Es war Donnerstag morgen und Gerrit und Alex betraten das Büro,um Michael und Robert von der Spätschicht abzulösen.
Robert Ritter war erst seit ca. 1 Monat bei K11, aber Gerrit kam noch nicht so richtig mit ihm klar. Zum einen versuchte Robert, de ja neu war beim Team, ausgerechnet ihm bei den Ermittlungen zu sagen, was er tun sollte und zum anderen war er etwas altklug. Pah, das konnte er gerade gebrauchen. Und dann immer dieses sofortige Hochspringen, wenn gefragt wurde, ob jemand mitgehen wollte. Gerrit fragte sich manchmal, ob er auch so gewesen war, als er beim K11 anfing.
Aber was soll´s, da Michael blendend mit Robert zurecht kam, ermittelten die beiden oft zusammen und so konnte er selbst wenigstens öfter mit Alex ermitteln, so wie heute. Mit Alex hatte man wenigstens immer spaß. Außerdem das mit ihm und Gerrit würde sich schon geben.
Gerrit merkte sofort, das etwas nicht stimmte, als er das Büro betrat, denn Michael und Robert sahen ihm merkwürdig mitfühlend entgegen. Robert, wie immer, geradezu mit einem sehr mitleidigen Blick und einem Kopfnicken. Gerrit sah von einem zum anderen und frage dann etwas irritiert "Was?"
Michael begrüßte die beiden erst mal und bat Gerrit sich zu setzen. Gerrit begann sich zu fragen, was so fürchterlich war, dass er sich setzen sollte, aber da er wusste, dass Michael es ihm nicht erzählen würde, bis er saß, folgte er einfach. Robert, der immer noch noch theatralisch mit dem Kopf nickte begann "Es gab heute Nacht in der JVA eine Auseinandersetzung." "Und? Was hat das mit mir zu tun?" hackte Gerrit nach.
Michael sah Gerrit in die Augen. "Max Biedel wurde bei der Auseinandersetzung abgestochen. Er lebt noch, hat aber so schwere innere Verletzung, dass er die kaum überleben wird." Gerrit sagte auf diese Neuigkeit erst einmal nichts, sondern sah stumm auf den Boden. Er hätte erwartet, dass ihm diese Mitteilung freuen würde, aber er fühlte nichts. Einfach gar nichts, oder doch, trotz allem so etwas wie Mitleid. Nachdem Biedel ihn vor einem halben Jahr entführt und verletzt hatte, hatte er zweimal auf Anweisung der Polizeipräsidentin zum Psychologen gehen müssen, um, wie sie gesagt hatte, die Geschehnisse zu verarbeiten. Aber nachdem bei den zwei Sitzungen nicht viel rumgekommen war, hatte er das Ganze abbrechen dürfen. Noch zwei Monate nach den Vorkommnissen war er ab und zu nachts schweißüberströmt aus Alpträumen aufgewacht, aber die hatten langsam aber sicher auch aufgehört. Lediglich an Yvonne dachte er ab und zu noch. Die Fahndung nach ihr lief immer noch, aber, da er für befangen gehalten wurde, über eine andere Abteilung. War vielleicht auch besser so. Nur er wusste, dass sie sich in Ausland abgesetzt hatte, sie hatte es ihm bei ihrem letzten Telefonat gesagt. Selbst Michael und Alex hatte er es nichts von dem Telefonat erzählt.
So in seinen Gedanken versunken, hatte er gar nicht bemerkt, dass Alex ihm von hinten eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Im Büro war es Mucksmäuschen still, bis Gerrit schließlich "gut" sagte. Er sah sich um. Das Robert ihn immer noch mitleidig anschaute, als ob gerade seine Mutter gestorben wäre, störte ihn irgendwie und so schaute er wieder zu Michael. "Aber das ist noch nicht alles, habe ich recht?"
Michael schüttelte den Kopf. "Nein, leider nicht. Nun wie gesagt, Biedel lebt noch und kommt erstaunlicherweise ab und zu Bewusstsein. Er will Dich sprechen und nur Dich." "Was?" Gerrit konnte es nicht fassen. Was wollte Biedel schon wieder von ihm. Was das wieder so ein beschie..... Spiel von ihm, um ihm vor seinem Tode noch eins auszuwischen?
Mittlerweile hatte der Staatsanwalt das Büro unbemerkt betreten und mischte sich nun in das Gespräch ein "Ich kann es gut verstehen Herr Grass, wenn sie es ablehnen, aber wir haben hier die einmalige Chance, an die Information, wo sich die seinerzeit nicht aufgefundene Beute befindet, zu gelangen."
Gerrit schüttelte energisch den Kopf "Kommt gar nicht in Frage." Anschließend schnappte er sich seine Jacke und stürmte mit den Worten "Ich komm gleich wieder, ich muss mal einen Moment für mich haben" aus dem Büro.
Die verbleibenden vier im Büro sahen Gerrit nach. Robert schüttelte den Kopf und sah in die Runde "Mist. Warum macht er es denn nicht, so eine Chance bekommen wir nie wieder!" Michael und Alex sahen ihn perplex an, aber bevor sie etwas sagen konnten, richtete sich der Staatsanwalt an Robert "Herr Ritter, Sie müssen noch eine Menge lernen. So eine Entführung und dann noch mit dieser Brutalität lässt sich nur sehr schwer verarbeitet, manchmal gar nicht. Die Sache reißt gerade erst zu heilen beginnende Wunden auf. Ich jedenfalls kann durchaus verstehen, wenn er das nicht machen will." Daran hatte Robert noch gar nicht gedacht und er sah entschuldigend zu Alex und Michael. Aber die hatten nun andere Sorgen.
Alex sah Michael an "Jemand sollte nachschauen gehen, was er macht, vielleicht braucht er jemanden zum Reden." Robert sprang schon auf, um sich anzubieten, aber Michael war schneller "Nee, nee Robert, lass mal, ich mach das mal lieber. Aber Du kannst hier solange wir weg sind, Alex unterstützen, auch wenn wir bereits Feierabend haben." Und wie nicht anders zu erwarten, kam sofort ein "Klar, mach ich doch" von Robert.
Bevor Michael ganz zur Türe heraus war, rief ihn der Staatsanwalt noch einmal zurück "Herr Naseband noch kurz folgendes: Ich muss los, ich habe heute Sitzungen. Sollte Grass doch noch mit Biedel sprechen, dann nur mit Überwachung. Ich will nicht, das da irgendwas passiert." "Geht klar" antwortetet Michael und raus war er. Kurz nach ihm ging der Staatsanwalt, der, weil er schon spät dran war, schon die ganze Zeit ständig auf seine Uhr geschaut hatte.
Robert sah Alex unschlüssig an. "Michael hat mir erzählt, was damals passiert ist. Wie ist den überhaupt der Stand der Fahndung nach dieser Yvonne, wie hieß sie doch gleich mit Nachnamen?" "Müller heißt sie. Keine Ahnung wie der Stand ist, die Fahndung wird ja vom K9 bearbeitet. Alles was wir wissen ist, dass sie noch nicht gefasst wurde. Ansonsten dürfen die uns nichts sagen, der Staatsanwalt will Gerrit aus sämtlichen Ermittlungen raushalten." "Aber wieso, er könnte doch vielleicht helfen?" "Ja könnte, könnte aber auch so sein, dass er immer noch Gefühle für diese Yvonne hegt und wer weiß, was dann alles passiert. Aber komm, lass uns aufhören von diesem Fall zu sprechen, sag mir schon mal, was heute Nacht sonst noch so alles gewesen ist." Und Robert begann, von der an sich ruhigen Nacht zu erzählen.
Michael stand etwas unschlüssig auf dem Vorplatz des Eingangs zum Büro. Wohin könnte Gerrit wohl gegangen sein? Die Einsatzfahrzeuge standen beide noch vor der Tür, also war er nicht mit dem Auto unterwegs. Er sah rüber zum kleinen angrenzenden Park. Da er wusste, dass Gerrit sich ab und zu dorthin zurückzog, um Stress abzubauen, beschloss er, als erstes im Park nachzusehen.
Der Morgen war ziemlich diesig und es sah nach Regen aus. Bis jetzt hielt sich das Wetter aber noch. Trotzdem kam ihm kaum ein Mensch im Park entgegen. Von weitem schon sah er, dass Gerrit auf einer Parkbank saß und sein Gesicht, nach vorne kauernd in seine Hände gelegt hatte. Er atmetet tief durch, ging dann zielstrebig auf ihn zu und setzte sich neben ihm. "Hey, gehts wieder?" Gerrit sah ihn überrascht an, weil er ihn bis jetzt noch nicht bemerkt hatte "schickt Alex Dich?" Michael lachte "ja, schon, aber ich dachte auch, Du kannst jetzt gerade vielleicht einen Freund zum Reden gebrachen." Gerrit sah demonstrativ in den Park und schüttelte den Kopf.
Michael schaute ihn an "Komm schon Gerrit, rede mit mir. Glaub mir, ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich habe das auch schon mitgemacht, nur halt das mit dem Besuchen nicht." Gerrit dachte nach und Michael ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Michael wusste aus Erfahrung, wenn er ihn jetzt zu sehr drängte, verschloss sich Gerrit völlig. Nach endlos langen 20 Minuten brach Gerrit das Schweigen "Es ist nur... ich meine, ich sollte Purzelbäume schlagen, dass er nichts mehr anstellen werden kann, oder wenigstens erleichtert sein, aber ich empfinde nicht so, ich empfindet selbst jetzt nach all dem eher so etwas wie Mitleid. Ich bin doch nicht normal! Statt dessen kommen die ganzen Bilder wieder hoch und dann soll ich ihm auch noch gegenübertreten und mit ihm sprechen. Ich weiß einfach nicht, ob ich das kann" brachte er gepresst hervor. Gerrit sah betreten auf den Boden. Es war schwer für ihn, über seine Gefühle zu sprechen, aber bei Michael wusste er einfach, dass das Ganze unter ihnen bleiben würde, na ja, vielleicht noch unter Alex, aber das war in Ordnung.
Michael legte ihm eine Hand auf die Schulter "Gerrit, wenn Du Purzelbäume schlagen würdest, weil ein Mensch stirbt, egal wer, würde das bei Dir eher nicht normal sein. Es ist alles in Ordnung, glaube mir. Und das mit den Bildern, das kenn ich. Man bekommt sie nie aus dem Kopf, bei irgendwelchen Kleinigkeiten sind sie wieder da, wie ein schlechter Alptraum, der immer wiederkehrt. Alles was wir tun können ist dagegen ankämpfen um sie so lange wie möglich aus unserem Gehirn zu verbannen." Gerrit nickte und beide schwiegen eine Weile.
