsten verdächtigen, kann ich nichts für Dich tun." "Bitte Kurt, das Ganze ist bereits morgen und ich weiß nicht, ob ich mich so schnell von Maria verabschieden kann. Ich möchte das Risiko eingehen. Wirklich! Vielleicht kannst Du mich ja auch anschießen, ich denke da an so einen kleinen Streifschuss am Arm, dann wäre meine Flucht noch glaubwürdiger"

Diener war es gar nicht wohl bei dem Gedanken, Gerrit nach dem Zuschlagen wieder in die Höhle des Löwen gehen zu lassen. Aber er sah auch die große Chance, an weitere Internas zu kommen und so stimmte er dem Plan von Gerrit schließlich schweren Herzens zu.

 

Am nächsten Abend lief für den Clan die Lieferung zunächst wie geplant ab. Gerrit und Francesco beaufsichtigten alles und nach einiger Zeit schickte Francesco Gerrit zu zwei Mitarbeiterinnen. Das kam Gerrit sehr gelegen und Gerrit konnte sein Glück kaum fassen, denn der Zuschlag würde jeden Moment losgehen und bisher war die einzige Schwachstelle in seinem Plan - zugegeben ein sehr löchriger Plan - gewesen, dass er nicht wusste, wie er seinen Schatten Francesco loswerden sollte. Das hatte sich also schon einmal von alleine erledigt.

Bevor er die zwei Mitarbeiter erreichte, wurde die Halle, in der die Übergabe stattfand, von der Polizei gestürmt, die die meisten an der Aktion teilnehmenden Mitarbeiter von Tuscotti bereits nach einigen Sekunden einkassierte, während sie sich mit den restlichen 5 eine wilde Ballerei lieferte. Francesco war offenbar nicht bereit, kampflos aufzugeben. Aber schließlich wurde auch er überwältig. So kam es, dass mit Ausnahme der zwei Mitarbeiter, zu denen Gerrit geschickt worden war und Gerrit schließlich von der Polizei sämtliche Personen in der Halle festgenommen werden konnten. Gerrit war in einigem Abstand der Einfachheit halber hinter den beiden hergelaufen in der Hoffnung, dass sie einen Weg nach draußen kannten und wurde dann von Diener, der dafür gesorgt hatte, dass die beiden vor ihm entkommen konnten, abgefangen.

Die beiden sehen sich an und Gerrit hielt Diener seinen linken Arm hin "Schnell lass es uns hinter uns bringen!" sagte er zu Diener. Aber bevor Diener Gerrits Plan in die Tat umsetzte sah er ihn noch einmal an und fragte "Gerrit, bist Du Dir sicher, dass Du das machen willst". Gerrit sah ihn nervös an und tänzelte von einem Bein aufs andere "Mensch Kurt, ja, mach schon verdammt. Wenn ich da ohne eine Schramm auftauche, was wird man da wohl denken" und sah dann demonstrativ von seinem Arm weg, um nicht im falschen Augenblick den Arm doch noch wegzuziehen.

Diener schüttelte über Gerrits Sturheit den Kopf, nahm dessen Handgelenk, zielte, wobei er hoffte, wirklich nur einen Streifschuss hinzubekommen und schoss dann. Gerrit hatte sich vorgenommen, das ganze hier ganz cool abzuziehen, aber nach dem Schuss musste er doch kurz aufschreien und hielt sich sogleich seinen Arm. "Verflucht, das tut mehr weh als gedacht" zischte er durch die zusammengebissenen Zähne. "Hab ich Dir doch gesagt. Aber Du wolltest ja nicht anders. Zeig mal her, ob das tatsächlich nur ein Streifschuss ist." Gerrit nahm seine Hand von der Wunde und beide sahen, dass sich zwar eine ganz schön große Kerbe in Gerrits Oberarm befand aber kein Loch, also ein ganz ordentlicher Streifschuss. Mit den Worten "Lass das schnellstens verarzten, mit einer solchen Wunde ist nicht zu scherzen" entließ er Gerrit und Gerrit machte sich so schnell wie möglich aus dem Staub.