Irgendwann fragte Gerrit "würdest Du es tun?" Michael überlegte "Hm, ich weiß nicht, vielleicht. Aber man kann das vorher glaube ich nie genau sagen, gerade wenn da Gefühle mitspielen. Ich glaube, das einzige was mich dazu bewegen würde, wäre meine Neugier." Michael war wirklich neugierig, was Biedel von Gerrit wollte, aber gleichzeitig wollte er Gerrit auch nicht drängen es zu tun und so sagte er lieber gar nichts mehr dazu.
"Was er wohl will?" Michael horchte auf, Gerrit Neugier schien auch ihn wohl dazu bewegen zu können, zu Biedel zu gehen. "Der Staatsanwalt hofft zumindest, dass er Dir sagt, wo sich die Beute befindet. Du weist, dass sie seinerzeit nicht gefunden wurde und Biedel nie verraten hat, wo sie ist." Gerrit stand auf "Nun ich glaube zwar nicht, dass das der Grund ist, weshalb ich kommen soll, aber ich mach´s" "Bist Du Dir sicher?" "Nein, aber wenn ich es nicht mache, dann werde ich mich wohl mein ganzen Leben lang fragen, was er gewollt hat und ich will nicht, dass er einen Teil meines Lebens bestimmt!" Michael, der ebenfalls aufgestanden war, klopfte ihn auf die Schulter "Gute Entscheidung, komm gehen wir zurück ins Büro, der Staatsanwalt will, dass Du für das Gespräch verkabelt wirst." "Und dabei hat der Tag gar nicht so schlecht angefangen." meinte Gerrit auf den Rückweg und versuchte, das mulmige Gefühl, dass sich in seinem Magen ausbreitete zu unterdrücken.
Als sie ins Büro zurückkamen nahm Alex, die ausnahmesweise mal alleine im Büro war, Gerrit erst einmal in den Arm und drückte ihn. "Na wieder alles OK?" fragte sie ihn flüsternd. Gerrit nickte und setzte sich dann auf seinen Lieblingsplatz am Fenster. "Ich werde es machen" informierte er Alex, während Michael schon einmal telefonisch die Kollegen informierte und die Verkabelung anforderte. Robert, der gerade von der Aktenverwaltung zur Tür hereinkam und die Information mitbekommen hatte, freute sich "Cool, bin mal gespannt, was er so sagt."
Michael, der soben den Hörer wieder aufgelegt hatte, sagte zu Robert "Du machst aber jetzt erst mal Feierabend für heute. Das werden sonst wieder zu viele Überstunden und wir bekommen eine Ansage von der Polizeipräsidentin." Robert sah ihn enttäuscht an und ließ die Schultern hängen "und was ist mir Dir? Du machst doch auch noch keinen Feierabend." "Ich bin hier der Dienstälteste und der Bestimmer, also schlaf Dich für heute Nacht gut aus!" Da Michaels Stimmlage schon darauf schließen ließ, dass er keinerlei Diskussionen darüber führen würde, nahm Robert frustriert sein Jacke und verabschiedete sich.
Gerrit sah Robert hinterher. Er ging ihm zwar manchmal auf dem Geist und er war froh, dass er hier mal nicht dabei war, aber er konnte seinen Frust sehr gut verstehen. Er jedenfalls hätte sich bei einem so spannenden Einsatz nicht so einfach von Michael nach Hause schicken lassen.
Als kurz darauf die Verkabelung kam, half Michael Gerrit, diese unauffällig unter seinem Hemd anzubringen und die Test´s durchzuführen, während Alex die weiteren Einzelheiten mit den zuständigen Beamten besprach. Die Aufnahmen würden direkt hier ins Büro gesendet und auf Michael´s Rechner gespeichert werden. Nachdem alles klappte, fuhren Gerrit und Alex zum Krankenhaus.
Gerrit überlegte, wie er ihn wecken sollte, anstupsen oder ansprechen. Aber da öffnete Biedel schon seine Augen. Er schien gespürt zu haben, dass jemand im Zimmer war. Er grinste "Also doch!" krächzte er triumphierend. Gerrit schüttelte nur genervt den Kopf "Also, ich bin da Biedel, was willst Du von mir?" "Ich will, dass Du Yvonne suchst und ihr sagst, dass ich Sie auch jetzt trotz allem noch liebe." "Warum gerade ich?" "Weil sie niemanden von meinen Leuten an sich heranlassen wird."
"Tja da hast Du wohl Pech. Denn ich weiß nicht, wo sie sich jetzt gerade aufhält." "Deshalb sollst Du Sie ja auch suchen, Du Idiot." Gerrit war trotz dessen, dass Biedel so schlecht dran war, drauf und dran, ihm eine runterzuhauen und konnte sich gerade noch zurückhalten. Er überlegte, ob er sich einfach umdrehen und gehen sollte, aber was würde der Staatsanwalt dann sagen. Gepresst brachte er hervor "Nur dafür hast Du mich hier herbestellt?" "Yvonne war meine große Liebe, ich habe es ihr zwar nie so richtig deutlich gesagt, aber es war so. Ich habe nie im Leben so für eine Frau empfunden wie für Yvonne. Eines Tages wirst Du Yvonne schon sehen. Dann sag ihr das."
Gerrit wusste nicht so recht, ob er ihm das abnehmen sollte, die Worte über die große Liebe und so weiter, andererseits der Mann lag im sterben und wusste das. Da wuchs so mancher über seinen Schatten hinaus. Vielleicht ja auch Biedel. Biedels Worte hatten sich schon nach echten Gefühlen angehört. Aber dafür dieser ganze Aufwand?
Gerrit sah Biedel an. "Das war doch wohl noch nicht alles? Das kann ihr ja schließlich jeder sagen, dafür brauchst Du mich nicht. Also raus mit der Sprache, was willst Du wirklich?"
Biedel krallte sich an Gerrit Hemdärmel fest "Nee, das ist natürlich nicht alles! Also hör weiter zu: Ich habe ein Testament zu Yvonnes Gunsten hinterlassen." Angewidert versuchte Gerrit die krallenähnlichen Finger aus seinem Hemdsärmel zu lösen. Das darin trotz allem noch so viel Kraft lag "Lass los!" schrie Gerrit ihn fast an. Wie sollte er aus diesem Individium bloß herausbekommen, wo die Beute versteckt war?
Biedel lachte kurz auf und ließ ihn dann erschöpft los. "Das Testament befindet sich im Haus meiner Mutter. Ich habe es im Eingangsbereich unter einer lockeren Holzdiele versteckt. Sorge dafür, dass es gefunden wird!" Gerrit sah ihn erst entgeistert an, dann kam ihm eine Idee.
"Nein!" nun war Gerrit endlich an der Reihe zu triumphieren "nicht bevor Du mir nicht gesagt hast, wo Du die damalige Beute versteckt hast!" Biedel begann hönisch zu grinsen "Ich wusste, dass das der Preis sein würde. Habe ich Dein Wort, dass Du mein Testamentes holst und Yvonne meine Worte ausrichtest, wenn Du sie siehst?" Gerrit überlegte, ob er das nicht ablehnen sollte, nickte dann aber schließlich doch. Biedel wusste ja schließlich nicht, dass er gar nicht nach Yvonne suchen durfte und wahrscheinlich auch nach ihrer Ergreifung gar nicht mit ihr würde sprechen dürfen.
"Gut. Einen Todgeweihten wirst Du ja hoffentlich nicht anlügen." Biedel holte noch einmal tief Luft und setzte dasnn fort " Unter der Diele liegt auch ein Schließfachschlüssel für ein Schweizer Nummernkonto. Es liegt eine Vollmacht über das Konto für Yvonne dabei. Du siehst also, ohne Yvonne geht gar nichts. Das Konto ist darüber hinaus Passwortgeschützt. Komm näher, das Passwort flüstere ich Dir ins Ohr, wer weiß, wer hier alles zuhört."
Gerrit wollte nicht noch näher ran, aber Biedel nahm seine letzte Kraft zusammen, beugte sich vor, zog ihn mit seinen Klauenhänden am Hemdsärmel zu sich ran und flüsterte ihm ins Ohr "Herz As schlägt Karo Bube", dann sackte er in sich zusammen und sämtliche Geräte um ihn herum begannen zu piepen. Im nächsten Moment wurde Gerrit auch schon von der Ärztin an Seite geschoben, die sachlich und fast emotionslos den Tod von Biedel feststellte.
Alex, die sich mittlerweile in das Zimmer zu Gerrit gesellt hatte, zog Gerrit an der Hand nach draußen. "Komm, gehen wir.". Auf den Weg zum Büro war Gerrit so erleichert, es endlich hinter sich zu haben, dass es nur so aus ihm heraussprudelte und er Alex, während er sich bereits von der Verkabelung befreite, alles von dem Gespräch erzählte.
Als sie wieder im Büro ankamen, war der Staatsanwalt schon da. "Und Herr Grass, wie gehst Ihnen?" "Danke, es geht" antwortete Gerrit und wandte sich dann an Michael, als er ihm die Verkabelung auf den Tisch legte "Und hast Du alles?" "Ja, nur das Passwort ist nicht zu verstehen. Wie heißt es?" "Herz As schlägt Karo Bube" Alex antwortete schneller als Gerrit, denn sie hatte das Passwort ja von Gerrit bereits während der Fahrt zum Büro erfahren. Gerrit nickte dazu nur und Alex fuhr fort "Wir sollten umgehend zum Haus seiner Mutter und nach der Diele suchen." Michael hatte bereits die Anschrift herausgefunden und nannte sie den beiden nun. Gerrit und Alex wollten gerade los, als Gerrit wieder einfiel, dass ja eigentlich das K11 sich nicht an irgendwelchen Ermittlungen in Sachen Biedel oder Yvonne beteiligten sollten.
Gerrit blieb daher mitten auf den Weg nach draußen abrupt stehen und sah fragend den Staatsanwalt an, aber der segnete den Einsatz ab "Gehen Sie ruhig, da er nur Ihnen die Information gegeben hat, habe ich keine Bedenken, wenn Sie das Testament und den Schlüssel selbst dort suchen. Aber damit wir uns richtig verstehen. Die Suche nach Yvonne wird vom K9 weiterbetrieben. Sie halten sich da völlig raus."
Gerrit nickte und Alex und er machten sich schnell auf den Weg, bevor der Staatsanwalt es sich wieder anders überlegte.
20 Minuten später kamen sie vor dem Haus an. Biedel hatte das Haus seiner Eltern kurz vor seiner Verhaftung geerbt und seit dem stand es leer oder besser gesagt, es war seit dem nicht bewohnt, denn die Möbel der Eltern waren immer noch im Haus. Warum er das Haus nicht vom Gefängnis aus verkauft hatte, war nun klar. Da sie unter der Fußmatte oder an sonstigen beliebten Stellen keinen Schlüssel finden konnten, öffnete Gerrit die Haustüre mit einem Dietrich.
Sie hatten erwartet, dass im Inneren alles verstaubt war, aber sie fanden makellos aufgeräumte und staubfreie Räume vor. Irgendwer musste hier regelmäßig putzen. Alex informierte sofort Michael, damit er eine ständige Überwachung des Hauses anordnete. Wenn sie Glück hatten, dann war die Person ja vielleicht Yvonne.
Gerrit sah sich im Hausflur die Dielenbretter näher an und versuchte durch starkes Auftreten herauszufinden, welche davon locker war, denn zu sehen war leider auf Anhieb nichts. Das führte aber zu keinem Erfolg, so dass er und Alex sich hinknieten und versuchten, jede einzelne Diele hochzunehmen. Das gab´s doch nicht, alle Dielen saßen bombenfest. Hatte Biedel ihn etwa auf´s Glatteis geführt? Aber das konnte nicht sein, Biedel schien wirklich etwas dran gelegen zu sein, dass sein Testament gefunden wird. Aber wirklich keine der Dielen ließ sich hochnehmen.
"Bist Du sicher, dass er gesagt hat, dass es eine Diele im Flur ist?" fragte Alex Gerrit. "Alex, natürlich. Er hat gesagt, im Eingangsbereich. Und wir sind im Eingangsbereich. Ich weiß noch jedes Wort von dem was er gesagt hat!" "Ist ja schon gut, aber hier ist keine Diele locker." Gerrit setzte sich auf den Boden und lehnte sich an die Wand. Er war verärgert darüber, dass Biedel ihn vermutlich doch gelinkt hatte, damit er seinen Willen bekam. Dazu kam, dass er ihm auch noch sein Wort gegeben hatte. Er sah sich den Flur noch einmal in Ruhe an. Plötzlich kam ihm eine Idee "Hey Alex, was wenn sich die lockere Diele unter dem Schuhschrank da vorne befindet? Komm wir räumen den mal an die Seite."
Hastig räumten sie das kleine Schränkchen an Seite und tatsächlich direkt unter dem Schuhschränkchen befand sich die lockere Diele. Gerrit sah Alex verschmitzt an "Fast so etwas wie eine Schatzsuche, was?" Alex grinste zurück "Ja, und hoffentlich mit einem Happyend." Vorsichtig hob Gerrit die Diele an. Unter der Diele war ein kleines Loch im Fußboden eingelassen, in der eine Stahlkassette lag. Sie nahmen die Kassette und gingen zu ihrem Fahrzeug, um wieder ins Büro zu fahren, damit sie dort die Kassette öffnen konnten.
Was sie nicht wussten, war, dass sie und im speziellen Gerrit die ganze Zeit bereits beobachtet wurden.
Thilo Maas hatte soeben telefonisch erfahren, dass Grass und seine Kollegin mit einer Kassette das Haus von Biedels Eltern verlassen hatte. Das konnte nur bedeuten, dass Biedel diesem Bullen tatsächlich verraten hatte, wo das Versteck war. Maas wusste, dass Yvonne benötigt wurde, um an die Beute zu kommen. Er selbst hatte von Biedel den Zweitschlüssel und eine weitere Vollmacht für Yvonne bekommen. Aber leider nicht das Passwort. Und nun würde das Ganze noch komplizierter, denn offensichtlich war die Polizei nun im Besitz des anderen Schlüssels und, wie er vermutete, dieser Grass auch noch im Besitze des Passworts.
Maas überlegte, was als nächstes zu tun war. Ohne Yvonne würde er nicht an die Beute, wohlgemerkt SEINE Beute kommen und dieser Grass lief ihm ja nicht weg, so dass er beschloss, erst einmal die Suche nach Yvonne zu focussieren, bevor er sich mit Grass weiter beschäftigte. So informierte er seine Männer erst einmal darüber, dass die Überwachung von Grass bis auf Weiteres abgesetzt war.
Manchmal fragte er sich, ob der Aufwand gerechtfertigt war, aber es ging schließlich immerhin um Diamanten und Schmuck im Wert von über 5 Mio. Euro. Wütend schmiess er das Glas, das er gerade in der Hand hatte, an die Wand. Verdammt, warum musste Biedel ausgerechnet einem Polizisten das verfluchte Passwort geben. Das verkomplizierte die Sache nur noch mehr. Das hatte der Dreckskerl doch sicher nur gemacht um ihn zu ärgert und weil er hoffte, dass er für ihn diesen Grass zur Strecke brachte. Denn laufen lassen konnte er ihn ja wohl schlecht, wenn er das Passwort erst mal hatte.
Maas scharrte seine beiden engsten Mitarbeiter um sich, um sie über den Stand zu informieren und ihnen noch einmal klarzumachen, wie wichtig es war, Yvonne zu finden. "Und noch was, dieser Grass wird nicht angerührt, bis wir Yvonne haben, ich will auf keinen Fall vorzeitig mit ihm in Verbindung gebracht werden und die Bullerei hier im Hause haben. Und ich erwarte in den nächsten Tagen sinnvolle Vorschläge, wie wir an das Passwort kommen, wenn wir Yvonne erst mal haben."
Als Gerrit und Alex wieder im Büro ankamen, warteten Michael und der Staatsanwalt, die natürlich sofort per Handy über den Fund informiert worden waren, ganz neugierig auf die beiden, um zu sehen, was nun wirklich in der Kassette war.
Gerrit überließ es gönnerhaft Michael, die Kassette zu öffnen. Nach 10 Minuten hatte er das Schloss endlich geöffnet. Als sie nachsahen, was in der Kassette war, fanden sie einen geschlossenen Umschlag mit Yvonnes Namen drauf und eine kleine Schachtel, in der sich ein Schließfachschlüssel mit dem Namen der betroffenen Bank befand. Michael hielt den Schlüssel hoch "Ich habe mich bereits erkundigt. Im Falle des Todes des Inhabers des Schließfachs kommt nur eine bevollmächtigte Person oder der Erbe mit dem Schlüssel und das Passwort an das Schließfach, selbst wenn in dem Schließfach vermutlich die Beute ist. Da hilft nach dem Schweizer Bankgesetz auch kein gerichtlicher Beschluss."
"Tja, dann fehlt uns zur Öffnung des Schließfaches diese Yvonne" stellt Alex fest.
Der Staatsanwalt hatte sich mittlerweile das Testament, dass in dem Umschlag mit Yvonnes Namen rauf gelegen hatte, näher angesehen. "Hier steht, dass diese Yvonne die Alleinerbin von Biedel ist. Biedel hat neben dem Haus seiner Eltern im Wert von geschätzten 500.000,00 EURO auch noch ein Sommerhaus auf Sylt im Wert von 400.000,00 Euro. Was er auf seinen Bankkonten noch für Gelder hat, weiß der Teufel. Dieser Biedel war also nicht gerade arm. Ich werde das Testament gleich mit rüber zum Gericht nehmen und es dort bei der entsprechenden Stelle hinterlegen."
Michael fasste noch einmal zusammen "Also wir haben ein Testament, dass diese Yvonne Müller als Erbin ausweist. Darüber hinaus haben wir den Bankschließfachschlüssel und das entsprechende Passwort, welches dieser Yvonne unbekannt sein dürfte. Wir kommen also erst weiter, wenn diese Yvonne endlich mal gefasst wird." Der Staatsanwalt nickte "Das dürfte korrekt sein. Also gut. Der Schließfachschlüssel bleibt hier im K11 unter Verschluss, während das K9 weiterhin diese Yvonne sucht. Sobald sie gefunden worden ist, werde ich dafür sorgen, dass sie hierher überstellt wird. Mehr können wir derzeit nicht machen. Ach so, nur wir vier hier kennen das Passwort für dieses Schließfach und das bleibt auch so. In der Aufzeichnung wird die Passage mit dem Passwort vollständig gelöscht, so dass niemand auch nur weiß, dass das zur Sprache kam. Also zu niemanden ein Wort über das Passwort, auch nicht zu Herrn Ritter. Sind wir uns einig?"
Alle nickten, selbst Gerrit, der mal wieder völlig im Gedanken versunken aus dem Fenster starrte.
Nach diesen Worten verabschiedete sich der Staatsanwalt für heute und Michael schloss die Kassette zusammen mit dem Schließfachschlüssel in den Tresor, den sie für ihre Waffen im Büro stehen hatten, ein.
Alex bemerkte, dass Gerrit immer noch am Fenster stand "Gerrit, ist alles in Ordnung mit Dir?" Gerrit dreht sich zu ihr um "Ja, klar." Er setzte sich auf das kleine Schränkchen vor dem Fenster und verschränkte seine Arme vor der Brust "Ich frage mich nur die ganze Zeit, warum Biedel ausgerechnet mir das Passwort verraten hat." "Vermutlich weil er es vor seinem Tode noch loswerden musste." Gerrit schüttelte den Kopf "Ich werde das Gefühl nicht los, dass da mehr hinter steckt, ich weiß nur noch nicht was." "Wie meinst Du das?" fragte Michael nach. "Na, er hätte doch gar nicht von diesem Passwort anfangen müssen. Wir haben doch gar nicht gewusste, das man ein Passwort braucht."
Michael zuckte mit der Schulter "Stimmt, da ist was dran, aber ich mache für heute erst mal Schluss, ich brauche dringend ne Mütze schlaf, also dann bis heute Abend um 21.00 Uhr." und schon räumte Michael für Gerrit seinen Platz und machte, dass er aus dem Büro und nach Hause kam.
Alex und Gerrit beschlossen, erst einmal Mittagspause zu machen und zur nächstgelegenen Pizzeria zu fahren, anschließend nahmen sie ihren normalen Dienst, der heute bis um 21.00 Uhr gehen würde, auf.
Als Michael gegen 20.30 Uhr wieder ins Büro kam, fand er nur Alex vor. "Hey Alex, wo ist Gerrit?" "Der bringt die Akten, die wir schon fertig haben, ins Archiv. Wieso?" "Ich habe über Gerrits Worte nachgedacht." "Ach ja?" fragte Gerrit, der gerade wieder das Büro betrat. Angesichts dessen, dass der Feierabend kurz bevorstand, war er gutgelaut. "Ja und Du hast Recht, das ist schon komisch mit dem Passwort. Und ich habe mir folgendes überlegt. Was,wenn Du sozusagen für einen Dritten als Bote dieses Passwortes dienen sollst?" "Das würde voraussetzen, dass noch jemand von diesem Passwort weiß und da alle Beteiligten im Gefängnis setzen, würde das dann bedeuten, dass es noch mindestens einen weiteren Komplitzen gibt" sagte Alex. "Das wäre doch eine Möglichkeit und dann macht das mit der Erwähnung des Passwortes auch Sinn. Und wenn das so ist, müssen wir demjenigen zuvor kommen."