Weit kam er nicht, denn nicht weit von der Lagerhalle wurde er zu seiner Überraschung von dort offenbar postierten Mitarbeitern Tuscottis aufgegriffen, ins Auto gezehrt- Gerrit konnte gerade noch erkennen, dass auch die beiden anderen Mitarbeiter, die entkommen konnten, hier abgefangen und in zwei anderen Fahrzeugen gebracht worden waren Zusammen fuhren sie nun los und Gerrit erkannte an der draußen vorbeiziehenden Landschaft, dass er auf dem Weg zu Marias Vater war.

Obwohl es sich nu um einen Streifschuss handelte, pocherte Gerrits Wunde - die immer noch nicht versorgt war und nach wie vor blutete - ganz schön. Und so stand er nach einer halben Stunde blass und schwitzend vor Marias Vaters der die drei mit zugekniffenen Augen ansah und eine Erklärung verlangte. Seine beiden Kollegen bekamen vor Angst kein Wort heraus und so übernahm es Gerrit, von dem Ablauf der Lieferung zu erzählen und davon, dass er zwar so gerade noch entkommen konnte, aber angeschossen worden war. Als er fertig war, fing er leicht an zu schwanken. Marias Vater hatte dies mitbekommen und veranlasste, dass er nach oben ins Gästezimmer gebracht und ein Arzt geholt wurde, der Gerrits Wunde versorgte. Dann ließ Marias Vater ihn nach Hause fahren.

Gerrit machte sich Sorgen, was mit den beiden anderen Männern passierte. Seit dem er nach oben ins Gästezimmer gebracht worden war, hatte er sie nicht mehr gesehen.

 

Zu Hause legte sich Gerrit erst einmal hin. Da die Wunde unangenehm schmerzte, nahm er die ihm vom Arzt überlassenen Antibiotika und legt sich schlafen. Wegen der Tabletten schlief er erst einmal 12 Stunden durch, weil Maria, die bereits über alles informiert war, dafür sorgte, dass ihn niemand störte. Als er aufwachte, saß Maria an seinem Bett. Sie schaute ihn traurig an. Er hatte ihr zwar erzählt, dass er für ihren Vater arbeitete, aber die Sache runtergespielt und so getan, als ob er einen Job von ihm bekommen habe, der nicht nur ungefährlich, sondern auch legal war.

"Warum hast Du Dich dazu hinleiten lassen?" fragte Maria ihn. "Du weist es also schon " Maria nickte.  "Mein Vater hat mir über alles, na ja, zumindest über das, was er meint, was ich wissen sollte, informiert" "Maria es tut mir leid. Ich wollte das alles nicht. Aber was sollte ich machen?" Maria schaute weg "Mein Vater kann sehr bestimmend sein kann. Wer weiß das besser als ich. Aber Du musst mir versprechen, Dich von ihm nicht wieder in solche kriminellen Sachen verwickeln zu lassen. Das nächste Mal geht es schief und ich kann Dich dann nur noch im Gefängnis besuchen." Marias stimmte zitterte wägend sie sprach. Deshalb nahm Gerrit sie in den Arm und küsste sie zunächst sacht und dann immer heftiger und bevor Maria zur Arbeit gehen musste, schliefen sie miteinander. Maria lag in Gerrits Arm, der ihr zärtlich über den Arm streichelte. Sie hielt seine Hand fest, sah ihn an und sagte "Wie sieht’s aus, wirst Du mir zu liebe mit diesen Sachen aufhören?" Gerrit atmete durch "Hör zu Maria, es tut mir leid, aber das kann ich nicht so einfach. Zumindest nicht von heute auf morgen. Vertrau mir, ich bekomme das schon hin." Maria schlug seine Hand weg und stand wütend auf. Gerrit konnte sie verstehen und so sah er wortlos zu, wie sie duschen ging und anschließend die Wohnung verließ, um arbeiten zu geben. Beim Hinausgehen drehte sie sich noch einmal um "Wir sprechen heute Abend noch einmal über dieses Thema, ja?" Dann war sie verschwunden, ohne Gerrits antwort abzuwarten.