Gerrit sah Michael skeptisch an "Und wie sollen WIR das machen bitte schön?" "Also ich gehe davon aus, dass derjenige dann versuchen wird, auf jeden Fall an das Passwort zu kommen und dazu braucht er Dich. Also wirst Du unter Beobachtung gestellt." Gerrit wandte sich empört ab "Vergiss es. Nur weil Du spekulierst, was sein könnte, werde ich mich doch nicht Tag und Nacht beobachten lassen und das wer weiß für wie lange!" Michael grinste über das Gesicht "Mit dieser Reaktion habe ich natürlich schon gerechnet und habe natürlich auch schon einen Kompromissvorschlag." Gerrit sah ihn spöttisch an "Und der wäre?"
Michael holte einige Peilsender aus seiner Jackentasche, die aussahen, wie kleine Knopfbatterien. "Ich war mal eben bei den Kollegen von der Technik. Das hier sind die kleinsten Peilsender, dafür kann man sie aber nur bis zu 500 m anpeilen. Du steckst in jedes Paar Deiner Schuhe einen solchen Peilsender und so können wir Dich im Notfall finden. Und keine Angst, weil ich ja weiß, wie viele Schuhe Du hast, habe ich gleich ein paar mehr mitgebracht." Gerrit sah ihn entgeistert an. "Du glaubst nicht allen Ernstes, dass ich die ganze Zeit mit einem Peilsender rumlaufen werden?"
Michael grinste ihn an "Doch das glaube ich. Aber ich kann natürlich auch mit dem Staatsanwalt über meine Befürchtung sprechen und ich glaube kaum, dass Du dann eine Wahl haben wirst." Gerrit schnaubte vor Ärger und presste ein "Das ist Erpressung" raus. Aber Alex ging beruhigend dazwischen "Komm schon Gerrit. Nur Michael und ich werden die Codenummern für die Peilsender kennen. Niemand sonst. OK?" Gerrit war zwar immer noch verärgert, aber die beiden waren wohl in der Überzahl und er wusste, wann er verloren hatte "Gut, ich gebe mich geschlagen, aber ich werde die nicht für den Rest meines Lebens mit mir rumschleppen!"
Keine 5 Minuten später tauchte Robert auf und wurde von den Dreien über die Geschehnisse des Vormittags aufgeklärt, verabredungsgemäß jedoch nicht darüber, dass Gerrit ein Passwort erhalten hatte. Anschließend verabschiedeten sich Alex und Gerrit von den beiden. Es war der letzte Tag mit Tag- und Nachschicht. Ab morgen waren die Kollegen, die die Nachtschicht öfters übernahmen wieder aus dem Urlaub da und dann würde man wieder in anderen Schichten arbeiten.
Es vergingen drei Wochen nach Biedels tot, ohne das etwas nennenswertes geschah. Jedgliche Suche des K9 nach Yvonne blieb ergebnislos.
Heute hatten Gerrit und Robert zusammen Außendienst und aufgrund eines Hinweises beobachteten sie bereits seit 2 Stunden vom Auto aus eine Gruppe Jugendlicher, die hier angeblich dealen sollten. Aber nichts tat sich bzw. bislang konnten sie dafür keinen Hinweis erkennen und langsam fragten sie sich, ob es sich nicht nur um falschen Alarm eines genervten Nachbarn handelte.
Gerrit hatte langsam aber sicher Kaffeedurst. "Hey Robert Du bist dran, geh uns mal einen Kaffee besorgen. Ich glaube da hinten war eine Bäckerei. Ich halte hier solange die Stellung." "Bin ich nicht das letzte Mal gegangen? Nee, Du bist dran!" "Ist es nicht egal, wer Kaffee holt? Ich hatte die Idee also gehst Du und besorgst ihn OK?" Robert lachte "Klar, weil du die Idee hattest, sehr witzig." Gerrit grinste und stieg aus. "Ist ja schon gut, ich geh schon und egal was die machen, Du bleibst im Wagen, bis ich wieder da bin." "Gerrit ich bin kein Anfänger mehr." regte sich Robert auf. Gerrit wusste das, aber er liebte es, Robert ein bisschen zu foppen, der sprang immer so schön sofort darauf an.
Er machte sich auf den Weg zu dem Bäcker und bestellt dort zwei Mitnehm-Kaffee und betellte auch gleich zwei Teilchen für sie beide mit, denn bei ihm stellt sich Hunger ein und er vermutete, dass es Robert ähnlich ging. Als er die Bäckerei verließ, stieß er fast mit einer Frau zusammen, weil er nach unten sah, um die Stufen nicht zu verpassen. Er wollte sich gerade entschuldigen, als er fast den Kaffee fallen ließ. "Yvonne!" Sie sah ihn an, hob ihren Zeigefinger zum Mund um ihm anzudeuten, dass er nichts sagen sollte und zog ihn in einen Hauseingang neben der Bäckerei hinein.
Da nur noch zwei Jugendliche da waren, die es zu beobachten galt, hatte Robert etwas Langeweile und sah im Rückspiegel nach, wo Gerrit blieb und so beobachtete er, wie Gerrit von der Frau so halbwegs in einen Hauseingang gezogen wurde. Er beschloss, lieber zu beobachten, was Gerrit da machte. Er wusste nicht woher, aber die Frau kam ihm irgendwie bekannt vor.
Gerrit war völlig baff: "Yvonne, was machst Du hier, ich dachte Du bist im Ausland?" Yvonne schaute ständig hektsch um sich "Da war ich auch, aber ich habe keinen Job gefunden und bin deshalb zurück gekommen. Ich habe keinen Pfennig Geld mehr und weiß nicht mehr weiter."
Gerrit, der immer noch die beiden Kaffee und die Tüte mit den Teilchen in der Hand hielt, versucht, so gut wie möglich auf Yvonne einzuwirken: "Yvonne Du musst Dich stellen, glaube mir das ist das vernünftigste, ich werde auch alles tun, damit Du mildere Umstände bekommst. Außerdem ..:" Aber Yvonne unterbrach ihn barsch "Gerrit ich habe keine Zeit, ich muss wieder weg, bevor mich die Fruende von Max finden. Bitte leihe mir etwas Geld, damit ich mir etwas zu essen und wenigstens eine halbwegs vernünftige Unterkunft für heute Nacht leisten kann. Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen kann."
Gerrit wusste dass er das nicht durfte, das war eindeutig Hilfe bei der Flucht und wenn das raus kam, kam er in Teufels Küche. Aber Yvonne schaute ihn so flehend an und leider empfand er immer noch Gefühle für sie, die über soetwas wie Freundschaft hinausgingen. Nicht umsonst war er von der Suche nach ihr ausgeschlossen worden. Er wollte schon ablehnen, dachte dann aber an ein Versprechen gegenüber Biedel "Gut, ich gebe Dir etwas Geld, aber wir müssen dringend miteinander reden. Ich habe heute bis 20.00 Uhr Dienst, können wir uns danach irgendwo treffen? Ich muss Dir wirklich was äußerst wichtiges sagen"
Yvonne zögerte, sagte dann aber doch zu "Gut, aber versprich mir, dass Du alleine kommst, ohne Deine Kollegen. Sonst komme ich nicht" Als Gerrit nickte, fuhr sie fort "OK, wir treffen uns am Nebeneingang vom Tierpark in der Luisenstraße, sagen wir gegen 22.00 Uhr. Ich werde kommen, wenn ich sehe, dass Du allein da bist." "Einverstanden." Gerrit gab ihr 50,00 Euro und Yvonne haute schnell wieder ab. Langsam ging er zurück zum Auto.
Als er einstieg, fragte Robert sofort "Wer war das?" "Hm?" "Na die Frau gerade" "Ach die, niemand, eine alte Bekannte." Robert merkte, dass Gerrit nicht darüber sprechen wollte und beließ es erst einmal dabei. Nachdem sie ihren Kaffee getrunken und die Küchenstücke gegessen hatten, brachten sie die Beobachtung ab, weil die beiden verbleibenden Jugendlichen lediglich Bier tranken.
Als die beiden im Büro ankamen, ging Robert erst mal zur Toilette und Gerrit ging direkt zum Büro. Er sah, dass Alex nicht an ihrem Platz war. Im Büro liefen mehrere Personen, die Sachen abhefteten oder Unterlagen brachten herum. Für ihn eindeutig zuviele Menschen, so dass Gerrit Michael um ein Gespräch unter vier Augen bat. Michael war zwar etwas verblüfft, aber er verließ mit ihm das Büro, um alleine im Verhörzimmer miteinander zu sprechen.
Als Robert die Toilette verließ, stieß er fast mit Alex vor der Türe zusammen und so gingen sie gemeinsam in Richtung Büro. Als sein Blick auf die im Flur angehefteten Fahndungsfotos fiel blieb er plötzlich wie vom Blitz getroffen stehen und zeigte völlig überrascht auf eines der Bilder "Du Alex, die Frau hier." Alex sah ihn überrascht hat. Auf dem Foto war Yvonne Müller zu erkennen "was ist mir ihr?" "Ich habe sie gerade gesehen. Zusammen mit Gerrit, er hat mit ihr gesprochen."
Ein scharfes "Was?" ließ die beiden herumfahren. Der Staatsanwalt, der ebenfalls auf den Weg ins Büro war, war direkt hinter ihnen. Beide hatten ihn bisher nicht bemerkt. "Also raus mit der Sprache. Was genau ist vorgefallen." Robert sah unsicher zu Alex, aber jetzt war nichts mehr zu retten und mehr stotternd als flüssig erzählte er "Na ja, Gerrit hat Kaffee während der Observation für uns besorgt und dann ist diese Frau gekommen und die beiden haben miteinander gesprochen. Mehr weiß ich nicht." Das er gesehen hatte, dass Gerrit der Frau Geld gegeben hat, verschwieg er mal lieber. Wütend brachte der Staatsanwalt hervor "Wenn das stimmt und Herr Grass Kontakt zu dieser Yvonne hat oder ihr gar bei ihrer Flucht hilft, dann ..." Mit diesen Worte stampfte er voraus ins Büro. Alex rannte hinter ihm her. "Herr Staatsanwalt, warten wir doch erst einmal ab, was Gerrit dazu zu sagen hat."