Später an diesem Tag traf Gerrit Diener erneut. Der hatte auf ein Treffen bestanden, um sich darüber zu vergewissern, dass Gerrit noch lebte. Diener informierte Gerrit über den Erfolg der Aktion, aber auch darüber, dass die beiden Mitarbeiter von Tuscotti, die mit ihm entkommen waren, nirgends mehr aufzufinden waren. Gerrit vermutete, dass Tuscotti dafür gesorgt hatte, dass sie erst einmal untertauchen und verabschiedete sich dann. Diener sah ihm nach und gerade als Gerrits Auto verschwunden war, bekam er die telefonisch die Information, dass beide Mitarbeiter mit Kopfschüssen tot aufgefunden wurden. "Scheiße" fluchte er und hoffte, dass er Gerrit lebend wieder sehen würde. Sofort versuchte er Martin Koller zu erreichen. Aber der ging nicht an sein Handy.

Irgendwie hatte Kurt Diener ein ungutes Gefühl und so fuhr er zur Wohnung Kollers. Als niemand öffnete, verschaffte er sich illegal Zugang zu der Wohnung und fand Koller mit zahlreichen Verletzungen im Wohnzimmer vor. Sein Puls war nur noch schwach zu fühlen und es war unübersehbar, dass er gefoltert worden war. Diener rief umgehend einen Krankenwagen und die Spurensicherung herbei und versuchte Koller zu Bewusstsein zu bringen. Er musste unbedingt wissen, was Koller angesichts der Folterspuren preisgegeben hatte. Er schüttelte ihn und holte dann ein nass gemachtes Handtusch aus dem Bad. Damit gelang es ihn tatsächlich Koller wach zubekommen. Koller sah Diener und alles was er sagen konnte war "Gerrit ist in Gefahr, hol ihn daraus! Ich konnte nicht anders als ...." Diener sah, dass das Sprechen Koller anstrengte und sagte zu ihm "Ist schon OK, aber Du musst mir noch sagen, ob sie auch Gerrits richtigen Namen wissen." Koller brachte noch ein "Nein, darauf sind sie nicht gekom.." zustande und verstarb dann in Dieners Armen genau in dem Moment, als endlich der Krankenwagen und die Kollegen eintrafen.

 

Diener rannte aus der Wohnung und forderte Verstärkung an. Er schickte umgehend einen Streifenwagen zu Gerrits Wohnung und fuhr selbst mit drei weiteren Streifenwagen schon einmal zum Haus von Marias Vater. Unterwegs bekam er die Information, dass Gerrit nicht in seiner Wohnung war, aber die Wohnungstür aufgebrochen worden war. Ferner waren in der Wohnung Kampfspuren zu erkennen. Diener schwante fürchterliches und betete, dass er rechtzeitig ankommen würde, bevor Tuscotti Gerrit töten würde. Dass er das tun würde, daran zweifelte Diener nicht mehr im Geringsten.

Zur gleichen Zeit wurde Gerrit erneut in Tuscottis Büro gebracht bzw. gezehrt, aber diesmal war er gefesselt. Neben Tuscottis stand Maria und sah ihn traurig an. es war unübersehbar, dass sie geweint hatte. Gerrit war bereits in seiner Wohnung mächtig von den Mitarbeiterin Tuscottis in die Mangel genommen worden und hatte sich schon dort, während er versuchte, den Schlägen einigermaßen auszuweichen, gefragt, wer ihn wohl verraten hatte.

Während zwei Mitarbeiter Tuscottis Gerrit im Büro festhielten, schrie Tuscotti ihn an "Ich hoffe Du erinnerst Dich noch an meine Worte mein Freundchen. Wenn Du glaubst, dass Dein Tot einfach sein wird, hast Du Dich geirrt. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass er lang und schmerzhaft wird!" Gerrit hörte zwar seine Worte in seinen Ohren rauschen, hatte aber nur Augen für Maria. Unbeeindruckt von Tuscottis Geschrei sah er Maria an und sprach sie gegen das Geschrei an "Bitte Maria, Du musst mir glauben, ich liebe Dich. Aber ich hatte keine andere Wahl." Maria sah ihn einfach nur anklagend an und sagte kein Wort. Das war für Gerrit schmerzhafter als alles, was sie mit ihm anstellen konnten. Tuscotti befahl, dass Gerrit in den Keller gebracht werden sollte und Gerrit hörte, dass Maria ihren Vater anflehte, Gerrit trotz all dem nicht umzubringen. In diesem Moment knallte die Tür zum Büro auf und Diener kam mit mehreren Polizeibeamten in das Zimmer gestürmt. Tuscotti und die beiden Mitarbeiter waren dermaßen überrumpelt, dass sie ohne Gegenwehr festgenommen werden konnten.

Diener befreite Gerrit von den Fesseln und stützte ihn, denn er schwankte etwas. Aber Gerrit riss sich los und ging sofort auf Maria zu und fragte sie, ob sie nicht noch einmal über die ganze Situation und was geschehen war, reden könnte. Aber alles was Maria sagte war "Mit Dir sprechen? Du hast mich all die Zeit angelogen. Gerrit, ich habe Dich geliebt und Du, Du gehst her und zerstörst meine Familie. Was soll es da noch zu besprechen geben. Geh bitte und lass mich bitte in Ruhe." Dann verließ Maria den Raum und Diener sah, dass Gerrit von Marias Worten mehr als betroffen war. Die Worte hatten Gerrit offenbar bis ins Mark getroffen. Er führte ihn aus dem Haus und veranlasste, dass er erst einmal im Krankenhaus untersucht wurde. Anschließend holte er ihn ab und nahm seine Aussage im Präsidium auf.

Diener hatte unter großem Bedauern sofort veranlasst, dass Gerrit versetzt wurde, denn in Frankfurt würde er seines Lebens nicht mehr sicher sein. Und so wurde er direkt vom Präsidium aus nach München gebracht, wo er zukünftig ebenfalls für das Drogendezernat arbeiten würde. Nach Hause durfte er nicht mehr, weil man befürchtete, dass er das nicht überlegen würde. Dienstlich bekam er in München als erstes die Anweisung auf keinen Fall in den nächsten Jahren nach Frankfurt zu reisen.

Zwei Monate nach diesem Tag bekam er ein Schreiben, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er angesichts der gelungen Ermittlungsarbeiten befördert worden war. Eigentlich war das das, wofür Gerrit all die Utnergrundarbeiten geleistet hatte, aber für Gerrit hat dies nun einen faden Beigeschmack und er legte das Schreiben achtlos beiseite.

 

In der Gegenwart

Alex und Michael kamen nach 2 Stunden Autofahrt endlich vor dem Polizeipräsidium in Frankfurt an und fragten sich dort nach Kurt Diener durch. Doch sie mussten warten, bis er Zeit hatte und nach einer halben Stunde Wartezeit wurde es Michael zu bunt und bat die Mitarbeiterin Diener ausrichten zu lassen, dass sie aus München kämen und keine Zeit mehr hätten und dass es um Gerrit Grass ginge. Das hatte durchschlagenden Erfolg, denn keine 2 Minuten später stand Kurt Diener vor ihnen. Er reichte ihnen die Hand und bat sie in sein Büro. Dort eröffnete er das Gespräch mit "Sie sagten, es geht um Gerrit Grass?" Michael und Alex erzählen ihm, dass sie seine Kollegen seien, ferner von Gerrits Unfall und seinem merkwürdigen Verhalten vorher und dass er unmittelbar aus welchen Gründen auch immer vor dem Unfall in Frankfurt gewesen war. Nachdem sie ihre Erzählungen beendet hatten fragte sie Diener direkt "Warum sollte Gerrit nicht mehr nach Frankfurt zurückkehren? Was ist damals passiert?".