Als sie das Büro betraten, waren weder Gerrit noch Michael da. "Wo ist Herr Grass?" fragte der Staatsanwalt schneidend. Max drehte sich zu ihm um "Er und Michael reden gerade unter vier Augen, niemand weiß, wohin die beiden sind." "Gut, dann warten wir halt, bis sie zurückkommen."
Während der Staatsanwalt sich auf die Couch setzte, begannen die sich im Büro aufhaltenden Mitarbeiter, die die schlechte Laune des Staatsanwalts erahnten, so unauffällig wie möglich aus dem Zimmer zu bewegen, so dass schließlich nur noch der Staatsanwalt, Alex und Robert im Zimmer waren, wobei Robert nervös hin und her rannte, weil er sich an der Eskalation hier gerade schuldig fühlte.
Als Michael und Gerrit keine 10 Minuten später das Büro betraten, spürten sie sofort die aufgeladene Stimmung und sahen, dass der Staatsanwalt vor Ort war. "Stimmt was nicht?" fragte Gerrit. "Stimmt war nicht? Das frage ich Sie Herr Grass." schrie der Staatsanwalt fast. Gerrit sah ihn perplex an "Wieso?" "Das gesamte K9 sucht nach dieser Yvonne Müller und ich muss hier hören, dass Sie sie getroffen haben. Darf ich mal erfahren, warum Sie sie nicht festgenommen haben?"
Gerrit spürte, dass in ihm eine HItzewelle hochkam. Er sah sofort Robert verächtlich an und schüttelte den Kopf. Aber Alex nahm Robert sofort in Schutz "Es ist nicht seine Schuld. Er hat das Fahndungsbild draußen im Flur gesehen und mir gesagt, dass Ihr Euch getroffen habt. Er hat nicht gewusst, dass der Staatsanwalt hinter uns stand."
"Darauf kommt es auch gar nicht an" polterte der Staatsanwalt weiter "Herr Grass, Sie wissen, was jetzt kommt. Ich werde Sie wohl oder übel umgehend suspendieren müssen." Nun schaltete sich Michael endlich ein "Immer sachte, Herr Staatsanwalt. Das war kein Treffen, ich meine, sie waren nicht verabredet und Gerrit hat mir gerade von der Begegnung berichtet und erzählt, was vorgefallen ist. Er macht also keine Alleingänge oder das, was auch immer Sie gerade denken. Wir haben auch schon besprochen, wie wir weiter vorgehen." "Na da bin ich aber mal gespannt!" noch immer kochte der Staatsanwalt innerlich.
Gerrit erzählte nun allen im Büro von der Begegnung und davon, dass er mit Michael besprochen hatte, dass er zu dem Treffen gehen würde und nur Michael und Alex als verliebtes Pärchen in der Nähe sein würden, damit Yvonne auch kam. Gerrit wollte dann zunächst versuchen, sie zu überreden, sich zu stellen, würde sie aber notfalls auch, ggf. unter Mithilfe von Michael und Alex, festzunehmen.
"Und wann wollten Sie mich über den Plan unterrichten?" Gerrit drückte ein leises "gar nicht" raus, aber der Staatsanwalt hatte es doch gehört. Erstaunt hakte der Staatsanwalt noch einmal nach "Gar nicht?" Gerrit nickte und gestand dann "Ich hatte Befürchtungen, dass Sie sagen würden, dass K9 zu dem Treffen gehen soll. Aber dann wird sie nicht auftauchen."
Der Staasanwalt dachte ein paar Minuten nach und sagte schließlich "Gut, Herr Grass ich hoffe, dass Sie wissen, wie knapp Sie hier gerade an einer Suspendierung vorbeirasseln. Führen Sie den Plan meinet wegen so aus, aber wenn Frau Müller sich nicht stellen will, dann wird sie festgenommen, ob da bei Ihnen noch Gefühle für diese Frau bestehen oder nicht! Und darüber gibt kein keinerlei Diskussionen mehr" und mit diesen Worten rauschte er aus dem Büro.
"Gerrit, ich .." setzte Robert an, um sich zu entschuldigen. "Lass gut sein, Robert, lässt sich jetzt eh nicht mehr ändern." auf eine Aussprache mit Robert hatte er jetzt gar keinen Bock. Michael schlug in die Hände "so Leute bis heute Abend ist noch viel zu tun. Also bereiten wir uns vor."
Während Robert die Stellung im Büro hielt, saßen Michael und Alex, getarnt als verliebtes Pärchen auf einer Parkbank in der Nähe des Treffpunktes. Gerrit war schon da und tigerte wartend hin und her. Es ging langsam auf 22.00 Uhr zu und Yvonne war immer noch nicht in Sicht. Dann sah er sie. Sie kam von der Straße aus direkt auf ihn zu.
Als sie nur noch ca. 100 m von ihm entfernt war, hörte er quietschende Reifen und ein Kastenwagen fuhr heran. Gerrit ahnte sofort, dass da was nicht stimmte und rannte, seine Waffe ziehend, auf den Wagen zu, um Yvonne zu helfen. Er merkte vor Aufregung gar nicht, dass er diesen Leuten damit direkt in die Arme lief. Als er Yvonne keuchend erreichte, riss er sie nach hinten und hielt den beiden Männern, die gerade aus dem Fahrzeug sprangen, um sich Yvonne zu schnappen, seine Waffe entgegen. Der Fahrer des Wagens setze den Wagen erneute in Bewegung und fuhr genau auf Gerrit zu und und musste wohl oder übel erst einmal zur Seite hechten, um nicht von den Wagen erfasst zu werden.
Yvonne war durch Gerrits Nachhintenreißen zwar hingefallen, rappelte sich aber sofort wieder auf und rannte einfach ziellos los. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, dass von weiter hinten zwei weitere Menschen mit gezogenen Pistolen auf sie zugerannt kamen. Voller Panik rannte sie in die Botanik, um von hier wegzukommen. Da sie Yvonnne nicht mehr erreichen konnten, wandten sich die Männer aus dem Wagen blitzschnell zu Gerrit hin, der ebenfalls gerade dabei war, aufzustehen, und zogen ihn in den Wagen. Gerrit wurde von dieser Aktion völlig überrumpelt und konnte sich deshalb kaum zur Wehr setzen. Der Wagen fuhr sofort wieder an und beim Wegfahren wurde noch etwas aus dem Auto geschmissen.
Alex und Michael schossen zwar noch auf den Wagen, konnten aber nichts mehr ausrichten. Zudem war in der Zwischenzeit Yvonne soweit weggerannt, dass auch deren Verfolgung nichts mehr bringen würde. "Scheiße" schrie Michael und hätte am liebsten etwas zerschlagen.
Alex hatte mittlerweile aufgehoben, was die Männer aus dem Wagen geschmissen hatten. Es war Gerrits Handy.
"Mann! Was jetzt?" schrie Michael auf. Alex drehte sich zu ihm um. "Michael, der Peilsende! Gerrit trägt hoffentlich noch den Peilsender bei sich." "Ja los komm, schnell ins Büro. Hoffentlich bleiben die in München. Wenn nicht, sehe ich schwarz, der Sender kann bekanntlich nur im Umkreis von 500 m empfangen werden."
Michael raste so schnell es ging ins Büro, während Alex sowohl Robert als auch den Staatsanwalt informierte. "Der Staatsanwalt sagt, dass das K9 soll uns bei der Suche unterstützen soll. Sie werden sich gleich im Büro einfinden." "Klasse, das hat uns gerade noch gefehlt." motzte Michael.
Als sie im Büro ankamen, waren schon 3 Mann vom K9 vor Ort und warteten zusammen mit Robert im Büro. Als Michael und Alex eintraten teilte Michael sofort zwei Teams ein, während Alex alle über die Einzelheiten der Geschehnisse informierte. Michael gaben beiden Teams Anweisungen, welche Stadtteile sie anfahren sollten. Zunächst einmal aber musste die Peilsendernummer her. Michael und Alex würden daher als erstes zur WG fahren, um dort herauszufinden, welche der Peilsendernummern fehlte.
Beim Verlassen des Büros hielt Robert Alex am Ärmel fest "Sag mal Alex, warum hat Gerrit einen Peilsender?" aber Alex wiegelte ihn mit einem kurzen "Erklären wir Dir später" ab.
Auf den Weg zur WG verfluchte Michael immer noch über den misslungen Plan und Alex dachte darüber nach, ob Gerrit wohl tatsächlich die Peilsender noch in seinen Schuhen trug. Was wenn nicht? Überprüft hatten sie das nur in der ersten Woche. Und hatte Gerrit nicht gesagt, er würde die nicht immer und ewig mit sich herumtragen?
Als sie in der WG ankamen, war Gott sei Dank Falk da, so dass sie bei Alex nicht auch noch erst den Ersatzschlüssel holen mussten. Mittlerweile war es kurz vor 24.00 Uhr und Falk öffnete verschlafen die Türe. "Ach Ihr seid´s, Gerrit ist noch nicht da." "Ja wissen wir, Falk wo sind Gerrits Schuhe?" kam Michael gleich zur Sache. Falk verstand überhaupt nicht mehr und zeigte nur stumm auf den Schuhschrank.
Michael hockte sich vor den Schuhschrank und wählte das Peilsendersystem in seinem Laptop an. Das System zeigte ein Reihe von Nummern, die sich alle vor ihm in dem Schuhschrank befanden. Schnell ging Michael die einzelnen Peilsendernummern durch "Da ich hab es, nur die Nummer 924560 ist nicht hier, also wird er wohl die Schuhe anhaben, in der dieser Peilsender ist. Los Alex komm." und schon waren die beiden wieder aus der Wohnung verschwunden und ließen einen völlig verdutzten, immer noch verschlafenen Falk zurück.
Sofort wurde die Peilsendernummer über die Zentrale an alle beteiligten Einsatzwagen weitergegeben und die Suche ging los.
Sie fuhren jeden Stadtteil in München ab, aber nirgendwo schlug der Senden an. "Das gibt es doch nicht." ärgerte sich Michael. Mittlerweile waren Stunden vergangen und es ging schon auf 3.00 Uhr morgens zu.
Michael sah Alex an. "Das kann nur bedeuten, dass sie sich nicht direkt in München aufhalten. Wir müssen die Suche also ausbreiten." "Ja, aber erst morgen früh, wir müssen erst noch mehr Teams organisieren. Mit unseren drei Teams allein, schaffen wir das nicht." stellte Alex gerade fest, als Robert anrief. "Hey Leute, ich habe ein schwaches Signal, sieht so aus, als komme es vom Stadtrand in Grunau. Wir nähern uns ihm weiter an". Alex nickte Michael zu, der sofort Gas gab und in Richtung Grunau fuhr. "OK, Robert, wir sind auf den Weg. Wartet, bis wir da sind."