Diener, der bisher nur still zugehört hatte, räusperte sich nun endlich und begann, Michael und Alex die damaligen Vorkommnisse. aus seiner Sicht zu erzählen. Als er endete fragte Michael "Aber warum ist er dann um alles in der Welt ausgerechnet jetzt nach 4 Jahren wieder nach Frankfurt gekommen? Es muss etwas mit diesem Mann zu tun haben, den er einige Tage zuvor zufällig getroffen hat." regte sich Michael auf "Tja, ich glaube ich weiß warum. Maria Tuscotti ist schwer krank. Sie hat Krebst im Endstadium und liegt im Sterben. Wahrscheinlich hat der Mann, wer auch immer es war, ihm das gesagt." Alex dachte nach "Und Sie meinen, Gerrit vergisst jegliche Gefahr und kommt so ohne weiteres deswegen nach Frankfurt. Ich dachte sie hat ihm gesagt, er solle sie in Ruhe lassen." Diener zuckte mit den Schultern "Ich denke schon, dass es so war." Er sah sie beiden prüfend an und setzte dann fort "Ich nehme an Sie kennen Gerrit. Er hat öfters mal eine Freundin, so für 1 bis 2 Monate oder?" Michael nickte "Aber was hat das damit zu tun?" "Mit Maria war das anders. Gerrit schien nahezu von ihr besessen zu sein. Sie ist bzw. war vor ihrer schwersten Krankheit eine Schönheit. Niemand konnte an ihr vorbeigehen, ohne sich nach ihr umzudrehen. Nur ihr großer Name hat die Männer davor abgeschreckt, sie anzubaggern. Ich glaube Gerrit hat sie wirklich vom tiefsten Inneren her geliebt. Es war für ihn wirklich schwer ihr das alles anzutun. Er schien damals nach den letzten Worten Marias völlig deprimiert zu sein. Ich selbst habe ihn niemals zuvor so gesehen."

Alex sah Michael an "Dann können wir wohl davon ausgehen, dass der Tuscotti-Clan Gerrits Unfall verursacht hat. Vermutlich haben die herausbekommen, dass Gerrit Maria besucht hat und sind ihm dann gefolgt." Michael nickte. "Kollege, wer käme da in Frage?" Diener sah die beiden an "Da Sie selbst hier in Frankfurt nicht ermitteln können, werde ich die Ermittlungen hier selbst übernehmen. Das bin ich Gerrit schuldig. Aber soviel vorab. Vater und Sohn Tuscotti sitzen zurzeit noch im Gefängnis. Die könnten es eigentlich nicht gewesen sein, aber ich werde mich mal umhören, ob es aufgrund der schweren Krankheit von Maria irgendwelche Lockerungen gab. Ich werde alles tun, um herauszufinden, wer das war und melde mich dann bei Ihnen. OK?"

Alex und Michael besprachen noch Kleinigkeiten mit Diener und fuhren dann zurück nach München.

 

In München kamen die Ermittlungen nicht so recht weiter und so fuhren Michael und Alex zu Gerrit ins Krankenhaus. Vor seinem Zimmer war sicherheitshalber ein Beamter abgestellt worden, falls man noch einmal versuchen würde, ihn umzubringen. Gerrit lag immer noch im Koma und machte keinerlei Regungen. Alex fragte sich, ob er wohl was hören würde und begann, Gerrit von ihrem Besuch bei Diener zu erzählen. Michael sah ihr stumm dabei zu und dachte darüber nach, dass Gerrit die Sache nach all den Jahren doch eingeholt hatte. Da all das Reden von Alex zu keinem Ergebnis führte, fuhren sie nach zwei Stunden frustriert nach Hause.