Es war gut, dass es schon so spät war und nicht mehr viele Fahrzeuge unterwegs waren, bei dem Affentempo, das Michael hinlegte. Als sie endlich bei dem Fahrzeug von Robert und dem Kollegen Schmitz vom K9 ankamen, stand Robert mit hängendem Kopf am Fahrzeug. Alex sprang aus dem Fahrzeug, noch bevor es richtig stand. "Und woher kommt das Signal?" Robert schaute sie an "Tja Alex, leider bringt uns das nicht weiter. Wir haben hier im Feld lediglich Gerrits Sachen gefunden, seine Hose, sein Hemd, seine Jacke und leider auch seine Schuhe. Sieht so aus, als wollten die auf Nummer sicher gehen."
Michael schmiß verärgert die Tür seines Wagens zu. "Mist. Robert Du bleibt hier, bis die Spurensicherung da ist. Los komm Alex, lass uns noch einmal die Akten von Biedel nachsehen, ob wir was finden. Vielleicht finden wir einen Hinweis zu einem weiteren Komplitzen, denn dass es einen gibt, dass dürfte ja wohl jetzt klar sein. Ich habe da so was in Erinnerung, das da noch eine Person war, mit der Biedel Kontakt hatte."
Nachdem Gerrit in den Wagen gezogen wurde, spürte er den Einstich einer Nadel in seinem Oberschenken und im nächsten Moment begann er ziemlich schläfrig zu werden. Es dauerte keine Minute, bis er vollständig weggedämmert war.
Als er wieder aufwachte, befand er sich in einem Kellerverließ. Es war ziemlich kalt und modrig. Er war an den Händen mit einer Stahlkette an einem Rohr, das aus der Wand kam, gefesselt. Aufgrund dessen, dass die Stahlkette um einiges länger war, als Handschellen, hatte er wenigstens stwas Spielraum, so dass es nicht ganz so unbequem war, wie er es sonst so kannte. Er sah an sich herunter. Er bemerkte, warum ihm so kalt war, man hatte ihn ausgezogen und er war nur noch mit seiner Unterhose und seinem T-Shirt bekleidet. Unter ihm lagen zwei Decken. Da er fror nahm er sich eine davon und schmiß sie, so gut es mit den gefesselten Händen ging, um seine Schulter. Wenigstens hatten sie ihm seine Unterhose und ein T-Shirt gelassen, aber so langesam wurde ihm auch klar, dass Michaels Plan mit dem Peilsender gründlich daneben gegangen war, es sei denn, die Schuhe befanden sich hier irgendwo in der Nähe.
Wie lange er schon hier war, wusste er nicht, ebenso konnte er nicht feststellen ob es Tag oder Nacht war, denn der Raum hatte kein Fenster. Das bißchen Licht, das den Raum wenigstens ein bißchen erhellte, so dass er Umrisse feststellen konnte, kam von einer Lampe aus dem Flurbereich. Das Licht schien durch eine Art Fenster in der Tür zu ihm herein. Zu hören war gar nicht. Oder doch. Er schrak zusammen, als er eine Art fiepen hörte. In eine der Ecken des Raumes, sah er sich etwas bewegen. Er versuchte seine Augen auf die Bewegung zu focusieren und stellte mit Grauen fest, dass sich in der Ecke mehrere Ratten tummelten.
Gerrit dämmerte vor sich hin. Mehrere Stunden hatte er mit Argwohn die Ratten beobachtet, die aber nicht näher zu kommen schienen. Na ja, noch nicht. Gerrit jedenfalls hoffte, dass das so blieb.
Er schrak hoch, als er hörte, dass sich jemand dem Raum, in dem er sich befand, näherte. Drei Männer traten ein. "Sieh mal an, unser Gast ist wach" wurde er von ihnen begrüßt. Gerrit sagte dazu gar nichts, sondern wartete erst einmal ab. "Sie können sich sicherlich denken, warum sie hier sind oder? Also, um nicht lange um den heißen Brei herumzureden. Wie lautet das Passwort?" Gerrit sah den Mann, den er bisher noch nie gesehen hatte, fragend an "Welches Passwort?" Der Mann grinste ihn, wie er fand, dämlich an. "Wollen wir doch mal sehen, wie lange es dauert, bis Sie Ihr Gedächtnis wieder haben." und überließ den anderen beiden Männern den Vortritt.
Gerrit wurde immer wieder geschlagen und nach dem Passwort gefragt. Aber da er befürchten musste, getötet zu werden, wenn er es erst einmal preisgegeben hatte, blieb er bei seiner Version, von keinem Passwort zu wissen. Nach für ihn endlos langen 30 Minuten wurde das Verhör, nach einem Wink des Anführers abgebrochen und der Mann hockte sich zu Gerrit runter "Versuchen wir es doch mal auf eine andere Weise. Da wir Yvonne noch nicht haben, haben wir ja etwas Zeit. Also, sie werden weder etwas zu essen noch, und das wird viel schlimmer sein, etwas zu trinken bekommen. Es wird sicher nicht lange dauern, bis Sie sich an das Passwort erinnern und mit mir darüber sprechen wollen. Vorerst lassen wir Sie hier alleine, und bevor ich es vergesse, passen Sie gut auf die Raten hier auf, ich habe gehört, Ratten lieben Blut."
Nach diesen Worten verließen die drei den Raum. 'Ratten lieben Blut' was sollte das heißen, die würden ihn doch wohl nicht anfallen. Gerrit sah ängstlich zu den Ratten rüber. Begangen die schon ihn anzuvisieren. Schnell versuchte er, das Blut aus seinem Gesicht zu wischen. Man konnte ja nie wissen und mit diesen Geschöpfen wollte er wahrlich nichts zu tun haben.
Michael und Alex trafen sich 2 Tage später im Büro mit dem Staatsanwalt und Robert zur Lagebesprechung. "Immer noch keine einzige Spur von Gerrit. Das ist wie verhext" begann Alex die Runde. Michael, der schon zwei mal mit diesem Thilo Maas gesprochen hatte sah den Staatsanwalt an "Also ich halte ja nach wie vor diesen Maas für unseren Mann und hoffe, dass die Überwachung was bringt. Ich verstehe allerdings nicht, warum diese Yvonne noch immer nicht gefunden werden konnte, sie kann doch nicht spurlos verschwunden sein."
Robert schaltete sich nun in das Gespräch ein "vielleicht haben die, die sich Gerrit geschappt haben, ja diese Yvonne auch schon." Michael schüttelte den Kopf "Dann wären sich sicherlich schon bei dieser Bank aufgekreutzt." "Oder die haben das Passwort noch nicht." sagte nun der Staatsanwalt.
Robert sah erstaunt von einem zum anderen. Seine Augen wurden zu Schlitzen, als er nachfragte "Passwort? Was für ein Paswort. Kann es sein, dass ich hier alles immer erst zum Schluss erfahre?" Alex setzte ihn kurz ins Bild und Robert schaute sie nach wie vor völlig perplex an. "Aber wenn Gerrit das Passwort hat, was werden die mit ihn anstellen, um .." "Herr Ritter bitte, das wissen wir auch." unterbrach ihn der Staatsanwalt und schüttelte den Kopf "Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass sie ohne weitere Unterstützung zu diesem Treffen gehen!" Michael sprach sofort dagegen "Niemand hat ahnen können, dass das passiert."
Plötzlich stürmte Max ins Büro "Michael da ist eine Yvonnne, die will unbedingt Gerrit sprechen und ich glaube das ist DIE Yvonne." Michael sprang sofort auf und sah die anderen mit hochzogener Augenbraue hat. Schnell, als würde Yvonne so einfach wieder spurlos verschwinden, rannte er dann zur Tür, Alex und den Staatsanwalt in seinem Schlepptau.
Es war tatsächlich Yvonne, DIE Yvonne. Schüchtern stand sie vor Michael. Nachdem er sich, den Staatsanwalt und Alex vorgestellt hatte, gingen die drei ins Vernehmungszimmer. Michael begann vorsichtig das Verhör, um herauszufinden, was Yvonne vorhatte "Frau Müller, sollen wir Ihre Aktion hier so werten, dass sie sich freiwillig stellen?"
Yvonne nickte und völig fertig fuhr sie fort "ich kann einfach nicht mehr. Aber ich werde nur mit Herrn Grass sprechen. Wo ist er?" Alex sah sie irritiert an "ja, haben Sie denn nicht mitbekommen, dass er vor zwei Tagen am Treffpunkt an Ihrer Stelle in diesen Wagen gezogen und entführt wurden?"
Yvonne sah zurück und schüttelte apathisch den Kopf. Flüstern erwiderte sie "Nein, ich bin einfach nur gerannt, um dort wegzukommen. Ich hatte solche Angst, dass ich nicht mehr zurückgesehen habe. Aber, was ist mit Gerrit, ist ihm was passiert? Und warum haben die ihn in den Wagen gezogen?" "Tja, wie es Gerrit momentan geht, wissen wir nicht genau, er ist immer noch verschwunden." gestand Michael und da Yvonne tatsächlich keine Ahnung zu haben schien, was in den letzten 2 Tagen gewesen war, informierte er sie nicht nur über die letzten Geschehnisse, sondern auch über das Testament und was sonst noch so alles herausgekommen war.
Als Michael endete war Yvonne ganz still und sah ihn mit tränengefüllten Augen an. Sie war gekommen, um sich zu stellen, um endlich nicht mehr davonrennen zu müssen. Wie hatte Gerrit gesagt, er würde ihr beistehen und ihr helfen. Alles schien sich einfach in Luft aufzulösen. Aber nun war es zu spät. Eine Träne lief ihre Wange herunter "Und Gerrit hat das Passwort?" flüsterte sie. Michael nickte. Er beobachtete Yvonne. Ihr schien wirklich etwas an Gerrit zu liegen. Das Gerrit auch etwas für sie empfand, war er sich sicher, nicht nur, dass sie blendend aussah, sie hatte auch das gewisse Etwas.
"Was nun?" mit dieser Frage holte Yvonne Michael aus einen Überlegungen. "Frau Müller Sie kennen den Komplitzen. Fangen wir doch damit an, dass Sie uns sagen, wer es ist." wandte sich Alex an Yvonne. "Ja, ich kenne ihn, aber was dann, er wird Gerrit vielleicht umbringen, wenn Sie dort auftauchen!"
Der Staatsanwalt schaltete sich nun ein "Frau Müller, sagen Sie uns den Namen und wir werden dann überlegen, was zu tun ist. Also." Yvonne überlegte, ob es einen anderen Ausweg gab und da ihr nicht nichts anderes einfiel, nannte sie dem Staatsanwalt den Namen des Komplitzen. Es war der Mann, den Michael schon die ganze Zeit in Verdacht hatte. Thilo Maas.