Als Michael und Alex am nächsten Morgen gegen 09.00 Uhr im Büro ankamen, lag eine Rückrufbitte von Kurt Diener vor. Sofort setzte sich Michael ans Telefon und rief ihn an. Diener meldete sich sofort und berichtete, dass die Männer, die auf Gerrit geschossen hatten, bereits am frühen Morgen festgenommen worden waren. Marias Vater hatte an dem Tag, an dem Gerrit zu Maria ins Krankenhaus gefahren war, in Begleitung eines Polizeibeamten Freigang bekommen, um seine Tochter noch einmal besuchen zu kommen. Er hatte Gerrit das Gebäude verlassen sehen, als er von dem Polizisten gerade aus dem Auto geholt wurde und beobachtet, in welches Auto Gerrit stieg.

"Aber wie konnte er denn die Verfolgungsjagd so schnell organisieren?" hakte Michael nach. "Die begleitenden Polizeibeamten hat Marias Vater alleine in das Zimmer von Maria gehen lassen, weil eine Fluchtgefahr angesichts dessen, dass sich das Zimmer im 5. Stock befand, nicht bestand. Von dort aus hat der dann, während Maria schlief, über ihr Telefon Kontakt nach draußen aufgenommen und dafür gesorgt, dass sich seine Männer auf die Suche nach dem Fahrzeug machten und dafür sorgen sollten, dass Gerrit das Ganze nicht überleben würde."

Alex war immer noch nicht klar, wie die Männer von Marias Vater in einer so großen Stadt wie Frankfurt auf die schnell ein bestimmtes Auto finden konnten. Diener hatte auch das bereits herausgefunden "Einer der Männer hatte Gerrit in München getroffen. Das wird wohl der gewesen sein, von dem Euer Kollege erzählt hat. Da der davon ausging, dass Gerrit auf den Rückweg nach München war, war es nicht schwer für die Männer Gerrit kurz vor München auf der Autobahn zu finden und von da an begann die Verfolgungsjagd mit dem bekannten Ende."

Michael bedankte sich bei Diener für die Mithilfe und zum Schluss sagte Diener noch "Grüßen Sie Gerrit von mir, wenn er aufwacht. Und da ist leider noch was, was Sie ihm sagen müssen. Maria ist heute Morgen verstorben."

 

Alex und Michael sahen sich an. Nach all dem, was sie bisher über diese Maria und ihrer Beziehung zu Gerrit gehört hatte, wollten beide nicht derjenige sein, der das Gerrit mitteilen musste. Michael sagte gerade zu Alex, dass Gerrit dazu ja erst einmal aus dem Koma aufwachen musste und wenn er das endlich tun würde, würde er die Übermittlung der schlimmen Nachricht gerne übernehmen, als Alex Telefon klingelte. Als sie auflegte grinste sie Michael schelmisch an. Der schaute zurück und fragte "Was ist?" "Gesagt ist gesagt mein Lieber. Das war Gerrits behandelnder Arzt. Gerrit ist vor einer halben Stunde aus dem Koma erwacht."

Beide fuhren sofort ins Krankenhaus. Als sie das Zimmer betraten schlief Gerrit, so dass sie zunächst glaubten, dass er noch im Koma lag, aber dann bemerkten sie, dass bis auf den Tropf die ganze Apparaturen nicht mehr an Gerrit angeschlossen waren und setzten sich an sein Bett. Alex weckte Gerrit, in dem sie ihn anstupste und leise "Gerrit" rief. Er öffnete langsam seine Augen und sah Alex und Michael an.

Er war sichtlich angeschlagen und beide sahen, dass er heftige Kopfschmerzen haben musste, denn er kniff immer wieder seine Augen zusammen "ihr wollt sicher wissen, was passiert ist, nicht" brachte er mühsam heraus. Alex streichelte seinen Arm und sagte "Du musst uns nichts erklären, wir wissen bereits alles." Und Michael setzte hinzu "Und über Deine eigenmächtige Einzelaktion sprechen wir, wenn es Dir besser geht." Alex sah Michael streng an und stupste ihn in die Seite. "Was denn, ist doch so!" sagte Michael zu Alex. Dann begann Alex. "Gerrit wir sollen Dir Grüße von Diener bestellen. Außerdem müssen Dir noch was sagen." Alex sah Michael auffordernd an. Michael räusperte sich "Nun ja, es geht um Maria, sie" Michael überlegte, wie es es Gerrit sagen sollte, als Gerrit fragte "Ist sie gestorben?" Michael nickte. In diesem Moment kam die Krankenschwester ins Zimmer und sagte, dass Herr Grass noch viel Ruhe benötige. Michael und Alex verabschiedeten sich deshalb von Gerrit, aber Gerrit schien weit weg zu sein und Alex sah, dass er Tränen in den Augen hatte. Vermutlich war es das Beste, wenn man ihn erst einmal in Ruhe ließ.

8 Tage später wurde Gerrit zwar geheilt, aber mit der Auflage, sich unbedingt noch zu schonen, aus dem Krankenhaus entlassen. Michael und Alex holten ihn ab und fuhren direkt mit ihm auf die Autobahn. Als Gerrit das merkte fragte er erstaunt "Wo wollt ihr hin?" Alex drehte sich zu ihm um und sagte "Wir fahren nach Frankfurt. Kurt Diener erwartet uns dort. Anschließend fahren wir zum Friedhof, auf dem Maria beerdigt wurde. Wir haben uns so gedacht, dass Du gerne von Ihr Abschied nehmen würdest und bevor Dir noch einmal das Gleiche passiert, wie bei Deinem letzten Frankfurt Besuch bekommst Du von uns Begleitschutz. Wir haben sogar für Dich ein paar Blumen besorgt. Wie findest Du das?" Gerrit schaute verlegen aus dem Fenster "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll." Michael mischte sich nun ein "Sag einfach gar nichts und genieße die Fahrt."

In Frankfurt angekommen fuhren sie zuerst in Präsidium, wo sich schon von Kurt Diener erwartet wurden, der Gerrit sofort überschwänglich begrüßte. Von dort fuhren sie zunächst etwas essen und dann zum Friedhof. Kurt Diener führte die drei zu der Stelle, an der Maria beerdigt worden war. Sicherheitshalber hatte Diener überall Beamte in Zivil postiert, die umgehend Bescheid geben würde, wenn einer vom Tuscotti Clan erblickt wurde. Als das Grab nur noch 20 m entfernt war, verabschiedete sich Diener von den dreien und Michael und Alex gingen zu dritt zum Grab. Michael legte die Blumen ab und ging dann zusammen mit Alex zu Gerrit etwas auf Abstand, damit er sich allein von Maria verabschieden konnte. Nach 10 Minuten ging Alex wieder nach vorne und nahm Gerrit in den Arm "Können wir los?" fragte sie. Gerrit sah sie an, nickte und sagte dann leise "Danke". Mehr war er nicht imstande zu sagen. Beide sahen, dass er geweint hatte und so gingen die drei schweigend zurück zum Fahrzeug.

Zurück in München hielt Gerrit es keine 2 Tage zu Hause aus und stand bereits am zweiten Tag wieder im Büro. Eigentlich sollte er sich ja mindestens noch eine Woche schonen. Schließlich ließen die beiden sich aber von seinem Betteln erwärmen und er durfte wenigstens schon mal wieder Büroarbeiten verrichten. Es dauerte noch 2 weitere Wochen, bis er wieder ganz der Alte war und sich mit Michael wieder Rededuelle lieferte. Auch wenn Michael es nach außen nicht zeiget, so war er doch froh, dass endlich wieder Normalität ins Arbeitsleben eintrat.

ENDE

 

 

 

 

 

 

 

 

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