Yvonne wurde zur zunächst einmal zur polizeilichen Kennung gebracht und anschließend wieder in den Verhörraum. Während Robert das K9 darüber informierte, dass die Suche nach Yvonne überraschenderweise ein Ende gefunden hatte, besprachen sich die Kommissare zusammen mit dem Staatsanwalt über das weitere Vorgehen. Sie kamen zu dem Schluss, dass es vermutlich wenig hilfreich war, diesem Maas die Bude einzurennen, zumal nicht klar war, wo Gerrit gefangengehalten wurde. Alex kam schließlich auf die Idee, Yvonne sozusagen in die Höhle des Löwen zu schicken, natürlich nur, wenn die damit einverstanden war und mit einem Peilsender versehen, und zusätzlich überwacht, um herauszufinden, wo sich das Versteck von Gerrit befand. Es dauerte zwar eine Weile, bis der Staatsanwalt dem Plan letztlich doch zustimmte, aber nachdem sie über die Durchführung einig waren, gingen sie wieder zu Yvonne ins Vernehmungszimmer.
Es war mittlerweile Abend, als der Staatsanwalt Yvonne einen Vorschlag machte. "Frau Müller, wir möchten Ihnen ein Angebot machen. Wir wissen nicht, wo Herr Grass gefangen gehalten wird, da dieser Maas aber selbst wenn er das Passwort schon haben sollte, ohne Sie nicht weiterkommt, kann man wohl davon ausgehen, dass er Sie zumindest in die Nähe von Herrn Grass bringen wird. Nun selbstverständlich können wir Sie nicht zwingen, dieses Risiko einzugehen. Aber wenn Sie uns helfen, würde ich das bei der Beantragung des Strafmaßes für die Beteiligung an der seinerzeitigen Entführung des Herrn Grass natürlich berücksichtigen, sagen wir 2 Jahre auf Bewährung?" Yvonne sah ihn völlig überrumpelt an und nickte "Ja, natürlich mach ich das. Ich will nicht, das wegen mir irgend jemand sterben muss. Und Gerrit schon gar nicht"
Sie besprachen den Rest des Abends mit Yvonne den bereits geplanten Ablauf und gingen ihn mehrfach durch. Dann ließen sie Yvonne bis zum nächsten Morgen ins Untersuchungsgefängnis bringen.
Auf den Weg zurück ins Büro schaute Michael den Staatsanwalt belustigt an "Zwei Jahre mit Bewährung? Seit wann sind Sie denn ohne Bedrängnis so großzügig?" Der Staatsanwalt zuckte nur mit den Schultern "Besser jetzt sofort die Bäwhrung anbieten, als Herrn Grass später ständig im Nacken sitzen zu haben, wobei ich davon ausgehe, dass er lebend gefunden wird." Alex und Michael hatten trotz der doch ernsten Situation Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
Gerrit wusste nicht, wie lange er in diesem Verlies schon dahinvegetierte, aber das Durstgefühl war unbeschreiblich. Nicht nur, dass er, wie er vermutetet, seit einigen Tagen schon nicht mehr getrunken hatte, verstärkte das Fieber, das er bekommen hatte, seinen Durst ins Unerträgliche. Er begann langsam Wahnvorstellungen zu haben. Gerade eben erst stand Michael klar und deutlich vor ihm, um sich dann in einer Art Methamophose in ein riesiges Rattenmonster zu verwandeln.
Die Ratten. Allein schon der Gedanken an dieses Kriechzeug. Sie hatten ihn ja zunächst in Ruhe gelassen, aber dann waren sie doch näher gekommen. Er hatte nach ihnen getreten, um sie fernzuhalten, aber dass hätte er besser unterlassen, denn sie hatten ihn mehrfach in den Fuss gebissen. Sie hatten sich zwar, nachdem er nicht aufgehört hatte, nach ihnen zu treten, wieder in ihre Ecke zurückgezogen, aber die kleinen Bißwunden an seinem Körper hatten sich entzündet. Nicht nur, dass es sich um Rattenbisse handelte, darüber hinaus war es bei diesem Dreckslos hier kein Wunder, dass sich die Wunden entzündeten.
Er hatte Panik gehabt, dass die Ratten, wenn er erst einmal fest eingeschlief, wiederkommen und auf ihn herumkrabbeln würden, so dass er, wenn überhaupt, in den letzten zwei Tagen nur ein paar mal eingedöst war. Jedesmal, wenn er wieder aufwachte, stand eines dieser Viecher vor ihm und staarte ihn an. Am ersten Tag hatte er die Ratten noch angeschrieben, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten, aber irgendwann hatte er selbst dazu keine Kraft mehr.
Dieser Chef-Typ war schon zweimal da gewesen, um ihn zu fragen, ob er ihm das Passwort verraten wollte, aber Gerrit war bislang bei seiner Version, dass er von einem Passwort keine Ahnung habe, geblieben, natürlich immer in der Hoffnung, dass Michael und Alex ihn finden würden. Langsam aber sicher jedoch, begann er, innerlich aufzugeben. Selbst wenn sie ihn anschließend umbringen würden, was konnte schon schlimmer sein, als dieses elendige Durstgefühl?
Hinzu kam, dass, wenn er das Passwort, das heißt natürlich nicht das richtige Passwort, sondern ein ähnliches, nicht verriet, er ja eh verdursten würde, denn dass Michael und Alex ihn hier finden würden, die Hoffnung hatte er mittlerweile aufgegeben. Wie sollten sie ihn hier auch finden? Da konnte er die Qualen vor seinem sicheren Tod doch wenigstens etwas abkürzen.
Ständig schwirrten diese Gedanken in seinem Kopf herum und er begann, den Besuch dieses Chef-Typen förmlich herbeizusehnen, aber nichts passierte und so schlief er irgendwann in seinen Überlegungen aufgrund seiner Erschöpfung und des Fiebers doch noch ein. Als die Ratten begangen, seinen Körper in aller Ruhe zu beschnuppern und auf ihn herumzulaufen, merkte er das gar nicht.
Michael und Alex beobachteten Yvonne durch einen Feldstecher. Yvonne hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und war ziemlich nervös. Beide hofften, dass sie den Plan nicht vermasseln würde durch irgendeine falsche Reaktion. Sie war momentan ihre einzige Möglichkeit, überhaupt an weitere Informationen, was Gerrits Aufenthaltsort betrag, zu kommen.
Durch die ständige Beobachtung von Thilo Maas durch Kollegen wussten sie mittlerweile, dass er zwei enge Mitarbeiter hatte und dass diese sich derzeit - wie jeden Morgen - beim Frühstück in einer Bäckerei befanden.
Yvonne betrat diese Bäckerei und kaufte ein belegtes Brötchen. Dann verließ Yvonne die Bäckerei wieder, ohne sich umgesehen zu haben, damit die beiden in Sicherheit gewogen wurden und dachten, dass sie einen Glückstreffer gelandet und Yvonne sie nicht gesehen hatte.
Michael beobachtet, wie Yvonne nach ihrem Kauf bei der Bäckerei die Straße entlang schlenderte. Keine Minute später kamen die beien Mitarbeiter aus der Bäckerei gestürmt und sprangen in ihr Auto. Sie scherten aus der Parklücke aus und fuhren langsam hinter Yvonne her. Als sie auf gleicher Höhe mit ihr waren, hielt der Wagen quitschend, der Beifahrer sprang heraus, schnappte sich Yvonne und zerrte sie gewaltsam ins Auto. Yvonne wehrte sich verabredungsgemäß, denn alles musste so echt wie möglich aussehen. Nachdem der Typ es geschafft hatte, dass beide im Fahrzeug waren, fuhr der Wagen wieder an und verschwand mit hoher Geschwindigkeit um die Ecke.
Michael, der bereits seinen Wagen bereits gestartet hatte, als die beiden in ihr Auto sprangen, scherte nun ebenfalls aus der Parklücke aus und fuhr hinterher. Während Alex in dem Laptop auf ihrem Schoß die Bewegungen des Peilsenders sah, dirigierte sie Michael die Straßen entlang. Ab und zu gab sie bei einem Richtungswechsel der Zentrale Bescheid, damit diese die übrigen Fahrzeugen, die ihnen folgten, dirigieren konnten.
In der Zwischenzeit hatte der Fahrer Thilo Maas telefonisch über die glückliche Fügung des Schicksals und das Schnappen von Yvonne unterrichtet und die Anweisung erhalten, Yvonne zu dem Versteck von Gerrit zu bringen, wo man sich treffen würde.
Vor dem zerfallenen Gebäude wartete Thilo Maas bereits auf seine Mitarbeiter. Er hatte eine Wasserflasche bei sich. Endlich sah er den Wagen auf das Gelände fahren. Während der Wagen immer näher kam, beobachtete er argwöhnisch weiter die Straße, aber der Wagen schien nicht verfolgt zu werden.
Nachdem der Wagen zum Stehen gekommen war und der Fahrer ausstieg wies er ihn an: "Lass den Wagen nachher verschwinden und dann meldest Du ihn als gestohlen, wer weiß, ob sich irgend jemand das Kennzeichen gemerkt hat." Anschließend wandte er sich an Yvonne, die von dem Beifahrer aus dem Fahrzeug gezehrt und schmerzhaft am Arm festgehalten wurde. "Guten Morgen Yvonne, so sieht man sich wieder." Yvonne versuchte sich aus dem stählernden Griff zu befreien "Hallo Thilo. Schön Dich zu sehen. Behandelt man so eine Frau?" Thilo lachte auf. "Lass sie los, hier kann sie sowieso nirgendwo hin, ohne dass wir es mitbekommen."
Yvonne rieb sich den schmerzenden Arm und sah sich um "Wo sind wir hier und was willst Du von mir?" "Nun das kannst Du Dir doch wohl denken! Ich habe hier eine schöne Vollmacht für Dich und damit werden wir zwei beide die Beute aus dem Schweizer Nunmmernkonto holen." "Ich weiß von keinem Nummernkonto." "Nun meine Schöne, das musst Du auch nicht, wichtig ist nur, dass wir das Passwort bekommen oder hat Max es Dir verraten?" Yvonne schüttelte den Kopf, sie hatte Mühe ihren Abscheu zu verbergen, denn Thilo war immer näher gekommen und näherte sich ihr nun auf eine Art und Weise, die man schon mit Belästigung gleichsetzen konnte. Sein stinkender Atem stieß ihr auf wiederliche Weise in die Nas und sie konnte ein Schütteln kaum noch unterbinden.
"Komm, wir besuchen einen Freund von Dir oder sollte ich besser sagen von Max? Na egal, Hauptsache, er rückt endlich mit der Sprache raus, denn langsam werde ich, wie soll ich sagen, ungeduldig." Mit diesen Worten rannte er vorweg in das Gebäude rein und schnurstracks eine Treppe in einen alten Kellerbereich runter. Da die beiden Mitarbeiter direkt hinter Yvonne standen, blieb ihr nichts anderes übrig, als Thilo zu folgen. Sie betete innerlich, dass es Gerrit gut ging und Michael und Alex dem Signal folgen konnte, denn zu sehen waren sie nicht.
Thilo schloss das Vorhängeschloss vor einer alte Tür auf, trat ein und deutete Yvonne an, ihm zu folgen. Yvonne wollte erst nicht eintreten, aber ein kleiner Schubs von hinten ließ ihr keine andere Wahl. Sie sah sich um und erschrak. Gerrit saß zusammengesunken an der Wand. Auf ihn kletterten mehrere Ratten. Trotz ihrer Angst vor Ratten stürmte sie zu ihm und verscheuchte erst einmal die Ratten, aber das war nicht schwer, denn die verkrümmelten sich schon, als Yvonne auf Gerrit zurannte.
Sie nahm seinen Kopf und rüttelte ihn leicht. Gerrit öffnete langsam seine Augen. Erst dachte er, er hätte eine weitere Vision vor sich, denn er sah Yvonne, dann aber, als er sah, dass Yvonne nach hinten weggezogen wurde und mit einem Mal Thilo vor ihm stand, wurde ihm klar, dass das hier echt war.
Während dessen beratschlagten sich Michael und Alex, wie sie vorgehen sollten. Natürlich waren sie dem Fahrzeug bis hierher gefolgt. Als Alex fststellte, dass sich der Punkt auf ihrem Laptop nicht mehr bewegte, hatte Michael sofort einen Parkplatz gesucht und sie hatten sich zu Fuß dem Grundstück angenähert, um nicht aufzufallen. So hatten sie gerade noch beaobachten können, wie dieser Maas zusammen mit seinen Mitarbeitern und Yvonne in das zerfallene Haus reingingen.
Sie wartete auf die weiteren Kollegen des SEK und ließen das Haus umstellen. Dann beratschlagten sie, ob sie stürmen sollten oder nicht. Immerhin wussten sie nicht, ob sich Gerrit auch in diesem Gebäude befand. Nach mehreren Überlegungen unter Einbezug einer telefonischen Absprache mit dem Staatsanwalt, informierten sie die Kollegen vom SEK darüber, dass man stürmen würde. Langsam bewegten sie sich auf das Haus zu und zogen den Ring immer enger zu. Endlich hatten sie so das Gebäude vollständig umschlossen und standen direkt vor dem Eingang. Gemäß ihrer Absprache würde Michael mit einem SEK Team das Gebäude stürmen und Alex würde draußen mit den restlichem Team dafür sorgen, dass keine entwischen konnte.
Thilo reichte Yvonne nach hinten an seinen Mitarbeiter weiter, der sie an beiden Armen festhielt. Dann wandte er sich an Gerrit "Und wie sieht es jetzt aus? Willst Du mir nun endlich das Passwort verraten oder sollen wir uns erst mit deiner kleinen Freundin vergnügen? Da staunst Du was? Ich weiß eben über alles Bescheid. Was ist nun, gibst Du endlich das Passwort an?"
Gerrit nickte und wollte was sagen, aber außer einem nicht verständlichen Krätzen kam kein Ton aus seiner trockenen Kehle. Seine Zunge schien angeschwollen zu sein und seinen gesamten Mundraum auszufüllen. Alles um ihn herum drehte sich. Zudem hatte er das Gefühl, als würde er innerlich verbrennen. Plötzlich spürte er, dass ihm jemand einen Flaschenhals an den Mund hielt und gierig trank er aus der Flasche. Aber nicht viel, denn die wurde bereits wieder weggezogen. "Nicht so schnell, immer in kleinen Schlucken, wir wollen doch nicht, dass Du Dich verschluckst und hier verreckst, oder?" Am liebsten hätte Gerrit diesem Typen eine runtergehauen, aber das ging ja nun mal schlecht. Der Mann ließ ihn mehrmals aus der Flasche kleine Schlucke nehmen und gefühlsmäßig war das für Gerrit, als würde er literweise zu Trinken bekommen.
"So, genug, und jetzt bitte das Passwort." Mit diesen Worten zog Maas Gerrit in eine sitzende Position und sah ihn abwartend an. Gerrit, dem immer noch schwindelig war, versuchte, das verschwomme Bild, das er vor sich sah, klarer zu bekommen und kniff daher seine Augen zusammen und sah sich erneut um. 'Verdammt' dachte er 'ich habe schon wieder Wahnvorstellungen', denn er sah pötzlich Michael im Türrahmen stehe und im nächsten Momen begann sich alles um ihn herum wieder zu drehen und er verlor das Bewusstsein.
Maas wollte gerade Gerrit eine paar Ohrfeigen geben, um ihn wieder wach zu bekommen, als er Michael´s schneidende Worte in seinem Rücken hörte "Das würde ich an Ihrer Stelle bleiben lassen!"
Maas und seine zwei Mitarbeiter wurden umgehend festgenommen und Michael ließ Yvonne ebenfalls nach oben bringen. Dann orderte er einen Krankenwagen, hockte sich neben Gerrit und untersuchte die Kette, mit der Gerrit angekettet war. Er hatte gerade das Schloss geknackt, als Alex in den Kellerraum gerannt kam. "Krankenwagen ist gleich da, wie geht es ihm?"
Michael zuckte mit den Schultern und begann damit, Gerrit erst einmal in eine liegende Position zu rücken. Alex half ihm "er ist ganz heiß, er schient Fieber zu haben." Michael nickte zustimmend "Ja, sieh Dir seine Füßen an, für mich sieht das aus wie Bißspuren. Da hinten sind Ratten." Alex musste schlucken. Rattenbisse, das war ganz und gar nicht gut, wer weiß, was die an Krankheiten übertrugen. Da im nächsten Moment die Sanitäter kamen, stellten sich Alex und Michael an die Seite.
Nachdem Gerrit erstversorgt war, wurde er umgehend ins Krankenhaus gebracht. Aufgrund des mittlerweile hohen Fiebers war er nicht wieder zu Bewußtsein gekommen.
Alex und Michael fuhren zunächst ins Büro, um alles zu organisieren, denn es standen mehrere Verhöre an. Fünf Stunden später waren sie endlich fertig und konnten zu Gerrit ins Krankenhaus fahren. Bereits vorher hatten sie erfahren, dass sich Gerrits Bisswunden zwar entzündet hatten, das aber Gott sei Dank nicht zu einer Blutvergiftung geführt hatte. Allerdings hatte sich Gerrit aufgrund dessen, dass er nur leicht bekleidet in dem modrigen kalten Keller gefangengehalten wurde, eine starke Grippe zugezogen und davon rührte das hohe Fieber. Die Ärzte hatten die Bisswunden versorgt und hofften, das Fieber mittels Medikamente schnell herunter zu bekommen.
Als Michael und ALex Gerrits Zimmer betraten, staunten sie nicht schlecht, denn an seinem Bett saß Yvonne. Aufgrund der mit dem Staatsanwalt getroffenen Vereinbarung war sie auf freiem Fuß geblieben. Yvonne berichtete, dass Gerrit aufgrund der hohen Dosierung der Medikamente bisher nicht aufgewacht war und so beschlossen die drei, ihn erst einmal in Ruhe schlafen zu lassen.
Als Gerrit am nächsten Morgen aufwachte, sah er, dass Michael an seinem Bett saß und Zeitung las. "Hey" machte er sich bemerkbar und Michael legte die Zeit sofort weg. "Na, endlich wieder wach." "Ja, und wie ich sehe zur Abwechslung wieder einmal ein Tag ohne Ratten" Michael lachte "Ja" "Man Michael, das war die Hölle. Ich hasse Ratten und das Erlebnis hat nicht gerade dazu beigetragen, dass dieses Viehzeug mir sympatischer wird."
Die beiden unterhielten sich noch eine Weile und Michael erzählte Gerrit, was in den letzten Tagen passiert war, bis es an der Tür klopfte und Yvonne eintrat. Michael stand auf und nahm seine Jacke "Tja, dann verabschiede ich mich mal. Muss eh gleich anfangen zu arbeiten. Also, bis dann."
Yvonne trat unsicher in Zimmer und Gerrits forderte sie auf, näher zu kommen. Yvonne setzte sich an der Seite auf Gerrits Bett. "Ich wollte mich bei Dir für all den Ärger entschuldigen." Gerrit lächelte "Ach was, ich muss mich bei Dir bedanken, dass Du Dich sozusagen geopfert hast, damit meien Kollegen mich finden können. Michael hat mir gerade alles erzählt. Im übrigen auch von dem Deal mit dem Staatsanwalt. Ist doch super gelaufen." Es entstand eine unangenehme Stille und beide sahen sich lange in die Augen. Schließlich war es Gerrit, der die Alternative ergriff, sich aufsetzte und Yvonne zögerlich küsste. Erst langsamen auf den Mund und dann, als er merkte, dass auch Yvonne ihn zurückküsste, immer fordernder.
Beide waren so mit sich beschäftigt, dass sie gar nicht merkten, dass Alex das Zimmer betreten hatte. Als Alex die beiden so miteinander beschäftigt war, verließ sie das Zimmer wieder, ohne einen Ton zu sagen und fuhr ebenfalls ins Büro. Mit Gerrit zu reden hatte ja noch Zeit, sie konnte ja heute abend wieder kommen.
Gerrit und Yvonne sprachen noch lange miteinander und auch über ihre Gefühle füreinander.
Gerrit musste vier Tage im Krankenhaus blieben und war dann noch eine Woche krankgeschrieben. Yvonne und war jeden Tag ins Krankenhaus gekommen und in der Zeit war aus den beiden ein festes Paar geworden, so dass Yvonne ihn auch täglich in der WG besuchte. Gerrit wusste zwar von Alex, dass der Staatsanwalt von dieser Beziehung nicht gerade begeistert war, aber das war ihm vorläufig völlig egal.
Teil der Zusage des Staatsanwalt im Hinblick auf die zwei Jahre auf Bewährung war gewesen, das Yvonne die seinerzeitige Beute aushändigte. Deshalb war sie auch bereits mit Michael in der Schweiz gewesen und hatte dort das Schließfach aufgelöst und Michael die Beute dann ausgehändigt. Die Erbschaft von Max Biedel hatte sie mittl
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